Seewölfe - Piraten der Weltmeere 23. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 23 - Roy  Palmer


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Inkakönige. Wir Spanier meiden die Chinchas, weil es dort so stinkt, Guano hat einen einfach widerlichen Geruch.“

      „Und ausgerechnet dorthin sollen wir segeln?“ sagte Marcos Chocano. „Das will mir einfach nicht in den Kopf.“

      „Narr“, erwiderte Savedra scharf. „Leuchtet dir denn nicht ein, daß die Inseln gerade deswegen ein todsicherer Aufbewahrungsplatz für den Schatz des Vizekönigs sind?“

      „Mir schon“, sagte Pereda.

      „Mir auch“, versetzte Campoamor, dessen Geist sich aber immer noch mit dem Fluch beschäftigte, der auf dem kleinen Archipel lasten sollte. Chocano zuckte mit den Schultern und nickte dem Wortführer der Gruppe zu.

      Savedra wandte sich wieder an den Wirt des „Gabian Feroce“.

      „Wir sind bereit, den Transport zu überfallen, Amigo Miguel. Das Problem ist nur, eine geeignete Pinasse zu beschaffen.“

      Casias goß die Becher wieder voll. „Für den Fall, daß aus meinem Plan doch noch etwas wurde, habe ich Vorsorge getroffen. Die Pinasse liegt bereits an einem geheimen Landeplatz. Und nun hört gut zu, ich erkläre euch die letzten wichtigen Einzelheiten, vor allen Dingen über den Weg, den der Transport nimmt.“

      Wieder schaute Pereda zu den Frauen hinüber. Savedra bemerkte es und stieß ihn an. „Dazu ist jetzt keine Zeit mehr, Mann. Du mußt dich noch ein bißchen bezwingen – bis wir von den Chincha-Inseln zurück sind.“

      2.

      Callao, das ursprünglich den Namen Ciudad de los Reyes getragen hatte, lag rund zehn Meilen südwestlich der Hauptstadt und Residenz des spanischen Vizekönigs, Lima, an der Bai von Callao. Im Süden erstreckte sich eine lange Halbinsel, und durch die vorgelagerte Insel San Lorenzo wurde Callao hervorragend gegen Wind und Wasser abgeschirmt. Die Reede galt als einer der sichersten Ankerplätze.

      Es war nach Mitternacht.

      Fast drei Stunden waren vergangen, seit der Steuermann und Lotse Savedra und seine drei Begleiter die Spelunke des Miguel Casias betreten hatten. Sie hatten sich, geführt von dem beleibten Wirt, aus dem Haus gestohlen und sich in das flache Hügelland zwischen Callao und Lima begeben. Bewaldete Kuppen lagen zwischen ihnen und der Reede, auf der die „San Pedrico“ ankerte. Sie hatten sich in einem dichten Gebüsch unweit des Fahrweges versteckt. In ihrem Rücken befand sich ein Pinienhain, ein Streifen, nicht breiter als schätzungsweise eine Kabellänge. Durchquerte man ihn, so gelangte man über einen sanft abfallenden Hang und die Uferböschung an die winzige Bucht, in der Miguel Casias die Segelpinasse versteckt hatte.

      „An Bord werden sie nach uns suchen“, sagte Marcos Chocano leise.

      Pereda winkte ab. „Laß sie. Bis die auch nur eine Spur von uns haben, sind wir über alle Berge.“

      „Hoffentlich“, meinte Eloy Campoamor. „Ihr wißt, wie fuchsteufelswild der Capitan werden kann.“

      Savedra grinste. „Ja, und wenn er erst feststellt, daß auch der Schatzkisten-Transport auf sich warten läßt, und es herauskommt, daß er überfallen wurde, wird er vor Wut bis unter die Tottnanten fahren. Schade, daß wir das nicht miterleben können. Adios, ‚San Pedrico‘, verfluchter alter Kahn, uns siehst du nicht wieder!“

      Campoamor bedachte ihn mit einem argwöhnischen Seitenblick. „Ich an deiner Stelle würde nicht so große Töne spucken. Noch wissen wir nicht, ob das verfluchte Maultiergespann überhaupt kommt.“

      „Wie das?“ Casias reckte den dikken Kopf. „Soll das heißen, daß du mir nicht vertraust?“

      „Vielleicht ist der Transport auf einen anderen Tag verlegt worden.“

      „Nein.“ Der Wirt drehte sich zu ihm um, daß die Zweige knackten. „Den Einwand muß ich entschieden ablehnen. Meine Informationen sind immer zuverlässig, und was den Mittelsmann am Hof des Vizekönigs betrifft, so besteht auch für ihn kein Grund ...“

      „Du sollst dich nicht so geschraubt ausdrücken“, sagte Chocano zischelnd. „Ruhe!“ Antonio Savedra lag reglos und spähte angestrengt in die Nacht hinaus. „Ich habe etwas gehört, kann aber noch nichts sehen. Haltet eure Mäuler und macht euch bereit!“

      Sie waren mit Säbeln, Dolchen, Radschloßpistolen und Musketen bewaffnet. Savedra hatte die Anweisung gegeben, so geräuschlos wie möglich vorzugehen und nur im äußersten Bedarfsfall zu schießen. Das Krachen der Schüsse konnte gehört werden – möglicherweise sogar bis nach Callao hin, denn der Wind drehte. Fiel er von Norden ein, konnte der Kampfeslärm tatsächlich in der Hafenstadt zu vernehmen sein.

      Noch herrschte Stille.

      Savedra lauschte in die Nacht, und bald vernahmen es auch die Komplicen: das Knarren von Rädern, das Fluchen von Männern, das Knallen von Peitschen sowie jene eigentümlichen Laute, die nur eine Art von Zugtieren hervorbrachte – Maultiere.

      „Sie kommen“, raunte Miguel Casias. „Na, was habe ich gesagt?“

      „Ruhe!“ fuhr der Steuermann ihn an.

      Von dem Transport war immer noch nichts zu erkennen, denn der Fahrweg war nach Nordosten hin abschüssig und entzog sich den Lauernden hinter einer Biegung. Die Maultiere hatten also eine Steigung zu bewältigen und gelangten mit ihrer Last nur langsam voran. Savedra und seine Begleiter nutzten die ihnen verbleibende Zeit. Sie krochen aus ihrer bisherigen Deckung und verteilten sich hinter Felsquadern, kleineren Buschgruppen und anderen Versteckmöglichkeiten, um der Straße näher zu sein. Schließlich hatten sie sich auf beide Ränder der Fahrbahn verteilt. Auf der zum Meer hin reichenden Seite kauerten Savedra, Chocano und Pereda, landeinwärts lagen Campoamor und der Wirt auf Lauer.

      In der Kurve erschienen die Umrisse der zerrenden Maultiere, dann die Konturen des vierrädrigen Lastkarrens, vor den sie gespannt waren. Acht Tiere legten sich ins Zeug, um die Ladung voranzubringen, und der Kutscher hatte sich breitbeinig auf den Bock gestellt, schwang die Peitsche und trieb sie mit heiseren Rufen an.

      „Ho, ihr schlappen Biester! Voran, ihr nichtsnutzigen Mähren, ich werde euch Beine machen!“

      Je drei Wachsoldaten marschierten an jeder Flanke des Achtergespanns. Das fahle Mondlicht ließ ihre Helme matt glänzen. Sie trugen Musketen. Antonio Savedra sah ihre Gestalten auf sich zurücken und hörte das Knirschen ihrer schweren Schritte. Er preßte die Lippen zusammen. Sechs Transportbewacher! Bei aller Verwegenheit, das würde kein leichtes Stück sein!

      Sabedra, der der Biegung am nächsten lag, ließ das Gespann an sich vorbei, ohne sich vom Fleck zu rühren. Er kauerte hinter einem Felsblock. Die drei Soldaten, die an seiner Seite vorüberzogen, bemerkten ihn nicht.

      Mit gezücktem Messer glitt der schwarzbärtige Steuermann aus seinem Versteck hervor. Den Säbel trug er in der Scheide, die Radschloßpistole steckte in seinem Hosenbund. Einen Moment schlich er hinter dem Heck des Karrens her. Er gab Campoamor und dem feisten Wirt ein Handzeichen. Dann sprang er mit einem Satz vor, packte den letzten Bewacher von hinten und preßte ihm die linke Hand vor den Mund. Er stieß ihm den Dolch zwischen die Rippen, wartete sein Zucken ab, ließ ihn zu Boden gleiten und sprang den nächsten Soldaten an.

      In diesem Augenblick erhoben sich auch Chocano und Pereda aus ihren Dekkungen. Während drüben der Glatzkopf und der Wirt am Werk waren, metzelten sie auf dieser Seite den vordersten Soldaten nieder. Savedra hatte inzwischen dem mittleren Mann das Messer zu schmecken gegeben. Der Überfall erfolgte so überraschend, daß auch dieser ohne Gegenwehr zu Boden ging und seinen Geist auf gab.

      Der Kutscher schrie auf. Er hatte gesehen, was geschehen war. Wie wild drosch er auf die Rücken der Maultiere ein. Doch sie liefen nicht schneller. Er riß eine Pistole aus dem Gurt, aber Marcos Chocano erklomm den Kutschbock, entriß sie ihm und stach ihn mit einem kurzen Säbel nieder. Er zog die Klinge aus dem Leib des Mannes. Dieser stürzte auf den dunklen Untergrund, und mit dem Blut, das aus der großen Wunde floß, trat auch das Leben aus seinem Körper und versickerte neben den knarrenden Wagenrädern im Boden.

      Eloy Campoamor und Miguel Casias hatten zwei Bewacher


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