Seewölfe - Piraten der Weltmeere 11. William Garnett

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 11 - William  Garnett


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Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren.

      Als er niemanden erkennen konnte, griff er unwillkürlich an dem Degen.

      „Trinken, Sir?“ sagte eine Stimme, und ein weißes Gebiß blitzte aus dem Dunkel.

      Batuti, der riesige Gambia-Neger, hatte im Dunkel wirklich eine Tarnfarbe. Vielleicht war das ein Grund, warum er Nachtkämpfe so besonders reizvoll fand. Womit nicht gesagt werden soll, daß er etwas gegen Kämpfe bei Tageslicht hatte.

      „Danke, Batuti.“ Hasard nahm dem Neger den dampfenden Zinnbecher aus der Hand. Und erst jetzt wurde ihm richtig bewußt, wie kalt es war, obwohl hier an der Südostküste Irlands auch im Dezember relativ laue Temperaturen herrschten. Aber eben relativ.

      Er nahm einen langen Schluck von dem heißen Getränk und spürte, wie es feurig wärmend in seinen Magen rann. Es war Whisky, verdünnt mit heißem Wasser.

      „Wo hast du den Whisky her, du schwarzer Hundesohn?“

      Die weißen Zähne blitzten in einem breiten Grinsen. „Pures Glück, Sir. Ich gehen vorbei an Kombüse, denken, muß was Heißes holen für armen, frierenden Seewolf und sehe, Kutscher steht gerade an Schanzkleid und bewässert Fische. Ich denken, Kutscher da und Whiskyfaß hier, das ist Fügung Gottes. Wäre doch Sünde, wenn man nicht schnell …“

      „Demnächst wird Gott verfügen, daß ich dir dein schwarzes Fell über die Ohren ziehe“, sagte Hasard und nahm genüßlich einen zweiten Schluck. „Da ist doch mindestens zur Hälfte Whisky drin.“

      „Hälfte und noch bißchen.“ Batuti grinste fröhlich. „Kapitän starker Mann, braucht starkes Getränk, denkt Batuti.“

      „Batuti sollte das Denken lieber lassen, es könnte gefährlich werden für seinen schwarzen Hintern“, sagte Hasard. Und dann, ernst: „Haben die Männer schon ihren Tee gehabt?“

      „Kutscher will ihn gerade ausgeben. Sowie fertig mit Fischbewässern, denke ich.“

      „Dann sag ihm, er soll den Männern auch einen gehörigen Schuß Whisky hineinkippen, klar?“

      „Aye, aye, Sir. Sofort, Sir.“ Er jumpte schon den Niedergang hinab.

      „Moment, Batuti!“ rief Hasard ihm nach. „Ich sagte, einen gehörigen Schuß, Einzahl – nicht Mehrzahl, verstanden?“

      „Verstanden, Sir. Einzahl.“

      Hasard blickte ihm nach, als er über das Hauptdeck zur Kombüse lief. Er sah die Männer an beiden Seiten hinter dem Schanzkleid hocken, in Decken und Mäntel gewickelt, die Musketen neben sich. Ab und zu wurde das Mondlicht von Metall reflektiert, von einem Helm, der Klinge eines Säbels oder eines Entermessers. Wenn nur endlich etwas passierte!

      „Schaumstreifen Backbord voraus!“ schrie prompt Dan O’Flynn aus dem Mars.

      Hasard mußte den Kieker zu Hilfe nehmen, um das schwache Branden des ablaufenden Wassers zu erkennen. Und auch jetzt sah er nur ein leichtes Kräuseln auf der Oberfläche, wo die scharfen Augen des Jungen schon Schaumstreifen erkannten.

      Diese Veränderung der Wasseroberfläche begann ziemlich nahe am Ufer der knapp hundert Yards breiten Flußmündung, wahrscheinlich an der äußersten Grenze der Fahrrinne. Es würde noch eine Weile dauern, bis die Borde der Schiffe sichtbar wurden, die direkt vor ihnen in der Mitte des Flußbettes lagen. Aber immerhin, es war ein erstes Zeichen. Bald würde es soweit sein, daß sie endlich wieder handeln konnten – in weniger als einer Stunde, schätzte Hasard.

      Wieder wanderte sein Blick zu den beiden Flußufern. Wenn er nur wüßte, was die Iren vorhatten. Aber das würde sich wohl bald herausstellen.

      Eine halbe Stunde später tauchten die Dollborde der in Ufernähe liegenden Kähne aus dem Wasser, und in der Mitte der Fahrrinne markierte weißschäumende Gischt die Lage der Sperre.

      Al Conroy, der Geschützführer der „Isabella“, beugte sich etwas durch eine offene Stückpforte vor und starrte zu dem immer deutlicher werdenden Gischtstreifen hinüber. Auch hier, auf dem Geschützdeck der Galeone, war seit Stunden volle Gefechtsbereitschaft. Die Männer hockten oder standen bei den sechs Vierpfündern, deren Mündungen auf die beiden Ufer gerichtet waren. Glimmende Lunten befanden sich neben den Kanonen, mehrere Pulverfässer und über hundert Rundkugeln waren bereitgestellt.

      Aber wahrscheinlich würden sie heute nacht nicht einen einzigen Schuß abfeuern, überlegte der dunkelhaarige, untersetzte Mann mißmutig. Auf die Sperren konnten nur die beiden Drehbassen des Achterkastells eingesetzt werden. Die Iren schienen sich verkrochen zu haben, so unwahrscheinlich das auch sein mochte. Aber vielleicht war es besser so. Er hatte kurz vor Dunkelwerden die Bestände kontrolliert. Pulver war noch reichlich da, aber die Kugeln gingen zur Neige.

      Jetzt zeichnete sich deutlich ein dunkler Schatten in dem Gischtstreifen ab, die Bordwand des Schiffes, das die Mitte der Fahrrinne blockierte.

      Al Conroy trat von der Stückpforte zurück, strich im Vorbeigehen mit seiner schwieligen Hand über das Bronzerohr der Kanone und sagte: „Ich gehe nach achtern. Du übernimmst hier inzwischen das Kommando, Schwede. Nur schießen, wenn es wirklich notwendig ist. Und seht zu, daß ihr trefft.“

      „In Ordnung, Al.“ Der blonde Stenmark, ein hellhäutiger Riese, der wie ein direkter Nachfahre der Wikinger wirkte, nickte Al Conroy zu.

      Conroy stieg zum Hauptdeck hinauf, ging an den Männern vorbei, die mit schußbereiten Musketen hinter dem Schanzkleid lagen, und kletterte auf das Achterkastell.

      „Schiff voraus jetzt gut zwei Fuß aus dem Wasser!“ hörte er Dan O’Flynn aus dem Mars rufen. „Scheint ein Fischerboot zu sein!“

      „Es war mal eins, wenn wir damit fertig sind!“ rief Ferris Tucker zurück und richtete seine Drehbasse auf den dunklen Streifen der Bordwand, die von weißem Gischt umbrandet wurde.

      Al Conroy trat zu der zweiten Drehbasse, hinter der Hasard stand.

      „Laß mich das tun, Hasard“, sagte er ruhig.

      Der Seewolf funkelte ihn an. „Meinst du, daß du besser schießt als ich?“

      Al Conroy kannte und liebte seine Waffen wie lebende Wesen, und Batuti hatte einmal behauptet, Al könnte einer Fliege das Auge herausschießen.

      „Ich meine nur, daß die Iren zurückschießen werden“, sagte er ruhig, „vor allem auf die Männer an den Drehbassen.“

      Hasard zögerte ein paar Sekunden. Dann sah er ein, daß Al Conroy recht hatte. Er war der Kapitän der „Isabella“ und hatte die Pflicht, sie aus dieser Falle herauszubringen. Und das schaffte er nicht, wenn er hier den Helden spielte. Außerdem, wie gesagt, war Al Conroy wirklich ein hervorragender Schütze.

      Schweigend trat er zurück. Al Conroy überzeugte sich, daß der Dreipfünder geladen war. Er wußte, daß er geladen war, aber Conroy gehörte zu den Männern, die nichts glaubten, wovon sie sich nicht selbst überzeugt hatten.

      Er blies das glimmende Ende der Lunte an, die neben dem Geschütz am Schanzkleid hing, und richtete sich auf.

      „Fertig, Sir.“

      Philip Hasard Killigrew nickte und blickte wieder zum Bordrand des versenkten Schiffes hinüber, das genau vor ihnen in der Mitte der Fahrrinne lag. Er sah, daß sich hier der meiste Gischt entwickelte. An dieser Stelle drückte der Ebbstrom also am stärksten gegen die Sperre, hier war ihr schwächster Punkt.

      Er rief Al Conroy und Ferris Tucker zu: „Nehmt den Kahn in der Mitte auseinander! Feuer!“

      Fast gleichzeitig drückten Conroy und Tucker die glimmenden Lunten auf die Pulverpfannen ihrer Waffen. Dröhnend wurden die schweren Eisenkugeln aus den Rohren geschleudert und schlugen dicht nebeneinander in die Bordwand des versenkten Kahns ein.

      „Wir arbeiten von der Mitte nach außen!“ rief Al Conroy Tucker zu. „Du nach links, ich nach rechts.“

      Conroy hatte seine Drehbasse als erster wieder feuerbereit. Der Schuß dröhnte,


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