Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.Behörden errichtet werden soll.«
»Was immer das sein mag.« Sie winkte ab. »Kann ich mich darauf verlassen, daß die drei Lümmel sich nicht vorzeitig befreien können?«
»Ohne fremde Hilfe dürften die Personen sich nicht aus dem sogenannten Staub machen können, Mylady«, versicherte Parker ihr. Die Schläger saßen in einem bunkerähnlichen Raum, in dem die Öltanks für die Heizung untergebracht waren. Parker hatte die Einstiegluke von außen noch zusätzlich gesichert.
Mylady rückte sich in den Polstern zurecht und schloß die Augen. Sie wollte intensiv über ihren neuen Fall nachdenken, wie sie sagte. Tatsächlich aber schlief sie ein wenig ein und produzierte erstaunliche Schnarchtöne. Sie erinnerten an die einer angerosteten Trillerpfeife, wie Parker fand.
Der Butler wälzte natürlich ebenfalls seine Gedanken. Es ging um Angebotsunterlagen, wie sich herausstellte.
Eine städtische Behörde hatte eine der üblichen Ausschreibungen veranstaltet und wartete auf die Reaktion interessierter Firmen.
Martin Landby schien einer gewissen Konkurrenz unangenehm zu sein. Man wollte wohl erfahren, wie sein Angebot lautete. Oder man hatte sogar die Absicht, ihn an der Ausschreibung zu hindern.
Josuah Parker brauchte diese Dinge nur mit Berichten in Zusammenhang zu bringen, von denen die Zeitungen immer wieder voll waren. Mehr oder weniger deutlich wurde von verbotenen Absprachen und Bauskandalen gesprochen.
War man per Zufall auf eine solche Absprache gestoßen? In der Vergangenheit hatte er schon einige Male mit ähnlichen Dingen zu tun gehabt. Seinerzeit hatte er Gangster bekämpft, die eine Art Zement-Kartell gegründet hatten.
Diese Kriminellen hatten Preisabsprachen getroffen und den wichtigen Baustoff zu überhöhten Preisen verkauft. Außenseiter waren brutal niedergeknüppelt worden.
Parker hatte nichts dagegen, sich erneut mit Gangstern dieser Provenienz anzulegen. Es ging schließlich um das Geld der Steuerzahler.
»Die Arbeitsvermittlung des Mister Charly Cantner«, meldete der Butler nach hinten, als er das Ziel erreicht hatte. Die ältere Dame fuhr zusammen und gähnte ungeniert.
»Endlich«, sagte sie dann. »Das hat ja fast eine Ewigkeit gedauert, Mister Parker. Ich habe manchmal das Gefühl, daß Sie dem Verkehr nicht mehr gewachsen sind.«
»Wie Mylady meinen.« Parker stieg aus dem Wagen und öffnete den hinteren Schlag. Lady Agatha schob ihre majestätische Fülle ins Freie und reckte sich unternehmungslustig. Sie freute sich auf eine muntere Unterhaltung.
*
Es handelte sich um eine private Job-Vermittlung, die sich auf Bauarbeiter im weitesten Sinn des Wortes spezialisiert hatte. Die Firma befand sich im Souterrain eines grauen Wohnblocks, das einen heruntergekommenen Eindruck machte. Von der Straße aus erreichte man den Eingang über eine Steintreppe, die in das Basement führte.
In einem etwa zwanzig Quadratmeter großen Vorraum, der gleichzeitig als Warteraum diente, gab es zwei Schalter, die allerdings unbesetzt waren. Eine Tür im Hintergrund war halb geöffnet. Man hörte schrille Musik, Stimmen und Gelächter.
Parker pochte mit dem Bambusgriff seines Schirmes gegen den Türrahmen, um auf Mylady und sich aufmerksam zu machen. Dann schob er seinen Oberkörper vor und entdeckte in einer Art Büro zwei Männer, die ihre Füße auf einer Aktenablage und einem Schreibtisch gelagert hatten.
Die etwa fünfundzwanzigjährigen Angestellten blätterten in Magazinen und schienen sich über Sex-Fotos zu amüsieren.
»Darf man in aller Bescheidenheit ein wenig stören?« schickte Josuah Parker voraus. »Wäre es möglich, mit Mister Cantner einige Worte zu wechseln?«
»Ich glaub’, ich werd’ verrückt«, sagte einer der beiden Angestellten und starrte den Butler entgeistert an. Parker hatte die Melone gelüftet und bot das Bild eines perfekten Butlers. Der junge Mann nahm seine Füße vom Aktenbock und erhob sich langsam.
»Sie wollen zu Charly Cantner?« fragte er sicherheitshalber. »Hören Sie, Mann, wir vermitteln keine Butler und so ...«
»Dies konnte man bereits den Hinweisschildern links und rechts vom Eingang entnehmen«, gab der Butler zurück.
»Auch keine Köchinnen«, fügte der junge Mann hinzu. Er hatte Lady Agatha erspäht, die jetzt neben Parker auftauchte.
»Sie schätzen mich falsch ein, junger Mann«, widersprach die Detektivin. Sie war gefährlich freundlich und marschierte energisch auf den Angestellten zu. »Ich bin Erzieherin und vermittle Manieren.«
»Schwirrt ab!« meldete der zweite Angestellte sich zu Wort. »Hier gibt’s keine Jobs für euch.«
»Sollte man darüber nicht sicherheitshalber mit Mister Cantner persönlich sprechen?« schlug Parker vor.
»Der Boß hat keine Zeit«, entschied der junge Mann. »Und überhaupt, wir vermitteln nur Bauarbeiter.«
»Vielleicht zusätzlich auch noch das, was man gemeinhin Schläger zu nennen pflegt?« tippte Parker an.
»Schläger?« Die beiden Männer tauschten einen schnellen Blick. Der junge Mann, der Parkers Hinweis wiederholt hatte, baute sich vor dem Butler auf. »Wie kommen Sie auf Schläger? Wer, zum Teufel, seid ihr?«
»Sie haben die Ehre und den Vorzug, Lady Simpsons Fragen beantworten zu dürfen«, erklärte der Butler. »Mein Name ist Parker, Josuah Parker.«
»Okay, ihr habt euren Spaß gehabt«, meinte der junge Mann. »Jetzt zieht Leine, bevor wir ärgerlich werden.«
Der zweite junge Mann wollte diesen Worten einigen Nachdruck verleihen und griff nach dem linken Oberarm der älteren Dame. Er hatte die Absicht, sie relativ sanft wieder in den Vorraum zu drängen.
Er knirschte hörbar mit den Zähnen, als Mylady ihm ohne Vorankündigung gegen das linke Schienbein trat. Er knickte ein und blickte die resolute Dame dann ausgesprochen ungläubig an.
»Wagen Sie es ruhig noch mal, mich belästigen und angreifen zu wollen«, donnerte sie mit ihrer tiefen, sonoren Stimme.
»Haben ... haben Sie mich gerade getreten?« fragte der Angestellte.
»In Notwehr«, bestätigte Agatha Simpson freundlich. »Ich überlege mir gerade, ob Sie mich nicht auch noch unsittlich belästigt haben könnten, junger Mann.«
Der Getretene hatte sich auf seinen Bürostuhl zurückfallen lassen und massierte sich das schmerzende Bein. Sein Partner machte einen recht ratlosen Eindruck. Er wußte einfach nicht, wie er sich diesen nicht gerade taufrischen Besuchern gegenüber verhalten sollte.
»Ich will ja keine Gewalt anwenden«, sagte er schließlich, »aber wenn Sie nicht sofort verschwinden, können Sie was erleben, klar?«
»Was denn, junger Mann? Nennen Sie mir ein Beispiel«, verlangte Lady Agatha hoffnungsfroh.
»Ich werde euch... Also, raus jetzt!« Er plusterte sich auf und langte entschlossen nach einem Elektrokabel, das an einem Nagel an der Wand hing. Er ließ es durch die Hand gleiten und formte eine Art Peitsche daraus. Die zischte nun durch die Luft.
»Sie würden tatsächlich physische Gewalt anwenden?« erkundigte sich der Butler.
»Raus jetzt, oder es setzt Hiebe!« brüllte der junge Mann und holte zu einem ersten gezielten Schlag aus.
*
»Was ist denn hier los?« erkundigte sich der Eintretende. Es handelte sich um einen etwa vierzigjährigen Mann mit leichter Stirnglatze und hellgrauen Augen. Er trug einen grauen, sicher teuren Zweireiher, dazu eine grelle Krawatte und blickte erstaunt auf die beiden jungen Männer, die sichtlich unter einem Formtief litten.
Der junge Angestellte, dessen Schienbein erschüttert worden war, rieb sich vorsichtig das Brustbein, sein Partner massierte sich oberflächlich die Kinnlade.
»Mister Charly Cantner, wie zu vermuten ist?« Parker lüftete höflich