Schloss der dunklen Leidenschaft | Erotischer SM-Roman. Angelique Corse

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Schloss der dunklen Leidenschaft | Erotischer SM-Roman - Angelique Corse


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Doch was käme jetzt? Kalte Angstschauer ließen Celina zittern wie Espenlaub. Ob ihr jemand diese Geschichte glauben würde, war fraglich. Rudolf besaß neben einem beträchtlichen Vermögen auch mächtige Freunde, die sich ohne mit der Wimper zu zucken für ihn stark machen würden – ungeachtet dessen, was er wirklich getan hatte.

      Außerdem teilte ein Großteil der Männer seine Ansicht, dass Frauen ihrem Mann untertan zu sein hatten. Aus ihrer Sicht hatte Celina einen unverzeihlichen Fehler begangen und würde zu Recht mit den Konsequenzen leben müssen.

      Tränen liefen über Celinas Gesicht. Was sollte sie jetzt tun? Rudolf besaß genügend Macht, um ihre Aussicht auf eine gute Partie zunichtezumachen und ihre Familie ins Unglück zu stürzen. Ohne eine lukrative Heirat würden sie die Spielschulden ihres Vaters niemals tilgen können, von der Schande ganz zu schweigen.

      Kraftlos sank Celina zu Boden. Der schon stark in die Jahre gekommene Teppich bremste ihren Fall kaum. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und nur mühsam unterdrückte sie den Impuls, sich die Haare zu raufen. Ihr Handeln war richtig gewesen und dennoch würde sie dafür bestraft werden. Nicht mit Schlägen, Tritten oder Nahrungsentzug, sondern mit Ächtung.

      Celina versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sollte sie zu Caroline gehen und mit ihr über das Erlebte sprechen? Bei ihr hatte sie immer Verständnis und vor allem Liebe gefunden. Doch auch ihre Mutter war den Regeln und Normen der Gesellschaft unterworfen wie Celina selbst. Außerdem lastete die Bürde, die Familie erhalten zu müssen, noch schwerer auf ihren Schultern.

      Verbissen presste die junge Frau ihre Lippen zusammen. Es musste doch einen Ausweg geben. Unbewusst glitt ihr Blick durch das Fenster in die kalte Nacht hinaus. Ohne die Furcht im Herzen war es beinahe so wie vor einigen Tagen, als sie zum ersten Mal an ihren geheimnisvollen Fremden gedacht und sein Bild manifestiert hatte. Bis heute wusste Celina nicht, woher dieser Gedanke gekommen war. In ihrem Umfeld gab es niemanden, der ihm ähnlichsah, auch in den Büchern hatte es keinen derartigen Charakter gegeben.

      An jenem Abend hatte Celina nach längerer Zeit wieder selbst Hand angelegt und es in vollen Zügen genossen. Die Erinnerung sorgte für ein merkliches Ziehen im Unterleib und ihre Brustwarzen stellten sich auf. Sie stieß einen überraschten Laut aus. Wie war es möglich, von einem Traumfetzen so erregt zu werden? Am Anfang hatte Celina geglaubt, der Fremde sei lediglich aus ihrer Sehnsucht heraus entstanden, doch mit jedem Mal wurden die Zweifel daran stärker. Wie sonst war es möglich, dass diese Fantasien immer intensiver wurden und auch vor der Öffentlichkeit nicht zurückschreckten? Es glich einem Wunder, dass auf dem Ball niemand etwas gemerkt hatte.

      Celina atmete tief durch. Obwohl ihr Verstand sich gewaltsam sträubte, musste sie langsam die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Fremde tatsächlich irgendwo existierte. Einen Moment lang lachte sie spöttisch. Es klang so absurd und irgendwie verrückt. Doch gab es eine andere Erklärung?

      Diese Frage traf Celina wie ein Schwall kaltes Wasser und holte sie in die Realität zurück. Nachdem, was heute Abend geschehen war, hatte Rudolf die Zügel in der Hand, um ihre Familie unter Druck zu setzen. Selbst wenn Caroline oder andere Verständnis für ihr Handeln aufbrachten, so würden sie seinen Bedingungen zustimmen müssen. Und was das hieß, wusste Celina ganz genau: Sie würde Rudolf ehelichen und ihr Leben als seine Frau verbringen müssen.

      Der Gedanke daran legte sich wie eisige Finger um ihr Herz und drückte es schmerzhaft zusammen. Celina warf ihre Haare nach hinten, ballte die Hände zu Fäusten. So einfach würde sie nicht aufgeben, das lag nicht in ihrer Natur. Aber welche anderen Möglichkeiten gab es?

      Ihr Blick wanderte erneut zum Fenster hinaus, ließ sich vom Mond und von den Sternen streicheln. Jenes Gefühl, dass der Fremde irgendwo dort draußen lebte, verstärkte sich schlagartig, während sich zeitgleich die schemenhafte Silhouette des Schlosses hinter den Bergen erhob. Bei Nacht wirkte es zweifelsohne gespenstischer als am Tage. Dennoch konnte Celina den Klatsch und Tratsch der Leute nicht verstehen. Seit einiger Zeit waren Gerüchte über das Schloss im Umlauf, von denen eines unrealistischer war als das andere. Angeblich sollte ein Ehepaar bei Nacht und Nebel dort eingezogen sein, über deren Herkunft niemand etwas wusste. Sie lebten sehr zurückgezogen und nur wenige Menschen hatten sie bisher zu Gesicht bekommen. Hinter vorgehaltener Hand wurde sogar über schwarze Magie sowie eine unkonventionelle Lebensweise getuschelt – etwas, das Celina nicht nachvollziehen konnte. Zugegeben, ihre Träume mit dem Fremden waren sonderbar, dennoch weigerte sie sich strikt, an etwas Übersinnliches zu glauben. Ein letztes Mal konzentrierte Celina ihre Gedanken auf ihn, den Blick starr auf das Schloss gerichtet. In ihrem Innern reifte ein Entschluss, der ebenso ungewöhnlich wie gefährlich war. Sie würde fliehen und irgendwo in der Ferne ihr Glück finden. Vielleicht würde sie sogar, sofern das Schicksal es bestimmte, auf den Fremden treffen. Doch selbst wenn nicht – sogar ein unsicheres Leben als Tagelöhnerin oder Dienstmädchen war besser als Rudolfs Ehebett. Denn dass dieser sie erbarmungslos schänden würde, stand in Celinas Augen fest.

      Entschlossen ging sie in ihr Ankleidezimmer und nahm einige warme Kleidungsstücke heraus. Der Herbst war bereits auf dem Vormarsch und insbesondere die Nächte waren kühl. Sie fluchte leise, weil kein passendes Schuhwerk vorhanden war. Die dünnen Exemplare aus Stoff würden weder Kälte noch Feuchtigkeit standhalten. Trotzdem waren sie besser als nichts. So gut sie konnte, schnürte Celina ein Bündel mit ihren Habseligkeiten zusammen und verließ ihr Zimmer. Auf Zehenspitzen schlich sie die hölzernen Stufen hinunter, stets ängstlich darauf bedacht, dass sie niemand erwischte.

      Erleichtert betrat Celina den Flur, dessen staubige Fenster das Haus heruntergekommen wirken ließen. Celina griff nach dem Hebel, als ihr schlechtes Gewissen sie überrollte. War es wirklich richtig, Alvin und vor allem ihre Mutter im Stich zu lassen? Sie waren eine Familie und verpflichtet, einander in schweren Zeiten beizustehen. Hatte sie wirklich das Recht, wegzulaufen?

      Sie biss die Zähne zusammen und war schon kurz davor, ihre Hand zurückzuziehen, als Rudolfs Antlitz vor ihrem geistigen Auge erschien. Sein hungriger Blick glich dem eines Wahnsinnigen und das Gefühl seiner schleimigen Hände ließ Celina würgen. Eher würde sie sich in den Tod stürzen, als seine Ehefrau zu werden.

      Entschlossen öffnete sie das Fenster und kletterte hinaus. Die Nacht empfing sie wie eine liebe Freundin, die Hoffnung versprach. Ohne sich umzudrehen, eilte Celina davon. Etwa eine Viertelstunde später erreichte sie den Wald, einen Ort ihrer Kindheit. Sehr oft hatten Anne und sie hier gespielt, sich gegenseitig die abenteuerlichsten Geschichten erzählt oder ihre Wildheit ausgelebt – bevor das, was man Leben nannte, erbarmungslos über sie hereingebrochen war.

      Celina seufzte. Viel zu viel Zeit war seit ihrem letzten Besuch hier vergangen. Sie hatte geglaubt, den Wald gut zu kennen, doch je tiefer ihr Weg führte, desto deutlicher wurde der fatale Irrtum. Zwar standen einige der alten Bäume noch an Ort und Stelle, jedoch waren zahlreiche neue dazu gekommen. Von den teilweise wuchernden Sträuchern ganz zu schweigen.

      Celina strich ihre Haare zur Seite und zwang sich zur Ruhe. Sie würde schnurstracks den Hauptweg entlanggehen, in der Hoffnung, dass dieser irgendwann hinausführte. Doch nur kurze Zeit später wurde deutlich, dass sie sich getäuscht hatte. Jener vermeintliche Hauptweg verlief nicht gerade, sondern mit komplizierten Verzweigungen, die oftmals durchbrochen wurden.

      Celinas Herz schlug ein paar Takte schneller, auch weil sich nach und nach dichter Nebel bildete. Nicht mehr lange und sie würde keinen Meter weit sehen können. Panik stieg in ihr auf, ein Teil von ihr wollte auf dem Absatz kehrtmachen und nach Hause zurückgehen. Aber selbst das war nicht mehr möglich. Um sich zu beruhigen, setzte Celina sich auf einen Baumstumpf und schaute sich um. Ihre Gedanken liefen Amok. Im Mondlicht unter dem Nebelschleier sahen alle Wege gleich aus und sie hatte keine Ahnung, welcher von ihnen aus dem Wald herausführte. Wenn überhaupt.

      Verzweiflung erfüllte ihr Inneres und Tränen strömten über ihre Wangen. Celina bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Der einzige Ausweg war, bis zum Morgengrauen zu warten und anschließend weiterzugehen. Aber wie lange würde das noch dauern? Bis dahin war sie erfroren oder Schlimmeres.

      Celina zuckte zusammen, als sich aus dem Unterholz Schritte näherten. Sanfte, fast leichtfüßige Schritte. Trotzdem zitterte Celina am ganzen Körper und alles in ihr drängte sie


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