Blutregen. Amy Blankenship

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Blutregen - Amy Blankenship


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zu legen.

      Angelica blinzelte, als sie seinen Körper zittern fühlte und seinen schweren Atem in ihrem Ohr hörte. Es war, als kämpfte er gegen etwas, das sie nicht sehen konnte. Nachdem sie dies als Grund dafür nutzen konnte, im Moment einmal nachzugeben, entspannte sie sich langsam an ihm und ließ ihn sie festhalten. Sie war überrascht, wie warm und beschützt sie sich in seinen Armen fühlte. Er war so groß und so stark, doch sie fühlte auch seine Zurückhaltung, als er sie hielt.

      Als sie den Mut gesammelt hatte, ihre Neugierde zu befriedigen, sprach sie mit leiser, ruhiger Stimme: „Ich verstehe nicht, was ich getan habe, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen.“

      „Nein… das kannst du auch nicht verstehen“, bestätigte Syn und küsste sanft ihr dunkles Haar, ehe er seine Wange daran schmiegte.

      Ein Teil von ihm wollte sie nicht an ihre schwierige Vergangenheit erinnern… wollte den Hass für das, was er getan hatte, in ihren Augen nicht sehen. Nicht, wenn er doch nicht die Absicht hatte, sie um Vergebung zu bitten. Sie hatten es verdient zu sterben… alle.

      „Du bist nicht sehr hilfreich“, wies Angelica ihn hin, die sich langsam sehr müde fühlte, nach all den Adrenalinschüben der letzten Stunden.

      Sie hatte nicht gelogen… sie hatte keine Angst vor ihm… nicht wirklich. Sie hatte zugesehen, wie er sich selbst fast getötet hatte, um einen Raum voller ermordeter Kinder wieder zum Leben zu erwecken. Wie konnte sie jemals Angst vor ihm haben, wenn sie sich doch kaum davon abhalten konnte, sich an ihn zu binden? Sie würde einen Weg finden müssen, sich permanent von ihm zu entfernen.

      „Du bist grausam zu mir, Angelica“, flüsterte Syn, der ihre tiefsten Gedanken gehört hatte. „Wenn du deine Seele weiterhin wegsperren möchtest… wirst du herausfinden, wie grausam ich wegen dir geworden bin.“

      Ihre Furcht erwachte bei diesen Worten und Angelica versuchte erfolglos, sich aus seinen Armen zu befreien. Wollte er ihre Seele nehmen, so wie die so vieler Menschen? War das der wirkliche Grund, weshalb er sie immer verfolgte?

      „Meine Seele gehört nicht dir und das wird sie auch nie“, beharrte sie, als ihr Fluchtinstinkt sie dazu brachte, ihren Kampf um ihre Freiheit zu verstärken.

      „Tut sie nicht?“, knurrte Syn, der fühlte, wie sein Verstand wackelte. „Soll ich noch eine weitere Welt zerstören, um es dir zu beweisen?“

      Angelicas Augen weiteten sich und sie hielt still. Was meinte er damit, eine weitere Welt zerstören? Schnell beschloss sie, nicht zu fragen, denn ernsthaft… wer würde das schon wissen wollen? Sie fühlte ihre Angst immer noch an ihr kleben, nachdem sie die verstörenden Fragen in die dunkelsten Winkel ihres Gehirns verbannt hatte.

      Er konnte fühlen, wie ihr Atem schneller ging, über seinen Nacken strich, und obwohl es ein beruhigendes Gefühl war, erhitzte es sein Blut, was im Moment nicht gut für seine Selbstkontrolle war. Diese Welt hatte ihn schon lange genug auf Abstand gehalten. Syn hielt sie fester und krümmte seinen Körper schützend um sie, als die kleinen Glühbirnen des hübschen Armleuchters in der Mitte des Zimmers explodierten und Funken in alle Richtungen sprühten, ehe es dunkel wurde.

      Angelica wollte zur Decke hochsehen, aber Syn ließ sie ihren Kopf nicht heben, also blieb sie in seinen Armen und fragte sich, was sie tun sollte. Der Morgen dämmerte schon, sodass der Raum in dunkle Schatten getaucht war, aber nicht völlig dunkel.

      „Kämpfen wir?“, fragte sie flüsternd. Denn wenn es so war, dann wusste sie schon, dass sie verlieren würde.

      „Nein“, knurrte er grob, dann starrte er wütend auf den ovalen Spiegel über ihrer Kommode, als dieser es wagte, mit einem lauten Knacken zu zerspringen.

      „Wie wäre es dann, wenn du mir erzählst, was los ist, bevor du wieder mein Schlafzimmer zerstörst?“, platzte es aus Angelica heraus.

      Syn erstarrte, als er sie sagen hörte… wieder. Erinnerte sie sich endlich wieder an Dinge, die nicht in diesem Leben… oder auf dieser Welt geschehen waren? War ihre Seele stark genug, um endlich den Käfig ihres sterblichen Gefängnisses aufzubrechen? Vorsichtig ballte er die Hand, die in ihrem dunklen Haar verflochten war, zu einer Faust, damit er sich von ihr zurücklehnen und in ihren Augen nach der Wahrheit suchen konnte.

      „Wieder?“ Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren erschrocken.

      „Was?“, fragte Angelica verwirrt. Mann… so wie er sie festhielt, war es wirklich schwierig, sich zu konzentrieren. Es war wirklich ermüdend.

      „Du sagtest, ich soll dir sagen, was los ist, bevor ich… wieder dein Schlafzimmer zerstöre“, wiederholte er, wobei er das Wort ‚wieder‘ betonte.

      „Habe ich das?“, flüsterte Angelica, als sie fühlte, wie ein kalter Schauder über ihre Arme lief. Ihre Lippen öffneten sich, um zu widersprechen, aber sie hatte ‚wieder‘ gesagt und konnte es jetzt nicht zurücknehmen, denn es fühlte sich plötzlich an, als wäre es die Wahrheit.

      Syn ließ seine Frustration los und ein gemeines Lächeln hob seine Mundwinkel. Er hatte ihr Schlafzimmer mehr als nur einmal zerstört, obwohl er natürlich keine Ahnung hatte, welche Erinnerung nun versuchte, zurückzukommen, aber es war ihm egal. Gut oder schlecht, er wartete ungeduldig darauf, ebenso wie auf den Streit, den sie deshalb wahrscheinlich haben würden.

      Ihre Seele war ihr innerstes Selbst und hatte ihm schon vergeben… es war der Rest von ihr, den er dazu zwingen würde müssen, aufzugeben.

      Als sie ihn dabei erwischte, wie er über ihre Verwirrung grinste, löste Angelica sich schnell aus seinen Armen, war froh, dass er ihr Haar losließ, ehe sie sich das Genick verdrehen konnte.

      „Gut, es gefällt dir, in deiner Freizeit Schlafzimmer umzugestalten… wie auch immer. Wenn du mich jetzt nicht alleine lässt, damit ich mich ausruhen kann, dann werde ich dich umgestalten.“ Sie runzelte die Stirn, als er prompt verschwand, wobei der Klang seines Lachens noch einen Moment im Zimmer hing.

      Angelica lauschte dem warmen Gelächter bis es verklang. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihn jemals so lachen gehört hatte… oder auch nur lächeln gesehen hatte. Also wieso schmerzte bei dem Geräusch ihre Brust, als hätte sie etwas gleichzeitig wiedergewonnen und verloren, das sie liebte.

      Nachdem sie sich völlig ausgelaugt fühlte, krabbelte sie hinüber zu ihrem Bett und kletterte hoch auf die Matratze, versuchte dabei, das Gefühl, dass sie die ganze Zeit rückwärts fiel, zu ignorieren. Sie sah in ihrem Geiste ein kurzes Bild von seinem warmherzigen Lächeln aufblitzen… einem Lächeln, von dem sie eben behauptet hatte, dass sie es noch nie gesehen hatte. Dieser kurze Vorgeschmack ließ sie sich danach sehnen mehr davon zu sehen.

      Erschöpft schloss sie ihre Augen, gab sich selbst auf und ließ zu, dass sie dem folgte, was auch immer so unaufhörlich an ihr zog.

      Syn erschien am Dach des Schlosses. Er hatte einen leichten Schimmer von Violett in ihren dunklen Augen gesehen und beschlossen, sie nicht zu stören, wenn sie in ihren Gedanken stöberte. Er hatte schon früher beobachtet, wie die Farbe ihrer Iris sich veränderte, aber nur, wenn sie ihre Macht benutzte. Das war scheinbar die einzige Zeit, wo sie es sich erlaubte, sie selbst zu sein und die mächtige Seele zu fühlen, die tief in ihr eingeschlossen war.

      Er konnte verstehen, weshalb sie unbewusst ihre Seele vor einer Welt schützte, wo sterbliches Leben und Tod so schnell abliefen. Es war reiner Instinkt, aber diese Angst war nun nicht mehr angebracht. In derselben Sekunde, wie sie ihn aus dieser dunklen Höhle gerufen hatte… hatte er ihr seine Macht in der Gestalt der Markierung in ihrer Handfläche geschickt. Später hatte er diese Macht verstärkt, indem er seine Lebensenergie in sie geatmet hatte… obwohl sie die Bedeutung dieses Austauschs nicht verstanden hatte.

      Sie hatte nun Fähigkeiten, derer sie sich nicht einmal bewusst war, und er hatte ihr aus rein egoistischen Gründen nicht geholfen, sie herauszufinden. Sie war jetzt schon zu unabhängig für seinen Geschmack. Obwohl die Zeit nun nicht mehr ihr Feind war und die meisten ihrer Verletzungen sofort heilen würden… stellten die mächtigen Unsterblichen, die der Stadt den Krieg erklärt hatten, immer noch eine Gefahr für sie dar.

      Es gab noch eine weitere Sache, die er für sie tun konnte, um ihr zu helfen,


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