Altern wird heilbar. Nina Ruge
Читать онлайн книгу.sind Zombiezellen in Fettgeweben auch bei übergewichtigen Menschen für Entzündungen und Insulinresistenz verantwortlich. Die mit Senolytika behandelten Diabetes-Mäuse zeigten darüber hinaus eine deutlich verbesserte Nieren- und Herzfunktion.
Dieselben Forscher der Mayo Clinic konnten zudem zeigen, dass die Entfernung von seneszenten Zellen aus verletzten Knien von Mäusen den Knorpel im Knie nachwachsen lässt – und dabei die Schmerzen senkt. Diese Ergebnisse sind spektakulär, und so wurden bereits die ersten Studien zum Abtöten von Zombiezellen an 14 Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose begonnen – dies ist eine chronisch fortschreitende Lungenvernarbung, die zu Atemnot führt und meist tödlich endet. Im Lungengewebe solcher Patienten wurden in großen Mengen seneszente Zellen nachgewiesen. Nach dreiwöchiger Behandlung mit Dasatinib und Quercetin verbesserte sich die körperliche Fitness der Erkrankten deutlich, wie zum Beispiel die Gehgeschwindigkeit.
Die Hoffnungen sind gigantisch: Es gibt Forschungsprojekte mit Senolytika zur Behandlung von Grauem Star, Diabetes mellitus, Osteoporose, Alzheimer, Herzvergrößerung, Nierenproblemen, Lebererkrankungen, Arteriosklerose und altersbedingtem Muskelverlust.
Es zeichnet sich ab, dass nur wenige Behandlungen nötig sein würden, zum Beispiel nur einmal pro Monat oder vielleicht sogar nur einmal pro Jahr, denn Senolytika weisen den sogenannten »Hit-and-Run-Effekt« auf. Das heißt, sie zeigen schnell und nachhaltig Wirkung. Diese »überfallartige« Verabreichung würde Nebenwirkungen im Rahmen halten. Obwohl also, wie wir gehört hatten, seneszente Zellen junges Gewebe »anstecken« und ebenfalls altern lassen, ist es offenbar nicht nötig, sämtliche seneszente Zellen auszuschalten, um ihrer zerstörerischen Wirkung Herr zu werden. Die Forscher am Unity Biotechnology Labor planen direkte Injektionen in die betroffenen Gewebe, wie zum Beispiel in das Kniegelenk oder bei Patienten mit Makuladegeneration (Erkrankungen der Netzhaut) in den Glaskörper des Auges.
Wichtig ist auch, dass Senolytika nur bereits vorhandene Zombies beseitigen. Neu entstehende, die für die Krebsabwehr so wichtig sind, werden nicht beeinträchtigt. Doch leider ist der Weg zum breiten Einsatz von Senolytika ein steiniger. Denn im Laufe ihrer intensiven Erforschung hat sich gezeigt, dass Zombiezellen Individualisten sind. Insassen verschiedener Gewebe haben verschiedene Strategien entwickelt, dem programmierten Zelltod zu entgehen. Sie produzieren unterschiedliche Zytokine, unterschiedliche Proteine und sind damit für die Wissenschaftler geradezu Chamäleons. Haben sie Marker, also Erkennungsmerkmale für Untote im Fettgewebe gefunden, lassen sich Zombies im Nervengewebe zum Beispiel damit gar nicht markieren.
Das hat zur Konsequenz, dass es zum einen vieler verschiedener Erkennungsmethoden bedarf, um Zombies zuverlässig zu identifizieren. Und – das macht es noch aufwendiger – es braucht es auch verschiedene, exakt angepasste Senolytika, für jeden Zombietyp ein anderes. Nach Prof. CAMPISI gibt es daher nicht den einen Marker, der die Zombiezellen entlarvt und damit zum Abschuss freigibt. Es sind derer viele. Die Zombies in uns sind leider sehr, sehr clever. Es wird also darauf hinauslaufen, Wirkstoffkombinationen zu entwickeln, die in der Lage sind, viele Zombietypen auszulöschen, aber wahrscheinlich nicht alle. Bei Unity Biotechnology legt man gerade einen großen Atlas an, in dem die Forscher dokumentieren, welche seneszenten Zellen welche Erkrankungen auslösen, welche Schwachstellen sie haben, und mit welchem Medikament man sie abtöten kann. Hier geht man also davon aus, dass es nicht die eine Wirkstoffkombination gegen Zombiezellen geben wird, sondern viele verschiedene, die auf unterschiedliche altersbedingte Ausfallerscheinungen spezialisiert sind. Derzeit gehen die Meinungen, wann denn einigermaßen verträgliche und vor allem wirksame Senolytika auf den Markt kommen werden, noch weit auseinander. So sagt LEONARD HAYFLICK (Sie wissen schon, der die begrenzte Zellteilungsfähigkeit entdeckt hat), dass man noch nichts kennen würde, das nachweislich einen Einfluss auf das Altern habe.
Dagegen ist der Direktor des Institute for Aging Research am Albert Einstein College of Medicine in New York, NIR BARZILAI, der Meinung, dass Senolytika schon bald als Medikamente auf den Markt kommen und bei älteren Menschen vielversprechende Wirkungen zeigen könnten. Falls Sie da ein bisschen ungeduldig sein sollten und sich fragen, ob sich nicht doch irgendetwas anderes, ganz Praktisches tun ließe, um Zombiezellen den Garaus zu machen, dann sei Ihnen eine besondere Studie der Mayo Clinic ans Herz gelegt: Die Forscher konnten nachweisen, dass regelmäßige Bewegung die Ansammlung von seneszenten Zellen im Fettgewebe von Mäusen verhindert. Und das völlig nebenwirkungsfrei! Also los!
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