Die reichen und die bösen Leute: Ein Katharina Ledermacher Krimi. Bernd Teuber

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Die reichen und die bösen Leute: Ein Katharina Ledermacher Krimi - Bernd Teuber


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      „ Das sind sie!“, knurrte Plantikow und schüttelte drohend die Faust.

      „ Mir fällt noch etwas ein“, sagte Sylvie nachdenklich. „Die Mörderin hat unterhalb der Schläfe ein kleines Muttermal.“

      „ Na und? Wenn schon“, erwiderte einer der Gäste. „Das dürfte der Polizei wenig helfen. Tausende laufen mit solchen Flecken im Gesicht herum. Rothaarige Frauen mit Muttermalen gibt es wie Sand am Meer.“

      „ Ich kenne sogar eine“, mischte sich der Mann mit den langen Haaren ein. „Sie heißt Christine Nielsen und wohnt im ‚Hotel zur Krone‘.“

      „ Willst du damit sagen, dass sie es gewesen sein könnte?“, wollte jemand wissen.

      „ Wäre das so ungewöhnlich?“, mischte sich Markus ein. „Wir alle wissen, dass Christine so ziemlich auf dem Trockenen sitzt und ...“

      „ Nur weil sie dich mal abblitzen ließ, ist sie für plötzlich verdächtig?“, unterbrach ihn Sylvie. „Du weißt selbst, dass sie wegen einer Erbschaft hier ist. Stimmt das eigentlich, was die Rothaarige gesagt hat?“

       Markus zuckte zusammen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, erwiderte er.

      „ Das weißt du ganz genau“, sagte sie scharf. „Ich möchte wissen, ob das Armband, das du mir geschenkt hast, bezahlt war!“

       Markus lachte gepresst auf. „Glaubst du etwa den Unsinn, den diese Mörderin erzählt hat?“, gab er zurück.

      „ Warum weichst du mir aus?“, fragte Sylvie. „Ich habe dich nicht gefragt, was es gekostet hat, sondern nur, ob es stimmt, was die Rothaarige gesagt hat.“

       Markus wurde verlegen, als er die Blicke sämtlicher Anwesenden auf sich gerichtet sah. „Blödsinn!“, stieß er hervor. „Das hat sie nur so daher gesagt. Woher sollte sie wissen, ob ich das Armband bezahlt habe oder nicht?“

       Sylvie nickte. Sie spürte, das er log. „Ja, das frage ich mich auch“, entgegnete sie leise und wandte sich ab.

       Die Lichter des Hafens von Wismar rückten näher. Zwanzig Minuten später machte die Jacht am Pier fest. Nachdem das Schiff vertäut und die Gangway ausgelegt war, ging der Kapitän von Bord und steuerte die nächste Telefonzelle an, um die Polizei zu alarmieren.

      2

       Kriminalhauptkommissar Günther Hohmeister traf vierzehn Minuten nach dem Anruf im Jachthafen ein. Mit ihm kamen drei Männer der Kriminaltechnik und der Rechtsmediziner. Hohmeister hatte seine Untersuchung rasch beendet und bat alle Anwesenden, am nächsten Morgen auf der Polizeistation zu erscheinen, um das Protokoll ihrer Aussagen zu unterschreiben. Während der Tote abtransportiert wurde, unterhielt sich Hohmeister mit Georg Kranich.

      „ Ohne den Ermordeten könnte man annehmen, dass es sich um einen schlechten Scherz gehandelt hat“, sagte er skeptisch.

       Oswald Plantikow, der in der Nähe gestanden hatte, riss sein Jackett auf und zog das leere Futter der Innentaschen heraus. „Wollen Sie uns unterstellen, dass wir gelogen haben?“, fragte er gereizt. „Und was ist mit meiner Brieftasche? Und meiner Uhr? Und den Manschettenknöpfen? Glauben Sie etwa, einer von uns hätte Joachim umgebracht und anschließend sämtliche Wertsachen über Bord geworfen?“

       Hohmeister blickte ihn gelassen an. „Sie sollten sich erst einmal beruhigen. Im Übrigen leite ich hier die Untersuchung und nicht Sie. Was Sie zu sagen haben, können Sie morgen früh zu Protokoll geben.“

       Plantikow wandte sich wütend ab und redete wild gestikulierend auf die anderen ein.

      „ Nehmen Sie ihn nicht ernst“, sagte Kranich. „Er hat es mit der Galle.“

       Hohmeister nickte nur und blickte Sylvie an. „Sie sind also davon überzeugt, dass es sich bei dem Mörder um eine Frau handelt?“

       Sylvie nickte energisch. „Ich stand neben der Leiter und konnte erkennen, dass sie ein Muttermal oder einen Leberfleck an der rechten Schläfe hatte. Zudem waren ihre Brauen scharf rasiert, was auf einen Mann wohl kaum zutreffen dürfte.“

       Hohmeister grinste verhalten. „Bei einer gewissen Sorte Männer schon“, wandte er ein. „Aber ich schließe mich Ihrer Ansicht an. Bleibt uns also nichts anderes übrig, als das wir uns unter den Rothaarigen dieses Landes umsehen. Was halten Sie von den anderen drei Räubern? Glauben Sie, dass es Männer oder Frauen waren?“

      „ Schwer zu sagen“, meinte Sylvie. „Hätte sich Joachim nicht auf die Frau gestürzt, wüssten wir nicht einmal, dass es sich um eine Frau handelte. Jedenfalls waren sie alle so vermummt, dass man nichts erkennen konnte.“

      „ Auch nicht an den Formen?“, hakte Hohmeister nach. „Ich meine, eine Frau hat es doch ziemlich schwer, gewisse hervorstechende Merkmale zu verbergen.“

       Sylvie lächelte. „Das mag für einige Frauen durchaus zutreffen“, erklärte sie, „aber nicht für alle. Sie haben offenbar keine Ahnung davon, was Frauen alles verbergen beziehungsweise hervorheben können. Je nach Bedarf.“

      „ Mag sein“, erwiderte Hohmeister. „Ich bin überzeugter Junggeselle.“ Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. „Sie konnten also nichts Auffälliges an den anderen feststellen?“

      „ Dazu waren wir alle zu überrascht und aufgeregt“, gab Sylvie zu bedenken. „Wir haben also weder auf den Gang der Räuber geachtet, noch darauf, ob sie mit dem Hintern wackelten. Oder ist dir etwas aufgefallen, Markus? Du bist doch ein Experte!“ Das klang ausgesprochen bitter.

       Markus wurde einer Antwort enthoben. Die Frau, der man das Kollier geraubt hatte, drängte sich dazwischen und blickte den Kommissar ernst an.

      „ Mir ist es egal, ob es Männer oder Frauen waren“, sagte sie aufgebracht. „Ich verlange von Ihnen, dass Sie mir das Kollier so schnell wie möglich zurückbringen. Es ist das letzte Geschenk meines verstorbenen Mannes und ich ...“

       Auch jetzt verlor der Kommissar die Geduld nicht. Gleichmütig blickte er auf die Frau herab. „Gut“, sagte er. „Wann darf ich es Ihnen vorbeibringen? Vor- oder nachmittags?“

       Entrüstet wandte sich die Frau ab. Hohmeister vereinbarte mit Kranich einen Termin für eine längere Aussprache und ging dann zu seinen Leuten.

      3

       Müde betrat Georg Kranich kurz nach Mitternacht die Hotelbar. Er hatte sich die Verlobung seiner Tochter anders vorgestellt. Nicht allein, dass sein zukünftiger Schwiegersohn eine Enttäuschung war, auch der Mord und die Ausplünderung seiner Gäste hatten ihm stark zugesetzt. Einige gaben ihm deutlich zu verstehen, dass er schnellstens für die Wiedergutmachung des Schadens sorgen solle.

       Kranich war sich somit klar darüber, dass er schlimmstenfalls den Verlust aus seiner eigenen Tasche bezahlen musste. Erstens war er für diesen speziellen Fall nicht versichert, und zweitens hatte er keine Hoffnung, dass die Polizei die Täter ermitteln und ihnen die Beute abjagen würde. Obwohl er ein reicher Mann war, schmerzte ihn der Gedanke, einige Hunderttausend D-Mark Schadensersatz zahlen zu müssen.

       Nachdenklich schlürfte er seinen doppelten Bourbon und blickte zu den wenigen Gästen hinüber. Dann ließ er sich vom Barkeeper das Telefon geben und wählte eine Nummer in Berlin. Es dauerte einige Minuten, bis am anderen Ende abgenommen wurde.

      „ Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, um diese Zeit hier anzurufen“, sagte der Mann ärgerlich.

      „ Kurt ? Ich bin‘s, Georg.“

      „ Was gibt es denn so Wichtiges?“

       Mit wenigen Worten erzählte Kranich, was sich vor wenigen Stunden auf der Jacht ereignet hatte.

      „ Ach, du lieber Himmel“, sagte Kurt Sutter, als er geendet hatte. „Das ist ja eine schlimme Geschichte. Und wie kann ich dir helfen?“

      „


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