Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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tolle Geschichte«, sagte Leutnant Current. Er drückte die Zigarette im Aschenteller aus, »ich nehme sie Ihnen aber ab, Rander. Ich werde Ihnen sogar diskret helfen. Vorher muß ich aber wissen, was im Keller passierte.«

      »Parker war natürlich in diesem bewußten Keller. Doch er schoß nicht, Current. Durch einen diskreten Hinweis erfuhr er, wo Joel Harrison sich aufhalten sollte. Er ging der Sache nach, fand noch warme Spuren und einen Hinweis auf diesen Hostans. Um es präzise auszudrücken, Current, Hostans wurde nicht direkt belastet. Nur seine Telefonnummer wurde gewählt.«

      »Ich brauche Einzelheiten. Und Parker …!«

      »Parker …?« fragte Anwalt Rander und lächelte. »Der befindet sich schon wieder auf dem Kriegspfad, Current. Sie kennen ihn doch. Er ist nicht zu halten, wenn er erst einmal Blut geleckt hat …!«

      *

      Ein seltsam aussehendes Monstrum auf Rädern bewegte sich durch die Straßen von Chikago.

      Dieser eigenartig aussehende Wagen war eine gelungene Kreuzung aus einem Londoner Taxi aus der Zeit um die Jahrhundertwende und der bereits sagenhaften Blechlizzy, die Ford auf dem ersten Fließband der Welt baute.

      Alles an diesem Auto war eckig, mit Ausnahme der Räder. Hochbeinig rollte dieser fahrbare Untersatz in Richtung der Union Stock Yards, der riesigen Schlachthäuser der Stadt.

      Josuah Parker, untadelig gekleidet, saß am Steuer seines Privatwagens. Er übersah die amüsierten Blicke und das Grinsen der übrigen Verkehrsteilnehmer. Schließlich wußte er nur allein, welche inneren Qualitäten sein Wagen besaß. Der Umbau und das Hochfrisieren der technischen Anlagen hatte ihn sehr viel Geld gekostet. Eigenwillig wie er nun mal war, hatte er seinerzeit Ingenieure und Techniker fast bis zur Verzweiflung gebracht und immer neue Zusatzwünsche geäußert.

      Am Davis Square hielt er den Wagen an, stieg aus und schritt gemessen in eine lärmende, übelriechende Seitenstraße. Sein Ziel war eine Kellerkneipe, wo er seinen Nachrichtenlieferanten anzutreffen hoffte.

      Obwohl es noch recht früh am Morgen war, herrschte bereits ein toller Betrieb in der Kneipe. Angetrunkene Männer standen vor der langen, leicht geschwungenen Bartheke. Der Steinboden war mit Zigarettenstummeln und Asche bedeckt. Drei Barkeeper hatten alle Hände voll zu tun, die Wünsche der Gäste zu erfüllen.

      Als Parker die Kneipe betrat, lärmte gerade eine Musik-Box los. Sie schaffte es nur mit Mühe und Not, den allgemeinen Krach zu übertönen.

      Und wurde dann erschreckend laut, denn die Besucher der Kneipe wandten sich wie auf ein geheimes Kommando hin zur Tür und musterten den Butler. Bis auf die Musik-Box erstarb jedes Geräusch. Parker lüftete höflich seine schwarze Melone, schritt über die restlichen Stufen und begab sich zur Theke.

      Selbst die Musik-Box wurde jetzt leiser, als habe auch sie den Butler endlich gesehen und zur Kenntnis genommen.

      Das allgemeine Schweigen ging ohne Übergang in ein prustendes Gelächter über.

      Josuah Parker wirkte in dieser Umgebung auch wirklich zu komisch. Er forderte die lärmenden und angetrunkenen Gäste geradezu heraus, sich mit ihm zu befassen. Einige besonders clevere Männer tuschelten bereits miteinander und heckten Streiche gegen den Butler aus.

      Für Parker sah es nicht besonders gut aus. Merkte er denn nicht, daß er sich als Zielscheibe förmlich anbot?

      »Was soll’s denn sein?« fragte ihn einer der Barkeeper grinsend.

      »Was können Sie mir empfehlen?« gab Parker höflich zurück, »ich lasse mich stets gern beraten.«

      »Momentchen, ich schlage vor, Sie nehmen Spezialcocktail.«

      »Ausgezeichnet«, erwiderte Parker. Er hing seinen altväterlich gebundenen Regenschirm über die Haltestange der Theke und erstieg einen freien Hocker.

      Parker griff in seine innere Manteltasche und förderte ein altertümliches Zigarrenetui an den Tag. Als er es aufklappte, wurden pechschwarze Zigarren sichtbar. Eine davon nahm Parker heraus und präparierte sie umständlich.

      Noch klangen die Stimmen gedämpft.

      Alles wartete auf den Cocktail des Hauses. Jeder, außer Parker, wußte genau, was diesem komischen Vogel, wie Parker bereits leise genannt wurde, vorgesetzt werden sollte.

      Der Barkeeper schwänzelte heran.

      »Es wird Ihnen schmecken«, sagte er und versuchte, ein relativ harmloses Gesicht zu ziehen. »Am besten, Sie kippen ihn in einem Zug hinunter.«

      »Gewiß, gewiß …!«

      Parker legte die noch nicht angezündete Zigarre in den Aschenbecher und hob das Glas prüfend gegen das Neonlicht. Er nickte anerkennend.

      »Eine recht hübsche Farbe«, kommentierte er arglos.

      Um ihn herum erstarben die Stimmen. Parker wurde zum Mittelpunkt des Lokals.

      Er hob das Glas, setzte es an die Lippen und kippte den Cocktail tatsächlich ruckartig hinunter.

      Er verzog keine Miene.

      Doch das konnte mit einer etwaigen Spätzündung Zusammenhängen. Hofften wenigstens die Barkeeper und die Gäste. Der Cocktail war nämlich nichts anderes als flüssiger Sprengstoff, den die Männer hinter der Theke in aller Eile, aber äußerst sachkundig zusammengebraut hatten.

      Dieser Cocktail reichte aus, um bärenstarke Männer wie vom Blitz getroffen umfallen zu lassen. Er mußte wie ein K.-O.-Schlag wirken. Und hatte bisher immer noch so bewirkt.

      Parker setzte das Glas ab, tupfte sich die Lippen mit einem Seidentuch ab.

      »Na …?« fragte der Barkeeper und kniff die Augen zusammen. Er wartete darauf, daß sein ganz in Schwarz gekleideter Gast nun endlich vom Hocker kippte.

      »Nicht unbedingt schlecht zu nennen«, bemerkte Parker beiläufig und nickte, »den nächsten Cocktail sollten Sie allerdings etwas besser mixen. Für meine Begriffe schmeckt er ein wenig fade.« Das schlug, wie man so sagt, dem Faß die Krone ins Gesicht.

      Ein Stöhnen und Seufzen ging durch die Kellerkneipe. Wildfremde Männer sahen sich verstört und verdutzt an. Denn Josuah Parker blieb auf seinen Barhocker sitzen, zeigte nicht die geringste Wirkung.

      Der Barkeeper war derart erschüttert, daß er einen riesigen Fehler beging.

      Um sich zu stärken, goß er sich aus dem Shaker einen an sich recht unbedeutenden Schluck des Atomcocktails ein, kippte ihn hinunter und … sackte wie nach einem fürchterlichen Fausthieb in sich zusammen.

      Josuah Parker schien ganz allein in der überfüllten Kneipe zu sein.

      Er setzte die bereits präparierte Zigarre in Brand und paffte drauf los. Diese schwarz-grün schillernden Zigarren ließ er sich eigens herstellen. Er ließ Tabake dafür verwenden, die ein normaler Raucher nur als besseres Gift oder Insektenmittel bezeichnet hätte.

      Die Rauchentwicklung der Zigarre war enorm.

      Dichte Schwaden lösten sich von der Glut. Die Gäste in Parkers Nähe wurden unvermittelt von quälenden Hustenanfällen geschüttelt.

      Parker übersah und überhörte das alles.

      Zufrieden und entspannt rauchte er, wartete im übrigen auf den zweiten Cocktail nach Art des Hauses.

      Die Qualmwolken der Zigarre breiteten sich aus.

      Das allgemeine Tuscheln und Raunen ging in mehr oder weniger lautes Husten über.

      Die ersten Gäste räumten fluchtartig die Theke.

      Die beiden noch stehenden Barkeeper hielten sich die nassen Servietten vor Mund und Nase und traten eine hastige Flucht an. Fliegenschwärme an der Decke gerieten in schnelle Bewegung und versuchten zu fliehen.

      Vergeblich.

      Die Rauchschwaden waren schneller. Matt und kraftlos torkelten sie zu Boden.

      An der Kellertreppe entstand


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