Toni der Hüttenwirt Classic 44 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Classic 44 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ihrer Hochzeit verändert hatte.

      »Ja, Leute! Jetzt sind wir hier zusammen! Es ist mir ein wirkliches Anliegen gewesen, euch alle an einen Tisch zu bekommen. Wie ihr wißt, haben die Zilli und ich in aller Stille unsere Silberhochzeit gefeiert. Heute werde ich nun fünfzig Jahre.«

      »Du bist es doch schon, Onkel Ernst!« rief Natalie dazwischen.

      »Naa, Madl!«

      Ernst Unterholzer zog seine Taschenuhr aus der Trachtenweste. Er klappte den Deckel zurück und schaute darauf.

      »Wirklich fünfzig bin ich erst in vier Stunden!«

      Er steckte die Uhr zurück. Dann hob er sein Bierglas.

      »Vielleicht hätte Wein besser gepaßt. Aber hier in den Bergen, da wird Bier getrunken. Dann wollen wir Prost sagen und darauf trinken, daß wir hier alle zusammen sind.«

      Sie tranken. Das heißt, Zillis Verwandte nahmen einen kräftigen Schluck. Maria und ihre Familie nippten nur am Glas. Ernst sah es, bemerkte aber nichts dazu. Schmunzelnd wischte er sich den Schaum von seinem Oberlippenschnauzer.

      »Also, ich will es kurz machen! Ich freue mich, daß ihr alle da seid. Danke für die Geschenke.«

      Er räusperte sich.

      »Geschenke soll es am heutigen Tag nicht nur für mich geben, sondern auch für einige unter euch. Meine liebe Zilli und ich haben lange überlegt, was wir uns gegenseitig zur Silberhochzeit schenken sollen. Wir überlegten, ob wir eine Kreuzfahrt machen, eine Weltreise. Doch das ist eher etwas für junge Leute, denken wir. Wir haben es gern ruhig und sind hier in unseren Bergen zufrieden und glücklich.«

      Ernst Unterholzer griff in die Innentasche seiner Lodenjacke. Er holte fünf braune Umschläge heraus.

      »Die sind für euch! Wir haben das Geld aufgeteilt, was die Reise gekostet hätte, und wollen es unseren Nichten und Neffen schenken. Jeder hat denselben Betrag in dem Umschlag. Macht euch damit eine schöne Zeit, tut verreisen, legt des Geld an, gebt es aus. Ganz gleich, wie ihr das macht, mir soll – uns soll es recht sein.«

      Ernst verteilte die Umschläge.

      Staunend und etwas ungläubig, auf jeden Fall sehr überrascht, rissen die jungen Leute die Kuverts auf. Sie zählten die Scheine auf die Teller.

      »Onkel Ernst, das sind fünfundzwanzigtausend Euro!« rief Natalie.

      »Ja, wenn ich mich net verzählt habe, dann muß des so viel sein.«

      Ernst steckte die eine Hand in seine Hosentasche. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand strich er verlegen über seinen Schnurrbart.

      »Ach, da ist noch etwas. Jeder sollte mir schon sagen, was er damit macht. Ihr wißt ja, die Zilli und ich haben keine Kinder. Arm sind wir beide nicht. Es gibt genug zum Erben. Leider sind wir dann schon im Himmel. Zwar sagt man, daß man dann auch auf die Erde schauen kann. Aber es ist schon schöner, wenn ich und die Zilli sich mitfreuen können. Also in ein paar Wochen, da tut ihr uns besuchen und berichtet dann – wahrheitsgemäß«, Ernst hob drohend den Finger, »was ihr mit dem unverhofften Geldsegen angerichtet habt.«

      Mehr mußte Ernst nicht sagen. Die Botschaft war angekommen. Natalies Brüder äußerten sich zuerst.

      »Onkel Ernst, seien wir doch ehrlich! Du bist auf der Suche nach einem Erben für den Unterholzer Hof. Ich danke dir für das Geld. Wahrscheinlich wirst du eines Tages den Hof unter uns fünf aufteilen. Meinen Anteil werde ich in meine Arztpraxis stecken. Das kann ich dir jetzt schon sagen. Das Geld hier«, er wedelte mit dem Umschlag herum, »das Geld wird in den Bausparvertrag gesteckt. Danke! Wenn ich meine Praxis habe und du oder Tante Zilli mal krank seid, dann behandle ich euch gern.«

      »Danke, Bub!« bemerkte der Bauer knapp.

      Als nächstes sprach Natalies anderer Bruder. Er studierte Jura und wollte das Geld in seine Zukunft investieren. Er sprach davon, in Amerika eine weitere juristische Ausbildung zu machen.

      »Und du, Natalie? Was machst du damit?«

      »Das weiß ich noch nicht so genau. Irgendwie anlegen, damit ganz schnell noch mehr daraus wird.«

      Natalie erzählte von ihrem Freund. Sie kannte Joachim Bruchstein schon einige Jahre. Er hatte Volks- und Betriebswirtschaft studiert und arbeitete in einer Bank. Ihm stand eine glänzende Karriere bevor. Natalie würde sich von ihm beraten lassen. Sie wollten sich bald verloben und heiraten.

      »Des ist gut, Madl! Dann bring deinen Schatz bei nächstem Besuch mit. Ich würde ihn gern kennenlernen.«

      Natalie strahlte. Sie sah sich auf der Siegerseite.

      »Und wie ist es mit den Engeldingern?« wandte sich Ernst an die Verwandten seiner Frau.

      »Onkel, ich würde des Geld gern in den Hof stecken. Wir haben drei Kinder. Da wollen wir für die Zukunft sorgen. Anbauen wollen wir. Mehr Wohnungen und Fremdenzimmer haben wir geplant. Doch das nötige Startkapital hat uns bisher gefehlt. Das heißt, etwas haben wir schon. Doch dein Geschenk kommt genau richtig. Da müssen wir den Bankkredit nicht nehmen. Danke, Onkel! Vielen herzlichen Dank.«

      »Es freut mich und die Zilli, wenn wir helfen konnten. Viel Erfolg mit euren Plänen!«

      Ernst Unterholzer legte die Hände vor dem Körper ineinander und lächelte Frieder an. Frieder war Zilli sehr ähnlich im Aussehen. Er hatte das gleiche blonde Haar und die großen blauen Augen wie seine Tante.

      »Was machst du, Bub?«

      Frieder hatte den Umschlag bereits eingesteckt.

      »Erst mal Danke! Des ist ein überraschender Geldsegen. Dazu kann ich nix sagen, erst mal.«

      »Warum? Haben junge Burschen heutzutage keine Wünsche?«

      »Doch schon! Aber des will und muß auch gut überlegt sein. Bis vor fünf Minuten bin ich noch um das schöne Sümmchen ärmer gewesen. Jetzt eilt es wirklich net. Sicher hab’ ich auch Wünsche. Aber ich will erst mal drüber schlafen, eine Nacht, zwei Nächte. Ich will gut überlegen. Alles braucht seine Zeit, das sagst du doch auch immer, Onkel!«

      »Richtig, Bub! Nur nix überstürzen!«

      Ernst Unterholzer nahm einen Schluck Bier.

      »Ja, dann wäre des gesagt! Jetzt laßt uns essen und feiern. Du, Natalie, tust dich mit deinem Zukünftigen bereden. Der Frieder überlegt auch noch. In ein paar Wochen könnt ihr uns besuchen, dann habt ihr vielleicht schon eine Entscheidung getroffen. Jedenfalls will ich wissen, was ihr damit anfangen tut. Des wollte ich euch sagen. Jetzt laßt uns feiern.«

      Meta und Xaver sorgten in der Küche für das leibliche Wohl der Gäste. Toni und Anna trugen auf. Es gab eine Vorspeise, zwei Hauptgerichte und eine Nachspeise. Das Essen zog sich fast über zwei Stunden.

      Dann legte Toni Musik auf. Er hatte den Plattenspieler seiner Eltern in der Wirtsstube aufgestellt. Zuerst tanzten Ernst und Zilli einen Ehrentanz. Es war ein Walzer. Dann betraten die anderen die Tanzfläche. Sie feierten bis tief in die Nacht. Obwohl es am Anfang etwas Spannungen zwischen den

      beiden Verwandtschaftszweigen gab, herrschte doch eine gewisse stille

      Übereinkunft. Das lag bestimmt am Geld. Darüber waren sich Zilli und Ernst einig.

      Es war schon nach Mitternacht, als die Engeldinger heimgingen. Der Engeldinger Hof lag nicht weit von den Baumbergers entfernt. Die Benders gingen auf ihre Zimmer.

      Beim Abschied fragte Maria ihren Bruder:

      »Sag, warum hast du so viel Geld ausgegeben? Wir brauchen doch nur vier Zimmer. Du hast alles gebucht.«

      »Das kann ich dir gern erklären, Maria!«

      »Mary! Mary bitte, Ernst!«

      »Also gut, dann in Himmelsnamen! Mary!« Ernst seufzte. »Es sollte niemand mitbekommen, daß ich die Kinder beschenken tue. Du weißt doch selbst, wie in Waldkogel getratscht wird. Daheim wollten wir die Feier auch net machen. Du kennst doch die Bräuche hier.


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