Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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in den Weg legt. Unser Bürgermeister ist glücklich über jeden neuen Bürger, da es viel weniger Kinder als früher gibt. Wirst sehen, es ist sehr viel einfacher, das Kind hier großzuziehen.«

      »Das klingt alles so einfach aus deinem Mund, Anna.«

      »Es ist einfach, Martina. Wichtig dabei ist, daß du deine Schuldgefühle abwirfst. Sie helfen dir nicht weiter. Sei eine selbstbewußte und glückliche Mutter!«

      Martina sagte nichts. Sie betrachtete das wunderbare Bergpanorama, aus dem die Gipfel des ›Engelssteig‹ und des ›Höllentor‹ herausragten. Der blaue Himmel wölbte sich wie ein Baldachin darüber. Die Schneefelder glitzerten in der Sonne.

      »Es ist so friedlich hier. Eigentlich möchte ich hier nicht mehr fort. Die Berge sind wie eine schützende Wand gegen die böse Welt da draußen. So empfinde ich es im Augenblick. Es scheint alles so klar und einfach zu sein, Anna.«

      »Das ist es auch, Martina. Höre auf dein Herz! Wenn du hierbleiben willst, dann bleibe hier. Einen besseren Ort wirst du nicht finden. Glaube mir! Nicht von ungefähr heißt der Gipfel ›Engelssteig‹. Wir haben Flecken, die tragen seit Jahrhunderten Namen wie ›Paradiesgarten‹ und ›Engelsplatz‹. Ich bin sicher, daß das nicht nur durch die wunderschöne Natur kommt. Die Menschen hier haben auch Herz. Jemanden, der in Not ist, lassen sie nicht fallen, auch wenn das oft rauh klingt, was sie sagen. Sie meinen es herzlich und sind weich. Sie haben wirklich ein weiches Herz, das sie versuchen, hinter einer rauhen Schale zu verbergen.«

      »Du liebst diesen Flecken Erde und ihre Menschen wirklich, Anna. Deine Augen strahlen, wenn du von ihnen sprichst.«

      »Ja, Martina, das tue ich. Waldkogel, die Berge, die Berghütte, das habe ich mir als meine neue Heimat gewählt. Hier werde ich leben. Hier werden Toni und ich unsere Kinder aufziehen. Mögen wir reichlich mit Kinder gesegnet sein, wie man hier sagt. Hier möchte ich alt werden und meine letzte Ruhe auf dem Gottesacker bei der Kirche finden.«

      Anna schaute Martina tief in die Augen.

      »Ich weiß, daß du dir das auch wünschst und hier in den Bergen Zuflucht gesucht hast. Ich bin mir sicher, daß dir Zuflucht gewährt wird. Nur, du mußt den ersten Schritt tun.«

      »Ich werde darüber nachdenken, Anna.«

      »Nachdenken ist nicht genug, Tina! Du mußt handeln. Nimm Bello und gehe die Tage, die du hier oben bist, wandern. Er wird dich beschützen und immer wieder zurück zur Hütte bringen. Kannst ja langsam machen. Überanstrenge dich nicht und trink auch immer schön viel. Dann suchst du dir irgendwo ein schönes Plätzchen. Du setzt dich hin und freust dich einfach an dem Wunder der Natur und der Schönheit der Berge. Dann wirst du Kräfte sammeln. Da bin ich mir ganz sicher. Du wirst den richtigen Weg finden für dich und dein Kind.«

      Martina nickte und sagte leise:

      »Ich will es probieren.«

      »Gut so! Dann muß ich dich jetzt allein lassen, bis heute abend, vielleicht. Ich vertraue dir die Berghütte an. Sollten Wanderer kommen, dann kannst du sie aufnehmen. Der Toni und der Alois werden am Nachmittag zurück sein. Bis es dunkel wird, bin ich auch wieder da. Ich muß runter ins Dorf. Meine Liste wegen der Hochzeit ist noch so lang.«

      Anna machte mit den Armen eine weitausholende Geste.

      »Wenn ich dir helfen kann, dann gerne, Anna. Was soll ich tun?«

      »Kannst ein schönes Abendessen für uns machen, wenn du magst. Der Friedel hat gesagt, daß du gut kochen kannst«, behauptete Anna.

      Martina wurde verlegen.

      »Wenn ich gekocht habe auf dem Sommerhalder Hof, sagte der Friedel immer extra, daß es ihm geschmeckt habe. Wenn seine Mutter gekocht hat, sagte er nichts.«

      »Das ist doch schön, Martina, der Friedel hat sich wirklich in dich verliebt. Du mußt ihm irgendwann sagen, warum du seine Liebe nicht annehmen kannst und willst. Er versteht es nämlich nicht. Er ist der festen Überzeugung, daß du ihn auch liebst. Das spürt er. Da kannst du ihn einfach nicht belügen.«

      »Ja, es stimmt. Ich habe mich in den Friedel verliebt. Wenn ich vorher nicht Mark begegnet wäre, mit den Folgen, die es hatte, dann wäre ich wohl in Friedels Arme geflogen.«

      »Ich verstehe. Du mußt Klarheit schaffen zwischen euch. Sage es ihm, bevor er es sieht.«

      »Ich werde sehen. Einfach wird es nicht sein. Aber er muß wahrscheinlich wissen, woran er ist.«

      Anna zog ihren Rucksack über. Sie nahm Martina fest in den Arm und verabschiedete sich von ihr. Dann ermahnte sie Bello, gut auf die Freundin zu achten. Martina stand vor der Hütte und schaute Anna nach, bis sie sie nicht mehr sah.

      *

      Anna besuchte Meta und Xaver Baumberger. Sie standen auf dem Hof und verabschiedeten ihre Tochter Ria. Sie war mit ihren Kindern für einen Kurzbesuch vorbeigekommen.

      »Anna! Anna!« stürmten Roman und Elke auf Anna zu.

      »I hab’ euch gesagt, daß des Tante Anna heißt. Die Anna heiratet euren Onkel Antonius. Dann ist sie eure Tante.«

      »I weiß doch, Mama!« schmollte der siebenjährige Roman.

      »I weiß des auch, Mama! Dann streuen der Roman und i Blumen in der Kirche, lauter schöne Blumen aus dem Garten von Oma Meta.«

      »Ja, genau so macht ihr das, Elke! Was bin ich stolz, so zwei liebe Kinder als Nichte und Neffe zu bekommen.«

      Anna umarmte zuerst die Kinder, die wie Kletten an ihr hingen und dann Maria, die jüngere Schwester von Toni, die Ria gerufen wurde.

      »Das trifft sich gut, daß ich dich sehe, Ria. Ich hab’ etwas mit dir zu bereden.«

      Anna griff in die Tasche ihrer Lederhose und holte einige Münzen hervor.

      »So, ihr geht euch jetzt ein Eis holen oder Bonbons. Ihr paßt aber schön auf die Autos auf. Du, Roman, nimmst deine kleine Schwester an der Hand.«

      Die Kinder zogen los. Meta und Xaver sahen, daß Anna allein mit Maria sprechen wollte. Sie gingen schon ins Haus. Vom Fenster aus sahen sie, daß die beiden Frauen sich angeregt unterhielten. Leider waren die beiden Kinder schneller zurück als erwartet.

      »Gut dann, Anna! Ich habe nix dagegen, daß du die Sachen ausleihst. Wenn jemand in Not ist, da muß man helfen. Ich werde alles zusammenpacken. Du mußt mir dann nur sagen, wo i es hinbringen soll.«

      »Das mache ich dann. Habe erst mal vielen Dank, Ria.«

      *

      Die Kinder krabbelten auf die Rückbank des Autos und schallten sich an. Maria stieg ein und fuhr los. Anna winkte ihnen nach. Dann besuchte Anna kurz ihre zukünftige Schwiegermutter.

      »Gestern hat mir der Toni die Wiege gezeigt, die er gemacht hat. Sie steht schon in unserem späteren Schlafzimmer. Du mußt mal raufkommen und sie dir anschauen. Die Sachen, die du genäht hast, sehen einfach herzig aus. Danke dafür, Meta. Die Malerei auf den Seitenteilen gefällt mit besonders. Toni hat mir gesagt, daß es deine Idee war.«

      »Net ganz«, sagte Xaver. »I hab’ da auch was dazu getan.«

      »Dann danke ich dir auch schön, Xaver.«

      Anna hauchte ihrem zukünftigen Schwiegervater ein Busserl auf die Wange. Er rieb sich verlegen die Backe.

      »Is doch a lieb Madl, die Anna. Meinst net auch, Meta?«

      Dann verzog sich Xaver schnell.

      »Der Xaver is ganz stolz auf dich, Anna«, flüsterte Meta Anna zu.

      »Ich mag ihn auch gut leiden und dich auch, Meta. Das wollte ich dir schon immer sagen. Wir sind nur so selten allein, wir zwei. Ich habe mich damals gleich so aufgenommen gefühlt von dir. Es war wunderbar, wie du mir gesagt hast, daß ich immer willkommen sei. Ich bin ja ohne Mutter aufgewachsen. Ich bin glücklich, dich als Schwiegermutter zu bekommen.«

      »Schwiegermütter sind gar net so bös, Anna.


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