Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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was Barbe bejahte. Darauf verlangte die Frau Oberin ihr Frühstück ans Bett, worauf diese Kreatur von Dienerin sich erdreistete, den Wunsch abzuschlagen. Leider könnte man das hier nicht machen, da die wenige Dienerschaft mit Arbeit überlastet wäre. Nun tobte die Frau Oberin los, sie würde sich beim Herrn Baron über die Unbotmäßigkeit seiner Dienerin beschweren, was diese Dienerin mit stoischem Gleichmut hinnahm. Sie sagte noch, daß das Frühstück bis zehn Uhr bereit stehe und machte dann die Tür von draußen zu.«

      »Das ist ja köstlich«, lachte Uwe. »Hat dann etwa die Frau Oberin ihre schlechte Laune an dir ausgelassen?«

      »Ich war ja gar nicht da«, lachte Oda schadenfroh. »Ich war mit Winrich zur Försterei geritten, wo ich mir aus dem Wurf junger Dackel den schönsten aussuchen durfte. Doch jetzt muß ich eilen, damit ich zum Mittagessen nicht zu spät komme. Du weißt ja, daß Winrich Unpünktlichkeit verhaßt ist. Also dann adieuchen, ich kehr bald wieder.«

      Sie wirbelte ab, und der Tierarzt sah die Damen der Reihe nach an, die betretene Gesichter machten.

      »Was Sie denken, das weiß ich«, lächelte er. »Nämlich, daß mein Freund Winrich ein unmanierlicher Mensch und ein miserabler Gastgeber wäre. Dem ist aber nicht so. Ich kenne im Gegenteil nicht viele Männer, die über so tadellose Umgangsformen verfügen und so ritterlich sind wie er. Doch dieser anmaßenden Oberin gegenüber muß er schon zu rigorosen Maßnahmen greifen, sonst ist er bald nicht mehr Herr in seinem Haus. Wahrscheinlich gedenkt sie sich da einzunisten.«

      »Das stimmt«, nickte Jadwiga so eifrig, daß ihr Pincenez wackelte. »Das hat sie im Stift ausdrücklich betont. Auch daß sie den frauenlosen Haushalt straff am Zügel nehmen wird.«

      »Eine despotische Dame«, bemerkte Uwe. »Da haben Sie und Ihre Stiftsschwestern wohl sehr unter der Despotie zu leiden gehabt, gnädiges Fräulein?«

      »O ja. Das heißt, die ersten vier Jahre ihrer fünfjährigen Herrschaft war es immerhin noch erträglich. Da gab es den Patronatsherrn, der die Oberin scharf in ihre Schranken wies, wenn Beschwerden bei ihm einliefen. Doch als er starb und das Stift bald darauf zur Auflösung kam, wurde es arg, zumal man der Oberin die Auflösung überließ. Diejenigen, die sie zu umschmeicheln verstanden, hatten es gut. Doch die, die es nicht konnten, für die wurde es ein bitterböses Jahr, haupt­sächlich für mich«, schloß sie leise, und der Arzt sagte grimmig:

      »Das soll sie büßen. Mein Freund wird schon dafür sorgen, daß diese Menschenschinderin keinen Oberinposten mehr kriegt, überhaupt in keinem Stift mehr unterkommt. Er ist nämlich der Präses der Verbindung und hat daher eine Menge zu sagen. Im Schloß wird ihres Bleibens auch nicht lange sein, bei den andern Verwandten hat sie sich durch ihr hochfahrendes Wesen wahrscheinlich schon längst unbeliebt gemacht, also wird sie alleinstehen und von ihrer Rente leben müssen, mit der sie bestimmt keine großen Sprünge machen kann, wie man so sagt. Und nun dürfen Sie mich hinauswerfen, meine Damen. Ich habe hier nichts mehr zu suchen, da mein Patient mobil ist. Morgen sehe ich wieder nach ihm. Bis dahin: Auf Wiedersehen.«

      *

      Oda hatte es gerade noch geschafft. Allerdings mit Barbes Hilfe, die ihr beim Umkleiden half und die Zöpfe frisch flocht. Denn unordentliche Menschen waren dem Schloßherrn, der selbst auf tadellose Kleidung hielt, ein Greuel, schon ganz und gar bei Tisch. Und was er verlangte, dem hatte man sich unterzuordnen, da gab es selbst für das zärtlich geliebte Schwesterchen kein Pardon.

      Also betrat Oda wie frischgewaschen und geplättet das Speisezimmer. Nachdem auch die andern beiden sich eingefunden hatten, nahm man am Tisch Platz, und Niklas servierte die Suppe, über die sich die Baroneß mit Appetit hermachte, während die Gräfin sie ablehnte.

      »Suppe macht dick«, erklärte sie. »Du solltest auch darauf verzichten, Oda.«

      »Warum denn? Bin ich etwa zu dick?«

      »Noch nicht. Aber wenn du immer weiter so drauflos ißt, wirst du deine zierliche Figur bald einbüßen. Und dann solltest du deine Zöpfe abschneiden lassen.«

      »Mitnichten«, warf der Bruder ein. »Odas prächtige Zöpfe sind mein ganzer Stolz. Und über ihren Appetit freu ich mich. Ein Zeichen, daß sie gesund ist.«

      »Wo warst du überhaupt heute den ganzen Vormittag, Oda?« wechselte die Dame rasch das Thema, und artig gab die Kleine Auskunft:

      »Ich ritt morgens mit Winrich zur Försterei, wo ich mir einen Dackel aussuchen durfte, anschließend ging ich dann ins grüne Haus. Zu meiner Überraschung fand ich Uwe dort«, richtete sie jetzt das Wort an den Bruder. »Ajax hatte sich eine Scherbe in die Pfote getreten, die Uwe entfernte.«

      »Alles gutgegangen?«

      »Das kannst du dir doch denken, wenn Uwe etwas in die Hand nimmt, daß es gut wird.«

      »Wer ist denn dieser Uwe?« wollte die Gräfin wissen.

      »Mein bester Freund.«

      »Aristokrat und Landwirt?«

      »Nein, ein bürgerlicher Tierarzt.«

      »Und wer ist Ajax?«

      »Ein Schäferhund.«

      »Und wer wohnt in dem grünen Haus?«

      »Zwei junge Damen nebst einer langjährigen Angestellten. Außerdem befindet sich seit ungefähr drei Wochen dort eine Hausgenossin, die dir gut bekannt ist, weil sie sich mit dir in demselben Stift befand.«

      »Was, etwa die Schlössen?«

      »Jawohl, die Schlössen«, wiederholte er mit unverkennbarer Ironie, was die Frau Oberin noch nervöser werden ließ, als sie es ohnehin schon war. »Die bedauernswerte Dame wußte nämlich nicht wohin, nachdem das Stift aufgelöst wurde, und da hat die Besitzerin des Hauses im grünen Grund sich liebreich ihrer angenommen.«

      »Da kann diese was erleben!« lachte die Gräfin auf, es klang wie das Krächzen einer bösen Krähe. Ihr gelbliches Gesicht wurde weiß vor unterdrückter Wut, die Stimme war kehlig, die nun sprach:

      »Die Schlössen ist ein ganz minderwertiger Mensch. Du tätest gut, Winrich, dafür zu sorgen, daß sie das Haus verläßt.«

      »Ich?« fragte der Mann so erstaunt, als hätte er nicht recht gehört. »Wie käme ich denn dazu, einen fremden Menschen aus einem fremden Haus zu weisen. Da würde die Eigentümerin wohl von ihrem Hausrecht Gebrauch machen.

      Und dann gestatte, daß ich dich korrigiere. Fräulein von Schlössen ist kein minderwertiger Mensch, sondern ein feiner, vornehmer. Ist eine liebe Tante nicht nur für die beiden jungen Damen, sondern auch für Oda.«

      »Aber Winrich, als Beschützer deiner Schwester darfst du das doch nicht zulassen«, zeichneten sich zwei kreisrunde rote Flecke auf den leicht hervorstehenden Backenknochen der erregten Dame. »Du mußt das junge Kind doch vor jedem schlechten Einfluß bewahren.«

      »Das laß nur meine Sorge sein. Wie kommt es übrigens, daß man bei den andern Damen, die das Stift verlassen mußten, vorher für Unterkunft gesorgt hatte, nur allein für Fräulein von Schlössen nicht? Ich muß mich deswegen doch mal an den Verband wenden, dessen Präses ich bin, wie du wohl weißt. Ich fürchte, daß man bei der Auflösung des Stifts nicht korrekt vorgegangen ist. Jedenfalls werde ich die Sache gründlich untersuchen lassen. Gesegnete Mahlzeit.«

      Damit hob er die Tafel auf, eine frostige Verbeugung, dann ging er mit Oda davon, die sich in seinen Arm gehängt hatte. In der Halle fiel sie ihm um den Hals und küßte ihn stürmisch.

      »Winrich, was bist du doch bloß für ein feiner Kerl! Hast du gesehen, wie grün ihr Gesicht wurde, als du sagtest, du würdest die Sache gründlich untersuchen lassen? Wie Angst in ihren Augen aufsprang und ihre Hände flatterten? Das alles muß ich denen im grünen Haus mal gleich erzählen.«

      Weg war sie, und der Bruder sah ihr lächelnd nach. Kleiner lieber Sonnenstrahl, dachte er zärtlich, du erhellst meine einsamen, düsteren Tage.

      Aber auch derjenige, der soeben hereingelacht kam, war so ein richtiger Sorgenbrecher.

      »Na,


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