Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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er­lebt. Es war, als woll­ten alle al­ten Träu­me in Er­fül­lung ge­hen. Sie hat­te sich nie ge­dacht, dass die Welt so herr­lich sein könn­te, nicht ein­mal in ih­ren schöns­ten Träu­men. Bil­ly drück­te ihr zärt­lich die Hand. »Woran denkst du?« frag­te er, als sie sich schließ­lich er­hob, um zu ge­hen.

      »Ach, das weiß ich nicht recht, Bil­ly. Vi­el­leicht dach­te ich dar­an, dass ein Tag wie der heu­ti­ge viel schö­ner war als zehn­tau­send Jah­re in Oa­k­land.«

      *

      Sie ver­lie­ßen den Car­mel­fluss und Car­mel, und im Son­nen­auf­gang wan­der­ten sie nach Sü­den über die Hü­gel zwi­schen den ho­hen Ber­gen und dem Mee­re. Der Weg war arg über­schwemmt und vol­ler Was­ser­läu­fe und sah nicht nach star­kem Ver­kehr aus.

      »Wei­ter un­ten ver­schwin­det er ganz«, sag­te Bil­ly. »Dort gibt es nur Vieh­stei­ge. Aber es sieht nicht da­nach aus, dass es dort Wald gäbe, und die­ser Bo­den ist nicht be­son­ders gut. Er ist nur als Wei­de zu ge­brau­chen – nichts für Land­wirt­schaft.«

      Die Hü­gel wa­ren kahl und mit Gras be­wach­sen. Nur in den Ca­ny­ons gab es Wäl­der, wäh­rend die hö­he­ren und fer­ne­ren Ber­ge ganz zot­tig von Cha­par­ral wa­ren. Ein­mal sa­hen sie einen Co­yo­ten in den Busch schlüp­fen, und ein­mal hät­te Bil­ly gern ein Ge­wehr ge­habt, da eine große Wild­kat­ze sie bos­haft an­starr­te und erst flüch­te­te, als sie mit ei­nem Klum­pen Erde ver­trie­ben wur­de, der wie eine Gra­na­te um ihre Ohren ex­plo­dier­te.

      Sa­xon klag­te über Durst, und an ei­ner Stel­le, wo der Weg fast in glei­cher Höhe mit dem Mee­res­s­pie­gel ging und über eine klei­ne Berg­schlucht führ­te, sah Bil­ly sich nach Was­ser um. Die Fels­schlucht war feucht von dem Was­ser, das von den Hü­geln her­ab­si­cker­te, und er ließ sie sich nie­der­set­zen und sich aus­ru­hen, wäh­rend er nach ei­ner Quel­le such­te.

      »Hör mal«, rief er ein paar Mi­nu­ten spä­ter, »komm her­un­ter. Das musst du wirk­lich se­hen. Wenn du das siehst, wirst du ganz wild.«

      Sa­xon folg­te dem halb­ver­wisch­ten Pfad, der über den stei­len Hang durch das Dickicht hin­ab­führ­te. Un­ge­fähr in der Mit­te, wo ein von großen Stei­nen be­schwer­ter Sta­chel­draht­zaun hoch über die Mün­dung der Schlucht hin­weg­führ­te, sah sie den ers­ten Schim­mer des win­zi­gen Stran­des. Nur vom Mee­re aus konn­te man die Exis­tenz die­ser Schlucht er­ra­ten, so völ­lig war sie zwi­schen den drei Sei­ten nach dem Land zu mit Busch­werk be­deckt. Aber vom Stran­de ging eine schma­le Bucht in das Land hin­ein, und durch die­se hin­durch brüll­te das Meer, um sich schließ­lich wie­der in der ganz schwach pul­sie­ren­den Bran­dung zu ver­lie­ren. Vor die­ser Bucht be­fan­den sich vie­le frei­ste­hen­de Klip­pen, ge­gen die die Bran­dung in all ih­rer Ge­walt wü­te­te, wo­bei sie Schaum und Sprit­zer hoch in die Luft sand­te. Der Fuß die­ser Klip­pen, der sich aus den Wo­gen er­hob, war schwarz von Mu­scheln. Oben­drauf la­gen mäch­ti­ge See­lö­wen, glän­zend von Was­ser und die Son­ne an­brül­lend, wäh­rend hoch oben in der Luft eine Men­ge See­vö­gel flo­gen, die hin und her wir­bel­ten, kreisch­ten und lau­te Schreie aus­stie­ßen.

      Das letz­te Stück des We­ges bis zum Sta­chel­draht­zaun hin­ab war eine Rutsch­bahn von ei­ni­gen Me­tern, und Sa­xon lan­de­te sit­zend auf dem wei­chen, trock­nen Sand.

      »Ach, ich sage dir – das ist groß­ar­tig!« sag­te Bil­ly mit über­strö­men­der Freu­de. »Sieh, das ist noch eine Stel­le, wo es sich lohnt zu ras­ten. Un­ter den Bäu­men ist die rei­zends­te Quel­le, die du dir den­ken kannst. Und sieh all das gute Brenn­holz und« – sein Blick schweif­te über das Meer hin­aus, und sei­ne Au­gen sa­hen, was er nicht mit Wor­ten aus­drücken konn­te – »und das al­les. Sieh die Mu­scheln dort. Ich möch­te wet­ten, dass wir Fi­sche fan­gen könn­ten. Was meinst du dazu, wenn wir ein paar Tage hier­blei­ben? – Wir ha­ben doch Fe­ri­en – und ich könn­te nach Car­mel zu­rück­ge­hen, um An­gel­schnü­re und Ha­ken zu ho­len.«

      Sa­xon, die ganz da­von in An­spruch ge­nom­men war, sei­ne freu­de­strah­len­de Mie­ne zu be­trach­ten, ver­stand, dass er jetzt im Ernst das Le­ben in der Stadt ver­ges­sen woll­te.

      »Und es ist kein Wind hier«, sag­te er über­re­dend. »Nicht ein Hauch. Und sieh, wie un­be­rührt es ist – ganz, als wä­ren wir vie­le Mei­len von al­len Men­schen ent­fernt.«

      Der Wind, der auf den Hü­geln kalt und scharf ge­we­sen war, konn­te nicht in die Bucht her­ein­drin­gen, und die Luft am Stran­de war warm und bal­sa­misch, von ei­nem wür­zi­gen, durch­drin­gen­den Duft aus dem Ge­büsch er­füllt. Hie und da, mit­ten im Ge­büsch, stan­den klei­ne Ei­chen und an­de­re klei­ne Bäu­me, de­ren Na­men Sa­xon nicht kann­te. Ihre Be­geis­te­rung war jetzt min­des­tens eben­so groß wie die Bil­lys, und Hand in Hand gin­gen sie, um die Um­ge­gend zu er­for­schen.

      »Hier kön­nen wir ja Ro­bin­son Cru­soe spie­len«, rief Bil­ly, als sie von der Hoch­was­ser­mar­ke über den har­ten Sand bis ans Was­ser gin­gen. »Komm, Ro­bin­son. Lass uns ein Weil­chen hier­blei­ben. Ja, ich bin na­tür­lich nur dein Die­ner Frei­tag, und al­les wird ge­sche­hen, wie du es wünschst.«

      »Aber was sol­len wir denn mit Herrn Sonn­abend ma­chen?« Sie zeig­te mit gut ge­spiel­ter Be­stür­zung auf einen fri­schen Fuß­ab­druck im San­de. »Er kann ja zum Bei­spiel ein bö­ser Men­schen­fres­ser sein.«

      »Dies nicht, das ist kein nack­ter Fuß son­dern ein Ten­nis­schuh.«

      »Aber ein Wil­der hät­te doch gut einen Ten­nis­schuh von ei­nem er­trun­ke­nen See­mann be­kom­men kön­nen, den er ge­fres­sen hat«, wand­te sie ein.

      »Aber See­leu­te tra­gen auch kei­ne Ten­nis­schu­he«, ant­wor­te­te Bill rasch.

      »Du bist zu klug, um Frei­tag zu sein«, schalt sie. »Aber des­halb kön­nen wir uns doch hier nie­der­las­sen, wenn du die Bün­del ho­len willst. Au­ßer­dem braucht es ja kein See­mann zu sein, der ge­fres­sen wur­de. Es kann auch ein Pas­sa­gier ge­we­sen sein.«

      Ehe eine Stun­de ver­gan­gen war, hat­ten sie sich ein war­mes, ge­müt­li­ches La­ger be­rei­tet. Die De­cken wa­ren aus­ge­brei­tet; tro­ckenes Treib­holz wur­de ge­holt, zu Brenn­holz ge­hackt und die Kaf­fee­kan­ne über das an­ge­zün­de­te Feu­er ge­hängt, wo sie bald zu schnur­ren be­gann. Sa­xon rief Bil­ly, der da­bei war, aus ei­ner von den Wel­len stark ver­wa­sche­nen Plan­ke einen im­pro­vi­sier­ten Tisch zu ver­fer­ti­gen. Auf dem Fels­vor­sprung in der Fer­ne stand ein nack­ter, nur mit Schwimm­ho­sen be­klei­de­ter Mann. Er starr­te zu ih­nen her­über, und sie konn­ten se­hen, wie der Wind sein lan­ges schwar­zes Haar pack­te. Als er die Dü­nen nach dem Lan­de zu er­klomm, mach­te Bil­ly Sa­xon dar­auf auf­merk­sam, dass der Frem­de Ten­nis­schu­he trug. We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter hat­te er sich von dem Fel­sen an den Strand ge­schwun­gen und kam jetzt auf sie zu. »Gro­ßer Gott«, flüs­ter­te Bil­ly Sa­xon zu. »Er ist ja ma­ger ge­nug, aber sieh sei­ne Mus­keln! Hier schei­nen ja alle Men­schen rich­ti­ge Sports­leu­te zu sein.«

      Als der Frem­de nä­her kam, sah Sa­xon sein Ge­sicht, und sie muss­te an die ers­ten An­sied­ler und an ge­wis­se Ge­sich­ter den­ken, die man häu­fig un­ter Sol­da­ten aus je­ner Zeit sieht. Ob­wohl die­ser Mann jung war – nicht über drei­ßig, wie sie sich sag­te –, hat­te er doch das­sel­be lan­ge, schma­le Ge­sicht mit den star­ken Ba­cken­kno­chen, der ho­hen, schma­len Stirn und der stark­ge­bo­ge­nen Nase, die


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