Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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der Mann die richtige Position erreicht hatte, verschoß Parker mit seiner Gabelschleuder eine hart gebrannte Ton-Erbse.

      *

      Es riß ihm die Beine unter dem Leib weg.

      Der Mann fiel seitlich zu Boden, überschlug sich fast und blieb regungslos auf dem Gehweg liegen. Dabei fiel sein Staubmantel auf und gab ein Gewehr mit Zielfernrohr frei.

      Josuah Parker hatte diesen potentieller Schützen oder auch Mörder gerade erreicht, als aus dem modernisierten Lagerhaus zwei weitere Männer kamen, die ihren Schwung bremsten und erstaunt auf den Liegenden und dann auf Parker blickten.

      »Was ... was ist denn hier passiert?« fragte einer der beiden, die einen durchaus unverdächtigen Eindruck machten.

      »Es dürfte sich um einen bedauerlichen Kreislaufkollaps handeln«, antwortete der Butler. »Würden Sie die Güte haben, die Person in den Wagen dort zu setzen? Sie bedarf sofortiger ärztlicher Hilfe.«

      Er ließ die beiden Männer nicht aus den Augen. Es schienen Angestellte aus einem Büro des Hauses zu sein.

      Parker öffnete die hintere Tür seines hochbeinigen Monstrums und lüftete überaus dankbar die schwarze Melone, als der Schütze nach wenigen Augenblicken auf dem Rücksitz lag. Parker hielt das Gewehr in Händen und stellte es vorn zwischen die beiden Sitze.

      »Was wollte der Mann mit dem Gewehr?« fragte einer der beiden Hilfsbereiten ein wenig mißtrauisch.

      »Kennen Sie keinen Kammeijäger?« blaffte Lady Agatha die Männer an und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

      »Kammeijäger?« fragte der Mann verblüfft.

      »Es geht um die Rattenplage«, fügte Parker hinzu. Er war bereits um den Wagen herumgegangen und setzte sich ans Steuer. Bevor weitere Fragen gestellt werden konnten, fuhr der Butler schon an.

      Er sorgte dafür, daß die Trennscheibe zwischen Fond und Vordersitzen aus ihrer Versenkung nach oben schoß. Es handelte sich dabei um schußsicheres Glas, das keine Überraschung zuließ.

      »Mylady waren überzeugend, wenn meine Wenigkeit dies sagen darf«, ließ Parker sich vernehmen.

      »Ich weiß, Mister Parker«, erwiderte sie selbstzufrieden. »Meine Geistesgegenwart verblüfft mich selbst immer wieder. So etwas ist angeboren.«

      Parker blickte in den Rückspiegel.

      Der potentielle Schütze, der nun keiner mehr war, regte sich bereits, stöhnte verhalten und faßte sich dann mit einer fahrigen Geste an den Hinterkopf. Dort war die Stelle, an der die Ton-Erbse gelandet war. Dann richtete der Mann sich mühsam auf und brauchte einige Sekunden, bis er sich zurechtgefunden hatte.

      »Man wird sich intensiv um Sie kümmern«, sagte Parker über die Wechselsprechanlage nach hinten. »Sie werden in jedem Fall einige Fragen beantworten müssen.«

      Der Mann langte nach dem linken Griff und wollte die Wagentür aufstoßen. Da das hochbeinige Monstrum relativ langsam fuhr, hatte er wohl‘ die Absicht, sich auf die Fahrbahn fallen zu lassen.

      Die hinteren Wagentüren waren natürlich zentral verriegelt worden. Der Mann rüttelte wütend an der Klinke, gab dann die Versuche auf und hielt plötzlich einen Schuh in der rechten Hand. Damit wollte er die Trennscheibe einschlagen.

      »Sie werden sich Ihre Fußbekleidung ruinieren«, meinte Parker gemessen. »Gehen Sie davon aus, daß es sich um eine Scheibe aus Panzerglas handelt. Rechnen Sie aber auch zusätzlich damit, daß es möglicherweise gleich zu einem schweren Verkehrsunfall kommt. Mylady setzt zumindest auf einen schweren Lastwagen, der nur darauf wartet, dieses Fahrzeug hier rammen zu können.«

      »Sie werden danach nicht gut aussehen, junger Mann«, schaltete die ältere Dame sich ein.

      »Stopp, fahren Sie zurück«, erwiderte der Mitfahrer umgehend. Er hatte sich bereits entschieden. »Halten Sie doch schon! Fahren Sie zurück! Nehmen Sie die Straße in Richtung Stepney, aber schnell.«

      »Gibt es einen stichhaltigen Grund für diese Empfehlung?« wollte Josuah Parker wissen.

      »Zwei Laster«, lautete die nervöse Antwort, »stehen drüben in den Seitenstraßen.«

      *

      Chief-Superintendent McWarden leitete im Yard ein Sonderdezernat, das sich mit dem organisierten Verbrechen befaßte. Er war dem Innenministerium direkt unterstellt, ein sehr fähiger Kriminalist und zugleich ein Freund des Hauses Simpson.

      McWarden war untersetzt, füllig und hatte das Gesicht einer stets gereizten Bulldogge. Seine leicht hervorstehenden Basedowaugen unterstrichen diesen Eindruck noch besonders. Er mochte an die fünfundfünfzig sein und suchte und fand immer wieder Rat bei Butler Parker, wenn er mit seinen Ermittlungen nicht weiterkam.

      Darüber hinaus schätzte er Lady Simpson, die auf alle Konventionen pfiff und vor allen Dingen die finanziellen Mittel besaß, die seine Dienststelle nicht zur Verfügung hatte. Agatha Simpson konnte sich Dinge leisten, von denen er nur träumte. McWarden war an dienstliche Weisungen gebunden, an die er sich strikt halten mußte. Dadurch waren ihm oft die Hände gebunden.

      An diesem frühen Nachmittag hatte er sich in Shepherd’s Market eingefunden und war zu seiner Überraschung von Mylady zu einer Tasse Tee eingeladen worden. Er kannte schließlich ihre ausgeprägte Sparsamkeit.

      »Wir haben diesen Burschen schnell identifizieren können, Mylady«, sagte er. »Er ist ein langgesuchter Killer, dem wir jetzt den Prozeß machen.«

      »Diese Person, Sir, deren Name wohl unwichtig ist, lehnt es sicher ab, den Namen des Auftraggebers zu nennen.«

      »Stimmt haargenau, Mister Parker«, antwortete der Chief-Superintendent. »Aus solchen Typen ist grundsätzlich nichts herauszuholen. Aber ich kann wohl davon ausgehen, daß Sie mir einen Tip geben können, oder? Es ist ja klar, daß er Mylady und Sie niederschießen wollte.«

      »Mylady erfreut sich in der Unterwelt besonderer Aufmerksamkeit, Sir.«

      »Es geht demnach nicht um einen aktuellen Fall?« Er blickte Agatha Simpson betont an.

      »Geht es um einen aktuellen Fall, Mister Parker?« fragte die Hausherrin umgehend in Richtung Parker.

      »Mylady dürften sich den Unmut einer sogenannten Bau-Mafia zugezogen haben«, antwortete Parker.

      »Bau-Mafia? Nie von gehört.« McWarden schüttelte langsam den Kopf. »Sie bieten mir eine falsche Spur an, wie?«

      »Es handelt sich um eine sogenannte Bau-Mafia«, wiederholte der Butler. »Es geht um Korruption und Angebotsabsprachen, um es pauschal mal so zu nennen.«

      »Ich bin ehrlich verblüfft«, bekannte der Chief-Superintendent. »So etwas ist auf meinem Schreibtisch bisher noch nie gelandet.«

      »Es geht um Ziffern, mein Bester«, schaltete die ältere Dame sich ein. »Es wundert mich übrigens überhaupt nicht, daß Sie wieder mal nicht Bescheid wissen.«

      »Es handelt sich um sogenannte Nullen, wie diese kriminelle Vereinigung genannt wird«, präzisierte der Butler. »Einzelheiten dazu später, falls es gewünscht wird.«

      »Handelt es sich um verbotene Preisabsprachen, Mister Parker?«

      »Auch dies, Sir«, redete der Butler weiter. »In diesem Zusammenhang wäre es von außerordentlichem Nutzen, könnte Mylady etwas über einen Mister Artie Bellow erfahren. Möglicherweise ist er Ihrer Behörde bereits bekannt.«

      »Artie Bellow?« McWarden ließ den Namen förmlich auf der Zunge zergehen. »Und ob dieser Name mir etwas sagt, Mister Parker! Bellow legt für die sattsam bekannte, reguläre Mafia gewaschene Gelder an. Sie wissen, was ich mit dem Ausdruck regulär meine, nicht wahr?«

      »Sie denken an die international agierende Mafia, Sir, der man bisher noch nicht beikommen konnte.«

      »Die genau meine ich. Bellow legt mit Sicherheit Drogengeld hier in London an. Aber zurück zu dieser Bau-Mafia! Lohnt


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