Sackgasse. Блейк Пирс

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Sackgasse - Блейк Пирс


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ihm nicht und was vielleicht noch schlimmer war, sie traute sich selbst nicht.

      „Was machst du hier?“, fragte sie.

      „Ich wollte nur vorbeikommen und dich besuchen“, antwortete er, als er gleichzeitig aufstand.

      Tausend Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Die Hauptfrage war, wie er herausgefunden hatte, wo sie wohnte. Allerdings wusste sie, dass jeder mit einer Internetverbindung und einer hartnäckigen Entschlossenheit das herausfinden könnte. Stattdessen versuchte sie, höflich zu bleiben, ohne warm und einladend zu wirken

      „Wie lange bist du schon raus?“, fragte sie.

      „Seit anderthalb Wochen. Ich musste erst den Mut aufbringen, herzukommen.“

      Sie erinnerte sich an das Telefonat mit Director Johnson, als sie vor zwei Monaten die letzten Beweise gefunden hatte – Beweise, die anscheinend mehr als genug gewesen waren, um ihren Vater freizulassen. Aufgrund ihrer Bemühungen. Sie fragte sich, ob er überhaupt wusste, was sie für ihn getan hatte.

      „Und genau deshalb habe ich gewartet“, sagte er. „Diese … diese Stille zwischen uns. Sie ist unangenehm und unfair und … “

      „Unfair? Dad, für den größten Teil meines Lebens warst du im Gefängnis … für eine Gewalttat, für die du, wie ich jetzt weiß, nicht einmal schuldig warst. Du hast allerdings ohne Probleme deinen Kopf dafür hingehalten. Ja, es wird unangenehm sein. Und wenn man sich den Grund für deine Inhaftierung anschaut und an die letzten Unterhaltungen denkt, die wir hatten, dann hoffe ich, dass du verstehst, dass ich dir nicht tanzend und mit Blumensträußen entgegengelaufen komme.“

      „Das verstehe ich voll und ganz. Aber … wir haben so viel gemeinsame Zeit verpasst. Es kann gut sein, dass du das noch nicht empfinden kannst, weil du so jung bist. Aber diese Jahre, die ich im Gefängnis verschwendet habe, wissend, was ich geopfert habe … meine Zeit mit dir und Danielle … mein eigenes Leben …“

      „Du hast diese Dinge für Ruthanne Carwile geopfert“, fauchte Chloe. „Das war deine eigene Entscheidung.“

      „Das war es. Und es ist etwas, was ich für die letzten fünfundzwanzig Jahre bereut habe.“

      „Was willst du also?“, fragte sie.

      Sie ging an ihm vorbei und auf ihre Eingangstür zu. An ihm vorbeizugehen, kostete sie mehr Willenskraft, als sie erwartet hätte. So nah bei ihm zu sein.

      „Ich hatte gehofft, wir könnten gemeinsam zu Abend essen.“

      „Einfach so?“

      „Irgendwo müssen wir ja anfangen, Chloe.“

      „Nein, wir müssen gar nichts.“ Sie öffnete die Tür und drehte sich zu ihm um. Zum ersten Mal schaute sie ihm direkt in die Augen. Ihr Magen drehte sich und sie tat ihr Bestes, um vor ihm nicht emotional zu werden. „Ich möchte, dass du gehst. Und bitte komm niemals zurück.“

      Er sah zutiefst verletzt aus, wandte seinen Blick jedoch nicht von ihr ab. „Willst du das wirklich?“

      Sie wollte einfach ja sagen aber die Worte, sagte aber stattdessen: „Ich weiß es nicht.“

      „Sag Bescheid, wenn du deine Meinung änderst. Ich wohne in …“

      „Ich will nicht wissen, wo du wohnst“, unterbrach sie ihn. „Wenn ich Kontakt mit dir möchte, dann finde ich dich.“

      Er lächelte ihr zu, allerdings mit sichtbarem Leid. „Ah, stimmt. Du arbeitest jetzt fürs FBI.“

      Und was mit Mom und dir passiert ist, hat mich auf diesen Weg geführt, dachte sie.

      „Tschüss, Dad“, sagte sie und ging durch ihre Eingangstür.

      Sobald sich die Tür hinter ihr schloss, schaute sie nicht mehr zurück. Stattdessen machte sie sich schnellen Schrittes auf den Weg zum Aufzug, ohne so erscheinen zu wollen, als wäre sie in Eile.

      Die Türen des Aufzugs schlossen sich hinter ihr und Chloe verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Sie begann zu weinen.

      ***

      Sie starrte in ihren Kleiderschrank und dachte ernsthaft darüber nach, Moulton anzurufen und ihm zu sagen, dass sie es heute Abend leider nicht schaffen würde. Sie konnte ihm nicht den wahren Grund nennen – dass ihr Vater gerade nach fünfundzwanzig Jahren aus dem Gefängnis gekommen war und auf einmal auf ihrer Türschwelle erschienen war. Sicher würde er das Psychotrauma dessen verstehen, oder?

      Aber dann entschied sie, dass sie ihren Vater nicht ihr Leben ruinieren lassen würde. Sein Schatten hatte schon viel zu lange über ihrem Leben gehangen. Und selbst etwas Banales, wie ein Date abzusagen, würde ihm zu viel Macht über ihr Leben geben.

      Sie rief Moultons Nummer an und als sie direkt zur Mailbox weitergeleitet wurde, hinterließ sie eine Empfehlung für ein gutes Restaurant zum Abendessen. Jetzt, da das erledigt war, ging sie kurz duschen und zog sich um.

      Als sie sich gerade ihre Hose anzog, klingelte ihr Handy. Sie sah Moultons Namen auf dem Bildschirm und ihre Gedanken wanderten gleich zu den schlimmsten Szenarien.

      Er hat seine Meinung geändert. Er ruft an, um abzusagen.

      Sie glaubte dies tatsächlich, bis zu dem Moment, in dem sie abhob. „Hallo?“

      „Also, ja, japanisch klingt gut“, sagte Moulton. „Vielleicht können Sie aufgrund des Mangels an Details und der Umsetzung schon bemerken, dass ich so etwas nicht oft mache. Also weiß ich nicht genau, wie das funktioniert – hole ich Sie ab oder treffen wir uns einfach dort …?“

      „Sie können mich gerne abholen, wenn Ihnen das passt“, sagte sie und dachte wieder an den schäbigen Zustand ihres Autos. „Es gibt ein wirklich gutes Restaurant in der Nähe von hier.“

      „Klingt gut“, sagte er. „Bis dann.“

      … Ich mache so etwas nicht oft. Obwohl er das gerade gesagt hatte, fand Chloe es schwer, ihm zu glauben.

      Sie zog sich weiter an, gab sich Mühe mit ihrem Haar und wartete dann auf ein Klopfen an der Tür.

      Vielleicht ist es wieder dein Vater, dachte sie zu sich selbst.

      Und wenn sie ganz ehrlich war, dann kamen diese Worte nicht von ihrer eigenen Stimme in ihrem Kopf. Es war Danielles Stimme, herablassend und selbstsicher.

      Ich frage mich, ob sie schon weiß, dass er aus dem Gefängnis raus ist, dachte Chloe. Mein Gott, sie wird vor Wut außer sich sein.

      Sie hatte allerdings keine Zeit, mehr darüber nachzudenken. Bevor sie die Chance hatte, klopfte es an der Tür. Für einen lähmenden Moment war sie sich sicher, dass es ihr Vater war. Sie gefror geradezu für einen Moment, weil sie nicht bereit war, zu antworten. Aber dann erinnerte sie sich wieder daran, wie unbehaglich Moulton gewesen war, als sie sich in der Eingangshalle des Schießstandes getroffen hatten und ihr wurde bewusst, wie sehr sie ihn sehen wollte – besonders nach allem, was in den letzten paar Stunden in ihrem Leben passiert war.

      Sie öffnete die Tür mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Moulton selbst lächelte fröhlich. Vielleicht lag es daran, dass sie sich selten außerhalb der Arbeit trafen, aber Chloe fand sein Lächeln unheimlich sexy. Es war sicherlich auch hilfreich, dass er, obwohl er recht schlicht gekleidet war – ein Hemd und eine gute Jeans – unglaublich attraktiv aussah.

      „Sind Sie soweit?“, fragte er.

      „Auf jeden Fall“, sagte sie.

      Sie schloss die Tür hinter sich und sie begaben sich in den Flur.

      Wieder einmal entstand diese perfekte Stille zwischen ihnen, die sie wünschen ließ, sie wären schon etwas weiter. Selbst etwas so Einfaches und Harmloses wie nach ihrer Hand zu greifen … sie brauchte irgendetwas.

      Und


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