Wenn Sie Sähe. Блейк Пирс

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Wenn Sie Sähe - Блейк Пирс


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und Knie abklopfte. Die Gedanken wandern. Und dann kommt einem die Vergangenheit wieder hoch.

      Sie durchquerte den Garten ihres Hauses, das in Richmond, Virginia, stand und betrat ihre hintere Veranda. An der Hintertür stieg sie sorgfältig aus ihrem mit Erde beschmierten Gartenarbeitsschuhen heraus, legte ihre Handschuhe daneben, damit sie keinen Schmutz ins Haus trug. Die letzten zwei Tage hatte sie mit Hausputz zugebracht. Heute Abend babysittete sie ihre Enkelin Michelle, und obwohl Melissa keinen Sauberkeitsfimmel hatte wollte Kate das Haus blitzsauber haben. Es war fast dreißig Jahre her, seit sie sich in Gesellschaft eines Babys befunden hatte und wollte kein Risiko eingehen.

      Sie blickte auf die Uhr und verzog das Gesicht. In fünfzehn Minuten erwartete sie Besuch. Das war noch etwas, was ihr am gärtnern nicht gefiel; dass einem die Zeit zwischen den Fingern zerrinnt.

      Im Bad machte sie sich frisch und setzte dann in der Küche frischen Kaffee. Er war halb durchgelaufen, als es an der Haustür klingelte. Sie öffnete sofort und freute sich, die beiden Frauen zu sehen, mit denen während der letzten anderthalb Jahre mindestens zweimal die Woche einige Stunden verbrachte.

      Jane Patterson trat zuerst ein, in der Hand ein Tablett mit Kuchen. Ihre Kuchen waren selbstgebacken, und Jane hatte nun schon zweimal hintereinander den Carytown Cooks Wettbewerb gewonnen. Hinter ihr trat Clarissa James mit einer großen Schüssel voll frischem Obst ein. Beide trugen sie Outfits, die gut zu einem Brunch bei einer Freundin oder zum Shoppen passten, etwas, womit sie einiges an Zeit verbrachten.

      „Du hast wieder gegärtnert, oder?“, meinte Clarissa, als sie ihr Essen auf der Kücheninsel abstellte.

      „Woher weißt du das?“, fragte Kate.

      Clarissa wies auf Kates Haare, die zu den Spitzen hin mit Erde verklebt waren. Kate griff nach hinten und hatte die verklebten Strähnen in der Hand. Ihre Hände ertasteten die Erde, die darin klebte und sowohl Clarissa als auch Jane lachten, als sie die Frischhaltefolie vom Kuchen nahm.

      „Lacht, soviel ihr wollt“, meinte Kate. „Das wird euch noch vergehen, wenn die Tomatensträucher erstmal Früchte tragen.

      Es war Freitag morgens, und allein diese Tatsache machte es zu einem guten Morgen. Die drei Frauen saßen auf Barhockern um Kates Kücheninsel herum, verzehrten ihr Brunch und tranken Kaffee. Und während die Gesellschaft, das Essen und der Kaffee gut waren, war es schwer zu ignorieren, dass jemand fehlte.

      Debbie Meade gehörte nicht mehr zu ihrer kleinen Gruppe. Sie und ihr Ehemann Jim waren weggezogen, nachdem ihre Tochter umgebracht worden war. Sie war eins der drei Opfer eines Killers gewesen, den Kate zur Strecke gebracht hatte. Debbie und ihr Mann lebten nun in Strandnähe in North Carolina. Hin und wieder schickte Debbie Bilder vom Meer – um die anderen aus Spaß zu piesacken. Seit zwei Monaten lebten sie nun dort und schienen glücklich, und imstande, die Tragödie hinter sich zu lassen.

      Die Gespräche waren meist fröhlicher, leichter Natur. Jane erzählte, dass ihr Mann mit seiner Pensionierung im nächsten Jahr liebäugelte und plante, ein Buch zu schreiben. Clarissa erzählte von ihren beiden Kindern, die Mitte zwanzig waren, dass beide in ihren Jobs befördert worden waren.

      „Apropos Kinder“, sagte Clarissa, „wie geht es denn Melissa? Geht sie voll auf in ihrer Mutterrolle?“

      „Oh ja“, meinte Kate. „Sie ist natürlich wahnsinnig vernarrt in ihr kleines Töchterchen. Ein Töchterchen, das ich übrigens heute Abend zum ersten Mal babysitten werd.“

      „Zum ersten Mal?“, fragte Jane.

      „Ja. Melissa und Terry gehen zum ersten Mal ohne die Kleine aus, so richtig mit Übernachtung.“

      „Und wie sieht es bei dir selbst aus, gehst du jetzt in deiner neuen Rolle als Großmutter auf?“

      „Das weiß ich noch nicht sor recht“, sagte Kate. „Das wird sich dann wohl heute Abend herausstellen.“

      „Weißt du“, meinte Jane, „du könntest babysitten wie ich damals während meiner Zeit in der High-School. Sobald die Kinder im Bett waren, kam mein Freund heimlich vorbei, und…“

      „An sowas möchte ich nicht einmal denken“, rief Kate aus.

      „Meinst du, Allen wäre für so etwas zu haben?“, fragte Clarissa.

      „Keine Ahnung“, meinte Kate und versuchte sich Allen mit einem Baby vorzustellen. Sie waren ein Paar, seit Kate und ihr neuer Partner DeMarco den Fall der Serienmorde hier in Richmond gelöst hatten – der Fall, der auch Debbies Tochter das Leben gekostet hatte. Allen und sie sprachen nicht über die Zukunft, sie waren noch nicht einmal zusammen im Bett gewesen und nur wurden selten überhaupt intim. Sie war gern mit ihm zusammen, konnte sich aber nicht vorstellen, ihn an ihrem Leben und ihrem Großmutterdasein teilhaben zu lassen.

      „Läuft es noch gut mit euch beiden?“, fragte Clarissa.

      „Ich glaube, schon. Diese ganze Beziehungskiste kommt mir irgendwie komisch vor. Ich fühle mich dafür irgendwie etwas zu alt.“

      „Ach was!“, entgegnete Jane. „Versteh mich nicht falsch… ich liebe meinen Mann, ich liebe meine Kinder und ich liebe mein Leben ganz allgemein. Aber ich würde so gern mal wieder mit einem anderen Mann ausgehen. Ich vermisse es, neue Leute kennenzulernen, erste Küsse…“

      „Ja, das hat schon was“, meinte Kate. „Allen kommt es allerdings auch ein wenig merkwürdig vor, wieder eine Beziehung zu haben. Wir haben viel Spaß, wenn wir zusammen sind, aber… es ist schon merkwürdig, wenn Sex dann da mit reinspielt.“

      „Ja, ja…“, sagte Clarissa. „Aber sieht du ihn als deinen Freund an?“

      „Müssen wir da jetzt wirklich drüber reden?“, fragte Kate und bemerkte, dass sie errötete.

      „Oh ja, allerdings müssen wir das“, sagte Clarissa. „Wir alten Frauen fiebern doch mit dir mit.“

      „Und das gilt auch für deinen Job“, fügte Jane hinzu. „Wie geht es eigentlich damit?“

      „Ich habe seit zwei Wochen keinen Anruf bekommen, und beim letzten Mal ging es auch nur um Recherche. Sorry, Mädels, es ist beim besten Willen nicht so aufregend, wie ihr scheinbar gehofft habt.“

      „Das heißt, du bist jetzt wieder Rentnerin?“, fragte Clarissa.

      „Im Grunde ja. Es ist irgendwie alles kompliziert.“

      Damit war der Fragerei ein Ende gesetzt, und sie unterhielten sich wieder über lokale Themen – über Filme, die bald ins Kino kommen sollten, über das Musikfestival, den Bau der neuen Autobahn, und so weiter. Es war schön zu wissen, dass das FBI immer wieder auf sie zurückgriff, aber sie hatte eigentlich auf eine aktivere Rolle gehofft, nachdem sie den letzten Fall so erfolgreich aufgeklärt hatte. Aber seitdem hatte sie nur ein einziges Mal von Deputy Director Duran gehört, und das auch nur, weil er sich über DeMarcos Leistung zu erkundigen wollte.

      Ihr war bewusst, dass es ihren Freundinnen merkwürdig vorkam, dass sie theoretisch ein aktiver Agent war, und gleichzeitig so in ihrer Großmutterrolle aufging. Herrgott, es kam ihr ja sogar selbst merkwürdig vor. Wenn man dann noch die langsam erblühende Beziehung zu Allen betrachtete, war ihr Leben alles in allem wahrscheinlich wirklich interessant für ihre Freundinnen.

      Und ja, sie schätzte sich wahrlich glücklich. Am Monatsende wurde sie sechsundfünfzig, und ihr war klar, dass viele Frauen ihres Alters sie um ihren Lebensstil beneiden würden. Das sagte sie sich, wenn sie mal wieder das Bedürfnis verspürte, eine aktivere Rolle beim FBI einzunehmen. Und hin und wieder klappte das auch.

      Und heute war so ein Tag, denn heute sollte sie zum ersten Mal Besuch seit ihrer Geburt Besuch von ihrer Enkelin bekommen.

      ***

      Eine der Schwierigkeiten, eine Balance zu finden zwischen ihrer neuen Großmutterrolle und ihrem Bedürfnis, sich wieder aktiv mit


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