Butler Parker 175 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 175 – Kriminalroman - Günter Dönges


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des Hauses und hatte sich, was den Komfort betraf, über nichts zu beklagen. Im Anschluß an den Raum, der wie ein modernes Apartment eingerichtet war, gab es ein Badezimmer mit Dusche und Toilette.

      »Gastfreundschaft?« fragte er wütend, aber sehr langsam, weil auch seine Zunge noch recht schwer war, »ich bin gekidnappt worden.«

      »Mylady würde das mit Sicherheit anders sehen und auch entsprechend aussagen, Mr. Walker«, erwiderte Josuah Parker, »Sie litten eindeutig an einer akuten Konditionsschwäche, wenn ich es so ausdrücken darf. Die Fahrt im Wagen dürfte Ihrem Kreislauf nicht sonderlich bekommen sein. Es war ein Akt selbstverständlicher Hilfsbereitschaft, Sie zu umsorgen.«

      »Verdammt«, entgegnete Bruce Walker. Er wollte noch mehr sagen, doch die Zunge weigerte sich, bestimmte Worte zu formen.

      »Fest steht, daß Sie hingegen die feste Absicht hatten, Mylady und meine bescheidene Person früher oder später umzubringen«, faßte Josuah Parker weiter zusammen, »die entsprechende Waffe mit Ihren Fingerabdrücken befindet sich in Myladys Besitz.«

      »Ich ... Ich bring’... Sie um«, drohte Bruce Walker sehr langsam, »ich mach’ das!«

      »Damit entsprechen Sie durchaus jenem Bild, das man sich von Ihrer Person inzwischen gemacht hat«, erwiderte der Butler, »es erhebt sich allerdings die Frage, ob Mr. Bryan Buttons in Zukunft noch Ihrer Dienste bedarf.«

      Der Name Bryan Buttons brachte einige Bewegung in Walkers Gesicht. Er zog die Augen zusammen, um sie dann starr werden zu lassen.

      »Buttons?« fragte er schließlich gedehnt.

      »Bryan Buttons«, wiederholte Josuah Parker, »meine Wenigkeit geht davon aus, daß er der Kopf einer illegalen Buchmacher-Organisation ist, für die Sie als Kassierer arbeiten.«

      Bruce Walker sagte nichts, schloß die Augen und ließ sich wieder auf die Bettcouch zurückfallen. Parker spürte, daß er die richtigen Zusammenhänge gefunden hatte.

      »Sie sollten vielleicht eine Tasse Tee nehmen«, schlug er deshalb in seiner höflichen Art vor, »Sie werden sich danach wohler fühlen.«

      »Ich ... hätt’ Sie umlegen ... sollen«, weinte Bruce Walker verpaßter Gelegenheit nach.

      »Damit hätten Sie mit Sicherheit gegen den Auftrag des erwähnten Mr. Bryan Buttons verstoßen«, entgegnete der Butler, »Mr. Buttons möchte schließlich wieder in den Besitz eines gewissen Ledersacks gelangen, der mit Banknoten gefüllt ist.«

      »Der erwischt Sie«, Walker richtete sich wieder mühsam auf, »der jagt Sie!«

      »Vielleicht ist meine Wenigkeit an einem Gespräch mit Mr. Buttons interessiert«, meinte der Butler, »aber dazu müßte man in Erfahrung bringen, wo er zu erreichen ist.«

      »Ich sage kein Wort.« Bruce Walker mühte sich ab, die Beine auf den Boden zu bringen. Als er es geschafft hatte, blickte er den Butler haßerfüllt an.

      »Sie sollten den Boten spielen«, schlug Parker vor, »sobald Sie dazu in der Lage sind, Mr. Walker, können Sie selbstverständlich Myladys Haus verlassen. Auf Wunsch wird man Ihnen sogar ein Taxi besorgen.«

      »Wo ... ist da ... der Trick?« wollte der Killer wissen.

      »Sie haben nichts zu befürchten«, versicherte Parker dem Killer, »Sie werden Herr Ihrer Entschlüsse sein.«

      »Mit ’ner Kugel im Rücken, wie?« Walker winkte müde ab.

      »Falls sie auf Sie abgefeuert werden sollte, dann nur auf Veranlassung Mr. Bryan Buttons, der Ihnen möglicherweise unterstellt, Mylady informiert zu haben.«

      Parker verbeugte sich und verließ das Gästezimmer. Er konnte sicher sein, daß der Killer sich seine Gedanken machen würde.

      *

      Horace Pickett war etwa sechzig, und man sah ihm seine etwas angedunkelte Vergangenheit überhaupt nicht an. Er war groß, schlank und erinnerte an einen pensionierten Offizier. Er strahlte Autorität aus, hatte angenehme Manieren und war gut gekleidet.

      Er traf sich in der Nacht mit Josuah Parker. Nach einem telefonischen Hinweis war der Butler zu den Surrey Docks gefahren und überbrachte erst mal die guten Wünsche seiner Herrin.

      »Sie konnte nicht mitkommen?« fragte Horace Pickett.

      »Mylady arbeitet an ihrem Bestseller«, erklärte der Butler, »zu diesem Zweck studiert sie im Augenblick einen Kriminalfilm im Fernsehen.«

      Damit wußte auch Pickett Bescheid.

      Die ältere Dame plante seit geraumer Zeit, den internationalen Buchmarkt mit einem Bestseller zu beglücken. Sie hatte die feste Absicht, wie sie immer wieder betonte, eine gewisse Agatha Christie in den Schatten zu stellen. Darüber hinaus beschäftigte sie sich mit einem noch zu schreibenden Bühnenstück und mit Filmdrehbüchern. Agatha Simpson befand sich allerdings noch in der Zeit der Planung. Für ein bestimmtes Thema hatte sie sich bisher noch nicht entscheiden können.

      Parker und Pickett saßen im hochbeinigen Monstrum des Butlers und fuhren langsam durch die Straßen. Parker hatte den ehemaligen Eigentumsumverteiler am Straßenrand aufgepickt und achtete deshalb auf etwaige Verfolger. Hier in der Nähe der Surrey Docks schienen die Banknotenfälscher ihr Revier zu haben.

      »Ich habe Kontakt mit den Fowlers aufgenommen«, schickte Horace Pickett voraus, »ich bin dort zuerst mal als Zeitschriftenwerber aufgetreten. Meiner Ansicht nach sind John und Elsie Fowler völlig verängstigt, Mr. Parker.«

      »Konnten Sie das Vertrauen des Ehepaares Fowler gewinnen?« erkundigte sich der Butler.

      »Nach und nach«, erwiderte Pickett, »es war sehr schwierig, aber ich habe herausgefunden, daß sie sich verfolgt fühlen. Man scheint tatsächlich auf die kleine Sally geschossen zu haben. Ich konnte mir ein Einschußloch im Wohnzimmer ansehen.«

      »Und auch das Geschoß bergen, wie zu vermuten ist.«

      »Richtig«, bestätigte Pickett und schmunzelte, »das war nicht besonders schwer. Mein Begleiter lenkte John und Elsie Fowler ab.

      Während Pickett dies sagte, überreichte er dem Butler eine Zigarettenpackung, in der sich das Geschoß befand. Parker ließ das Beweisstück in der Tasche seines schwarzen Covercoats verschwinden.

      »Konnten Sie das kleine Mädchen sehen und sprechen, Mr. Pickett?« fragte der Butler.

      »Sally ist ein aufgewecktes Ding, zehn Jahre alt, frühreif und altklug«, berichtete der ehemalige Taschendieb weiter, »sie nimmt alles auf die leichte Schulter und kommt sich ein wenig wichtig vor.« .

      »Sie weiß nicht, warum man auf sie geschossen hat?«

      »Sie tut wenigstens so, Mr. Parker. Sie findet das alles sehr aufregend und weiß natürlich von den Banknoten, die in der Gosse schwammen. Sie will aber nicht dabei gewesen sein, als die anderen Kinder den Ledersack fanden.«

      »Sie hegen gewisse Zweifel an dieser Aussage, Mr. Pickett?«

      »Natürlich, Mr. Parker. Wie gesagt, Sally ist altklug. Und Angst scheint sie nicht zu kennen.«

      »Ließ es sich einrichten, diese kleine Miß Sally zu sprechen, Mr. Pickett? Meine Wenigkeit geht davon aus, daß Sie bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen haben.«

      »Die kleine Sally Fowler wird zusammen mit ihren Eltern noch in dieser Nacht London verlassen.«

      »Ihre Ermittlungen kann man wirklich nur als hervorragend bezeichnen«, meinte der Butler, »und wohin werden die Fowlers sich begeben?«

      »Nach Chigwell, im Nordosten von London. Dort leben Mr. John Fowlers Eltern.«

      »Demnach befürchtet man weitere Anschläge und möchte ihnen zuvorkommen.«

      »So sehe ich das auch, Mr. Parker. Zwei meiner Freunde werden die Fahrt nach Chigwell überwachen.«

      »Die Familie Fowler versäumte es bisher, die Polizei zu verständigen, was die Schüsse betrifft?«


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