Bolan und das Killer-Kommando von Colorado: Ein Mack Bolan Thriller #25. Don Pendleton
Читать онлайн книгу.den natürlichen Gegebenheiten der Landschaft nicht verdeckt. Wegen der Erhebungen und Linien des Geländes war das Ganze dem Blick zufälliger Passanten – wahrscheinlich sogar von oben – entzogen, mit Ausnahme eines Sichtwinkels, der nicht mehr als fünfzehn Grad umfasste.
Sie fühlten sich dort offenbar verdammt sicher.
Außer am Tor waren keine Wachen postiert. Der Zaun stand jedoch unter Strom, und es gab Hinweise darauf, dass vielleicht eine Art elektronisches Alarmsystem existierte.
Bolan saß auf einem Felsen im Schatten einer struppigen Kiefer und skizzierte den Grundriss. Fünfzehn mittelgroße Wellblech-Hütten – jede konnte vielleicht zwanzig bis dreißig Männer beherbergen, je nachdem, wie viele sie hineinstopfen wollten. Großer Fuhrparkbereich mit reichlich Fahrzeugen. Ein zentrales, unscheinbares Gebäude – schätzungsweise ein Ess- und Aufenthaltsbereich – in dem es jetzt wohl Kaffee und Sandwiches für ein recht gedämpft wirkendes "Killerkommando" gab, das sich davor in apathischen Gruppen versammelte. Ein kleineres Gebäude mit einem Dach im alpinen Stil, etwas abseits der anderen Gebäude – Hauptquartier schätzungsweise, innen hell erleuchtet, viel geschäftiges Treiben. Eine kleine Hütte auf der anderen Seite: die Krankenstation, nach den Aktivitäten dort zu urteilen. Ein paar große Lagerhallen aus Metall, eine Reihe kleinerer Lagerschuppen.
Nette Einrichtung, wirklich.
Bolan vervollständigte die Skizze und verstaute sie sorgfältig zur sicheren Aufbewahrung. Dann legte er eine ruhige Nachtwache ein, Augen und Ohren offen für alle Lebenszeichen, innerhalb und außerhalb dieses unglaublichen Lagers in den Rocky Mountains. Es vergingen zwei Stunden, bis der geduldige Kundschafter überzeugt war, den Ort zu "kennen" – seinen Herzschlag, seinen Rhythmus, seinen Stoffwechsel.
*
Die Fakten passten allerdings immer noch nicht zusammen. Es war verdammt zu viel Aufwand für so einen geringen Anlass; Bolan hielt diese groß angelegte Militäroperation einfach nicht für eine simple Headhunter-Sache. Sie hatten es auf seinen Kopf abgesehen, okay – aber da musste mehr dahinterstecken.
Jingo Morelli hatte versucht, es so aussehen zu lassen, als sei der „kleine General“ der Oberbefehlshaber – er arbeitet für die Million Dollar Kopfgeld plus volle Spesen – aber er hatte den Anführer auch als "unabhängigen Unternehmer" bezeichnet, eine Konstellation, die eine Menge verrückter Ideen abdecken konnte.
Die "vollen Spesen" für eine Operation wie diese wären ein kleiner Teil des Millionen-Kopfgelds, das auf Bolans Kopf ausgesetzt war. Finanzierte tatsächlich die Mafia die ganze Angelegenheit? Bolans dunkler Verdacht blieb. Etwas war hier nicht in Ordnung.
War es möglich, dass der Mob mit irgendeiner offiziellen Regierungsbehörde, vielleicht einer geheimen Abteilung, ein Spiel trieb?
Möglich, sicher – alles war möglich.
Lucky Luciano war von einer offiziellen Regierungsbehörde aus dem Gefängnis entlassen worden, um während der Schreckenstage des Zweiten Weltkriegs die New Yorker Hafengeschäfte auf den Docks zu betreiben.
Der Mob und die CIA hatten sich angesichts Castros Kuba angefreundet, und es war kein Geheimnis, dass "die Jungs" in letzter Zeit sogar im Schatten des Weißen Hauses Freundschaften knüpfen konnten.
Nein, unmöglich war nichts.
*
Bolan bereitete sich gerade darauf vor, die Aufklärung abzubrechen und zum Kriegermobil zurückzukehren, als plötzlich ein weiteres Teilchen des Puzzles buchstäblich vom Himmel fiel. Die unverkennbaren Rotorengeräusche eines Hubschraubers ließen ihn im Schatten erstarren, und er beobachtete, wie der kleine Vogel schnell über den Gipfel hinter ihm herunterkam und im Gelände landete. Die Sichtachse in den Landebereich war schlecht; Bolan nahm nur ein paar schemenhafte Gestalten wahr, die sich rasch um die Maschine herum bewegten – ob sie ein- oder ausstiegen, konnte er nicht sagen –, und in weniger als einer Minute hob der Helikopter wieder ab.
Den Hubschrauber fand Bolan am interessantesten.
Es trug ein Kennzeichen der U.S. Army.
Nachdenklich notierte er es und machte sich bereit zum Rückzug. Es war ein kalter Rückzug – von innen heraus kalt – als der meistgesuchte Mann Amerikas begann, sich der vollen Tragweite seiner Situation bewusst zu werden.
*
Ihm war klar, dass er sich unvoreingenommen mit den Optionen auseinandersetzen musste. Unabhängig davon, wer das Sagen hatte, könnten diese "Truppen" da unten tatsächlich Soldaten der US-Armee sein. Es könnte sich um seine ehemalige "eigene" Truppe handeln, die von höheren Dienstgraden in den Krieg gegen Mack Bolan verwickelt wurde.
Und das war ein Gedanke, der ihn frösteln ließ.
Bolan hatte immer darauf geachtet, seinen Krieg auf den wahren Feind zu beschränken. Er hatte nie auf Polizisten oder andere Offizielle geschossen; er wich ihnen einfach aus, so gut es ging.
Aber jetzt ...
Ja, es war ein kalter Rückzug für den Vollstrecker. Er hatte diesen "Feind" bereits angegriffen und viele Tote auf dem Schlachtfeld hinterlassen. Und er sah keine Möglichkeit, einen "Fehler" dieses Ausmaßes zu rechtfertigen.
Absolut keine.
Wenn er so schlampig wurde – wenn seine Kampfinstinkte so versagten – dann war es höchste Zeit, dass dieser Krieg aufhörte.
Wie konnte er sich jemals wieder zutrauen, eine Entscheidung über Leben oder Tod zu fällen? Den "Fehler" eines Vollstreckers konnte man nicht korrigieren.
Verdammt – er musste Gewissheit haben!
*
Zutiefst beunruhigt schlich er zur Zufahrtsstraße zurück und investierte weitere zehn unbewegte Minuten in die Beobachtung des Torbereichs. Der Geländewagen hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Die Wachen, zwei "Soldaten" in den weißen Helmen der Militärpolizei, hielten im Fahrzeug ihre einsame Wache, automatische Waffen bei Fuß.
Bolan ließ sich zum Warten nieder, geduldig, entschlossen, die Wahrheit über diesen Ort herauszufinden. Die zehn Minuten erschienen ihm wie Stunden, bis endlich einer der "Militärpolizisten" aus dem Wagen stieg. Der Mann ließ seine Waffe auf dem Sitz liegen, machte ein paar schnelle tiefe Kniebeugen, murmelte etwas in Richtung seines Partners, zündete sich eine Zigarette an und schlenderte zu den Wüstensalbei-Büschen am Straßenrand.
Das war der Moment, auf den Bolan gewartet hatte.
Er bewegte sich innerhalb des toten Winkels des Fahrzeugs vorwärts, bis er etwa zehn Schritte entfernt war, und schoss dem Mann im Auto einen Betäubungspfeil in den Hals. Der Mann hob eine Hand an seinen Nacken und sackte still zusammen. Das Mittel würde sich sehr schnell auflösen. Innerhalb von dreißig Minuten bis zu einer Stunde, je nach Typ, wäre die Droge vollständig aus dem Blutkreislauf verschwunden. Der Mann würde aufwachen wie nach einem normalen Nickerchen, und kein gängiger medizinischer Test könnte irgendetwas nachweisen.
Bolan wartete, bis der zweite Mann dem "Ruf der Natur" gefolgt war – dann betäubte er ihn ebenfalls. Der Mann fiel mitten im Gehen um, und Bolan trug ihn zum Fahrzeug, hievte ihn auf den Sitz neben den anderen und startete eine schnelle Durchsuchung.
Beide trugen Hundemarken – offizielle Identifikations-Anhänger der Armee. Bolan machte Kopien von beiden, indem er die Zeichen mit Bleistift auf Papier durchpauste. Er fand weitere nützliche Informationen in den Jackentaschen und Geldbeuteln und notierte alles Wesentliche über diese Gegenstände. Schließlich schrieb er die Seriennummern von den automatischen Waffen und vom Fahrzeug selbst ab .
Als er einige Minuten später zu seinem mobilen Lagezentrum zurückkehrte, hätte man aus nichts auf Bolans Besuch schließen können; diese Jungs würden ein bisschen groggy aufwachen, wären vielleicht ein paar Minuten lang etwas desorientiert – und wahrscheinlich würde keiner von ihnen dem anderen gegenüber zugeben, dass er tatsächlich geschlafen hatte.
*
Doch