Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman. Dorothy Brown

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Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman - Dorothy Brown


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Er würde sich glücklich schätzen, auch sie heute hier begrüßen zu dürfen und gemeinsam mit allen Anwesenden deren Ausstellung hier im Palace Hotel eröffnen zu können.

      Neben ihm erscheint eine ungewöhnlich große Frau, die ihn bei Weitem überragt. Sie trägt ein langes, glänzendes, weißes Gewand, dessen Schleppe auf dem Boden hinter ihr her schleift. Ihr Kopf ist umrundet von langem weißen Haar, das ihr zugleich etwas Hexenhaftes als auch etwas Engelsgleiches verleiht. Sandrine spürt ihre Eifersucht wie einen Stich in ihrem Herzen. »Ob er mit der etwas hat? Eine Künstlerin?« Daneben nimmt sie sich als Fachangestellte in einem Logistikzentrum doch sehr bescheiden und kleingeistig aus. Wieder würde sie am liebsten das Weite suchen. Dass sie nachts von diesem reichen Mann geträumt hat, kommt ihr jetzt ziemlich peinlich und überheblich vor. »Was bildet sie sich da eigentlich ein? Was will so einer schon von ihr?«, arbeitet es in ihr.

      »Das möchte ich sehen, was die für erotische Kunst macht?« Anna packt Sandrine am Ellenbogen, sodass diese sich gar nicht wehren kann und zieht sie mit sich Richtung Ausstellungshalle, den Menschenmassen nach, die sich jetzt alle auf den Weg machen. »Wer weiß, was wir da für neue Inspirationen bekommen …«, flüstert ihr die Freundin ins Ohr. Sandrine fühlt sich gerade nur dumpf und weit von irgendwelchen Inspirationen entfernt. Hatte sie mal irgendwo Lust, so ist ihr die aktuell komplett vergangen. »Kann das sein, dass dich dieser wirklich reiche, gut aussehende Mann bei unserem Tanz-Event angesprochen hat?! Täusche ich mich oder war das wirklich so?« Oh, Mist. Anna hat also mitbekommen, dass dieser schöne Fremde Sandrine an der Bar kontaktiert hat. »Ja, ja, da hat mich irgend so ein Typ angesprochen. Aber der war das bestimmt nicht. Was will so einer wie der schon in einer Danceoke-Location?« Dass Sandrine auch immer so rot anlaufen muss, wenn sie lügt. Anna und Saira schauen sie an, haben sie offensichtlich durchschaut und wissen nur zu gut, dass es sich um den gleichen Mann handelt. Warum auch immer der in der vergangenen Nacht in der Disko war.

      »Wir finden, du solltest ihn ansprechen.« Verschwörerisch schauen sie Sandrine an und es ist klar, dass sie keine Ruhe geben werden. »Und wie stellt ihr euch das vor? Der ist hier umringt von Menschenmassen und von wahnsinnig genialen Künstlern. Soll ich etwa zu ihm gehen und ihm sagen: He, ich möchte Ihnen etwas von den Vorteilen unserer neuen Logistik-Zentrale erzählen? Das wird ihn bestimmt brennend interessieren.« Anna fährt nun höchst anzüglich mit ihrer Zunge über ihre Lippen. »Ich glaube nicht, dass er sich mit dir unterhalten will.« Ich mich auch nicht mit ihm, denkt Sandrine, schweigt aber lieber ihren Freundinnen gegenüber. In herrscht ist eine schier unerträgliche Mischung von Hilflosigkeit, Wut und absoluter Geilheit vor, die sie fast zerreißt. Am schlimmsten ist diese Prise von romantischer Liebestrunkenheit, die sich auch noch obenauf gesetzt hat.

       11.

      »Marble Arch« nennt sich die Ausstellung, zu der die drei mit allen anderen gehen. Marmorbogen. Die Formen, die die Künstlerin aus Marmor geschaffen hat, sind sehr stilisiert und erinnern entfernt an menschliche Körper. Abgerundete, weiche, glänzende Gestalten laden den Betrachter ein, sich im Miteinander und Ineinander verschiedener Steinskulpturen zu verlieren. Der große Marmorbogen, der der Ausstellung den Titel verleiht, überragt deutlich die anderen Kunstwerke. Er erinnert an einen weiblichen nach hinten gebogenen Leib. Der Oberkörper des weiblichen Wesens zerfließt wie eine große Lache auf dem Boden, hingegeben, ekstatisch. Zwischen das, was an zwei Beine denken lässt, schiebt sich eine lange runde Form, an deren Ende eine runde Kugel thront, die dementsprechend an eine prall gefüllte Eichel erinnert.

      Bei einem weiteren Exponat muss Sandrine unweigerlich an weit gespreizte Beine denken. Die dazugehörige Steinskulptur, die sich über die Gespreizte beugt, hat wieder die Form eines Bogens. Sie gleitet in die andere Form hinein, passt sich dieser haargenau an, wie zwei Wellen, die ineinander fließen, die genau zusammenpassen.

      Auch wenn all diese Formen sehr abstrakt sind, kann Sandrine nicht umhin, sich immer mehr von kopulierenden Paaren umgeben zu fühlen. »Geil!« Saira scheint es nicht anders zu gehen, sonst wäre ihr dieser Ausspruch nicht über die Lippen gekommen. Schwänze gleiten in Mösen. Brüste umtanzen Schwänze. Schwänze dringen in Gesäßspalten ein. Münder wölben sich über Schwänze. Riesige Mösen nehmen zig Schwänze auf. Aus einem Schwanz fließt eine Unzahl von Schwänzen heraus. Überdimensionale Schamlippen umwickeln viele kleine Schwänze.

      Immer öfter ist ein Räuspern und Hüsteln von den anderen Betrachtern zu hören. Die Atmosphäre im Raum wird immer schwüler, immer heißer. Luft wird sich zu gefächert. Alle scheinen nicht recht zu wissen, was sie mit dieser erotischen Spannung machen sollen. So schnell wie sich der Raum zu Beginn gefüllt hat, so schnell beginnt er nun, sich zu leeren. Mit einem peinlichen, unsicheren Lächeln verabschieden sich die Gäste von der Künstlerin und jenem attraktiven Hotelbesitzer.

      Auch Sandrine überlegt, ob sie nicht doch lieber gehen soll. Wieder sind es Anna und Saira, die sie festhalten und nicht enteilen lassen wollen. »Das ist deine Chance. Los, mach dich an ihn ran!« Perplex schaut Sandrine Anna an. »Erzähl ihm, wie toll du die Ausstellung findest und wie sehr dich das antörnt.« Mit einem leichten Schubser bewegt sie Sandrine direkt neben zwei Marmorkugeln, die entfernt an Köpfe erinnern, die sich umeinander drehen; weit geöffnete Münder werden erahnbar, die sich aufeinander stülpen. Marble Kiss, denkt Sandrine. Genau in dem Moment erzählt die Künstlerin einem noch verbliebenen Gast, dass die Skulptur »Marble Kiss« heißt und dass sie versucht habe, das Heiße und das Weiche eines Kusses in die Formen hineinzugeben, auch wenn der Marmor eher an Kälte und Härte denken lässt. Das sei ihr gut gelungen, kann Sandrine ihr als Kompliment erwidern. Besonders gefalle ihr, dass der Kuss so leidenschaftlich und verschmelzend wirke. Sie ist selbst überrascht über ihre eigenen Aussagen.

      Durch diese Worte ist ER jetzt endlich auf sie aufmerksam geworden. »Hello Sandrine!«, sagt er sogleich. Ihre Blicke treffen sich. Ihre Körper verharren für einen kurzen Moment. Verharren einen Moment zu lange, sodass die Umstehenden aufmerksam werden. »You mean a kiss as passionate as this one.« Wie in Zeitlupe kommt er auf Sandrine zu. Sein Kopf wandert zu ihrer linken Schulter, sodass Sandrine ihren Kopf wenden muss, um sein Gesicht zu sehen, ihre Köpfe wie umeinander gedreht erscheinen. Beide Häupter neigen sich langsam zur Seite, sodass sich dieser Eindruck des Verdreht-Seins noch verstärkt. Es kommt Sandrine so vor, als würde die Zeit stillstehen. Jeder Moment scheint eine Ewigkeit zu währen. Jahrbillionen scheinen zu vergehen, bis seine Lippen zart und doch immer eindringlicher sich auf die ihren setzen. Wenn sie sich eben vielleicht noch wie ein hartes Stück Stein gefühlt hat, so schmilzt Sandrine jetzt wie ein Eisberg dahin, ist nur noch eine einzige glitzernde Wasserlache, in der sich sein Antlitz spiegelt.

      Sie habe nicht gewusst, dass selbst Marmor schmelzen kann, sagt sie ihm. Das würde nur für weißen Marmor gelten, antwortet er daraufhin. Der sei etwas Besonderes, weshalb er ihn so liebe. Er sei magisch. Wenn sie wolle, könne er ihr am nächsten Tag noch mehr Kunstwerke aus Marmor zeigen. Er würde ihr eine Einladung zukommen lassen. Damit wendet er sich wieder seinen Gästen und der Künstlerin zu, wirft Sandrine noch ein letztes Lächeln zu, die daraufhin zusammensackt und nur noch ein »Ich brauch jetzt ein Bier« herausbringen kann.

       12.

      »Ich heiße Sandrine, bin 28 Jahre alt. Bislang habe ich in meinem Leben nur mit drei Männern Sex gehabt. Frauen haben mich nicht so gereizt. Da habe ich nur mal eine ein bisschen länger geküsst. Ich bin weder besonders groß noch besonders klein. Ich bin nicht hässlich, aber auch keine auffallende Schönheit. Meine Beine sind ganz okay, aber mein Hintern könnte dünner sein. Meine Haare sind blond, aber auch wieder nicht so richtig. Eher so ein Straßenköterblond. Auf die Augen bin ich ganz stolz. Das schon. Die sind besonders groß und ich habe lange Wimpern. Blaue Augen. Aber die Lippen sind ein wenig zu dünn, die Nase zu knubbelig. Ich bin eine echte Normalnummer. Warum um alles in der Welt interessiert sich dieser gut aussehende, superreiche Mann ausgerechnet für mich und gibt mir einen Kuss? Der kann doch bestimmt jede andere haben. Auch andere, die wesentlich attraktiver sind. Und die spannendere Sachen machen, als sich um Logistikfragen zu kümmern. Was ist schon spannend an einer Logistikfachfrau? Erst recht an einer Logistikfachfrau aus Deutschland?

      Ich bin nicht besonders sexerfahren. Ich mag lieber Bier und Bratkartoffeln. Ich bin das, was man einen echten Kunstbanausen


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