Toni der Hüttenwirt 258 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt 258 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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rutschte vom Bett. Sie umarmte Mira und sagte ihr, wie gerührt sie von ihrer Besorgnis sei, wenn sie auch ihre Vorbehalte gegen diesen Hokuspokus hatte. Dann brachte sie Mira zur Tür.

      Die Freundinnen umarmten sich noch einmal.

      Mira ging die Treppe hinunter. Trixi schloss die Tür und trat ans Fenster. Sie schaute Mira nach, wie sie in ihrem kleinen Auto davonfuhr.

      Trixi war müde. Sie hätte den schönen Liebesroman gern zu Ende gelesen. Aber so verschob sie es auf den Nachmittag. Sie legte sich schlafen.

      Es war Mittag. Die Sonne schien durch das große Altbaufenster ins Zimmer. Trixi stand auf und brühte frischen Kaffee auf. Sie stellte sich ans Fenster und trank den großen Becher Schluck für Schluck aus. Aber sie fühlte sich nicht viel besser.

      Sie hatte sehr schlecht geschlafen. Im Traum war sie durch eine große Stadt gerannt. In diesem Alptraum war sie um ihr Leben gerannt. Sie erinnerte sich, wie sie nach Atem gerungen und sich nach Sicherheit in einem Versteck gesehnt hatte. Doch es gab keinen Ort, der ihr hätte Sicherheit geben können. Trixi versuchte sich zu erinnern, wer oder was sie verfolgte hatte und warum. Es fiel ihr nicht ein. Doch der Traum hatte ein ungutes Gefühl hinterlassen. Sie fühlte sich schlapp.

      Das kommt nur von Miras dummem Gefasel, dachte Trixi.

      Sie ging ins Bad, das war eine kleine Kammer, die von ihrem großen Zimmer abgeteilt war, und nahm eine Dusche. Auch danach fühlte sie sich nicht besser.

      Sie versuchte, im Roman weiter zu lesen. Aber ihre Augen glitten über die Zeilen, ohne sich auf den Inhalt der Handlung konzentrieren zu können. Stattdessen spukte ihr Miras Besuch im Kopf herum. Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie sich von Mira doch beunruhigen lassen hatte.

      Während sie mit dem Rücken zum Fenster saß, damit die heiße Mittagssonne ihre frisch gewaschenen Haare trocknete, schaute sie sich im Zimmer um. Ihr Blick fiel auf eine bunte Schachtel im Regal. Es war ein beklebter Schuhkarton. Darin bewahrte sie Fotos auf.

      Sie holte die Schachtel und das dicke Heft, das sie gekauft hatte. Schon lange wollte sie Bilder einkleben und etwas dazu schreiben. Dann suchte sie im Schreibtisch nach Klebstoff.

      Die Aufnahmen, die zuoberst in der Schachtel lagen, waren die Bilder ihres Wochenendurlaubs auf der Berghütte in Waldkogel.

      Trixi lächelte vor sich hin, als sie die Fotos einklebte und unter jedes einen Text schrieb. Sie notierte die Namen der abgelichteten Personen.

      Es waren mehrere Bilder dabei, die das Essen auf der Berghütte zeigten, leckere Rösti-Pfannen, Teller mit Alois' Eintöpfen und hausgebackenem Brot, Annas Obstkuchen mit Sahne.

      Trixi hielt inne. Sie kaute auf dem Stift herum und schaute aus dem Fenster. Dabei sah sie die Hauswand auf der anderen Straßenseite nicht. In Gedanken saß sie auf der Terrasse der Berghütte, hoch über Waldkogel, und blickte über das liebliche Tal.

      »Vielleicht sollte ich Miras Angebot annehmen. Ich könnte nach Waldkogel reisen. Sie übernimmt ja meine Schicht«, flüsterte Trixi vor sich hin.

      Sie lehnte sich zurück und betrachtete die Fotos. Sehnsucht packte ihr Herz. Es war ein wunderschönes Wochenende in Waldkogel gewesen. Ihre Eltern hatten ihr den Aufenthalt in den Bergen geschenkt, nach dem Prüfungsstress des Zwischenexamens.

      Trixi ging in Gedanken ihre Wanderausrüstung durch.

      Der Rucksack lag oben auf dem Schrank. Sie hob ihn herunter und prüfte den Inhalt. Trixi war sehr ordentlich und hatte die Sachen gewaschen und gebügelt im Rucksack verstaut.

      Sie breitete alles auf dem Bett aus. Dann zog sie die dicken Socken an und die Wanderschuhe. Damit ging sie in dem großen Altbauzimmer auf und ab. Das Zimmer war Teil einer großen Altbauwohnung, in der jedes Zimmer an Studenten vermietet war.

      Es klopfte an der Tür.

      »Herein!«, rief Trixi.

      Die alte Hausbesitzerin, eine sehr freundliche Dame, trat ein. Sie hatte einen Blumenstrauß in der Hand.

      »Die Blumen wurde für dich abgegeben. Da ist auch ein Zettel dabei, Trixi.«

      Frau Kleiners Kinder lebten im Ausland und fehlten ihr sehr. Sie ging darin auf, ihre Studenten zu bemuttern. Das tat sie, ohne aufdringlich zu sein.

      »Willst nicht nachsehen, was auf dem Zettel steht?«, fragte sie.

      Trixi holte eine Vase. Sie gab Wasser hinein und stellte die Blumen hinein. Dann las sie.

      »Die Blumen sind von Mira, meiner besten Freundin. Sie entschuldigt sich dafür, dass sie mich heute Nacht gestört hat.«

      »Und deshalb schickt sie Blumen?«, staunte Frau Kleiner, die Mira von Trixis Geburtstagsfeier kannte.

      »Sie kennen ja Mira, sie ist sehr lieb, aber sie ist auch etwas spinnert.«

      »Ach, du meinst, wegen ihrem Hang zum Übersinnlichen?«

      »Genau deshalb, Frau Kleiner. Mira kam nach Mitternacht zu mir und wollte mir erzählen, dass ich hier in großer Gefahr schwebe und München mindestens für zwei Wochen verlassen solle. Die hat doch einen Vogel! Habe ich spontan gedacht. Aber sie meint es richtig ernst. Mira ist sehr beunruhigt. Sie will für mich sogar die Schicht übernehmen und mir das Geld geben, damit ich keinen Verlust habe.«

      »Dann ist es ihr damit tatsächlich ernst, Trixi«, bemerkte die alte Dame. »Und du hast dich entschlossen, wandern zu gehen?«

      Frau Kleiner zeigte auf die Schuhe und die Sachen auf dem Bett.

      »Ich bin noch am Überlegen«, gestand Trixi. »Ich halte nichts von dem übersinnlichen Zeug. Wenn ich ihr Angebot annehme, dann gebe ich Mira recht. Das will ich nicht.«

      Frau Kleiner sah Trixi an.

      »Ich finde Mira eigentlich sehr sympathisch. Sie ist ein mütterlicher Typ und sorgt sich um jeden. Sie hat ein schlechtes Gewissen. Deshalb kam sie zu mir und bat mich, die Blumen abzugeben.«

      »Mira, Mira, Mira!«, stöhnte Trixi. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«

      »Du machst natürlich Urlaub, Trixi. Wenn es Mira so ernst mit der Sache ist, und es dir zu einem schöne Urlaub verhilft, warum nicht? Wo willst du hin?«

      »Vielleicht fahre ich nach Waldkogel. Ich habe mich noch nicht entschieden.«

      Frau Kleiner meinte, das sei eine gute Idee. Sie bestärkte Trixi in ihrem Entschluss, doch zu fahren.

      »Sie haben mich überzeugt, Frau Kleiner«, sagte Trixi.

      »Ach, da fällt mir etwas ein. Mira hat mich beauftragt, dir noch etwas auszurichten. Das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Sie bittet dich, vorsichtig zu sein und dich von Menschen fernzuhalten. Gestalten könnten auf dich zukommen, die es nicht gut mit dir meinten. Sie will dich vor einer großen Enttäuschung bewahren.«

      Trixi lief ein Schauer über den Rücken. Sie hatte mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich. Mira hatte sie jedes Mal eindringlich gewarnt und sie hatte jedes Mal recht gehabt. Die Männer hatten Trixi nur enttäuscht.

      »Okay, ich mache zwei Wochen Urlaub in Waldkogel, Frau Kleiner«, sagte Trixi laut. Ihre Stimme klang sehr entschlossen. »Mira hat einen Schlüssel. Sie wird meine Blumen gießen und nach der Post sehen.«

      »Gut!«, sagte Frau Kleiner. »Du bist ziemlich blass. Die frische Bergluft wird dir guttun, Trixi.« Frau Kleiner verabschiedete sich. An der Zimmertür drehte sie sich noch einmal um: »Vergiss nicht, mir eine schöne Ansichtskarte von Waldkogel zu schicken!«

      »Ich verspreche es, Frau Kleiner!«

      Trixie schmunzelte ein wenig, sie wusste, dass die alte Dame in ihrem Flur alle Ansichtskarten aufhängte, die ihr ihre Studenten zukommen ließen.

      Trixi packte und zog sich an. Dann schickte sie Mira einen SMS.

      Sie lautete: »Liebe Mira!

      Danke für die Blumen!


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