Toni der Hüttenwirt Extra 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Extra 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Dass sie es aber in den frühen Morgenstunden wieder fortgebracht haben, ist sehr seltsam. Als ich mit Coco Gassi war, bin ich mit ihr zum Bruchweg gegangen. Dort steht der Wagen wieder. Sie haben ihn sogar in den Graben rollen lassen. Also sage ich mir, dass da etwas nicht stimmen kann. Warum holten sie zuerst das Auto und dann ließen sie es wieder vom Hof verschwinden? Dafür kann es nur einen Grund geben: Mir geht der Gedanke nicht aus dem Sinn, dass das Auto gestohlen sein könnte. Und wenn es so ist, dann kann man Wolfi eine Schlinge daraus drehen, wenn es herauskommt. Und Martin hängt mit drin. Aber keine Angst, wenn mich jemand fragen sollte, ob ich hier so ein Auto gesehen habe, dann werde ich Stein und Bein schwören, dass ich nie und nimmer so einen Luxuskarren gesehen habe. Denn aufgefallen wäre es mir bestimmt. So ein Auto bekommt man in Waldkogel nicht oft zu Gesicht. Ich habe diese Automarke und das Modell nur im Fernsehen gesehen. Verstehst du?«

      Katja umarmte die alte Frau. »Ach, Walli, du bist ein Schatz!«, flüsterte sie. Dann schloss Katja die Tür zum Flur, die meistens offenstand, so wie alle Fenster. Sie setzte sich neben Walli an den Tisch. Mit gesenkter Stimme sagte sie: »Das Auto gehört Monis Ex-Freund, einem Arnold Lehmann in München. Sie hat sich gestern von ihm getrennt. Sie ist aus dem Haus gestürzt, hat sich das Auto geschnappt und ist davongerast. Dabei hat sie die falsche Handtasche genommen. Wie sie nach Waldkogel kam, daran kann sich das Madl auch nicht erinnern. Sie hat keinerlei Erinnerung daran, dass sie durch Kirchwalden gefahren ist.«

      »Menschen, die unter Schock stehen, die können oft keine Erinnerungen speichern. Das dürfte dir doch bekannt sein, Katja.«

      Katja nickte. »Wolfi hat gestern Abend die Nummer überprüfen lassen, auf Umwegen. Er war auf der Suche nach Angehörigen von Moni. Das Auto wurde heute Nacht als gestohlen gemeldet. Monis Ex-Freund hat Anzeige erstattet.«

      »Will er sein Auto zurück mit Moni oder ohne Moni?«, fragte Walli. Dabei versuchte sie, ein ernstes Gesicht zu machen.

      Doch sie mussten beide laut lachen.

      »Vielleicht ist das eine berechtigte Frage. Möglicherweise hat er nur eine Diebstahlsanzeige aufgegeben, damit nach seiner Freundin gefahndet wird«, schlussfolgerte Walli. »Ist doch mal eine spannende Art, einem Madl nachzustellen, meinst du nicht?«

      »Mei Walli, das ist ein guter Scherz«, lachte Katja.

      »Darin liegt Wahrheit, Katja. Es gibt Burschen, denen ist ihr Vehikel mehr Wert als ihre Liebste, egal ob Freundin oder Frau.«

      »Ja, solche Mannsbilder soll es geben«, stimmte Katja ihr zu.

      »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Walli.

      Katja zuckte mit den Schultern. »Auf jeden Fall wird es kompliziert werden, denke ich. Moni hat keine Papiere dabei. Die sind in einer anderen Handtasche. Sie muss sie neu beantragen. Normalerweise könnte sie Personalausweis, Reisepass und Führerschein als verloren melden. Doch das wird jetzt kaum gehen, da nach ihr als Autodiebin gefahndet wird, verstehst du, Walli?«

      Walli dachte nach. »Da magst du recht haben. In dem Fall kann Fellbacher schwerlich helfen. Sobald die Daten im Computer sind, schnappt die Falle zu. Leider ist heute alles elektronisch geregelt«, klagte Walli. »Hast du den Eindruck, dass die Moni zu dem Burschen zurück will?«

      »Nach dem Nervenzusammenbruch kann ich mir das nicht vorstellen, Walli. Aber man soll nie Nie sagen. Jedenfalls sagte sie, dass sie ihre Papiere nicht bei ihm holen will. Sie will nächste Woche neue beantragen.«

      »Das soll sie mal schön bleiben lassen«, platze Walli heraus. »Mei, sie hat sie einfach nicht vermisst.«

      Katja lachte. »Du hast eine ganz schöne kriminelle Energie, Walli. Das habe ich gar nicht gewusst. Du schaust zu viele Krimis.«

      »Das mache ich nicht«, wehrte sich Walli, »Die meisten Krimis sind langweilig. Meistens weiß man nach fünf Minuten schon, wer der Täter ist. Aber die Handlung wird auf Filmlänge gezogen wie Kaugummi. Na, das ist nix für mich. Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen. Aber jetzt zum Thema. Wie soll es jetzt mit Moni weitergehen?«

      Katja zuckte mit den Schultern. »Nun, sie braucht eine Bleibe.«

      »Ein Versteck, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Vielleicht zieht der Bursche die Anzeige zurück, wenn er seine Luxuskarosse wiederhat?«

      »Dein Wort in Gottes Gehörgang, Walli. Ich kenne mich da nicht aus. Da muss sich Wolfi etwas einfallen lassen.«

      »Da ihm offensichtlich etwas an dem Madl liegt«, sagte Walli. »Alles zusammengenommen, ist es keine einfache Situation.« Sie stand auf und nahm sich eine Tasse Kaffee. »Katja, ich könnte mit Coco noch mal Gassi gehen, zufällig am Bruchweg vorbei. Dort könnte mir der Wagen auffallen. Ich rufe dann die Polizei an und melde, dass ein Auto im Graben liegt. Wolfi kann tätig werden und der Bursche bekommt sein Vehikel zurück.«

      »Mei, Walli, das ist eine gute Idee«, sagte Katja. »Und ich sage dir auch, warum. Wir haben Wochenende. Alle Anrufe werden automatisch nach Kirchwalden weitergeleitet. Somit ist Wolfi damit nicht befasst.«

      »Siehst du, da haben wir schon eine Lösung«, verkündete Walli zufrieden. »So einfach ist das.«

      »Walli, nur wenn Wolfi damit einverstanden ist. Und dann ist es nur ein Teil der Lösung.«

      »Das stimmt. Aber zumindest lässt sich Zeit gewinnen«, stellte Walli fest.

      »Du kannst aber nicht einfach losgehen. Wolfi sollte es wissen. Wir sind Laien in solchen Sachen. Am Ende wird alles vielleicht nur noch schlimmer«, wandte Katja ein.

      Walli musste ihr zustimmen. »Dann musst mit ihm reden. Rufe ihn an! Er soll kommen, damit wir die Sache bereden können. Ich bin bereit.« Walli stand auf. »Ich gehe, du weißt, wo ich zu finden bin.«

      Katja griff zum Telefon und rief Wolfi Irminger an. »Katja hier!«

      »Ist Moni bei euch?«, fragte Wolfi sofort.

      »Nein, aber sie wird noch kommen. Es geht um das Auto.«

      »Welches Auto?«

      »Mei, Wolfi, tu nicht so unschuldig! Martin hat mir alles erzählt. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass der Mann sein Auto wiederbekommt, ohne dass du etwas damit zu tun hast.«

      »Meinst? Wie?«

      »Wolfi, komm her! Geh aber hinten herum. Nimm die hintere Gartentür und warte in der Laube. Ich komme mit Martin raus.«

      »Du machst es ja spannend, Katja.«

      Katja lachte. Sie verabschiedete sich und legte auf. Damit Erna nichts erfuhr, rief Katja ihren Mann über sein privates Handy an, obwohl er nur wenige Schritte von ihr entfernt im Behandlungszimmer saß. In kurzen Worten fasste sie das Gespräch mit Walli zusammen.

      »Gut, dann komme ich dorthin«, antwortete Martin.

      Er hatte es bewusst neutral formuliert, weil vor seinem Schreibtisch ein Patient saß.

      Es war der letzte Patient an diesem Vormittag gewesen. Einmal im Monat hielt Martin am Samstagvormittag eine Sondersprechstunde ab, für Berufstätige, die während der Woche in München arbeiteten und nur zum Wochenende heim nach Waldkogel kamen. Seine Patienten waren ihm dafür sehr dankbar.

      »So, Erna, das war es. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende«, sagte Martin.

      »Danke, das wünsche ich dir und Katja auch. Was ist jetzt mit dem jungen Madl?«, fragte Erna.

      »Ihr geht es wieder gut. Es war mehr seelisch. Ich habe ihr geraten, das Wochenende in Waldkogel zu verbringen und über alles nachzudenken. Dabei vertraue ich auf die Wunderkräfte der Natur.«

      »Unsere schönen Berge haben schon vielen Menschen zu klaren Gedanken und Stärke und Zuversicht verholfen, Martin. Ach, da fällt mir ein, wie steht es mit der Abrechnung? Ich habe keine Krankenversicherungskarte von ihr gesehen und du hast nichts aufs Krankenblatt eingetragen.«

      Martin reagierte blitzschnell. »Ach, das habe ich vergessen. Sie ist Privatpatientin. Sie hat mich schon bezahlt. Katja wird später die Rechnung schreiben


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