Clans von Cavallon (2). Der Fluch des Ozeans. Kim Forester
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Kim Forester
Aus dem Englischen
von Ulrike Köbele
Über dieses Buch
Epische Tierfantasy der Extraklasse: Die große Saga von Pferden und Menschen geht weiter!
Alte Feindschaften und gefährliche Bündnisse entzweien die Clans von Cavallon mehr denn je – und das, obwohl Menschen, Einhörner, Pegasus, Kelpies und Zentauren einst in Frieden miteinander lebten. Die Konflikte in Cavallon interessieren Meermädchen Nixi jedoch herzlich wenig. Sie will nur eines: wieder ein Mensch werden. Und dafür ist sie sogar bereit, ihre Retter zu verraten!
For Pasmé, who always looks out for me. –
Für Pasmé, die immer auf mich aufpasst.
Die Clans von Cavallon
Menschen wohnen im gebirgigen Norden von Cavallon und in der Freien Stadt. Dort ist der Rat von Cavallon angesiedelt, in dem alle fünf Clans repräsentiert sind. Menschen spezialisieren sich darauf, Werkzeuge und Schmuck herzustellen und damit zu handeln. In der Freien Stadt leben die Clans friedlich zusammen. Im Rest des Landes jedoch bestimmen teilweise noch immer uralte Feindschaften und Aberglaube das Leben der Menschen.
Einhörner haben die Schwarzhornwälder im Osten Cavallons als ihr Territorium erkoren. Sie leben nach dem Recht des Stärkeren und sind geschickte Jäger und Krieger, die sich Menschen als Sklaven halten. Der Legende nach soll in früheren Zeiten einmal ein außergewöhnliches Band zwischen Menschen und Einhörnern bestanden haben, doch seit dem Krieg von Cavallon schürt diese Vorstellung unter Einhörnern große Angst.
Den Pegasus wird für den Krieg von Cavallon die Schuld gegeben. Sie gelten als extrem selten und sind als rachsüchtige Kriegstreiber gefürchtet. Nach der Unterzeichnung des Friedenspakts zog sich die einzig verbliebene Pegasusherde ins Wolkengebirge im Nordosten des Landes zurück. Ihre Federn werden auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Pegasus sind äußerst misstrauisch allen anderen Clans gegenüber.
Kelpies leben in der Kalten See im Nordwesten und sind vielerorts gefürchtet. Denn sie ziehen Menschen unter Wasser und töten sie – so heißt es. Tatsächlich sehen Wasserpferde mit ihren spitzen Zähnen und kräftigen Fischschwänzen gruselig aus. Sie jagen jedoch nur Fische und ernähren sich von Algen. Nach dem Friedenspakt haben sich die Kelpies in die Unterwasserhöhlen rund um die Festungsinsel zurückgezogen.
Zentauren leben in Corlandia im Süden von Cavallon an der Warmen See. Sie gelten als die Gelehrten von Cavallon und die übrigen Clans erweisen ihnen höchsten Respekt. Ihre Hauptstadt ist Coropolis, dort horten die zentaurischen Chronisten alles Wissen des Landes. Sie können als einziger Clan lesen und schreiben, Menschen arbeiten für sie als analphabetische Schreiblehrlinge. Doch die Zentauren haben einen grauenhaften Pakt geschlossen und hüten ein Geheimnis, das ganz Cavallon erschüttern wird …
Berüchtigte Magische Bücher der Beschwörung sollen laut Friedensabkommen vernichtet werden
Von Arosios Diomedes, Chronist
Das erste Jahr der neuen Zeitrechnung
In den Ruinen der ehrwürdigen Stadt Hufhalte versammelten sich die Anführer der fünf Clans von Cavallon, um das gemeinsame Friedensabkommen zu unterzeichnen und dem Krieg von Cavallon ein Ende zu setzen. Während dieses Treffens wurde auch beschlossen, die berüchtigten Magischen Bücher der Beschwörung zu vernichten. Die Bücher hatten bei der Zerstörung von Hufhalte eine bedeutende Rolle gespielt: Innerhalb kürzester Zeit und mit beispielloser Unerbittlichkeit war die Stadt dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Attacke gilt als verabscheuungswürdigster Angriff des gesamten Krieges und erschütterte ganz Cavallon.
Die Vernichtung der Bücher wird durch die Zentauren vollzogen. Deren Anführer, König Jaroth, verkündete im Rahmen der feierlichen Vertragsunterzeichnung, dass die Clans entschlossen sind, Hufhalte mit vereinten Kräften wieder aufzubauen. »Aus der Asche des Krieges erheben wir uns gemeinsam zu neuer Stärke!«, rief er der versammelten Menge zu, die seine Worte mit stürmischem Applaus quittierte.
General Nettleburn, der Repräsentant der Einhornclans, trat an der Seite von Godfrey, dem König der Menschen, aufs Podium, um demonstrativ das Ende der Feindseligkeiten zwischen ihren Völkern zu besiegeln. »Im Geiste der Hoffnung werden wir ein neues Hufhalte erbauen«, verkündete er. »Es soll den Namen ›Freie Stadt‹ tragen.«
König Godfrey ergänzte: »Ob Einhorn, Mensch, Kelpie, Zentaur oder Pegasus – dort sind alle willkommen!« Dieses Gefühl von Einigkeit und Zusammenhalt war unter den Zuschauern bereits spürbar, wo Angehörige aller Clans friedlich beisammenstanden.
Auch Halifer, die Anführerin der Kelpie-Gesandten, schloss sich den versöhnlichen Worten ihrer Vorredner an: »Wir müssen aufhören, uns zu entzweien, und lernen, als ein Volk zusammenzuleben. Dies wird uns die Freie Stadt ermöglichen.«
Einzig die letzte Rednerin, Caris, Erste ihrer Herde, die als Vertreterin der Pegasus an der Versammlung teilnahm, gab eine abweichende Erklärung ab. »Die Worte, die heute hier gesprochen wurden, sind von großer Schönheit«, sagte sie, »doch sie bringen eine Hoffnung zum Ausdruck, auf die sich meine Herde nicht länger verlassen kann. Immer wieder sind wir angegriffen worden, obwohl wir nie etwas anderes im Sinn hatten, als unseren Nächsten zu helfen. Wir hegen keinen Groll gegen die anderen Clans, aber wir können die Vergangenheit nicht einfach vergessen. Wir Pegasus – jedenfalls diejenigen von uns, die noch übrig sind – werden uns in die Berge zurückziehen. Das Einzige, worum wir Euch bitten, ist, dass Ihr uns fortan in Ruhe und Frieden leben lasst.«
Sobald Caris ihren Hufabdruck unter den Friedensvertrag gesetzt hatte, erhob sich die Abordnung der Pegasus in die Lüfte und verschwand.
Nachdem er seinerseits das Abkommen unterzeichnet hatte, wiederholte König Jaroth unter Zustimmung des Rats der Zentauren seinen Schwur, die Magischen Bücher zu vernichten. »Wir Zentauren werden unseren Pflichten gegenüber Cavallon stets nachkommen. Darauf geben wir Euch unser Ehrenwort.«
Einhundert Jahre später …
Kapitel 1
Nixi strampelte mit den schwimmhautbesetzten Füßen. Das Wasser strömte über ihre schuppige Meermenschenhaut, während sie tiefer und immer tiefer in den dunklen Unterwassertunnel hineinschwamm. Vielleicht war das ein Fehler, schließlich war sie vor diesem Teil der Kalten See, dem sogenannten Schlund, gewarnt worden. Er war so gefährlich, dass selbst die Kelpies ihn mieden. Aber ich bin ja nicht absichtlich hier reingeraten. Sie war von einer starken Strömung in die Tiefe gerissen worden und dieser Tunnel war möglicherweise ihr einziger Ausweg.
Um sie herum war es so dunkel, dass sie kaum etwas erkennen konnte, aber wenn sie mit den Fingern über die Felswände strich, fühlte sie tiefe Rillen darin. Kratzspuren … Jemand war gegen seinen Willen in diesen Tunnel