Der exzellente Butler Parker 19 – Kriminalroman. Günter Dönges

Читать онлайн книгу.

Der exzellente Butler Parker 19 – Kriminalroman - Günter Dönges


Скачать книгу
mal vorne mitfahren zu können. Aber wie gesagt, sobald es sich einrichten läßt...«

      Warner brach ab und sah Parker hilfesuchend an, der jedoch nicht darauf reagierte und mit unbewegtem Gesichtsausdruck einen imaginären Punkt in der Ferne anvisierte.

      »Natürlich könnte ich auch ein Rennen für Sie bestreiten, mein Lieber, das wäre eigentlich noch viel besser als eine kleine Probefahrt«, überlegte Lady Agatha. »Ehrlich gesagt, der Gedanke imponiert mir noch viel mehr.«

      »Das ist leider unmöglich, Mylady, dazu brauchen Sie eine Lizenz«, bedauerte Warner und bemühte sich, nicht allzu deutlich aufzuatmen.

      »Dann beschaffen Sie mir eben eine, das kann doch wohl nicht so schwer sein«, fuhr sie ihn an. »Ich erwarte, diesen Wisch in den nächsten Tagen in meiner Post zu finden.«

      »Sorry, Mylady, die Fristen dafür sind bereits abgelaufen. Außerdem muß man eine Reihe von Straßenrennen nachweisen, bevor man die Lizenz erhält.«

      »Ich sehe schon, Sie wollen nicht«, reagierte die Lady aufgebracht. »Aber eigentlich brauche ich Sie auch gar nicht dafür. Mister Parker, kümmern Sie sich um diese lächerliche Lizenz, ich werde all diesen Möchtegern-Rennfahrern mal zeigen, wie eine Könnerin fährt.«

      »Man wird sich bemühen, Mylady«, versprach Parker und verneigte sich höflich. »Mylady werden die Branche auf den sprichwörtlichen Kopf stellen, wie man vorhersagen darf.«

      *

      »Da kommen ja die beiden Amateurschnüffler«, bemerkte der Mann in dem silbrig glitzernden Overall, der an der kantigen Kühlerhaube von Parkers hochbeinigem Monstrum lehnte.

      »Kann mir gar nicht vorstellen, daß diese Schießbudenfiguren wirklich was draufhaben«, erklärte ein grellrot gekleideter Mann.

      »Die können doch jeden Augenblick vor Altersschwäche zusammenbrechen«, sorgte sich ein dritter, der sich für einen grasgrünen Overall entschieden hatte und Lady Agatha und Josuah Parker langsam entgegenkam. Er hielt einen riesigen Schraubenschlüssel in der Hand und schlug diesen immer wieder mit rhythmischem Klatschen in die Fläche der anderen.

      »Und dann wollen die sich auch noch mit uns anlegen«, wunderte sich der Mann in Rot und schüttelte heftig den Kopf. »So alt und immer noch so unvernünftig.« Er baute sich hinter seinem »grünen« Kollegen auf und zog ein Messer aus dem Hosenbund, das er in die Luft warf und geschickt wieder auffing.

      »Was sind das für Lümmel?« wollte die Lady wissen und musterte die drei Overall-Träger interessiert. »Ich hoffe doch sehr, Mister Parker, daß sich die Subjekte mit mir anlegen wollen.« Sie ließ probeweise ihren Pompadour mit dem darin befindlichen Hufeisen durch die Luft sausen und stoppte kurz vor dem Mann in Grün.

      »Ganz schön keß, die Oma«, ärgerte der sich umgehend und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.

      »Aber nicht mehr lange«, wußte der Mann im silbernen Anzug und stieß sich von Parkers Wagen ab. Er griff in seine Innentasche und brachte eine Stahlrute zum Vorschein, die er ein paarmal durch die Luft schlug.

      »Die Herren haben die Absicht, Mylady und meiner bescheidenen Wenigkeit Harm anzutun?« erkundigte sich Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Häh?« entgegnete der Mann in Rot wenig geistreich und sah seine Kollegen hilfesuchend an. »Was hat er gesagt?«

      »Er hat sich erkundigt, ob wir ihm und seiner Lady was auf den Pelz brennen wollen«, übersetzte der »Grüne« recht frei, »nur hat er es etwas vornehmer ausgedrückt.«

      »Versteh’ ich nicht, dieses vornehme Getue«, stellte der Silberoverall fest. »So was geht mir auf den Keks.«

      »Ich verlange eine Erklärung, Mister Parker«, forderte die Lady energisch und schob sich weiter auf die Overallträger zu. »Wollen sich diese Lümmel nun mit mir anlegen oder nicht? Ich bitte mir etwas mehr Schwung aus, ich beginne mich zu langweilen.«

      »Wir werden dir jetzt zeigen, was wir davon halten, wenn du in fremden Angelegenheiten schnüffelst, Oma«, kündigte der rote Overallträger an und rückte mit dem Messer vor. »Ich werd’ dich jetzt ’n bißchen ritzen, damit du es auch wirklich begreifst.«

      »Sie wollen mich mit dem Messer angreifen?« Lady Agatha musterte den Mann und lächelte fast wohlwollend.

      »Genau das will ich«, bestätigte der und sprang blitzschnell mit hochgerecktem Arm vor.

      Agatha Simpson trat etwas zur Seite und ließ den Messerhelden vorbeisausen. Dabei zeigte es sich, daß sie zu schnellen Reaktionen fähig war. Bevor der Mann sie passiert hatte, klatschte ihm Myladys Handbeutel nachdrücklich ins Genick und beschleunigte ihn wie eine gerade abgeschossene Rakete.

      Er setzte zu einem kleinen Flugmanöver an und testete, ob ihn die Luft wohl tragen würde, was jedoch nicht der Fall war. Aus diesem Grund segelte er auch nur ein relativ kurzes Stück, bevor er zu einer Bruchlandung ansetzte und schreiend über den rauhen Asphalt rutschte.

      »Donnerwetter, das war nicht schlecht«, stellte der Silberoverall fest und applaudierte spöttisch. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Oma.«

      »Man tut, was man kann, junger Mann.« Lady Agatha nickte huldvoll und rieb sich die Hände. »Was ist mit Ihnen, Sie Subjekt, hätten Sie nicht auch gern eine kleine Kostprobe?«

      »Warum nicht? Aber diesmal mußt du dran glauben!« Der Silberoverall täuschte einen Sprung vor, wartete, bis Lady Agatha reagierte und nach der anderen Seite auswich und wollte dann mit der Stahlrute auf sie eindringen. Er hob den Arm, schrie aber im nächsten Augenblick in den höchsten Tönen.

      Die Stahlrute landete klirrend auf dem Boden und wurde von Parkers Schirmspitze zur Seite gefegt.

      Der Mann im Silberoverall ließ sich zu Boden fallen, zog den Helm mit dem Visier vom Kopf und widmete sich greinend dem kleinen bunten Pfeil, der in seinem rechten Bizeps steckte.

      »Ein Pfeil«, beschwerte er sich. »So was ist doch unfair! Wo sind wir hier denn?« Vorsichtig fingerte er an dem ungewöhnlichen Geschoß herum und zeigte dabei deutlich seine Abscheu.

      »Man rät von allzu heftigen Bewegungen ab«, ließ sich der Butler vernehmen. »Dies würde das Gift nur schneller im Blutkreislauf verteilen.«

      »Gift?« Der Getroffene starrte den Butler entsetzt an. »Der Pfeil war vergiftet?«

      »Man verfügt selbstverständlich über ein entsprechendes Gegenmittel, Sir«, tröstete Parker, »und wird es umgehend verabreichen, nachdem Sie einige Fragen beantwortet haben.«

      »Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen«, wimmerte der Silberoverall, »aber geben Sie mir zuerst das Gegenmittel. Ich spür’ schon, wie das verdammte Gift zu wirken anfängt.«

      »Es handelt sich in der Tat um ein außergewöhnlich schnell wirkendes Präparat«, räumte Parker gemessen ein. »Sie sollten sich aber dennoch nicht unnötig aufregen, Sir.«

      Der Mann in Grün schüttelte ungläubig den Kopf und ließ den Schraubenschlüssel fallen. Er hatte es sich anders überlegt und wollte nun doch nicht mehr mit Lady Agatha die Klingen kreuzen. Statt dessen wollte er sich unauffällig wegschleichen und den Schauplatz der kleinen Auseinandersetzung verlassen.

      Doch damit war die ältere Dame nicht einverstanden. Sie hatte wieder alte Rennreifen entdeckt und sich versorgt. Während sich der Mann in Grün mit raschen Schritten entfernte, hob die Lady einen Reifen und zielte kurz. Dann schwang sie ihn auf den Asphalt und gab ihm Fahrt.

      Der Reifen hüpfte hinter dem Flüchtenden her und holte ihn ein. Der Mann kiekste überrascht auf, als ihn der Pneu in die Beine traf und zu Boden fegte.

      Der Reifen rumpelte über ihn hinweg und wurde erst später gestoppt, als er ein Fenster zertrümmerte und in die Werkstatt flog.

      »Nicht schlecht, dieser Wurf«, fand die Lady und nickte zufrieden. »Ich denke, ich werde noch etwas üben, Mister Parker.«

      Sie ergriff einen zweiten Reifen, richtete ihn aus und schickte ihn auf die Reise.


Скачать книгу