Seewölfe - Piraten der Weltmeere 59. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 59 - Fred  McMason


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es nicht für nötig, sich umzudrehen.

      In Hasard begann es zu kochen. Seine Wangenmuskeln traten scharf hervor, der Blick seiner Augen wurde eiskalt.

      Da mischte sich Sir Nottingham ein. Er wollte vermitteln.

      „Leutnant“, sagte er sanft. „Ich begreife Ihre ablehnende Haltung, aber der Ernst der Lage erfordert es, daß wir zumindest vorläufig Hand in Hand arbeiten. Wir sind aufeinander angewiesen, denn wenn die Arbeit ...“

      Schneidend scharf fuhr Scinders dazwischen.

      „Ich darf Sie daran erinnern, Sir, daß Sie meinem Kommando unterstehen, seit Ihr geschätzter Rebell die ‚Albion‘ auf den Grund der See geschickt hat. Wenn Sie mit den Piraten konspirieren, werde ich mir weitere Schritte gegen Sie nach unserer Rückkehr vorbehalten. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden, Sir!“

      „Natürlich“, entgegnete Sir Nottingham kalt. „Aber ich lasse mich von Ihnen nicht einfach absetzen. Ich habe zwar nicht die Macht, im Augenblick etwas dagegen zu tun, aber eines Tages werden wir wieder zurückkehren, und dann wird man Sie zur Rechenschaft ziehen. Ich lehne es vorläufig ab, Gewalt zu ergreifen, und ich möchte nicht, daß es unter unseren Leuten zu Tätlichkeiten kommt. Wir sind waffenlos, vergessen Sie das bitte nicht!“

      Scinders Gesicht verfinsterte sich.

      „Und mir werden Sie wohl oder übel ebenfalls zuhören müssen, Leutnant“, unterbrach ihn Hasard rauh.

      Dieser Scinders schien nur aus einer geballten Ladung Haß zu bestehen. Er haßte den Seewolf, und er verachtete den anständigen Sir Nottingham, den Kommandanten der gesunkenen Galeone „Albion“.

      In das Wortgefecht der Männer mischte sich ein leises Grollen, das durch den Boden lief, ihn wellenförmig, leicht schüttelte und dann verebbte.

      Alle Augen starrten zum Gipfel des Vulkans, aus dem träge der Rauch zog., In manchen Augen flackerte es leicht, aber als sich das Grollen nicht mehr wiederholte, beruhigten sich die meisten.

      Scinders lachte verächtlich. „Ich muß überhaupt nichts. Und mit Meuterern und Rebellen will ich nichts zu tun haben, eher würde ich mir freiwillig die Pest holen, als mit solchem Gelichter zu verhandeln.“

      Er hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da stand Ferris Tucker blitzartig vor ihm. Die scharfe Schneide seiner Axt fuhr hoch. Erst kurz vor Scinders Gesicht blieb sie blitzend in der Luft hängen.

      „Noch ein solches Wort, Freundchen“, drohte Tucker respektlos. „Noch einmal dieser Ausdruck, dann landet deine Rübe im Sand!“

      Scinders wurde totenblaß. Er taumelte zurück. Nackte Angst stand in seinem Blick.

      „Greift diesen Kerl!“ fuhr er seine Leute an.

      Die Soldaten taten so, als hätten sie nichts gehört. Und Ferris, der rothaarige Hüne, ließ sich nicht erst vom Seewolf zurückpfeifen, er drehte sich wortlos um und ging zurück.

      Hasard beherrschte sich meisterhaft. Nur seine Augen blitzten zornig und eiskalt vor verhaltener Wut. Mit diesem Holzkopf war einfach nicht zu reden, der ignorierte alles, was ihm nicht in den Kram paßte, auf eine arrogante und verletzende Art.

      „Ihr sollt diesen Kerl greifen!“ schrie Scinders mit vor Wut überkippender Stimme.

      Ein Teil der Leute hörte immer noch nicht. Unauffällig verließen sie Scinders und scharten sich um Sir Nottingham, dem die ganze Situation immer peinlicher wurde.

      Drei oder vier andere unternahmen den lahmen Versuch, auf Ferris Tucker zuzugehen, doch sie erstarrten im Ansatz.

      Wie dieser rothaarige Riese dastand, die mörderische Axt in den großen Händen, wie seine Augen vor Wut blitzten, wie er ganz langsam die Axt hob – nein, das wollte niemand riskieren. Der sah so aus, als würde er zehn Mann ganz allein erschlagen.

      Ferris entblößte die Zähne, grinste unheilvoll und sah dann seinen Freund Carberry an.

      Die Soldaten waren gewiß keine Feiglinge, das hatten sie in dem Kampf bewiesen, aber vor Hasard, diesem schwarzhaarigen Teufel mit den eisblauen Augen, hatten sie höllischen Respekt. Dann stand dieser mächtige, hünenhafte Profos mit dem Rammkinn da, dann Ben Brighton. Niemand wollte etwas riskieren, außerdem waren sie nicht bewaffnet.

      „Das ist Meuterei“, sagte Scinders kalt. „Ihr Feiglinge! Habt ihr etwa Angst vor diesen Reb ... Kerlen?“ verbesserte er sich rasch.

      Als sich immer noch keine Hand rührte, schien etwas in ihm zu zerbrechen. Sein Gesicht wirkte, als würde er gleich losheulen vor hilfloser Wut, seine Mundwinkel zuckten.

      Stumm drehte er sich um und ging an den Männern vorbei.

      Hasard vertrat ihm den Weg und starrte ihm hart in die wäßrigen Augen.

      „Nur zu Ihrer Information, Leutnant“, sagte er. „Wir beginnen noch heute mit den Reparaturarbeiten.“

      „Interessiert mich nicht.“

      „Es sollte Sie aber interessieren, denn um unser Schiff zu reparieren, werden wir Ihre Karavelle ausschlachten! Und ich möchte den sehen, der mich davon abhält. Sie haben uns die Sache eingebrockt, und Sie werden sie auch auslöffeln!“

      Scinders glaubte, sich verhört zu haben. Ungläubig blickte er den Seewolf an, der ihn kalt musterte.

      „Wiederholen Sie das noch einmal“, sagte er tonlos.

      „Ich denke, Sie haben mich verstanden, Leutnant. Ich habe mich klar genug ausgedrückt.“

      Diesmal drehte Hasard sich um und ließ ihn stehen. Dabei fing er einen hilflosen Blick von Sir Nottingham auf, der die Schultern hob und sie gleich wieder fallenließ.

      Scinders ging wortlos weiter. In ihm kochte und brodelte es. Am liebsten hätte er den Seewolf mit bloßen Händen erwürgt. Was dieser verdammte Rebell sich einbildete!

      Er kam an der Statue, oder was immer es sein mochte, vorbei und blieb stehen. Was ihn dazu bewog, das Ding umzustoßen, wußte kein Mensch. Mit verzerrtem Gesicht hob er den rechten Fuß hoch und trat mit aller Kraft zu.

      Polternd stürzte die Statue mit dem Haifischkopf auf einen Stein. Der obere Teil zerbrach, die Haifischfratze fiel in den Sand und kollerte Scinders vor die Füße.

      „Dieser Idiot“, sagte Hasard zu Ben. „Hoffentlich hat er damit nichts Schlimmes angestellt!“

      „Wie meinst du das?“

      „Nur so, man kann ja nie wissen.“

      Scinders ging weiter am Strand entlang, nachdem er seine Heldentat vollbracht hatte. Er vermittelte den Eindruck, als wolle er sich von der Gruppe lösen, um die Insel allein zu erkunden.

      Niemand hielt ihn zurück. Scinders war nicht beliebt, aber dennoch hatten sie Angst vor ihm, vor seiner Persönlichkeit, die nur Paragraphen und sonst nichts kannte.

      Was für ein wohltuender Anblick war dagegen Sir Nottingham. Der ehemalige Kommandant der „Albion“ war ein ruhiger, schlanker besonnener Mann um die Vierzig, eine gepflegte Erscheinung, gegen die Scinders hoffnungslos verblaßte.

      Seine grauen Augen ruhten interessiert auf Hasard, er blieb höflich, wahrte aber immer eine gewisse Distanz, denn auch er kannte die hinterhältigen Verleumdungen, Anschuldigungen und Intrigen, in die die Seewölfe verstrickt waren, nicht.

      Drei Männer lösten sich verstohlen aus der Soldatengruppe und schlenderten hinter Scinders her. Gefolgsleute, die auf seiner Seite standen, wie Hasard ganz richtig annahm.

      „Was hat der Leutnant da umgestoßen, Mister Killigrew?“ erkundigte sich Nottingham. Er trat näher, legte den Kopf etwas schief und musterte die Überreste der zerbrochenen Statue.

      „Ich weiß wirklich nicht, was es darstellen soll, Sir. Ein Symbol, ein Totem oder einfach nur die verspielte Schnitzerei eines Gestrandeten.“

      Nottingham betrachtete den Haifischkopf. Er war schaurig und herrlich zugleich, und


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