Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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eines einsamen Hutes eine Dauereintrittskarte zu einem Boxring. Diese schmuddelige und abgegriffene Karte steckte er selbstverständlich ein.

      Die kleine Kommode enthielt nur schmutzige Wäsche, einige sehr anzügliche Fotos und Magazine. Nach zwanzig Minuten beendete Parker seine Arbeit. Die einzige interessante Ausbeute bestand in der Dauereintrittskarte. Immerhin etwas …!

      Der Butler setzte sich auf die Kante eines Stuhls und wartete. Er leistete sich selbst in dieser Abgeschiedenheit keine Nachlässigkeit in der Haltung. Er hätte das für unverzeihlich gehalten. Es störte ihn nur, daß er sich keine seiner spezialangefertigten Zigarren anzünden konnte. Er fürchtete, der aromatische Rauch, wie er es immer ausdrückte, könnte durch die Türritzen kriechen und im Hotel Gasalarm auslösen.

      Obwohl es längst weit nach Mitternacht war, wurde er nicht müde. Er beschäftigte sich sehr angeregt mit seinem Problem und spielte Schach mit den bisher bekannten Personen.

      Nach etwa 30 weiteren Minuten bemerkte der Butler ein Geräusch an der Tür. Endlich traf also der erwartete Besuch ein. Er hatte sich wohl aus Vorsicht sehr viel Zeit gelassen. Josuah Parker rührte sich nicht, verzichtete auf alle Vorbereitungen, obwohl doch mit einigem Ärger zu rechnen war.

      Da er im dunklen Zimmer saß – das Licht hatte er selbstverständlich abgeschaltet – brauchte er nur zu warten, bis der Eindringling sich gegen das Licht im Korridor abhob. Nach wenigen Sekunden war es dann auch soweit. Die Tür schwang auf, die Silhouette eines Mannes wurde erkennbar. Der Besucher fingerte an der Wand herum, bis er den Lichtschalter fand. Es knackte unangenehm laut, als das Licht aufflammte.

      Der Besucher übersah Parker. Er schloß die Tür und ging sofort zum Kleiderschrank. Da der Butler in der Fensterecke saß, vom Vorhang halb verdeckt wurde, wartete Parker freundlichst ab. Vielleicht stieß ihn der Besucher auf Dinge, die er übersehen hatte. Parker nutzte jedoch die Zeit und prägte sich das Bild des noch recht jungen Mannes ein.

      Er mochte höchstens 20 Jahre alt sein, war recht gut gekleidet und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Tieres. Sein noch glattes Gesicht war gut geschnitten, das Haar sehr kurz.

      Dieser junge Mann wußte genau, wo er zu suchen hatte. Er öffnete die Schranktür und bückte sich. Butler hörte das Knarren und Knacken eines Bretts. Dann richtete der junge Mann sich auf und hielt eine Brieftasche gegen das Licht. Er öffnete sie, entnahm ihr ein dickes Bündel Geld und … zuckte zusammen. Endlich hatte er den Butler gesehen.

      »Ich muß gestehen, daß ich dieses Versteck nicht fand«, sagte Josuah Parker. »Erfreulich, daß Sie mir im Endeffekt doch noch halfen.«

      Der junge Besucher war nicht in der Stimmung, Konversation zu machen. Er zog sich zusammen, ließ die Brieftasche und die Geldscheine fallen und griff nach seiner Waffe. Da sie sich aber in der Rocktasche befand, hatte er einige Schwierigkeiten mit ihr.

      »Ich empfehle Ihnen, die Waffe stecken zu lassen«, meinte Parker ruhig. »Seien Sie versichert, daß ich, wenn es sein muß, schneller sein werde als Sie!«

      Der junge Mann hielt sich nur zum Teil an Parkers Empfehlung. Da es mit seiner Schußwaffe nicht so klappte, wie er es vorgestellt hatte, warf er sich auf den Butler und wollte ihn niederschlagen. Parker hob jedoch nur seinen Universal-Regenschirm und ließ durch einen Knopfdruck die nadelspitze Degenklinge herausspringen. Nur mit äußerster Mühe und Anstrengung vermochte der Angreifer seine Fahrt zu bremsen. Dicht vor der Spitze des Degens blieb er stehen.

      »Es dürfte wenig Sinn haben, Sie nach Ihrem Auftraggeber zu fragen«, schickte der Butler voraus. »In Ihrem Alter will man hart und verschwiegen sein. Ich achte diese Einstellung, muß Sie jedoch bitten, Ihre Papiere auf den Tisch zu legen. Wenn ich Papiere sage, meine ich auch die Papiere. Hüten Sie sich, etwa Ihre Schußwaffe ziehen zu wollen!«

      Der junge Mann drehte durch, anders konnte man es nicht bezeichnen. Er schob mit einer blitzschnellen Bewegung die Klinge zur Seite und schnitt sich dabei ordentlich in den Finger. Angestachelt vom Schmerz, verdoppelte er seine Anstrengungen, den Butler niederzuschlagen.

      Gewiß, der junge Mann mit dem gut geschnittenen Gesicht war geschmeidig, auch verstand er einiges von der edlen Kunst des Boxens, wie gewisse Leute immer wieder behaupten. Kurz, er schwingerte los und war recht verwundert, nur die Luft zu treffen. Parker stand nämlich auf. Er war etwas unwillig. Er hatte es nicht besonders gern, wenn man seine Ratschläge mißachtete.

      Den nächsten Schlag des jungen Mannes blockte er mit seinem Unterarm ab. Es sah sehr mühelos aus, war aber die Frucht langjährigen Trainings. Bevor sein Gegner sich erneut aufbauen und zuschlagen konnte, schickte Parker seine Linke auf die Reise. Sie landete genau im Ziel und traf die Leberpartie, wie es im Fachjargon heißt.

      Zuerst merkte der junge Mann nichts. Ein Schlag auf die Leber hat erwiesenermaßen die Eigenart, erst nach Bruchteilen von Sekunden zu wirken. Parker, der seinem Spezialhaken vertraute, blieb unbeweglich stehen, als der junge Mann erneut auf ihn eindringen wollte.

      Doch der Schlag blieb bereits im Ansatz stecken. Der Leberhaken zeigte Wirkung. Der junge Mann verdrehte die Augen und ließ sie anmutig in den Höhlen rotieren. Der Mund öffnete sich zu einem unhörbaren, qualvollen Schrei. Dann, wie vom Blitz getroffen, rutschte Parkers Gegner in sich zusammen, fiel gegen einen Stuhl und riß ihn um. Es gab einigen Lärm, als Gegner und Stuhl auf dem Boden landeten.

      »Nein, nein, diese Jugend«, seufzte Parker mitfühlend, »Sie muß sich tatsächlich die Hörner einrennen, wie es so treffend heißt.«

      Unter Murmeln weiterer Lebensweisheiten bückte sich Parker und durchsuchte die Taschen seines jungen, noch recht unfertigen Gegners. Er fand einige recht aufschlußreiche Hinweise auf die Person des jungen Mannes. Er hieß Henry Harrison und war Junior des St. John’s …!

      *

      Noch berichteten die Zeitungen vom Überfall der »Rotnasen«, als die vier Gangster zu einem neuen Schlag ausholten. Am frühen Morgen, als die ersten Kunden der Morgan-Bankfiliale noch recht lustlos die Schalterhalle betraten, waren sie plötzlich da.

      Eine ältere Frau mit einem kleinen Schoßhund bemerkte die »Rotnase« zuerst. Sie stand vor einem Schreibpult und füllte einen Scheck aus. Als sie sinnierend hochschaute, um über ihr Konto nachzudenken, fiel ihr Blick auf einen jüngeren Mann von etwa dreißig Jahren, der sich gerade blitzschnell einen Rauschebart umlegte. Später sagte sie aus, er habe ihn einfach vor Kinn und Mund hochschnellen lassen. Genauso blitzschnell zierte eine Pappnase das Gesicht, das sofort unerkennbar wurde.

      Die ältere Dame tat sofort das einzig richtige, was in solch einer Situation zu machen war, sie wurde ohnmächtig und sank neben das Schreibpult. Der kleine Schoßhund jedoch entwickelte den Mut eines gereizten Löwen und rannte kläffend auf den vermummten Gangster zu, der etwas irritiert wurde, zumal der kleine Pekinese sein Hosenbein annagte. Mit einem Fußtritt schleuderte er das Tier von sich. Es landete neben einem Papierkorb und beschwerte sich kläffend über diese schlechte Behandlung.

      Drei andere Herren im Schalterraum der Bankfiliale kostümierten sich ebenfalls blitzschnell. Daß es sich um keinen schlechten Scherz handelte, war an den Revolvern und Maschinenpistolen zu erkennen, die sie drohend auf das Schalterpersonal und die wenigen Kunden richteten.

      Die vier »Rotnasen« arbeiteten mit größter Schnelligkeit. Während zwei Gangster den Raub absicherten, schaufelten die beiden anderen Verbrecher Banknoten in umgebundenen Bauchtaschen aus grobem Segeltuch. Nach genau drei Minuten hörten sie mit dieser Arbeit auf, obwohl noch sehr viel mehr Geld zu holen gewesen wäre.

      Die beiden Banknotensammler schwangen sich zurück über die breite Theke und liefen auf den abgesicherten Eingang zu. Die beiden Gangster mit ihren Maschinenpistolen warteten, bis ihre Partner ins Freie liefen. Dann wandten auch sie sich ab und wollten die Schalterhalle verlassen.

      Ausgerechnet in diesem Augenblick griff der Pekinese zum zweiten Male an. In Deckung der Schreibpulte rannte er den beiden Gangstern nach und interessierte sich erneut für ein Hosenbein. Der betroffene Gangster schrak zusammen, fuhr blitzschnell herum und löste dabei den Abzug seiner Maschinenpistole. Er traf zwar nicht den Pekinesen, sondern zersägte mit einer Bleigarbe die


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