Der exzellente Butler Parker 28 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker 28 – Kriminalroman - Günter Dönges


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ion> Der exzellente Butler Parker – 28 –

      Josuah Parker bemerkte an diesem frühen Nachmittag auf den ersten Blick, daß noch einiges auf ihn zukommen würde.

      Lady Agatha Simpson bewegte sich über die geschwungene Freitreppe nach unten in die große Wohnhalle des Hauses. Der Auftritt einer regierenden Monarchin hätte kaum wirkungsvoller und dramatischer ausfallen können. Die ältere Dame strahlte Energie und Unternehmungslust aus. Nach dem Lunch war sie in ihr Studio gegangen und hatte ausgiebig meditiert, wie sie ihren Mittagsschlaf vornehm umschrieb.

      »Mister Parker«, rief sie ihrem Butler entgegen, »ich habe gerade meine heutige Bestrahlung überprüft.«

      »Konnten Mylady neue Erkenntnisse für den Tag gewinnen?« erkundigte sich Parker, der alterslos schien und dem Urbild eines englischen Butlers glich.

      »Nach meinem Horoskop wartet auf mich in der zweiten Tageshälfte eine besondere Überraschung, Mister Parker«, antwortete die passionierte Detektivin. »Die Sterne raten mir, auf Menschen zuzugehen, offen und ohne Vorurteil. Was meinen Sie dazu?«

      »Ein Rat, den Mylady grundsätzlich zu beherzigen belieben«, meinte Josuah Parker. »Vorurteile sind Mylady völlig fremd, wie die Vergangenheit lehrte.«

      »Das stimmt allerdings«, gab sie wohlwollend zurück. »Ich hasse Voreingenommenheit. Aber zurück zu meiner Tages-Bestrahlung, auf mich wartet eine besondere Überraschung.«

      Parker kannte das neue Steckenpferd seiner Herrin. Sie hatte sich mit Vehemenz der Astrologie verschrieben und ein entsprechendes Handbuch gekauft. In diesem war die sogenannte Bestrahlung der Gestirne für den jeweiligen Tag genau aufgeführt. Zusätzlich studierte die ältere Dame selbstverständlich noch die Horoskope in der Regenbogenpresse.

      »Mylady planen eine Ausfahrt?« fragte Parker.

      »Wie sollte es sonst zu überraschenden Begegnungen kommen, Mister Parker?« erwiderte sie munter. »Man darf den Sternen schließlich nicht alles überlassen.«

      »Haben Mylady sich bereits für ein bestimmtes Ziel entschieden?«

      »Aber nein, Mister Parker.« Sie lächelte fast mitleidig. »Das wiederum werden die Gestirne entscheiden. Ich werde mich treiben lassen. Ich denke, ich sollte in einer Viertelstunde fahren.«

      »Mylady prüften bereits das Tages-Horoskop in der Zeitung?« Der Butler präsentierte eine Seite, die er bereits vorsorglich aufgeschlagen hatte.

      »Nun, was erwartet mich?«

      »Laut Horoskop wird Mylady geraten, einen Tag der Ruhe und Besinnung zu pflegen.«

      »Lächerlich«, mokierte sie sich umgehend. »Sie werden unter dem falschen Sternzeichen nachgelesen haben, Mister Parker.«

      »Zudem raten die Gestirne den betreffenden Personen, unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen.«

      »Ein guter Rat«, erklärte sie. »Ich neige ja ohnehin nicht dazu, Streit zu suchen.«

      »Eine Feststellung, Mylady, wie sie kaum treffender sein könnte.« Josuah Parker unterschlug bewußt sein Wissen, das aus dem Alltag stammte. Die ältere Dame nutzte – wie die Erfahrung lehrte – jede sich bietende Möglichkeit, in erreichbare Fettnäpfchen zu treten. Sie war geradezu berüchtigt für ihre ungenierte Offenheit. Sie sagte stets das, was sie gerade dachte, ob es nun opportun war oder nicht.

      Lady Agatha war mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, verfügte über enormen Reichtum und leistete sich jede Extravaganz. Auf der anderen Seite aber konnte sie von schottischer Sparsamkeit sein. Sie war eine exzentrische Dame, die lustvoll ihren sehr persönlichen Weg durch das Leben nahm.

      Bevor Agatha Simpson sich weiter zu ihrem Horoskop äußern konnte, meldete sich das Telefon. Parker begab sich würdevoll an den Apparat und nannte seinen Namen. Lady Agatha, die die Wohnhalle inzwischen erreicht hatte, griff nach dem Raumverstärker und schaltete ihn ein.

      »Hier Pickett«, meldete sich eine bekannte Stimme. »Mister Parker, ich habe gerade eine wichtige Nachricht in der Szene aufgeschnappt. Die ›Brille‹ soll aus dem Untersuchungsgefängnis geflüchtet sein. Mehr weiß ich natürlich noch nicht, aber ich werde am Ball bleiben.«

      »Und ich erst«, warf Lady Agatha laut und mit kämpferischem Nachdruck ein. »Aber wer ist eigentlich diese ›Brille‹?«

      *

      Sie saß im Fond des hochbeinigen Monstrums, wie Parkers privater Wagen genannt wurde. Dabei handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi, das einen bereits recht betagten Eindruck machte. Das Äußere täuschte darüber hinweg, daß dieses Gefährt unter dem eckigen Aufbau modernste Technik verbarg. Eingeweihte nannten den Wagen nicht von ungefähr eine Trickkiste auf Rädern.

      Parker hatte Mylady bereits ins Bild gesetzt, was die ›Brille‹ betraf. Dieser Mann war ein führender Rauschgifthändler, der vor etwa zwei Monaten von Scotland Yard festgenommen worden war. Er galt als der Chef eines Drogen-Rings, der Europa mit Heroin und Kokain überschwemmte.

      »Ich denke gerade an den guten McWarden«, ließ Lady Agatha sich vernehmen. »Sehr erstaunlich, daß er sich noch nicht mit mir in Verbindung gesetzt hat, nicht wahr?«

      »Chief-Superintendent McWarden dürfte momentan unter starkem Streß stehen, Mylady. Er wird sich mit Sicherheit bald melden.«

      »Und ich werde ihm wieder mal aus der Patsche helfen«, sagte sie. »Ohne mich ist der Mann doch völlig hilflos.«

      »Mylady wollen sich mit der sogenannten Brille befassen?«

      »Selbstverständlich, Mister Parker« antwortete sie. »Solchen Kriminellen muß man das Handwerk legen. Ich hoffe, Sie wissen bereits, wo ich den Hebel ansetzen kann.«

      »Mylady denken sicher an ungewöhnliche Kontakte, die sich dem Wissen der Behörden entziehen.«

      »Richtig«, bestätigte sie umgehend und nickte wohlwollend. »Ich hasse ausgetretene Pfade, Mister Parker. Und wie sieht solch ein erster Kontakt aus?«

      »Es gibt einen Mister Hale Corvey, Mylady, der eine Art Nachrichtendienst für Zuchthäuser und Gefängnisse unterhält. Mister Corvey betreibt darüber hinaus den Versand von Spezialitäten aller Art in die erwähnten Anstalten und vermittelt zudem auch noch Anwälte.«

      »Und das betreibt er unter den Augen der Behörden?« wunderte sich Lady Agatha nachhaltig.

      »Mister Hale Corvey steht einem Verein vor, der sich mit der Betreuung von rechtmäßig verurteilten Gesetzesbrechern befaßt, Mylady.«

      »McWarden kennt natürlich diesen Verein, wie?« sorgte sie sich.

      »Mit letzter Sicherheit, Mylady«, gab der Butler zurück. »Mister McWarden weiß allerdings auch, daß Mister Corvey niemals auch nur eine Andeutung machen würde, was die Flucht der ›Brille‹ angeht.«

      »Sie glauben, daß dieses Subjekt etwas weiß, Mister Parker?«

      »Dies sollten Mylady als völlig sicher unterstellen. Vorgänge, die zu einer Flucht aus dem Untersuchungsgefängnis führen, sind hausintern nicht zu tarnen oder gar zu unterschlagen.«

      »Ich werde diesem Corbett nachdrücklich auf den Zahn fühlen.« Mylady konnte sich keine Namen merken.

      »Mister Hale Corvey«, korrigierte Parker in seiner bekannt höflichen und diskreten Art.

      »Wie auch immer.« Ihre Stimme klang ein wenig ärgerlich. »Klammern Sie sich nicht an Kleinigkeiten, Mister Parker, das führt zu nichts. Wo finde ich diesen Verein?«

      »In Stepney, Mylady«, erwiderte der Butler. »Man ist bereits auf dem Weg dorthin.«

      »Sehr schön.« Sie nickte zustimmend. »Es würde mich nicht wundern, wenn ich diese ›Brille‹ bei ihm finden würde, Mister Parker.«

      »Myladys Nachmittags-Bestrahlung läßt einen gewissen Optimismus zu.«

      »Daran dachte auch ich gerade«, sagte sie nachdenklich. »Ich werde schließlich eine überraschende Begegnung haben. Und ich weiß, daß es dazu kommen wird. Wieso nennt man dieses bewußte Subjekt eigentlich ›Brille‹, Mister Parker?«

      »Weil


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