Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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dunkles, schlüpfriges, übel riechendes Schmieröl.

      Parker stieß mit dem Fuß diese Ölkübel um.

      Die zähe Flüssigkeit schwabbte auf den Zementboden und breitete sich aus. Sie folgte dem Gesetz der Schwerkraft und floß nach unten, der Kaimauer entgegen. Sie verwandelte die schräge Rampe in eine improvisierte Eisbahn, was die Gleitfähigkeit anbetraf.

      Parker baute sich neben dem Ausgang auf und wartete auf seine Verfolger.

      Sie brausten aufgebracht heran. Sie gierten danach, sich an Josuah Parker zu rächen.

      Der erste erschien auf der Rampe.

      Er hatte sich etwas zu weit vorgewagt.

      Seine Füße glitten auf dem schmierigen Ölfilm aus. Verzweifelt warf der Mann die Arme in die Luft. Er verlor das Gleichgewicht, setzte sich auf seinen Hosenboden und … segelte in gekonnter Manier hinunter auf die Kaimauer zu.

      Der zweite Gegner erschien.

      Auch er glitt auf der schlüpfrigen Bahn aus und folgte seinem Vorgänger.

      Zwei Chinesen trudelten mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die steil abfallende Kaimauer zu.

      Als der dritte Gegner sich anschickte, ebenfalls hinunterzurodeln, landete der erste Sportsmann im aufklatschenden Wasser.

      Parker war äußerst zufrieden.

      Ohne sein Dazutun beeilten sich seine Gegner, ins Wasser zu rutschen. Parker blieb nur noch übrig, das Aufklatschen des Wassers zu registrieren. Anhand dieser Methode konnte er genau berechnen, wieviel Gegner sich unfreiwillig im schmutzigen Wasser abkühlten.

      Nach dem sechsten Aufschlag trat eine kleine Kunstpause ein. Riß die Kette der Gegner damit ab? Parker wandte sich zur Seite. Im Halbdunkel, das bereits herrschte, erkannte er die Figur des kleinen Chinesen, der den bestickten Seidenmantel trug.

      Es war genau der Mann, mit dem Parker sich durch die Gitterstäbe hindurch unterhalten hatte.

      Erstaunt und nicht verstehend hielt dieser Oberdrache Ausschau nach den Häuptern seiner Lieben. Wahrscheinlich konnte er sich nicht erklären, wo sie geblieben waren.

      Parker sorgte für Aufklärung und Selbststudium.

      Mit dem Bambusgriff seines Regenschirms hakte er hinter den linken Fußknöchel des Oberdrachens. Dann ein kurzer Ruck … und der Chinese stieß einen verzweifelten Schrei aus.

      Er warf ebenfalls die Hände in die Luft, fand natürlich keinen Halt und rutschte dann über den Ölfilm ebenfalls hinunter in das aufklatschende Wasser.

      Butler Parker war äußerst zufrieden. Mehr konnte er nun wirklich nicht für seine Gegner tun. Er schritt würdevoll zurück in den langgestreckten Bau und suchte nach einem ihm genehmen Weg, um diese Räumlichkeiten zu verlassen.

      Doch selbst nach diesem an sich recht amüsanten Ausgang des Treffens verzog sich keine Miene in seinem Gesicht. Er hielt ja stets auf Würde und Selbstbeherrschung …

      *

      Die Sonne war längst untergegangen, als Anwalt Mike Rander an der Repulse-Bay eintraf. In Victory City hatte er sich einen Wagen gemietet. Er war unabhängig, brauchte keine Rücksichten zu nehmen. Mike Rander nutzte diese Unabhängigkeit aus und fuhr an der Straßenfront des Bungalows vorbei, in dem er bereits schon einmal auf das Erscheinen von Jane Morefield gewartet hatte.

      Das Haus machte einen vollkommen friedlichen Eindruck. Einige Fenster zur Straße hin waren erleuchtet.

      Rander dachte natürlich an den Panther, von dem sein Butler ihm berichtet hatte. Es ging also nicht an, einfach auf dieses Grundstück überzuwechseln und sich an das Haus heranzupirschen. Er mußte mit dieser großen, lebensgefährlichen Katze rechnen, gegen die kaum ein Kraut gewachsen war.

      Aber wie sollte er es anstellen, einen Blick auf die Bewohner des Bungalows zu werfen? In einer kleinen Seitenstraße hielt er den Wagen an und überlegte. Er versuchte, sich in die Gedankenwelt seines Butlers zu versetzen. Wie hätte Josuah Parker dieses Problem gelöst, das war für Mike Rander die große und entscheidende Frage.

      Nach wenigen Minuten fand er eine brauchbare Lösung. Es kam darauf an, seine Feuerkraft zu verstärken. Dazu brauchte er natürlich keine Schußwaffe zusätzlich, sondern nur einige handliche Feuerwerkskörper.

      Solche Dinge ließen sich gerade hier in Hongkong leicht beschaffen, zumal die Chinesen für ihre Vorliebe für Feuerwerk aller Art sattsam bekannt waren. Mike Rander steuerte seinen Wagen zurück in die Bucht, ließ sich von einem Verkehrspolizisten den richtigen Weg zeigen und stand dann in einem einschlägigen Fachgeschäft.

      Ein sich immer wieder devot verbeugender Chinese bediente ihn mit Sachkenntnis und innerer Anteilnahme. Mike Rander erstand ein gutes Dutzend Kanonenschläge, deren Schwarzpulverlunten er später auf die Länge eines knappen Dezimeters verkürzte. Nach dem Anzünden solch einer Lunte mußte er sich beeilen, dieses höllische Ding schleunigst loszuwerden, wenn es nicht in seiner Hand platzten sollte.

      Bewaffnet mit dieser Spezialausrüstung fühlte der Anwalt sich stark genug, den Boden des Bungalowgrundstücks zu betreten. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Schußwaffe in Ordnung war, riskierte er es.

      Die Nacht war wunderbar geeignet, dieses Unternehmen zu unterstützen. Von See her eilten dunkle, regengefüllte Wolken auf das Land zu. Eine frische, kühle Brise machte sich breit.

      Der Anwalt kam gut voran.

      Der weiche, kurzgeschorene Rasen dämpfte seine Schritte fast bis zur Lautlosigkeit. Die vielen Büsche und Sträucher deckten ihn gegen Sicht. Von einem blutgierigen Panther war vorerst weit und breit nichts zu sehen und zu hören.

      Da war auch schon das erste Erdgeschoßfenster …

      Mike Rander schob den Kopf hoch und warf einen Blick in die erleuchtete Halle.

      Die attraktive Chinesin May Tai Hing stand vor einem kleinen Wandschrank und füllte ein Lacktablett mit Gläsern. Sie schien einige Erfrischungsdrinks zu mixen.

      Sie war nicht allein in der Halle.

      In der Nähe der geöffneten Verandatür waren zwei Chinesen zu erkennen, die aus dickstieligen Pfeifen rauchten. Sie sahen äußerst gelassen und zufrieden aus. Ein plärrender Lautsprecher sorgte für Musik. Für Randers Ohren waren die Tonfolgen eine einzige Beleidigung, die Chinesen aber genossen ihre Heimatmusik und sahen kaum hoch, als sie von May Tai Hing bedient wurden.

      Ein einziges Glas blieb zurück auf dem Tablett.

      Die Chinesin trug es zur Treppe, die von der Halle aus hinauf ins Obergeschoß führte. Nach wenigen Sekunden verschwanden ihre Beine aus Mike Randers Gesichtsfeld.

      Der junge Anwalt dachte selbstverständlich an Jane Morefield. Augenscheinlich wurde sie in den oberen Räumen der Villa festgehalten.

      Rander verließ das Fenster. Er suchte nach einem passenden Aufstieg.

      Die schlanken Säulen eines Balkons boten sich dazu an. Mike Rander, ein durchtrainierter Sportsmann, schätzte ab. Nein, es mußte eine Kleinigkeit sein, den Balkon zu erklettern. So etwas pflegte er mit der linken Hand zu erledigen. Er brauchte nur noch zu warten, bis May Tai Hing wieder nach unten in die Halle ging.

      Nach einer kurzen Wartepause machte sich Rander an den Aufstieg.

      Schnell und geschmeidig benutzte er eine der dünnen Säulen als Kletterstange. Nach knapp zwei Minuten konnte er sich bereits über die Balkonbrüstung schwingen. Auf Zehenspitzen schlich er sich an das nur halb geöffnete Fenster heran.

      Im Zimmer war es dunkel.

      Hielt sich irgendeine Person in diesem Raum auf? Rander zog die Tür weiter auf, duckte sich und betrat das Zimmer. In der Hand hielt er seinen schußbereiten Revolver.

      Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er die Umrisse der spärlichen Einrichtung. Sie bestand aus einem Bett, einem kleinen Wandschrank und aus einem Tisch samt Sessel. Es roch nach kaltem


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