Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      »Du darfst, mein Herzchen.«

      »So will ich mich gern entschuldigen.«

      Wenig später stand sie dann vor dem Vormund und sagte verlegen:

      »Verzeihung, Onkel Rudolf, daß ich so ungezogen war.«

      »Schon gut«, winkte er kurz ab. »Ich weiß ja jetzt, warum es geschah. Wenn du durchaus willst, dann bleib hier.«

      »Danke!« strahlte es jetzt in den verweinten Augen auf, wie Sonnenschein durch eine Nebelschicht. »Jetzt bin ich wieder froh. Darf ich auch ein Glas Wein haben, Frauke, damit ich meine Verwandten in unserm lieben Haus willkommen heißen kann?«

      »Da sehen Sie, meine Herrschaften, daß unser Kind, wie Hulda es nennt, auch höflich sein kann«, lachte Frauke. »Komm her, mein Schatz, proste mit mir zusammen auf unsere lieben Gäste.«

      Die Gläser gaben guten Klang, und der Friede ward geschlossen. Nun konnte der Arzt auch auf das zu sprechen kommen, was ihm am Herzen lag.

      »Sagen Sie mal, gnädiges Fräulein, ist Ihnen hier im Dorf ein Tierarzt Doktor Gunder bekannt?«

      »Direkt bekannt nicht«, gab Frauke Antwort. »Ich bin ihm einmal auf der Dorfstraße begegnet und die Frau unseres Faktotums, die sich in meiner Begleitung befand, hat so allerlei von dem Herrn erzählt. Aber offen gestanden ging es in ein Ohr rein durchs andere raus. Tatsache jedoch ist, daß er im Dorf eine gutgehende Praxis hat.«

      »Danke, gnädiges Fräulein, diese Antwort allein ist schon wertvoll für mich. Gunder ist nämlich mein Vetter zweiten Grades, mit dem ich öfter einmal zusammenkam, als unsere beiderseitigen Eltern noch lebten. Dann jedoch haben wir jahrelang nichts mehr voneinander gehört. Er sprach schon immer davon, in seinem Heimatdorf, an dem er sehr hängt, eine Praxis zu gründen, was er dann auch wahrmachte. Übrigens muß sein bester Freund, ein Baron von Swidbörn, in Ihrer Nähe wohnen, gnädiges Fräulein.«

      »Das ist mein Bruder«, kam es von der Tür her, wo Oda stand, entzückend anzuschaun in dem lichtblauen Kleidchen und den langen blonden Zöpfen. Die blauen Augen hingen überrascht an den Gästen des Hauses.

      »Ich hatte keine Ahnung, daß ihr Besuch habt«, sagte sie zögernd. »Da möchte ich nicht stören.«

      »Seit wann bist du denn so ängstlich«, neckte Frauke. »Tritt nur tapfer näher und laß dich bekannt machen mit Ortruns Verwandten.«

      Nachdem es geschehen war, nahm Oda in der Runde Platz und sagte artig zu dem Arzt:

      »Verzeihung, Herr Doktor, darf ich wissen, warum Sie vorhin meinen Bruder erwähnten?«

      »Gewiß, Baroneß. Es geschah im Zusammenhang mit dem Tierarzt Doktor Gunder.«

      »Mit Uwe?« riß sie nun überrascht ihre ohnehin schon großen Augen auf. »Kennen Sie ihn denn?«

      »Er ist ein Vetter von mir, den ich gern sprechen möchte.«

      »Das kann ich vermitteln«, wurde die Kleine nun eifrig. »Er befindet sich gerade bei uns. Soll ich ihm telefonisch Bescheid sagen, Herr Doktor?«

      »Das wäre lieb, Baroneß. Mag er einen Ort bestimmen, wo wir uns treffen können.«

      »Aber nicht vor dem Essen«, schaltete Frauke sich ein und ließ den Protest der Gäste nicht gelten.

      »Aber meine Herrschaften, wer soll das alles wohl essen, was Hulda mit Eifer vorbereitet.«

      »Wenn es so ist, denn ja«, schmunzelte der Arzt. »Dann werden Sie mich aber vor zwei Uhr nicht los, gnädiges Fräulein. Ich bin es nämlich gewohnt, nach dem Essen in Beschaulichkeit meinen Mokka zu trinken.«

      »Sollen Sie auch hier tun. Was soll die Baroneß nun Doktor Gunder bestellen?«

      »Daß ich ihn um zwei Uhr in einem Lokal, das er bestimmt, sprechen möchte.«

      Und dann wurden sie Ohrenzeuge eines Gesprächs, das sie durchweg schmunzeln ließ. In der Diele telefonierte Oda und zwar so lebhaft, daß man im Salon jedes Wort verstand.

      »Ach du bist es, Niklas. Beordere möglichst schnell Doktor Gunder an den Apparat.«

      Einige Minuten Stille und dann ein entrüstetes Stimmchen:

      »Du, werde hier gefälligst nicht frech! Es gibt Wichtigeres, als dir eine Liebeserklärung zu machen. Lach nicht, hör lieber gut zu! Doktor Folbe, ist dir das ein Begriff, ja? Das ist gut, da brauche ich nicht erst lange Vorreden zu halten. Der Herr Doktor ist hier und möchte dich sprechen. Wo er ist? Bei Frauke natürlich, wo denn sonst? Gib einen Ort an, wo ihr euch treffen könnt. Aber doch nicht mit Frauke, mit Herrn Doktor Folbe. Die ›Grüne Gans‹, ja, die ist anständig, da kannst du mit ihm hingehen. Also Uwe, wenn du jetzt immer noch so albern lachst, dann… Ach, ich weiß auch nicht. Aber nicht vor zwei Uhr, hörst du? Herr Doktor Folbe muß erst noch mittagessen. Jawohl, hier. Weil Frauke die ›Grüne Gans‹… Du, jetzt wird es mir aber zu bunt, jetzt mach ich Schluß!«

      Damit legte sie den Hörer unsanft ab und ging in den Salon zurück, wo man sich vor Lachen schüttelte.

      »Ja, was ist denn hier los?« fragte Baroneßchen kopfschüttelnd. »Was gibt’s denn hier so unbändig zu lachen?«

      »Über dein Telefongespräch«, wischte Frauke sich die Augen. »Nett von dir, mich als grüne Gans zu bezeichnen.«

      »Dich? Na hör mal, Frauke…«

      »Ist ja schon gut, mein Firlefänzchen. Hoffentlich ist Herr Doktor Gunder aus deiner Bestellung klug geworden.«

      »Nun, ich habe mich doch wohl klar genug ausgedrückt. Horch mal, Ortrun, ich glaube, Hulda morst.«

      Sie lauschten dem Klopfzeichen, das sich dreimal wiederholte, worauf Ortrun ins Speisezimmer eilte, wo sie in einem andern Rhythmus an die Durchreiche pochte, während Oda die Flügeltür schloß.

      »Ja, ja, die Mädchen sind von Hulda gut gedrillt«, lachte Frauke. »Was sie da morste, bedeutet: Tischdecken – und was Ortrun zurückmorste: Verstanden.«

      »Dabei macht die Baroneß immer mit?« fragte Frau Danz ungläubig.

      »Gern sogar. Sie weilt oft bei uns, weil sie hier alles findet, was so ein junges Menschenkind braucht: Frohsinn und Lachen. Denn oben im Schloß…«

      Sie schilderte die Verhältnisse dort und auch, wie Oda ins grüne Haus kam.

      »Dann hat Baron Swidbörn in seiner Ehe genauso ein Fiasko erlitten wie sein Intimus Uwe Gunder«, sagte der Arzt. »Nur daß letzterer wahrscheinlich nicht lange fackelte, sondern seinen ›Reinfall‹ zum roten Kuckuck jagte, während erster ihn am Hals behalten mußte, bis der Tod Einsehen mit ihm hatte. Klingt für Damenohren herzlos, nicht wahr? Aber Papa und ich, die mit solchen Kanaillen zu tun haben, wissen ein Liedchen von ihnen zu singen.«

      »Kann man wohl sagen«, bestätigte der Notar. »Es gongt, Fräulein Frauke. Wollen Sie uns nun wirklich…?«

      »Um nein zu sagen, dafür ist es zu spät«, ließ sie ihre Grübchen spielen. »Ich versichere Ihnen, daß wir alle satt werden.«

      Und wie satt sie wurden, denn das Mahl war gut und reichlich. Den Mokka trank man in der Bibliothek, die von dem Kaminfeuer wohlig durchwärmt wurde. Auf dem Sims tickte klingend eine alte Uhr. Darüber hing ein Porträt in schwerem Goldrahmen, das sofort die Blicke auf sich zog.

      »Das ist Professor Gortz«, erklärte Frauke leise. »Mein Wohltäter. Diese Bezeichnung verdient er zu Recht. Denn alles, was ich jetzt bin und habe, geschah durch ihn. Wir fanden dieses wundervolle Bild in einer Kammer, verstaubt und verschmutzt. Es hat Mühe gemacht, es aufzufrischen. Aber seinem Bild einen Ehrenplatz zu geben, sowie sein und seines treuen Dieners Grab zu pflegen, ist ja leider alles, was ich tun kann. Außerdem noch Grabmäler setzen lassen.

      Übrigens fällt mir jetzt wieder ein, worum ich Sie befragen wollte, Herr Doktor Danz. Doch zuerst bitte ich, es sich bequem zu machen.«

      Das tat man


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