Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker

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Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker


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erwähnte etwas davon, dass ich schon einmal verlobt war... Ich möchte nicht, dass du denkst, ich hätte dir etwas verschweigen wollen."

      "Nein, das habe ich auch nicht gedacht", entgegnete Susanne sogleich.

      "Es ist nur so", fuhr Wilfried fort, "dass dieses Kapitel für mich gewissermaßen abgeschlossen war..."

      "Das ist schon in Ordnung", erwiderte Susanne.

      "Wirklich?"

      "Wirklich!"

      Wilfried nahm zärtlich ihre Hände. Ihre Blicke verschmolzen für einige Augenblicke miteinander. Dann gab er er ihr einen Kuss und sagte: "Ich liebe dich, Susanne. Und ich bin mir sicher, dass du die Frau bist, mit der ich mein Leben teilen möchte..."

      "Und ich liebe dich, Wilfried", hauchte Susanne mit belegter Stimme.

      Sie war in diesem Moment felsenfest davon überzeugt, dass die Verbindung zwischen ihnen viel zu stark und innig war, als dass die Missgunst einer seelisch kranken Komtesse einen Keil dazwischentreiben konnte.

      In diesem Augenblick ahnte Susanne noch nichts von den bohrenden Zweifeln, die schon bald an ihr nagen würden...

      3

      In den nächsten Tagen hing für Susanne der Himmel voller Geigen. Ein strahlender Sonnentag reihte sich an den nächsten.

      Oft unternahm sie zusammen mit Wilfried ausgedehnte Spaziergänge in den weitläufigen Parkanlagen, die Schloss Eichenbach in Form von bepflanzten Terrassen umgaben. Hand in Hand führten sie dann lange Gespräche und ehe sie sich versahen, waren die Stunden nur so dahingeflogen.

      Christiane schien Susanne während dieser Zeit regelrecht aus dem Weg zu gehen.

      Manchmal stand die Komtesse oben an der steinernen Brüstung und schaute hinab auf die Parkanlagen; dorthin, wo Susanne und Wilfried spazieren gingen. Ihre Augen wurden schmal, ihre eigentlich so hübschen Züge bekamen etwas Hartes und Unerbittliches.

      Als Susanne die Komtesse einmal dort so stehen sah, erschrak sie unwillkürlich. Wie ein böser Geist steht sie dort, durchzuckte es die Baroness.

      Als Christiane den Blick der anderen bemerkte, wandte sie sich sofort um und verschwand hinter der Brüstung.

      Ich muss mich mit ihr aussprechen, nahm sie sich vor. Aber das war leichter gesagt als getan.

      An den Mahlzeiten nahm Christiane oft nicht teil - und wenn, dann verhinderte ihr eisiges Schweigen, dass irgendwer sie anzusprechen wagte.

      Eines Abends ließen Fürst und Fürstin von Eichenbach Wilfried und Susanne zu sich rufen.

      Kammerdiener Johann schenkte einen edlen Burgunder ein und im Salon erstrahlten die Kronleuchter zu festlichem Glanz, während draußen die Sonne ihre letzten Strahlen über den Horizont schickte.

      Der Fürst wandte sich an Susanne.

      "Mein Sohn sagte mir, dass ihr beide euch verloben wollt. Ist das richtig?"

      "Ja", sagte Susanne mit bebendem Herzen und wandte kurz den Blick an Wilfried. "Das ist unser Wunsch..."

      "Nun, eine Feier vorzubereiten dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen..."

      "Wir dachten an eine Feier in kleinem Rahmen", sagte Wilfried und drückte dabei kurz Susannes Hand. Während ihren langen Gesprächen im Park hatten sie unter anderem auch über diesen Punkt gesprochen. "Nur die engsten Verwandten und Freunde, vielleicht so dreißig oder vierzig Personen."

      "Das ließe sich arrangieren", meinte Fürstin Margarethe.

      "Die Hochzeit kann dann ja in einem um so größeren Rahmen gefeiert werden", erklärte Wilfried.

      Und Susanne ergänzte: "Es geht uns eigentlich nur darum, möglichst rasch vor der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir zusammengehören..."

      Fürstin Margarethe nickte verständnisvoll. "Dann sollten wir uns bei nächster Gelegenheit zusammensetzen, um die Gästeliste zu erstellen", wandte sie sich dann an die junge Baroness.

      Fürst Friedrich erhob das Glas.

      Er sah Susanne und Wilfried nacheinander an und sagte dann feierlich: "Auf eine glückliche Zukunft! Wir kennen Baroness Susanne zwar erst seit kurzem, aber ich glaube, unser Sohn hätte kaum eine glücklichere Wahl treffen können."

      "Das denke ich auch", fügte Fürstin Margarethe hinzu, während sie das Weinglas mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt und dabei lächelte.

      4

      Wilfried geleitete Susanne später zu ihren Räumen im Westflügel. Es war sehr spät geworden. Noch lange hatten sie mit Fürst Friedrich und Fürstin Margarethe zusammengesessen.

      Und Fürstin Margarethe hatte dabei nicht lockergelassen, ehe nicht wenigstens eine provisorische Gästeliste erstellt worden war.

      "Ich kann sonst einfach nicht ruhig schlafen", hatte sie bemerkt.

      Nun gingen Wilfried und Susanne durch die hohen Flure des fürstlichen Schlosses, bis sie schließlich die Suite erreichten.

      "Ich wünsche dir eine gute Nacht", sagte Wilfried mit sonorer Stimme.

      "Ich dir auch..."

      Sie sahen sich an und Susanne schaute in Wilfrieds dunkelgraue Augen. Augen sind Fenster zu Seele, überlegte Susanne. Und sie fragte sich gleichzeitig, was es noch an Geheimnissen hinter diesen Fenstern zu entdecken gab.

      Wilfried drehte sich um, ließ den Blick umherschweifen.

      "Was ist?", fragte Susanne.

      "Ich möchte nicht, dass jemand vom Personal sieht, wie ich die zukünftige Herrin von Schloss Eichenbach küsse", lächelte er.

      Dann nahm er sie in den Arm. Susanne schmiegte sich an ihn und fühlte, wie sich der Schlag ihres Herzens mit dem seinen mischte. Ihre Lippen berührten sich erst vorsichtig tastend, dann voller Leidenschaft.

      Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, strich Wilfried ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, die sich irgendwie aus ihrer Frisur herausgestohlen hatte.

      "Schlaf gut...", murmelte er. Und seine Stimme hatte einen angenehm vibrierenden Klang dabei.

      "Du auch...." Sie strich sanft über seinen Arm. Dann wandte sie sich zur Tür. Sie drehte sich noch einmal herum und schenkte ihm einen verliebten Blick, ehe sie die Tür hinter sich schloss.

      Susanne trat ans Fenster und blickte hinaus in den prächtig erleuchteten Schlosshof.

      Es klopfte an der Tür.

      Sie drehte sich herum. Wer mochte das sein? War Wilfried noch einmal zurückgekehrt?

      "Herein", sagte Susanne mit klarer Stimme.

      Die Tür öffnete sich.

      Susanne erschrak im ersten Moment ein wenig. Es war nicht Wilfried, der da im hohen Türrahmen stand, sondern Christiane von Buchenberg-Selm.

      "Guten Abend, Baroness Susanne", sagte sie. Ihre Stimme hatte einen harten Klang. Wie klirrendes Eis, dachte Susanne.

      "Darf ich hereinkommen?"

      "Sicher."

      Christiane schloss die Tür hinter sich. "Ich muss mit Ihnen reden, Susanne."

      "Ja, das geht mir umgekehrt auch so. Es wird dringend Zeit, dass wir miteinander sprechen", sprudelte es aus Susanne heraus. Sie war froh, dass Christiane auf sie zugekommen war.

      Das enthob sie von der Notwendigkeit, umgekehrt den ersten Schritt auf die verschlossene Komtesse zuzugehen. Susanne atmete tief durch und fuhr dann fort: "Ich hatte bislang den Eindruck, dass Ihnen mein Aufenthalt auf Schloss Eichenbach nicht recht ist. Ich möchte Ihnen dazu sagen, dass mir sehr viel daran


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