Butler Parker 117 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 117 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war davon überzeugt, eines Tages die literarische Welt überraschen zu können. Sie brauchte diesen Bestseller nur noch zu Papier zu bringen, fand aber immer neue Ausflüchte, um sich an der Niederschrift vorbeizudrücken.

      »Hoffentlich können Mylady mir noch mal verzeihen.« Josuah Parker deutete eine leichte Verbeugung an. »Zudem möchte ich andeuten, daß die Spuren erfreulicherweise nicht völlig verwischt wurden.«

      »Das möchte ich mir auch ausgebeten haben, Mister Parker.« Lady Simpson sah ihren Butler streng an.

      »Ich war so frei, mir die Kennzeichen einiger verdächtiger Wagen aufzuschreiben, Mylady.«

      »Das läßt hoffen, Mister Parker.« Agatha Simpson war versöhnungsbereit.

      »Meiner bescheidenen Ansicht nach müßte sich die Praxis des erwähnten Arztes in einem der diesen Parkplatz säumenden Häuser befinden.«

      »Das ist doch schon etwas«, stellte die ältere Dame erleichtert fest. »Handelt es sich Ihrer Ansicht nach um einen praktischen Arzt?«

      »Diese Frage, Mylady, wage ich nicht zu beantworten.«

      »Papperlapapp, Mister Parker. Das lasse ich nicht gelten. Da ist eine völlig verzweifelte Frau, die Ehekummer hat, weil ihr Mann eine Liaison hat. Diese Frau sprach von Selbstmord. Wird sie also zu einem praktischen Arzt gegangen sein?«

      »Diese Wahrscheinlichkeit, Mylady, dürfte recht gering sein.«

      »Eben, Mister Parker. Sie wird ihren Psychiater aufgesucht haben. Sie sollten sich angewöhnen, logisch zu denken.«

      »Sehr wohl, Mylady.« Parker hatte selbstverständlich an diese Möglichkeit gedacht, es aber Lady Simpson überlassen, zu diesem Schluß zu kommen. Die ältere Dame brauchte schließlich ihre Erfolgserlebnisse.

      »Der Fall wird immer einfacher«, freute sich Agatha Simpson. »Ja, er ist eigentlich schon fast gelöst.«

      »Wie Mylady meinen.« Parker war erheblich anderer Meinung, hütete sich jedoch, sie zu äußern.

      »Finden Sie diesen Psychiater«, verlangte die resolute Detektivin. »Das kann ja wohl nicht schwer sein, oder?«

      »Falls Mylady erlauben, werde ich mich sofort an die Ermittlungen machen«, antwortete Josuah Parker gemessen. »Sie werden aber möglicherweise etwas Zeit kosten.«

      »Nur, wenn Sie noch länger herumreden«, fand Parkers Herrin grimmig. »Fangen Sie dort drüben im Hampton House an! Da wimmelt es ja nur so von Ärzten.«

      »Mylady wollen hier im Wagen warten?«

      »Sie finden mich drüben in der Boutique«, schloß Lady Agatha Simpson und marschierte bereits los. »Vielleicht finde ich endlich den Hut, den ich mir vorstelle.«

      *

      Josuah Parker hatte unwahrscheinliches Glück.

      Er stand in der Halle des Hampton House und orientierte sich an den vielen Hinweistafeln neben den beiden Fahrstuhltüren, als sich eine dieser Türen öffnete und eine schlanke, etwa fünfundvierzigjährige Dame heraustrat.

      Sie hielt ein Taschentuch in der Hand und tupfte sich gerade Tränen aus den geröteten Augenwinkeln.

      Der Butler war alarmiert.

      Die Frau, die er suchte, stand vor ihm. Für ihn gab es überhaupt keinen Zweifel. Sie hatte geweint, schien sich inzwischen beruhigt zu haben und kam sicher von ihrem Psychiater. Sie setzte sich jetzt eine Sonnenbrille auf und ging dicht an dem Butler vorbei. Parker hatte einen prüfenden Blick auf die Qualität ihres Jackenkleides geworfen. Es war sehr gut geschnitten und mußte teuer gewesen sein. Diese Dame stammte mit Sicherheit nicht’ aus ärmlichen Verhältnissen.

      Parker wechselte sofort seine Taktik.

      Der Psychiater, nach dem er suchte, hatte noch Zeit. Er mußte herausfinden, wer diese Frau war. Wahrscheinlich stand ihr Wagen drüben auf dem Parkplatz. Josuah Parker folgte ihr also gemessen und hatte erneut Glück. Sie ging tatsächlich zum Parkplatz hinüber und setzte sich an das Steuer eines kleinen italienischen Sportwagens. Parker bemühte noch mal seinen Kugelschreiber und die Manschette. Er notierte auch das Kennzeichen dieses Wagens.

      Der Dame mißfiel das offensichtlich.

      Temperamentvoll kletterte sie aus dem Wagen und kam mit schnellen, energischen Schritten auf ihn zu. Parker lüftete höflich seine schwarze Melone.

      »Was soll das?« fragte sie mit scharfer, unangenehm schriller Stimme.

      »Madam?« Parker tat ahnungslos.

      »Warum verfolgen Sie mich? Warum schreiben Sie sich meine Wagennummer auf?« Erfreulich klang ihre Stimme überhaupt nicht. Sie paßte so gar nicht zu dem sanften, leidenden Aussehen dieser Dame, auch nicht zu der Stimme, die Parker über die »Wanze« gehört hatte. Ihm kam ein schrecklicher Verdacht. Sollte sein Glück gar nicht so groß gewesen sein?

      »Ein Mißverständnis, Madam«, behauptete Parker, innerlich zum schnellen Rückzug entschlossen.

      »Dann scheren Sie sich zum Teufel! Oder soll ich die Polizei rufen?«

      »Auf keinen Fall, Madam«, bat Parker und lüftete erneut seine Melone. Er wußte inzwischen, daß er auf die falsche Spur gesetzt hatte. Er schien keinen sonderlich erfolgreichen Nachmittag zu haben.

      Die Dame, die in Parkers Augen keine war, musterte ihn noch mal empört durch ihre Sonnenbrille und wollte sich wieder in den Wagen setzen, wandte sich dann aber noch mal zu dem Butler um. Sie lächelte plötzlich, wodurch ihr Gesicht schief wirkte.

      »Was brauchen Sie, um mich zu vergessen?« fragte sie und bemühte sich um Sanftheit in ihrer Tonlage.

      »Ich fürchte, Madam nicht zu verstehen«, gab der Butler zurück.

      »Nun sagen Sie schon, was Sie verlangen!« Die Stimme wurde wieder unangenehm.

      »Madam sehen einen ratlosen Menschen vor sich.« Im Gegensatz zu seiner Behauptung kam Parker ein Verdacht. Wahrscheinlich hielt sie ihn für einen Privatdetektiv, der sich auf ihre Spur gesetzt hatte. Diese Dame hatte etwas zu verbergen...

      »Na, gut, rufen Sie mich an«, sagte sie scharf. »Es ist besser für Sie, wenn wir uns einigen. Denken Sie darüber nach! Sie erreichen mich ab zwanzig Uhr.«

      Sie tauchte in Ihren kleinen Sportwagen und fuhr scharf an. Josuah Parker hüstelte ein wenig und kam sich überfordert vor. Innerhalb der vergangenen halben Stunde war er mit Informationen förmlich überschüttet worden.

      Da war zuerst mal die Übertragung dieser »Wanze« gewesen, dann die auffällig hastige Flucht der beiden jungen Männer im Morris und nun auch noch diese Dame, die sich wohl bespitzelt gefühlt hatte. Das alles war kompliziert und vielversprechend zugleich. Parker kam sich vor, als habe er zu nachdrücklich in ein Wespennest gegriffen. Noch hatte sich zwar nichts getan, doch mit Stichen war mit Sicherheit zu rechnen.

      Er schüttelte die Gedanken daran aber erst mal ab. Noch hatte er den abgehörten Psychiater nicht gefunden. Agatha Simpson erwartete Resultate. Parker schritt zurück zum Hampton House, um seine eigentliche Suche fortzusetzen. Die Praxisschilder neben den beiden Fahrstühlen wiesen ja schließlich nur ein gutes Dutzend Namen auf. Ob er sich allerdings auch im richtigen Haus befand, stand noch längst nicht fest. Der geplante Hutkauf der Lady Agatha Simpson weitete sich zu einem neuen Fall aus, das stand für den Butler inzwischen unumstößlich fest.

      *

      Agatha Simpson wartete sehr ungeduldig auf die Rückkehr ihres Butlers.

      Sie war in der Boutique gewesen, hatte dort aber nichts gefunden, was auf ihren Kopf paßte. Um sich die Zeit zu vertreiben, wechselte sie hinüber in ein angrenzendes kleines Ladenlokal, in dem antiquarische Bücher angeboten wurden. Die Detektivin schritt an den Regalen und Büchertischen vorüber und wußte selbst nicht, wonach sie suchte. Wie gesagt, es ging ihr nur darum, sich abzulenken.

      Das Antiquariat war ein langer Schlauch, der vollkommen unübersichtlich eingerichtet war. Querregale


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