Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker

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Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten - Alfred Bekker


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Chefsekretärin.

      „Es tut mir leid, aber Herr Severin ist nicht im Haus.“

      „Wie kommt das denn?“

      „Er hat kurzfristig einen Tag seines Resturlaubs genommen. Heute Morgen war er zwar noch kurz hier und hat einige Anweisungen hinterlassen, aber ansonsten rechne ich erst übermorgen wieder mit ihm.“ Sie zuckte mit den Schultern. Das geschäftsmäßige Lächeln, bei dem sie ihre blitzenden Zähne zeigte, bewirkte, dass ihre Augen ganz schmal wurden.

      „Dann geben Sie mir bitte Herrn Severins Privatadresse. Es ist nämlich wirklich dringend.“

      „Ich weiß nicht, ob ich die einfach so herausgeben darf“, meinte sie.

      „Ich weiß das aber – und wenn Sie irgendwelche Zweifel daran haben, dann rufen Sie bitte umgehend Herrn Gerath an, um das zu klären.“ Ihr Lächeln gefror, und auch ihr Blick war auf einmal frostig. „Also gut“, sagte sie zwischen den Zähnen hindurch und gab Berringer eine von Severins Visitenkarten.

      „Besten Dank.“

      „Gern geschehen“, zischelte sie.

      „Sie brauchen mich nicht zu mögen, aber Sie sollen mich besser nicht anlügen“, sagte Berringer.

      Da fuhr sie auf. „Keine Ahnung, wovon Sie sprechen!“

      „Na, von dem gern geschehen natürlich.“

      Kaum war Berringer gegangen, griff Sybille Mertens zum Telefon. Sie drückte nur eine Kurzwahltaste.

      Das Freizeichen ertönte. Dann klickte es.

      „Herr Severin?“

      Aber sie war zu voreilig gewesen.

      „Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar“, tönte es monoton aus dem Hörer.

      Sybille Mertens legte verärgert auf. Wieso musste der Kerl ausgerechnet an diesem Tag sein Handy abstellen?

      Frank Severin wohnte im Krefelder Stadtteil Elfrath. Ihm gehörte ein schmucker Bungalow mit einem gut gepflegten Garten.

      Schon die offene Doppelgarage mit dem brandneuen Opel Corsa und viel Platz für einen sehr viel breiteren Wagen ließ Berringer bereits ahnen, das wahrscheinlich eine Frau zu Hause war. Aber gleichgültig, ob es Ehefrau, Lebensgefährtin oder Mutter war – es bestand die Chance, dass er von ihr erfuhr, wo sich Frank Severin zurzeit befand.

      Berringer fuhr den Wagen in die Einfahrt, stieg aus und ging zur Tür des Bungalows.

      Zwei Namen standen dort an zwei getrennten Klingeln: Frank Severin und Sabine Horstkotte.

      Berringer drückte erst auf die Severin-Klingel, aber er erwartete eigentlich nicht, dass ihm geöffnet wurde. So war es auch. Also drückte er auf den Klingelknopf, an dem

      „Horstkotte“ stand.

      Nach einer halben Minute fruchtlosen Wartens versuchte er es noch einmal. Wenn der Corsa in der Garage stand, war auch jemand zu Hause. Für einen dritten Wagen wäre nämlich kein Platz gewesen.

      Endlich waren Schritte zu hören, die eine Treppe hinabeilten, dann öffnete eine junge Frau.

      „Guten Morgen, mein Name ist Berringer. Sie sind Frau Horstkotte?“

      „Ja. Was möchten Sie bitte?“

      „Ich muss dringend mit Herrn Severin sprechen, aber er scheint nicht zu Hause zu sein.“

      „Tut mir leid, ich bin nur seine Mieterin. Wenn sein BMW nicht in der Garage steht, ist er wohl unterwegs.“

      „Er hat heute Urlaub genommen.“

      „Keine Ahnung.“

      „War er heute Morgen schon hier? Ich weiß, dass er kurz in der Firma war, und ich frage mich, wo er danach hinfuhr.“

      „Tut mir leid. Ich bin Krankenschwester und habe oft Nachtdienst. Da schlafe ich dann tagsüber wie ein Murmeltier, und die Einliegerwohnung hier im Haus habe ich extra deswegen genommen, weil sie so ruhig ist.“

      „Es wäre wirklich sehr wichtig, dass ich Herrn Severin spreche. Sein Arbeitgeber schickt mich und ...“

      „Sie sagen, er hat Urlaub genommen?“, unterbrach ihn die junge Frau, und ihr Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an.

      „Ja.“

      „Nicht gerade nett von einem Arbeitgeber, einen Mitarbeiter zurückzupfeifen, wenn er sich mal einen Tag frei nimmt.“

      „Herr Severin ist nicht irgendein Mitarbeiter. Er ist der Geschäftsführer und sollte alles wissen, was in der Firma vor sich geht. Das ist in seinem eigenen Interesse.“ Sie musterte Berringer von oben bis unten. Es war, als habe sie eine Art Röntgenblick, mit der sie die Vertrauenswürdigkeit einer anderen Person abzutesten versuchte, was natürlich ein sehr ehrgeiziges Unterfangen war.

      „Gut“, sagte sie schließlich. „Also ich weiß, dass Herr Severin ein begeisterter Modellsegler ist und dazu häufig an den Elfrather See fährt, um sich zu entspannen.“

      „Bei der Kälte?“

      „Ich sagte Modellsegler – kein richtiges Boot. Er hat sogar schon damit an Regatten teilgenommen.“

      „So etwas gibt es?“

      „Jedes Jahr im Juni. Aber wer da was gewinnen will, muss offenbar früh anfangen zu üben. Und noch wichtiger ist es wohl, dass an dem Segelboot-Modell technisch alles stimmt. Er hat hier im Garten einen Teich, auf dem er immer wieder die Fernbedienung getestet hat. Aber mit dem Verhältnissen auf einem See ist das natürlich nicht vergleichbar.“

      „Sie reden darüber so, als wären Sie selbst von diesem Sport - wenn man es denn so bezeichnen will – begeistert!“

      Sabine Horstkotte lächelte. „Bei der letzten Modellschiff-Regatta habe ich meinen Freund überreden können, dort mal hinzugehen und zuzuschauen. Er war fasziniert.

      Ansonsten habe ich als Zehnjährige einen Optimist gesegelt – hier im RC Segel Yacht Club Krefeld. Aber das ist vorbei ...“

      „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Ach, da wäre noch etwas ...“

      „Was?“

      „Hat Herr Severin schon mal Besuch von einer Frau in meinem Alter mit stark höhensonnengebräunten Gesicht und einer Vorliebe für falsches Blond und heller Kleidung?“

      Sabine Horstkottes Gesicht veränderte sich, ihr Blick gefror, und die freundliche Offenheit war von einem Augenblick zum nächsten wie weggeblasen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sagte: „Sie wollen mich nur aushorchen. Wer sind Sie wirklich? Sie haben gesagt, dass Severins Chef Sie schickt.“

      „Ja, das stimmt auch.“

      „Das soll ich jetzt noch glauben?“

      „Die Blondine, von der ich sprach, ist die Frau von Herrn Severins Chef.“ Da musste Sabine erst einmal schlucken. Ihre Augen wurden schmal. Sie schien im ersten Augenblick nicht so recht fassen zu können, was Berringer ihr gesagt hatte.

      „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht sehr viel über das Privatleben von Herrn Severin“, erklärte sie dann vorsichtig. Berringer verstand sie gut. Sie wollte ihrem Vermieter keine Schwierigkeiten bereiten. Schließlich wollte sie wahrscheinlich noch länger die ruhige Einliegerwohnung nutzen.

      „Es geht um einen Mordversuch an Herrn Peter Gerath, dem Eigentümer von Avlar Tex und Avlar Sport“, erklärte Berringer. „Bei letzterem Unternehmen ist Herr Severin Geschäftsführer, und es gibt mehrere Personen, die behaupten, dass er ein Verhältnis mit Frau Gerath hat. Ich weiß nicht, wie tief Sie in diese Sache hereingezogen werden wollen, aber wenn die Polizei Sie später verhört, und Ihre Aussage weicht erheblich von dem ab, was Sie mir gesagt haben, dann sieht das nicht allzu gut aus, und man könnte annehmen, dass Sie gelogen


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