Ekkehard. Joseph Victor von Scheffel

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Ekkehard - Joseph Victor von Scheffel


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veranlaßten Mönche einem verhaltenen Groll durch Einträge in die Handschriften und Bücher Luft machten. So ist auf dem letzten Blatt des Codex 176 ein großes Geschirr abgebildet, daneben mehrere gröbliche Hexameter wider den Klostergeistlichen Grimoald geschrieben sind, z. B.:

      3 Über Sintram, den fleißigen Schreibekünstler, vergl. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 1 bei Pertz Monum. II. 89.

      4 Eine ganz ähnliche Kur mit Umschlag einer frischabgezogenen Wolfshaut und Einreibung des Gehirns eines indischen Fisches schlägt in dem seltsamen lateinischen Gedicht Ecbasis captivi v. 495 u. ff. der Fuchs dem kranken König Löwen zur Stillung des Fiebers vor. Siehe Grimm und Schmeller, latein. Gedichte des X. Jahrh. p. 259.

      5 .. mulieres ille et mala arborum naturali sibi quodam odio adeo execratus est, ut, ubi in itinere utrumvis inveniret, mansionem facere nollet. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 4 bei Pertz Mon. II. 104.

      6 Siehe J. v. Arx, Berichtigungen und Zusätze usw. p. 26.

      7 Siehe vita Wiboradae, auctore Hartmanno in den acta Sanctorum. Mai tom. I p. 288.

      8 Et quoniam hic locum aptum puto de Ekkehardo .. rem arduam aggredior, quoniam, cum tales viri aut nulli aut rarissimi sint, discredi mihi vereor. Erat hic facie adeo decorus, ut inspicientes, sicut Josephus de Moyse scribit, gratia sui detineret. Statura procerus, forti assimilis, equaliter grossus, oculis fulgurosus; ut quidam ad Augustum ait: Quia fulmen oculorum tuorum ferre non possum. Sapientia et eloquentia, maxime autem consiliis, nemini id temporis postponendus. In aetate florida gloriae, ut talis facturae vir, quam humilitate proximior, sed postea non ita; quia disciplina, cum qua nihil unquam participii superbia habuit, in ipso erat spectaculo digna. Doctor prosper et asper. Nam cum apud S. Gallum ambas scolas suas teneret, nemo praeter exiles pusiones quicquam alteri nisi latine ausus est proloqui etc. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 10 bei Pertz Monum. II. 122.

      9 .. saepe juniori Dominus revelat, quod melius est! Regula S. Benedicti c. 3.

      10 .. melius claudicare reges quam regna.

      11 Nemini nunquam, ait, Benedicti cuculla decentius insederat! Ekkeh. casus S. Galli c. 10.

      12 Sankt Gallen war wegen der genauen Beobachtung klösterlicher Ordnung und dem tugendhaften Lebenswandel seiner Glieder besonders gerühmt. Daher galt es für eine große Ehre, in die Zahl der Verbrüderten – fratres conscripti – aufgenommen zu werden, zumal da man so das Verdienst frommer Übungen erwarb, ohne sie doch wirklich mitzumachen. Manche ließen sich deswegen vieles kosten. Das Verzeichnis der fratres conscripti ist noch vorhanden. Es stehen darin Kaiser, Könige von Deutschland, England, Frankreich, Prinzessinnen, Bischöfe und Grafen. Ildef. v. Arx, Geschichte des Kantons Sankt Gallen I. 181.

      13 Vidi egomet comites aliosque potentes, loci quoque milites, festis diebus crucem nobiscum sequendi, juvenes et senes quosdam ad cingulum barbatos monachicis roccis nobiscum, quaqua ivimus, ingredi. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 16.

      Wiborada Reclusa

      Drittes Kapitel

      Deß war Romeias zufrieden. Es fügte sich nicht zum ersten Male, daß er das Gasthuhn zu heischen ging, und die Meier und Kellerer auf den Höfen duckten sich des Romeias Worten, denn er hatte eine kräftige Sprache zum Anbefehlen. Des Weidwerks aber freute er sich zu jeder Zeit. Darum nahm Romeias seinen Jagdspieß, hing die Armbrust über und wollte gehen, ein Rudel Hunde zu lösen. Gerold, der Schaffner, aber zupfte ihn am Gewand und sagte: Romeias, noch etwas! Ihr sollet auch der Herzogin Frauenzimmer, denen der Eintritt verwehrt ist, hinauf ins Schwarzatal führen und der frommen Wiborad vorstellen, daß sie bei ihr Kurzweil finden, bis der Abend kommt. Und sollet fein artig sein, Romeias, es ist eine Griechin dabei mit gar dunkeln Augen...

      Da legten sich drei tiefe Falten über Romeias' Stirn, und er stieß den Jagdspieß auf den Boden, daß es klirrte. Weibervölker begleiten? rief er, – dazu ist der Wächter am Tor des heiligen Gallus nicht nutz!

      Gerold aber nickte ihm bedeutungsvoll zu und sprach: Ihr müßt's versuchen, Romeias. Ist's nicht schon zugetroffen, daß Wächter, die ihren Auftrag getreulich erfüllten, des Abends einen großen Steinkrug Klosterwein in ihrem Stüblein vorfanden? Hallo, Romeias!

      Praxedis und die anderen dienenden Frauen der Herzogin waren von den Pferden gestiegen und saßen auf einem Rain im Sonnenschein und hatten viel miteinander zu schwatzen von Mönchen und Kutten und Bärten und sonderbaren Launen ihrer Herrschaft. Da trat Romeias vor sie hin und sprach: Vorwärts!

      Praxedis musterte den wilden Jägersmann und war sich nicht klar, was sie aus ihm machen sollte; mit schnippischer Stimme fragte sie: Wohin, guter Freund? Romeias aber hob seinen Spieß und deutete nach einem nahen Hügel hinter dem Walde und sagte nichts. Da sprach Praxedis: Sind die Worte bei euch in Sankt Gallen so teuer zu kaufen, daß Ihr keinen andern Bescheid gebt?

      Die Dienerinnen lachten.

      Da sprach Romeias ernst: Möcht' euch doch allzusamt ein Donnerwetter sieben Klafter tief in Erdboden hinein verschlagen!

      Praxedis erwiderte: Wir danken Euch, guter Freund! Hiemit war die schickliche Einleitung zu einem Gespräch gefunden. Romeias eröffnete seinen Auftrag, die Frauen folgten ihm willig.

      Sie waren nicht lang bergan geklommen, da kamen sie an einen freien, tannwaldumsäumten Platz.


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