Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war sehr still in der Bar geworden. Die Männer in der Bar - es handelte sich um zwei, hatte Parker bereits festgestellt - lauerten auf ein verräterisches Geräusch, warteten auf eine falsche Bewegung. Aber diese Blöße gab Parker sich nicht. Leise wie eine Maus durchschritt der Butler den Vorraum, in dem sich die Garderobe befand, stieg über die Theke und verschwand zwischen den Kleiderschränken.

      Eine schmale und niedrige Tapetentür stoppte ihn.

      Parker hatte bereits seinen Universal-Regenschirm in der Hand, brauchte ihn aber nicht einzusetzen. Die Tür ließ sich aufdrücken. Parker leuchtete hinter die Tür und entdeckte eine Treppe, die nach unten führte.

      War das der Zugang zu einer Falle? Oder war das der rettende Ausweg? Der Butler riskierte es, nach unten zu steigen. Parker hatte gewiß keine Angst vor einem Feuergefecht, nein! Er wollte einfach nicht erwischt werden. Er wollte die erbeuteten Papiere und Unterlagen in aller Ruhe sichten.

      Der Butler hatte das Glück auf seiner Seite.

      Er landete in einem Umkleideraum, in dem Spinde, einige Tische und Stühle standen. Licht erhielt dieser Souterrainraum von einigen Lichtschächten, die steil nach oben führten.

      Leider waren diese Fenster vergittert.

      Der Butler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl es über ihm unheimlich geworden war. Eine wahrlich unheimliche Ruhe herrschte oben. Parker konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr nach ihm gesucht wurde. Aber noch hatten die Männer in der Bar nicht an den Umkleideraum des Personals im Keller gedacht.

      Josuah Parker entdeckte eine Tür, stieß sie auf und befand sich in einem langen Kellergang, auf den einige Türen mündeten. Er probierte es mit diesen Türen, bis er in einem Heizungsraum stand. Im Schein der Taschenlampe fand er schließlich den rettenden Ausweg. Nachdem er eine Eisentür geöffnet hatte, befand er sich wieder im Hof der Bar.

      Alles weitere war eine Kleinigkeit.

      Er stieg wieder über die Mauer, ging dann würdevoll und gemessen wieder zurück zu seinem hochbeinigen Monstrum und fuhr nach Hause. Seine Nerven waren frisch und intakt, als hätte er sich im Wald erholt. Gab es eigentlich etwas, um ihn aus der Ruhe bringen zu können?

      *

      Als Josuah Parker in die Tiefgarage hinunterfuhr und ausstieg, wartete Mike Rander bereits auf ihn.

      »Bleiben Sie im Wagen«, sagte er hastig. »Einer von Porters Leuten hat eben angerufen. Auf Jane Bracer ist ein Anschlag verübt worden. Vor ein paar Minuten habe ich den Anruf erhalten.«

      Parker wartete, bis Mike Rander neben ihm Platz genommen hatte. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und ließ den Wagen wie eine Rakete zurück auf die Straße zischen. Jeder guter Fahrer hätte sich anstrengen müssen, das zu schaffen. Aber Parker nahm noch nicht einmal seinen Kopf herum. Er begnügte sich damit, in den Rückspiegel zu schauen.

      In den Straßenschluchten, die erfreulicherweise fast wie ausgestorben waren, entwickelte der Butler eine irrsinnige Schnelligkeit. Mike Rander hätte sich am liebsten tief im Wagen verkrochen.

      In einer wahrhaft kurzen Rekordzeit hatten sie das graue Mietshaus erreicht.

      Randers Beine zitterten, als er ausstieg. Er mußte sich für einige Sekunden festhalten, bis sein Gleichgewicht wieder hergestellt war. Dann konnte er seinem Butler folgen, der bereits im Haus verschwunden war.

      Jane Bracer saß schluchzend in einem Strohsessel. Sie sah nicht auf, als Rander und Parker das kleine Zimmer betraten. Sie hatte ein Taschentuch gegen das Gesicht gepreßt und schien mit ihren Nerven restlos fertig zu sein.

      »Was ist passiert?« erkundigte Rander sich bei einem untersetzten Mann. Er gehörte zu Sammy Porters Leuten und hatte den Mord an Jane Bracer verhindert.

      »Ich war unten auf der Straße«, berichtete der Detektiv. »Ich sah, wie Mrs. Bracer und dieser Mr. Parker vorfuhren. Als Mr. Parker wieder mit seinem komischen Schlitten wegfuhr, baute ich mich in einem dunklen Torbogen auf. Nach einer Viertelstunde wurde plötzlich ein Fenster aufgerissen. Ich sah die Umrisse einer Gestalt, aber die schrie nicht. Ich hörte nur so etwas wie ein ersticktes Gurgeln.«

      »Und dann?«

      »Sie können sich vorstellen, daß ich hinaufgerannt bin«, berichtete der Mann weiter. »Aber ich kam zu spät. Der Täter war bereits verschwunden.«

      »Ist Ihnen etwas passiert, Mrs. Bracer?« fragte Rander.

      Sie schluchzte nur erneut auf.

      »Haben Sie den Täter erkannt?«

      Wieder nur ein Kopfschütteln.

      »Sir, ich schlage vor, Mrs. Bracer erst einmal etwas Ruhe zu gönnen«, schaltete Butler Parker sich ein. »Später könnte man Mrs. Bracer dann zum Bahnhof bringen. Wie ich sehe, wollten Sie packen, nicht wahr?«

      Nun, diese Tatsache war wirklich nicht zu übersehen. Auf einem Hocker stand ein kleiner Handkoffer, der geöffnet war. Einige Wäscheteile waren über den Kofferdeckel gehängt worden. Eine Reisetasche stand neben dem Koffer auf dem Boden.

      »Ich will fort«, sagte Jane Bracer schluchzend. »Ich will allein sein...«

      »Wollen Sie nicht auf Ihre Freundin warten?« erkundigte Parker sich väterlich.

      »Ich hinterlasse ihr eine Nachricht«, meinte Jane Bracer. Sie hatte sich wieder gefangen, stand auf und kümmerte sich um ihren Koffer. Sie tat so, als sei sie allein im Zimmer.

      Josuah Parker war sehr diskret.

      Er nickte seinem Herrn zu und verließ das Zimmer. Unten auf der Straße setzte er sich in sein hochbeiniges Monstrum und schloß die Vorhänge vor den Fenstern. Erst dann schaltete er die Innenbeleuchtung ein.

      Parker, der sich nun endlich seiner Safebeute widmen konnte, machte sich schnell über die Papiere und Schriftstücke her. Nach knapp zehn Minuten löschte er das Licht in seiner fahrbaren Gartenlaube, stieg aus und ging wieder bedächtig nach oben.

      Er kam im richtigen Moment.

      Jane Bracer hatte sich den leichten Regenmantel übergeworfen und wollte gehen. Rander und der Detektiv wirkten hilflos. Sie konnten die Frau schließlich nicht mit Gewalt aufhalten. Dazu hatten sie kein Recht.

      »Sie gestatten«, sagte Parker höflich. Er nahm Jane Bracer den kleinen Koffer aus der Hand und ging voraus. Jane Bracer kam gegen die sanfte Beharrlichkeit des Butlers nicht an. Sie ließ ihn gewähren.

      Mike Rander verstand und hielt den Detektiv zurück. Rander wußte, daß sein Butler eine Seelenmassage bei Jane Bracer durchführen wollte.

      Jane Bracer sagte kein Wort, als sie im Wagen saß. Starr blickte sie durch die Frontscheibe des Wagens auf die Straße hinaus. Den Schock hatte sie noch längst nicht überwunden.

      »Ja, ja, so spielt das Leben«, plauderte Parker, der ungewöhnlich langsam fuhr, ja, fast schlich. »Da freut man sich jahrelang auf ein großes Ereignis und dann muß man erleben, daß man sich getäuscht hat. Wohin darf ich Sie übrigens bringen, Mrs. Butler? Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«

      »Zum Bahnhof«, sagte sie nur.

      »Sie sollten sich keine Vorwürfe machen«, redete Parker weiter. »Sie haben doch gewußt, wie gefährlich dieses Spiel war.«

      »Wovon reden Sie eigentlich?« fragte Jane Bracer. Sie zeigte deutliches Interesse.

      »Nun, Sie wissen sehr genau, worauf ich anspiele«, meinte Butler Parker überredend. »Aber Sie alle, Lana Mussel, Hank und Sie, Mrs. Bracer, haben Butch Debtor unterschätzt.«

      »Ich verstehe kein Wort«, behauptete Jane Bracer, die sichtlich nervös geworden war.

      »Aber, aber«, meinte Parker lächelnd. »Was sich tatsächlich abgespielt hat, ist für mich kein Geheimnis mehr, Mrs. Bracer. Wenn Sie erlauben, werde ich Ihnen die Zusammenhänge einmal in aller Ruhe aufzeigen.«

      »Ich möchte aussteigen«, sagte Jane Bracer und versuchte energisch zu wirken.


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