Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker

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Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker


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Seite des Chefs eines Fürstenhauses über solche Eigenschaften verfügen.

      Das war unabdingbar.

      "Sie würden alles für Ihren Sohn tun, nicht wahr?", sagte Susanne dann plötzlich.

      "Natürlich würde ich das. Ich verstehe Ihre Frage nicht so recht..."

      "Es ist nicht so wichtig!", erwiderte Susanne schnell.

      Alles?, fragte sie sich dabei. Auch einen Wagen erfinden, der Schloss Eichenbach nie erreicht hatte? - Nur, um den Sohn zu entlasten?

      "Würden Sie für Ihr Kind nicht auch alles tun, Susanne?", hörte die Baroness dann die Stimme der Fürstin. Susanne war in ihre eigene Gedankenwelt versunken. Sie vernahm die Stimme der Fürstin wie aus weiter Entfernung. "Ich finde das nur natürlich", setzte Margarethe dann noch hinzu, als Susanne nicht sofort reagierte.

      "Ja, das ist es auch", nickte die Baroness dann.

      Sie ließ einen letzten Akkord im Appeggio auf dem Flügel erklingen und schloss dann die Klappe, die die Tasten schützte.

      Was mache ich nur?, fragte sich Susanne in diesem Moment.

      Sie konnte Wilfried nichts von dem verschwundenen Brief und dem gescheiterten Treffen mit Nadine sagen.

      Das war unmöglich.

      Was würde er sonst denken?, ging es ihr durch den Kopf. Wenn sie ihm davon erzählte, würde sie ihm dadurch gleichzeitig signalisieren, dass ihr Misstrauen weiterhin übermächtig war.

      Was auch immer in der Vergangenheit gewesen sein mag - soll es deine Zukunft vergiften?, durchfuhr es sie siedend heiß.

      Aber das war nur eine Seite der Medaille.

      Die andere Seite war, dass sie niemanden würde lieben können, der einen anderen Menschen kaltblütig ermordet hatte...

      20

      Die nächsten Tage standen ganz im Zeichen der kommenden Verlobung. Einige der Gäste reisten von sehr weit an, etwa Wilfrieds Patenonkel Carl von Eichenbach, ein jüngerer Bruder des Fürsten, der eine Karriere als Archäologe beschritten hatte und für die Verlobungsfeier seine Ausgrabungen in der syrischen Wüste unterbrach. Er quartierte sich ebenso auf Schloss Eichenbach ein, wie Susannes ältere Schwester Madeleine, die in Princeton studierte.

      Der Baron und die Baronin von Radvanyi reisten erst am Tag des großen Ereignisses an.

      Nach und nach wurden immer weitere Räume in den weitläufigen Flügeln von Schloss Eichenbach mit Gästen belegt. Aber trotz einer immer größer werdenden Zahl von Gästen hatte man weder den Eindruck, dass das Personal dadurch in Schwierigkeiten kam, noch, dass Schloss Eichenbach dadurch einen übervölkerten Eindruck machte.

      Ganz das Gegenteil war der Fall.

      Die Gäste verloren sich mehr oder minder in dem gewaltigen Anwesen.

      Und da ihre Zahl insgesamt nur etwa vierzig betrug, konnte man kaum einen Unterschied zum gewohnten Leben im Schloss feststellen. Vielleicht einmal davon abgesehen, dass jetzt hin und wieder ein paar Fahrzeuge mehr im Schlosshof zu finden waren.

      "Wir hatten ja eine Verlobung in bescheidenem Rahmen verabredet - aber ich muss sagen, dass mir der Trubel bereits völlig genügt", gestand Susanne Wilfried einmal während dieser Zeit.

      "Bei unserer Hochzeit werden wir um ein wirklich großes Fest nicht herumkommen", erwiderte Wilfried lächelnd.

      Susanne seufzte.

      "Ja, da wirst du wohl recht haben..."

      Der große Tag kam. Die Feier fand nicht im Salon statt, sondern im großen Festsaal von Schloss Eichenbach. Die Kronleuchter tauchten den Raum in ihr funkelndes Licht.

      Johann hatte das kostbarste Geschirr aufgedeckt und eigenhändig arrangiert. Susanne hatte zusammen mit der Fürstin letzte Hand an die Sitzordnung gelegt, damit es nicht durch unglückliche Gäste-Kombinationen zu Missstimmungen kam.

      Susanne glänzte in ihrem maßgeschneiderten Mailänder Kleid und ließ nicht nur Wilfried, sondern auch einige der anwesenden Gäste den Atem anhalten.

      "Du siehst bezaubernd aus", flüsterte Wilfried ihr zu, während sie den Festsaal betraten und im Hintergrund die Musiker ein Menuett zu spielen begannen, als das Verlobungspaar durch die großen Flügeltüren trat.

      Die Gäste erhoben sich für das Paar, das einen Ehrenplatz an der Tafel bekam.

      Die Musik verstummte und Fürst Friedrich begann mit einer kurzen, aber bewegenden Rede, bevor Wilfried seiner Verlobten schließlich den Verlobungsring an den Finger stecken konnte.

      Die Gläser wurden gehoben und man stieß auf das junge Paar an.

      "Auf euer Wohl", sagte Fürst Friedrich an Wilfried und Susanne gewandt. "Euer Wohl, das - wie ich überzeugt bin - auch das des Hauses Eichenbach sein wird..."

      Die Musik spielte während des Essens wieder im Hintergrund.

      Susanne bemerkte, dass Christiane von Buchenberg-Selm nicht zugegen war. Fürstin Margarethe entschuldigte sie. "Es geht ihr nicht gut. Sie hat sich wohl eine Infektion zugezogen. Jedenfalls liegt sie jetzt im Bett. Der Arzt hat nach ihr gesehen..."

      Für Susanne stand ziemlich fest, dass diese angebliche 'Krankheit' nur vorgeschoben war.

      Vielleicht ist es so am besten, dachte Susanne. Niemand wäre damit gedient gewesen, wenn die Komtesse dieses Fest zum Anlass genommen hätte, eine Szene zu liefern.

      Susanne hielt es sogar für möglich, dass die Fürstin selbst dafür gesorgt hatte, dass es nicht dazu kommen konnte.

      Susanne sah den Verlobungsring an ihrem Finger blinken.

      Ein schlichter Ring aus Gold, nicht zu dünn und nicht zu breit.

      "Wie lange soll die Verlobungszeit denn dauern?", fragte Carl von Eichenbach, dessen dunkel braun gebrannter Teint davon zeugte, dass er noch vor wenigen Tagen in der syrischen Wüste nach den Überresten vergangener Kulturen gegraben hatte. Susanne wurde durch seine Worte aus ihren Gedanken herausgerissen.

      Sie war etwas verlegen und wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte.

      "Allzu lang jedenfalls nicht", antworte Wilfried an ihrer Stelle. Er wandte Susanne ein Lächeln zu. "Ich hoffe, dass das auch deine Meinung ist - andernfalls würde meine Leidensfähigkeit auf eine harte Probe gestellt!"

      Das Fest zog sich dahin.

      Die Gespräche wurden im Laufe des Abends lockerer. Susanne lernte einige Personen aus Wilfrieds Familie kennen, die sie bislang nur aus Erzählungen gekannt hatte. Umgekehrt unterhielt sich Wilfried sehr angeregt mit seinem zukünftigen Schwiegervater. Der Baron von Radvanyi äußerste sich später sehr anerkennend über Wilfried und meinte, er sei überzeugt davon, einen geradezu wunschgemäßen Schwiegersohn zu bekommen.

      Es wurde ein gelungenes Fest und als Susanne sich später, als getanzt wurde in Wilfrieds Armen im Walzer-Rhythmus drehte, hatte sie ein Gefühl der Leichtigkeit, dass sie schon lange nicht mehr so empfunden hatte.

      In diesen Armen konnte man sich sicher und geborgen fühlen, dachte sie.

      Das Fest dauerte bis tief in die Nacht.

      Als die meisten Gäste sich längst auf ihre Zimmer zurückgezogen hatten, und nur noch einige Nimmermüde sich von Johann einen Mitternachtsimbiss im Salon servieren ließen, gingen Susanne und Wilfried ins Freie, um ein wenig frische Nachtluft zu schnuppern. Die Sterne blinkten am Himmel, während sie die Stufen des Portal in den Schlosshof hinunterschritten. Es war angenehm kühl.

      "Es war ein wunderbares Fest", sagte Susanne. "So schön, wie man sich eine Verlobung nur vorstellen kann..."

      Hand in Hand gingen sie durch den hell erleuchteten Schlosshof.

      Immer wieder blickte Susanne zu


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