Philosophische und theologische Schriften. Nicolaus Cusanus

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Philosophische und theologische Schriften - Nicolaus Cusanus


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Befriedigung nur in dem Genusse des höchsten, vollkommensten, nie abnehmenden Gutes finde, wo der Genuß nie in Vergangenheit übergeht, weil das Begehren durch den Genuß nicht abnimmt. Wenn ein Hungriger an der Tafel eines mächtigen Königs sich niederließe und ihm die gewünschte Speise vorgesetzt würde, so daß er nach einer andern nicht begehrte, und wenn es die Natur dieser Speise wäre, daß sie durch Sättigen den Appetit steigerte, so ist klar, daß, wenn diese Speise nie ausginge, der Gast beständig gesättigt wäre und zugleich beständig nach derselben Speise ein Verlangen hätte, und immer fähig wäre, die Speise zu sich zu nehmen, deren Natur es mit sich bringt, den damit Gespeisten zu beständigem Verlangen nach dieser Speise hinzutreiben. Die vernünftige Natur nun hat die Fähigkeit, indem sie das Leben in sich aufnimmt, in dasselbe verwandelt zu werden, wie die Luft durch Aufnahme des Sonnenstrahls in Licht verwandelt wird. Daher erfaßt die Vernunft, da ihre Natur eine Umwandlung zu dem vernünftig Erkennbaren zuläßt, nur das Universelle, Unzerstörbare und Bleibende. Die unzerstörbare Wahrheit ist ihr Objekt; in der Ewigkeit erfaßt sie dieselbe in seligem Frieden in Jesus Christus.

      Das ist die triumphierende Kirche, in der unser Gott ist, der gepriesen sei in Ewigkeit, und wo in höchster Einigung Jesus Christus als wahrer Mensch mit Gott dem Sohne so innig vereinigt ist, daß die Menschheit nur in der Gottheit ihren Bestand hat. Sodann ist jede vernünftige Natur mit Christus dem Herrn, unbeschadet der Persönlichkeit des Einzelnen, wenn sie in diesem Leben durch Glaube, Hoffnung und Liebe ihm zugewandt war, so fest vereinigt, daß sowohl Engel als Menschen nur in ihm bestehen, durch ihn in Gott, so daß jeder der Seligen mit Bewahrung seiner Besonderheit in Christo Jesu Christus, und durch diesen in Gott Gott ist, Gott aber, ohne aufzuhören, das absolut Größte zu sein, in Christo Jesu Jesus selbst ist und in ihm alles in allem.

      Dies ist der einzige Weg zur höchstmöglichen Einheit der Kirche, oder der Einheit vieler (unbeschadet der wahren Selbständigkeit des Einzelnen) ohne Vermengung der Naturen und Grade. Je mehr Einheit aber in der Kirche, desto größer ist sie. Die größte Kirche ist daher die Gemeinschaft der ewig Triumphierenden, denn eine größere Einheit der Kirche ist nicht möglich. Welch eine große Einigung (unio) – die absolut größte göttliche Einigung, dann die Einigung der Gottheit und Menschheit in Jesus, endlich die Einigung der in der Gottheit Jesu triumphierenden Seligen! Die absolute Einigung ist nicht größer oder kleiner als die Einigung der Naturen in Jesus oder die Einigung der Seligen in dem himmlischen Vaterlande; denn jene ist die größte Einigung, die Einigung aller Einigungen, das Wesen jeder Einigung, ohne ein Mehr oder Weniger, aus der Einheit und Gleichheit, wie im ersten Buche gezeigt ist, hervorgehend. Ebenso ist die Einigung der Naturen in Christus nicht größer oder kleiner als die Einheit der triumphierenden Kirche; denn da sie die größte Einigung der Naturen ist, so läßt sie kein Mehr oder Weniger zu. Somit erhalten alle Gegensätze, die zur Einheit verbunden sind, von dieser größten Einigung der Naturen in Christus ihre Einheit, durch welche die Einheit der Kirche das ist, was sie ist. Die Einheit der Kirche ist die größte kirchliche Einheit. Als diese größte koinzidiert sie nach oben mit der hypostatischen Einigung der Naturen in Christus, und da diese die größte ist, mit der absoluten Einigung – Gott. So ist die kirchliche Einheit durch Jesus in die göttliche Einigung, von der sie den Anfang hat, aufgenommen (resolvitur). Dies erhellt noch deutlicher, wenn wir uns an das oben öfters Wiederholte erinnern, daß nämlich die absolute Einigung der heilige Geist ist. Die größte hypostatische Einigung koinzidiert mit der absoluten Einigung; daher ist notwendig die Einigung der Naturen in Christus durch die absolute, welche der heilige Geist ist, und in ihr. Die kirchliche Einheit koinzidiert, wie oben gezeigt, mit der hypostatischen, weshalb im Geiste Jesu die Einigung der triumphierenden Kirche, die durch den hl. Geist besteht, enthalten ist. Daher sagt die Wahrheit selbst bei Johannes: »Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie Eines sind, wie wir Eines sind, ich in ihnen, du in mir, auf daß sie vollkommen Eines seien,« auf daß die Kirche in ewiger Ruhe sei, so vollkommen, daß sie nicht vollkommener sein könnte, in so unaussprechlicher Umgestaltung zum Lichte der Glorie, daß in allem nur Gott hervortritt. Nach dieser Glorie trachten wir in größtem Eifer mit Siegesgewißheit (ad quam tanto affectu cum triumpho aspiramus) und bitten Gott den Vater inständig, er möge durch seinen Sohn, unsern Herrn, Jesus Christus, und in ihm durch den hl. Geist in seiner unendlichen Güte uns in diese Glorie aufnehmen, um dieselbe ewig zu genießen. Er sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

      Empfange hier, verehrter Vater! was ich längst in verschiedenen Systemen (variis doctrinarum viis) zu erreichen suchte, allein nicht eher zustande brachte, als bis ich auf der Rückkehr von Griechenland (ich glaube durch die Gnade von oben, vom Vater des Lichtes, von dem jede gute Gabe kommt) darauf kam, das Unbegreifliche als unbegreiflich aufzufassen (ut incomprehensibilia incomprehensibiliter amplecterer), in der Wissenschaft des Nichtwissens, durch Hinausgehen über die menschlichen Begriffe von der unzerstörlichen Wahrheit (per transcensum veritatum incorruptibilium humaniter scibilium). Diese Aufgabe habe ich nun in Dem, der die Wahrheit ist, in den vorliegenden Büchern gelöst, die, auf gleichem Prinzipe ruhend, eine Verengung und Erweiterung zulassen. Das ganze Streben unsers Geistes muß allen Ernstes dahin gerichtet sein, sich zu jener Einfachheit, in der die Gegensätze koinzidieren, zu erheben. (Debet autem in his profundis omnis nostri ingenii conatus esse, ut ad illam se elevet simplicitatem, ubi contradictoria coincidunt.) Dies ist das Ziel des ersten Buches. Das zweite leitet daraus einige Sätze über das Universum ab, die sich über den gewöhnlichen Standpunkt der Philosophen erheben und vielen als etwas Seltenes erscheinen werden (rara multis). Und nun habe ich schließlich auch das dritte Buch über Jesus, der gepriesen sei, vollendet, immer auf gleichem Fundamente weiter bauend, und im Wachstum des Glaubens ist auch Jesus mir für Geist und Herz immer größer geworden (et factus est mihi Jesus Dominus continue maior in intellectu et affectu per fidei crementum). Denn niemand, der den Glauben an Christus hat, wird in Abrede stellen, daß nicht durch dieses System seine Sehnsucht immer höher gesteigert wird, so daß er nach vielem immer höher sich erhebenden Nachdenken zuletzt den süßen Jesus als den allein Liebenswürdigen erkennt und freudig alles verläßt, um ihn als das wahre Leben und die ewige Freude zu umfassen. Wer so in die Erkenntnis Jesu eindringt, dem gelingt alles (omnia cedunt); keine Schrift, ja die ganze Welt kann ihm Schwierigkeit bereiten, weil er in Jesus umgewandelt wird durch den Geist Christi, der in ihm wohnt und das Ziel des vernünftigen Verlangens ist. Bitte, frommer Vater! um diesen Geist inständig und beständig für mich armen Sünder, auf daß wir vereint ihn ewig zu besitzen gewürdigt werden!

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