Was bleibt vom Mensch im Post-Humanismus?. Richard A. Huthmacher
Читать онлайн книгу.gleichwohl hat der Transhumanismus in den letzten Jahrzehnten durch die rasante Entwicklung von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz großen Auftrieb erfahren. In diesem Zusammenhang steht „Trans“ für den Übergang zu einem „neuen“ Menschen mit größeren physischen und intellektuellen Möglichkeiten; der „Posthumanismus geht noch einen Schritt weiter, indem er den Menschen in seinem Geist-Körper-Dualismus generell überwinden will und Visionen von völlig neuen Existenzformen jenseits des herkömmlichen Denkens entwickelt.
Nach Ansicht der Posthumanisten werden durch die exponentiell beschleunigte Entwicklung der Technik schon in absehbarer Zukunft Bewusstseinsformen und künstliche Superintelligenzen auf nichtbiotischer Basis möglich sein. Vulgo: Post-Humanismus ist der Zustand, in dem wir leben (müssen) – mit allen gesellschaftlichen, politischen und individuellen Konsequenzen –, sofern, sobald und soweit unser aller Existenz trans-human trans-formiert wurde.
„Der Posthumanismus beschreibt ... ein Entwicklungszeitalter nach der Menschheit.“ Beschreibt mithin einen Zustand und ein Zeitalter, den resp. das die Geschichtsschreibung möglicherweise mit der „Corona-Krise“ beginnen lässt, also mit einer Plandemie (als trojanischem Pferd), um all die (transhumanistischen inhumanen) Ziele durchzusetzen, gegen welche die Menschen sich wehrten, wenn sie nicht an Leib und Leben bedroht würden.
Fiktiv bedroht mit Hilfe eines sog. Virus´, tatsächlich bedroht durch all die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und individuellen Folgen von Shutdown und Lockdown.
Es war der Zoologe Julian Huxley, Halbbruder von Aldous Huxley (letzterer, bekanntlich, Autor von „Brave New World“ [„Schöne neue Welt“]), der, ersterer, den Begriff „Transhumanismus“ prägte; eine Veränderlichkeit der Arten, ein Artenwandel (im Sinn von Weiter- und Höherentwicklung) wurde bereits von Thomas Huxley („der Bulldogge Darwins“, 1825-1895) vertreten, vom Großvater des Eugenikers Julian Huxley und des Schriftstellers Aldous Huxley. Nach (Julian) Huxley waren es namentlich (1968) Abraham Maslow („Toward A Psychology of Being“: Psychologie des Seins), Robert Ettinger (1972: “Man into Superman“) sowie der iranisch-amerikanische Schriftsteller und Philosoph Fereidoun M. Esfandiary (“Are You a Transhuman? Monitoring and Stimulating Your Personal Rate of Growth in a Rapidly Changing World“, 1989), die zur Popularisierung der Begrifflichkeit „Transhumanismus“ und zur Verbreitung seiner Inhalte beitrugen.
Wiewohl im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Büchern und Artikeln für oder gegen den Transhumanismus veröffentlicht wurde: Das Hauptaktionsfeld der „Transhumanisten“ war und ist das World Wide Web.
„Bei den ´Transhumanisten´ soll es – laut eigener Darstellung – unterschiedliche Strömungen geben – von extremen Extropianern über ´demokratische Transhumanisten´ bis zu ´transhumanistischen Sozialisten´, die angeblich eine Synthese aus Sozialismus und Transhumanismus anstreben.“ Die (aller-)meisten Trans-/Post-Humanisten verfolgen jedoch ein elitär-technokratisches Konzept, das nicht nur den bedingungslosen technologischen Fortschritt, mithin eine globale Technokratie, sondern auch die Unterordnung der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung unter das Prinzip der – neoliberalen – Profitmaximierung fordert.
Jedenfalls träumen Trans-Humanisten, beispielsweise, davon, ihre sinnliche Wahrnehmung zu trans-zendieren (mit Hilfe entsprechender technischer Hilfsmittel); sie träumen weiterhin davon, un-mittelbar (ohne Tastatur, Spracheingabe und dergleichen) mit Computern zu kommunizieren, um sich neue Kommunikations- und Handlungsmöglichkeiten zu erschließen; mittels Computertechnik, aber auch mit Hilfe von Nanotechnologie und Genetic Engineering sowie durch das Hochladen je eigenen Bewusstseins in Einheiten Künstlicher Intelligenz wollen sie sich neu bilden und formen; in Folge wäre es ggf. erforderlich, die Rechte und Normen einer solch trans-human trans-formierten Gesellschaft und der in ihr lebenden Trans-humanen neu zu benennen und neu zu benamen.
Dadurch, dass sie „Bewusstsein“ (was auch immer Transhumanisten darunter verstehen mögen) in Künstliche Intelligenz (KI) und konsekutiv und sequentiell von einer KI in die nächste verlagern (resp. eine globale KI schaffen, in die sämtliche individuelle Bewusstseins-Zustände eingehen), soll eine „Unsterblichkeit“ des je Einzelnen (jedenfalls eine solche seines Bewusstseins, wenn auch nicht seines Bewusst-Seins resp. bewussten Seins) geschaffen werden – die Superintelligenz, die Kreation unabhängig von der jeweiligen Kreatur, die dadurch entstehen könnte, erscheint ebenso beängstigend wie irreal; es bleibt die Frage, was ist hier Hybris von Psycho- und Soziopathen, was ist machbar, (im Sinne des Fortschritts: wohin, wofür, wozu?) gar zu raten!
Und unweigerlich drängt sich eine weitere Frage auf: Wo bleibt der Mensch mit dem, was ihn, den Menschen, aus- und ihn, den Menschen, überhaupt zum Menschen macht? Wo bleibt der Mensch mit seinen Sehnsüchten und Gefühlen, mit seinen Hoffnungen und Wünschen, mit seiner Trauer und Freude, mit seinen je eigenen Wertvorstellungen, mit jenem höchst individuellen Konglomerat, das sich nicht in eine Cloud hochladen, das sich weder transformieren noch uniformieren lässt?
Wollen wir also eine Existenz um der Existenz willen? Wollen wir eine Existenz jenseits jeglicher Individualität? Wollen wir die Auflösung und den Zerfall all dessen, was das Leben ausmacht, das die Menschheit seit Tausenden und Abertausenden von Jahren kennt?
Spätestens dann, wenn transhumanistische Ziele als weltanschaulich-philosophischer Imperativ formuliert werden („Für uns stellt die Menschheit nur ein Übergangsstadium im Prozess der Evolution von Intelligenz dar, und wir befürworten den Einsatz von Technik, um unseren Übergang vom menschlichen zum transhumanen oder posthumanen Zustand zu beschleunigen“), spätestens dann erscheint es erforderlich, solchen Bestrebungen Einhalt zu gebieten; sinnvoller wäre es m.E. (gewesen), bereits den Anfängen zu wehren.
Denn wissenschaftlich-technische Entwicklung löst per se weder soziale noch individuelle Probleme, vielmehr verhindert der reduktionistische Ansatz der Trans-/Posthumanisten eine umfassende Sicht auf gesellschaftliche Zusammenhänge und Widersprüche, auf den globalen neoliberalen Kontext als Ursache für Armut und Not, für Ausbeutung und Kriege; dadurch wird die Entfaltung menschlicher Fähigkeiten und Möglichkeiten zumindest erschwert, oft verhindert. Weltweit.
So sind Trans- und Posthumanismus als Gesellschaftstheorie untauglich, weil in ihrem Menschenbild reduktionistisch, in ihrem wissenschaftsphilosophischen Konzept technizistisch und dadurch, in toto, zur Schaffung einer – tatsächlich – humanen Gesellschaft im Interesse der überwiegend Mehrheit der Menschen ungeeignet.
Gleichwohl gilt festzuhalten: Manche der Trans- und Posthumanisten-Träume haben sich bereits – teilweise oder auch in Gänze – erfüllt; andere – so walte Gott – mögen nie in Erfüllung gehen.
Zu den „klassischen“ Methoden der Mind Control (Kontrolle von Bewusstsein, Gedanken und Gefühlen) gehören die an ein Horror-Szenario erinnernden Methoden, die im (geheimen) MK-Ultra-Programm der CIA angewandt wurden; in diesem untersuchte man, jahrzehntelang, die Wirkung von Drogen (insbesondere von Meskalin und LSD), von Giften, Chemikalien und Gasen, von Elektroschocks, von grauenhaften Hirnoperationen (wie beispielsweise Lobotomien) und von willkürlich herbeigeführten, lebensgefährlichen Infektionen (mit Bakterien und Viren). Wie von der CIA selbst zugegeben, wurden im Rahmen des MK-Ultra-Programms zudem zahlreiche Menschen entführt und Kinder – für Gehirnwäsche-Experimente – sexuell missbraucht.
„Berühmt-berüchtigt ist die Frontale Lobotomie. Hier wird durch die dünne Struktur, die Augen und Hirn voneinander trennt, ein chirurgisches Gerät ins Gehirn eingeführt und durch eine Drehbewegung Hirnsubstanz zerstört … Angewendet wurde die Psychochirurgie unter anderem zur Unterbindung von Aggressionen bei Gefängnisinsassen, Eindämmung von Rassenunruhen oder zur ´Rehabilitation´ jugendlicher Straftäter.“ Weltweit wurde die Zahl der Opfer gehirnchirurgisch-disziplinierender Eingriffe bereits 1980 auf etwa eine Million geschätzt!
In den 1980-er Jahren wurde die Lobotomie u.a. in Argentinien, Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, Indien, Japan, Schweden, Spanien und, last but not least, in der UdSSR sowie in den USA praktiziert, meist gegen den (dezidierten) Willen der Patienten; in Deutschland wird die Lobotomie auch heute noch durchgeführt und ist im ICD 10 unter „5-013.7: Leukotomie [Lobotomie]