Butler Parker 102 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 102 – Kriminalroman - Günter Dönges


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ins Hospital geschafft, der andere kurvt unten im Fischereihafen herum.« Waters marschierte vor seinen beiden Leibwächtern auf und ab. »Nun sagt wenigstens etwas! Verteidigt euch!«

      »Der Butler hat’s faustdick hinter den Ohren«, meldete Artie sich zu Wort. »Er muß mir ’ne Spritze in den Unterarm gerammt haben. Ich hab’ den Stich gemerkt, aber da war’s auch schon zu spät. Ich bin erst wieder im Hospital zu mir gekommen.«

      »Und ich bin auf den Namen Artie reingefallen«, entschuldigte sich Ray, der zweite Jungprofi. »Woher er den Namen weiß, kann ich mir nicht erklären.«

      »Wenn einer Profi ist, dann ist das dieser Butler«, stellte Waters wütend fest. »Ihr fahrt zurück in die Stadt und brecht dem Kerl ein paar Knochen.«

      »Das geht nicht, Chef«, sagte Artie.

      »Der Butler ist mitsamt der Lady und der Gesellschafterin abgehauen«, fügte Ray hinzu.

      »Abgehauen? Wohin?«

      »Nach Edinburgh, Pendington-Manor. Ich hab’ mir im Hotel die Postnachsendeadresse geben lassen.«

      »Nach Schottland?« Waters zwang sich zur Ruhe. Konnte er es sich leisten, den Butler zu verfolgen? Die Entfernung nach Edinburgh war schließlich kein Pappenstiel.

      »Ist das mit Schottland sicher?« vergewisserte Waters sich.

      »Ich hab’ den Hotelpagen bestochen«, antwortete Ray, »der Junge wußte das aus erster Hand. Die Nachsendeadresse sollte eigentlich geheimgehalten werden.«

      Ray ahnte nicht, daß Josuah Parker all dies nur inszeniert hatte.

      »Also schön, vergessen wir den Butler und diese komische Lady«, entschied Waters mürrisch. »Wäre ja sinnlos, sie bis nach Schottland zu verfolgen. Irgendwann werde ich diesen Typen aber meine Rechnung unter die Nase halten.«

      Während er noch redete, war das scharfe Schlagen von Helikopter-Rotoren zu hören.

      Das Geräusch des Hubschraubers kam schnell und aufdringlich näher. Dann schien die Maschine über dem Castle stehen zu bleiben.

      Waters öffnete die Tür zu einem Balkon und trat hinaus ins Freie. Er blieb so lange ahnungslos, bis ihm die ersten Geschosse um die Ohren pfiffen.

      Die Schüsse selbst waren nicht zu hören. Der Lärm, der Rotoren verschluckte die Detonationen. Waters war aber Fachmann genug, um die Aufschläge auf dem harten Stein des Castle identifizieren zu können.

      Er betätigte sich umgehend als Freizeitsportler und ging in die Kniebeuge.

      Dann warf er sich auf den Boden und robbte umgemein schnell zurück in den schützenden Raum, während Glassplitter der berstenden Fenster ihn umschwirrten.

      Waters war kreidebleich, als er sich endlich erhob.

      »Artie – Ray!« Seine Stimme überschlug sich. Panik nistete in ihr.

      Die beiden Jungprofis erschienen hinter dem schweren Sofa, wo sie volle Deckung genommen hatten.

      »Holt das Schwein runter!« kreischte Waters und deutete nach draußen.

      Artie und Ray schienen von diesem Auftrag nicht besonders begeistert zu sein. Sie sahen sich etwas zögernd an und gingen dann ohne jede Eile zur Balkontür.

      Ihre Vorsicht zahlte sich aus.

      Als sie endlich auf dem Balkon waren, hatte, der Helikopter bereits abgedreht und schwebte zur Bay hinunter, unerreichbar für Schüsse.

      *

      »Mylady mögen verzeihen, aber eine bessere Unterkunft war in Anbetracht der Kürze der Zeit nicht zu finden«, erklärte der Butler würdevoll und öffnete die hintere Wagentür. Er deutete auf das malerische zweistöckige Fachwerkhaus, das drei Spitzgiebel aufwies. Dieses Haus lag an einer steil ansteigenden, schmalen Straße und gehörte zu den Kapitänshäusern, wie sie genannt wurden. Es handelte sich um die Häuser ehemaliger Segelschiffskapitäne, die jetzt für zahlungskräftige Touristen vermietet wurden.

      »Sie haben diesmal genau meinen Geschmack getroffen«, antwortete Lady Simpson und nickte beifällig.

      »Mylady machen mich relativ glücklich«, gab Parker zurückhaltend zur Kenntnis.

      »Ich weiß, Ihnen paßt mein Entschluß nicht, oder?«

      »Ich würde mir niemals erlauben, Mylady zu widersprechen«, lautete Parkers Antwort. »Ich möchte allerdings erneut darauf hinweisen, daß Mylady sich in große Gefahr begeben.«

      »Ich werd’s schon überleben.« Agatha Simpson marschierte auf ihren stämmigen Beinen hinüber zum Haus.

      Parker, der ihr gefolgt war, schloß die Haustür auf. Er hatte sich den Schlüssel vom Verwalter der Kapitänshäuser mitgeben lassen. Er hatte auch die geschäftlichen Verhandlungen erledigt. Um solche Kleinigkeiten kümmerte sich die Detektivin nie.

      Lady Agatha war entzückt, wie sie mehrfach behauptete. Das Fachwerkhaus war voll eingerichtet, alles alte Mahagoni-Möbel mit Messingbeschlägen. Man fühlte sich behaglich wie in der Kajüte eines Hochseekapitäns.

      Die Verteilung der wenigen Räume war schnell geregelt. Parker bezog ein kleines Kabinett im Erdgeschoß gleich neben der Küche. Die beiden Damen komplimentierte er hinauf ins Obergeschoß. Er hielt sie dort für sicherer.

      Als Parker zurück zum Wagen ging, hörte er über der Bay das Geräusch eines Hubschraubers, der tief über das Wasser flog. Die Maschine kam direkt aus der Richtung des Schlosses, in dem Stephan Waters wohnte. Parker achtete nur kurz auf den Helikopter und widmete sich dann dem wenigen Gepäck, das er ins Haus trug. Anschließend ließ er seinen hochbeinigen Wagen seitlich neben dem Haus in einer Fachwerkremise verschwinden.

      Parker war, wie er bereits deutlich zu erkennen gegeben hatte, mit dem! Entschluß Myladys nicht einverstanden. Er hätte Agatha Simpson und Kathy Porter in wenigen Stunden zurück nach Torquay bringen können, wo sich Lady Simpsons Sommerwohnsitz befand. Dort hätte er, was die Sicherheit anbetraf, gewisse Garantien geben können.

      Die Detektivin hatte auf diese Rückfahrt verzichtet. Sie wollte ganz in der Nähe dieses Flegels bleiben, um ihre Forderungen an Waters einzutreiben. Agatha Simpson galt nicht umsonst als eine sehr skurrile Dame, die jeder Norm widersprach.

      Nun befand man sich also südlich von Falmouth in einer sich genau westlich erstreckenden Seitenbucht der Bay und konnte von hier aus das Castle auf der Felsnadel genau beobachten. Parker stellte mit einiger Befriedigung fest, daß die Wasserfläche zwischen dem Kapitänshaus und dem Castle erfreulich groß war. Lady Simpson konnte als nicht unmittelbar tätig werden.

      Die Hänge dieser Bucht zeigten eine subtropische Vegetation. Der Golfstrom war die ununterbrochen tätige, riesige Zentralheizung, die die Südwestspitze von Cornwall mit Wärme versorgte. Zitronen- und Apfelsinenbäume waren hier eine Selbstverständlichkeit. Selbst Bananenstauden waren reichlich vorhanden.

      Der dicht bestandende Garten, der das Haus umgab, stand in voller Blüte und wirkte in seiner Üppigkeit wie ein kleiner Dschungel. Parker gab sich diesem Bild des Friedens für einen Moment voll hin. Er sah hinunter auf die Bay und beobachtete einen Fischkutter, der seewärts tuckerte. Dann aber schaute er unwillkürlich hinüber auf das Castle und besann sich auf die harte Gegenwart.

      Er hatte Mylady gegenüber nicht übertrieben. Agatha Simpson wollte sich wegen einer Bagatelle mit einem Gangster anlegen, der noch vor wenigen Jahren gefürchtet war. Ahnte sie überhaupt, auf was sie sich da einließ? Hatte sie jeden Sinn für Gefahr verloren?

      »Besorgen Sie ein gutes Fernrohr«, ließ die Detektivin sich in diesem Augenblick vernehmen. »Ich möchte dieses Subjekt immer vor Augen haben.«

      »Wie Mylady wünschen.« Parker seufzte innerlich auf.

      »Und lassen Sie sich einfallen, wie wir diesen Lümmel gründlich nervös machen können!« Sie deutete zum Castle hinüber.

      »Ich werde mich bemühen, Mylady«, entgegnete der Butler, »aber wenn ich


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