Sinfonie der Lust | Erotischer Roman. Ayana Hunter

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Sinfonie der Lust | Erotischer Roman - Ayana Hunter


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das Geräusch, das Marc körperliche Schmerzen bereitete. Er verzog gequält das Gesicht: »Ja, schön laut ist es, aber was ist das nur für ein unglaublicher Krach?«

      »Psychokill, kennst du das etwa nicht?«

      »Nein, mach mal lieber was Humanes an.«

      »Banause, und so was behauptet, Ahnung von Musik zu haben«, empörte er sich, regelte die Lautstärke herunter und startete einen Musik-Mix mit radiokompatiblen Monsterhits.

      »Ich hab’ das in so einem Musikforum entdeckt«, fügte Ben hinzu.

      »Musikforum? Mit Musik hatte das aber nicht viel zu tun.«

      »Hey, das ist gerade total angesagt. Aber ich kann dich beruhigen, Metal ist da nur eine Nische. Die Leute tauschen sich über alles Mögliche aus. Jazz und Klassik auch, da gibt’s Musikrichtungen, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Ich glaub’, das wäre auch etwas für dich.«

      »Na ja, vielleicht schau’ ich mir das bei Gelegenheit mal an.«

      »Nein, nein, nicht irgendwann, wir machen sofort Nägel mit Köpfen. Sonst wird das sowieso nichts. Also legen wir dir gleich ein Profil an.«

      Marc seufzte. Wenn sein Freund sich so etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nicht davon abzuhalten.

      »Wie wollen wir dich nennen?«, fragte er und hatte bereits ein Registrierungsformular geöffnet.

      »Weiß ich doch nicht, wie wär’s mit Marc?«

      »Quatsch, du brauchst ’nen anständigen Nick. Ich nenne mich zum Beispiel ›Hammer‹. Da steh’n die Ladys drauf, ich habe sogar auch schon ein persönliches Groupie. Die ist ganz scharf auf mich.«

      Marc unterdrückte ein Lachen und grinste ungläubig. Das sah ihm ähnlich. Unter mangelndem Selbstbewusstsein hatte sein Kumpel wohl noch nie zu leiden gehabt. Aus den Lautsprechern ertönte jetzt ein alter Megahit von den Hooters.

      »Hey, ich hab’s«, Ben schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Du kennst doch den Song, der da läuft. Wenn ich meinem Englisch nur ein bisschen vertrauen kann, geht’s doch da um so einen Typen wie dich, der seiner alten Schnalle hinterherhängt und nicht von ihr loskommt.«

      »Nein, ich denke, das ist nur eine Metapher für seine Drogensucht«, belehrte er seinen Freund.

      »Drogensucht? Ha, das passt wie die Faust aufs Auge. Du bist doch immer noch süchtig nach dieser Juliette. Das ist doch deine Droge, von der du nicht loskommst.« In völlig falscher Tonlage grölte er mit: »… her kiss is her poison, forever inside you, wherever you go …«

      Marc musste sich eingestehen, dass dieser Text, wenn man ihn wörtlich nahm, tatsächlich zu seiner Situation mit Juliette passte. Ihr Gift war in ihm und er wusste nicht, woher er ein heilendes Antiserum bekommen konnte.

      »Also gut, von mir aus, JohnnyB«, mit einem bittersüßen Schmunzeln nickte er seinem Freund zu.

      »Na, geht doch.« Wenig später war Marc mit dem Benutzernamen »JohnnyB« in dem Forum registriert.

      »So und jetzt zeigst du mir mal dein Groupie«, er wollte jetzt die vollmundige Behauptung auf die Probe stellen.

      »Kein Problem, sofort«, Ben loggte den Benutzer »JohnnyB« aus und meldete den User mit dem Spitznamen »Hammer« an. Dann steuerte er einen Forumsbereich an, in dem sich die Benutzer private Nachrichten schreiben konnten.

      »Na, siehst du, mein Täubchen hat sofort geantwortet«, grinste er und öffnete eine Nachricht, die er von einer Benutzerin mit dem Namen »Clara« erhalten hatte. Marc schaute ihm über die Schulter und las den Text mit, der auf dem Bildschirm erschienen war.

      Plötzlich musste er losprusten, fast hätte er das Bier auf das teure Gerät gespuckt.

      »Deine ›Eroberung‹ scheint ja wirklich hingerissen zu sein. Sie will die Forumsleitung einschalten, wenn du ihr noch mal so etwas schreibst.« Er hielt sich vor Lachen den Bauch. »Sie sagt, sie sei glücklich verheiratet und brauche keine Internetbekanntschaften, die ihr anzügliche Angebote machen …«

      »Ich sag’s dir, die ist eindeutig untervögelt«, seinem Freund schien die Antwort nicht im Geringsten peinlich zu sein.

      »Immerhin, sie hat sogar etwas Mitleid mit dir. Sie rät dir, wenn du deine Gedanken mal in eine andere Richtung lenken würdest, könntest du bestimmt auch mal eine nette Frau finden, die zu dir passt.« Marc war sichtlich amüsiert. »Sag mal, du alter Hengst, was hast du ihr bloß geschrieben?«

      »Och, nichts Besonderes, ich hab’ ihr eigentlich nur ein paar Komplimente gemacht …«, noch immer schien er völlig ungerührt zu sein und öffnete für Marc bereitwillig die Nachricht, die er »Clara« zuvor gesendet hatte.

      »Alter Schwede, da ziehst du aber vom Leder. Ich wusste gar nicht, dass du so fantasievoll sein kannst. Du willst ihr die Flötentöne beibringen, bis ihr Hören und Sehen vergeht, du willst mit Pauken und Trompeten ihre Lust zum Vibrieren bringen, bis sie nicht mehr weiß, wo hinten und vorne ist?«

      »Ja, ich bin ein Künstler, wusstest du das nicht?«

      »Doch, mit Sicherheit. Besonders die Formulierung, du seist der Hammer, der aus ihr die Geilheit herausrammeln würde, bis sie ›Halleluja‹ kreischt, zeugt von deinem zartfühlenden Frauenverständnis.«

      »Na, sie weiß nur nicht, was ihr fehlt«, bemerkte er trocken. »Aber vielleicht hast du ja mehr Glück bei ihr.«

      »Mit Sicherheit werde ich unbekannten Damen keine anzüglichen Nachrichten schreiben«, Marc war immer noch verblüfft über die Unverfrorenheit, mit der dieser Typ einer Wildfremden so eindeutige Botschaften geschrieben hatte. Das hätte er sich doch selbst zusammenreimen können, dass das nie funktionieren würde.

      »Na ja, dann plauderst du halt mit ihr über Schopeng oder wie der Klimperheini heißt. Von mir aus kannst du sie haben. Die ist mir eh zu prüde«, er machte eine wegwerfende Handbewegung.

      »So, ich muss dann mal. Es ist spät geworden«, bemerkte Ben mit einem Blick auf die Uhr. »Gehen wir mal wieder Billard spielen?«

      »Weiß ich noch nicht. Demnächst sieht es echt schlecht aus. Ich muss noch den Garten in Schuss bringen.«

      »Egal, komm, hab’ dich nicht so. Du musst hier wirklich mal raus. Es geht doch nur darum, dass du öfter unter Leute kommst.«

      »Ich habe genug soziale Kontakte, das kannst du mir glauben. Aber ich überleg’ es mir. Hab’ ja noch eine Rechnung mit dir offen.«

      »Mach das. Also dann, adios alter Bursche!«, Ben beugte sich für eine Umarmung zu seinem Freund herunter und klopfte ihm auf die Schulter.

      »Ja, bis demnächst.« Er wandte sich in Richtung Schiebetür. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um und grinste ihn an: »Wie lange lebst du eigentlich jetzt schon vom Handbetrieb?« Auf Marcs Gesicht erschien ein Fragezeichen.

      »Spinner!«, meinte er nur, aber sein Freund war schon durch die Ausgangstür in der Dunkelheit verschwunden.

      ***

      Es war wieder ein langer und anstrengender Arbeitstag gewesen. Aber so langsam schien etwas Ruhe einzukehren. Die Unterlagen, Modelle und Kalkulationen für die Ausschreibung waren so gut wie fertig und der Abgabetermin würde gehalten werden können. Beim Projekt Erlebnishotel hatte er nach langen Verhandlungen bei der Baufirma erreicht, dass man den unfähigen Bauleiter austauschte und seitdem ging es da auch gut voran, ohne dass sich die beteiligten Firmen gegenseitig die Schuld für auftauchende Hindernisse und die damit verbundenen Verzögerungen in die Schuhe schoben. Und zu guter Letzt hatte sich auch die Geschichte mit dem Atelier zu seiner vollen Zufriedenheit geregelt.

      Als er gestern Abend im »Al Gusto« seine Vorstellung gegeben hatte, war plötzlich Dorothee Melzer an dem kleinen Beistelltisch neben dem Piano erschienen, hatte sich auf einen mitgebrachten Stuhl platziert und ihn verträumt angesehen wie einst Ingrid Bergman den Barpianisten in »Casablanca«. Er hatte schon fast damit gerechnet,


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