Christmas Bloody Christmas 2. Thomas Williams

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Christmas Bloody Christmas 2 - Thomas Williams


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meine nackte Brust und sagte:

      »Dieser Brawl ist für dich, Papa. Wie auch alle anderen.«

      Irgendwo in der Menschenmasse mussten Monika und meine Mutter sein. Vielleicht würde ich sie zwischendurch sehen. So kämen wir an Weihnachten mal wieder zusammen.

      Eine schöne Tradition.

      Finden Sie nicht auch?

      Caroline Simanek

      Oh du fröhliche, o du selige …«, erklang es aus unseren Mündern, doch von den Anwesenden war niemand fröhlich. Auch aus mir drang emotionslos das Lied, welches so lange geübt worden war. Während des Singens streiften meine Augen durch das riesige Wohnzimmer. Der Raum strahlte so golden, wie er es nur an Weihnachten vermochte. Es war, als wären jene Kälte und Lieblosigkeit, die sonst das ganze Jahr über diesen Ort dominierten, vertrieben. Ein lieblicher Duft nach Lebkuchen und Punsch hing in der Luft. Auf dem klassisch mit Strohsternen und gold lackierten Äpfeln geschmückten Weihnachtsbaum, der bis zur hohen Zimmerdecke reichte, brannten echte Kerzen.

      Die flackernden Flammen zogen mich in ihren Bann. Sie bewegten sich bedrohlich, als wollten ihre kleinen Zungen an den trockenen Zweigen lecken. Mich ergriff dabei lediglich ein Gefühl der Besorgnis, nicht einmal Angst. Sollte ich bei diesem Anblick nicht in Panik verfallen? Schließlich hatte ein Feuer mein Leben zerstört. Genau ein Jahr war es her, als meine ganze Familie bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam. Auch Oma, die mich gerettet hatte. Sie starb bei dem Sturz aus dem dritten Stock. Ich hatte nur überlebt, weil ich auf sie gefallen war. Bis auf ein paar Prellungen und einer mächtigen Gehirnerschütterung, welche mir das Gedächtnis geraubt hatte, blieb ich unversehrt. Mein Leben, wie ich es jetzt kannte, begann für mich mit dem Aufenthalt in der Klinik. Da ich noch nicht volljährig war und es niemanden mehr gab, der mich aufnehmen konnte, wurde ich hier in diesem Mädchenheim untergebracht.

      Schlechte Laune stieg in mir empor, als ich den scheinheiligen Haufen neben mir sah. Keines der Mädchen wollte hier sein, trotzdem taten sie so, als würden sie sich über dieses gezwungene Fest freuen. Aber ich wusste es besser: Sie hassten dieses Heim genauso wie ich. Abgesehen von der Gemeinsamkeit, dass wir alle die Nonnen, Erzieherinnen und sogar die Hausmeisterin verabscheuten, verachteten die Mädchen mich. Etwas an mir war anders. Lag es daran, dass ich kaum sprach? Oder weil ich, wie die Nonnen sagten, so eine düstere Aura ausstrahlte?

      Punkt um, ich war einfach anders.

      Für mich gab es nur ein Ziel, die Zeit hier abzusitzen.

      Noch zwei Jahre, dann war ich achtzehn und durfte gehen.

      Unser Gesang verstummte und eine der Erzieherinnen begann, eine moderne Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Sie legte so viel Betonung in die Sätze und blickte dabei so bedächtig, dass mir übel wurde. Einigen Mädchen liefen scheinheiligerweise Tränen über die Wangen, weil sie ja so gerührt waren. Solche verlogenen Tussen! Ich wünschte mir, der Baum würde endlich brennen, damit der zähe Abend ein Ende hatte.

      Nach der Geschichte stimmte die Nonne das Lied O Tannenbaum an.

      Ohne Vorwarnung tat sich in meinem Bewusstsein eine Tür auf. Meine Erinnerung, die verborgen lag, brach heraus. Meine Gedanken beförderten mich nach Hause ins Esszimmer.

      ßZV

      Aus dem alten Plattenspieler, der nur noch an Weihnachten in Betrieb genommen wurde, erschallte das Lied: O Tannenbaum, o Tannenbaum. Ich sah mich am Tisch sitzen. Der Raum zeigte sich für unsere Verhältnisse gut aufgeräumt. Auf der gedeckten Tafel lag eine weiße Tischdecke, orientalisch anmutende Öllämpchen dienten als Kerzen. Die Großeltern und auch Onkel Eduard mit seiner Frau Rosemarie waren da. Vater, auf dessen Stirn sich bereits zwei vertikale Falten gebildet hatten, die er immer bekam, wenn er zornig wurde oder zu viel gebechert hatte, griff nach der Geflügelschere. Ungeschickt versuchte er, den Truthahn in gerechte Teile zu zerlegen.

      »Sei nicht so knauserig mit dem Fleisch!«, stichelte Großvater, als er sich den Kartoffelbrei auf den Teller schaufelte. Ich wusste, dass Opa uns hasste. Er verachtete seine Tochter, weil sie einen arbeitslosen Versager geheiratet hatte, und auch mich, die unerwünschte Brut daraus. Trotzdem kam er einmal im Jahr an Weihnachten vorbei, um mit der Familie zu feiern. In seine Wohnung wollte er unsere Sippe nicht einladen, betonte er oft. Wer weiß, was wir alles mitgehen lassen würden.

      Als Vater den Teller meines Onkels füllen wollte, zeigte Eduard auf mich.

      »Gib zuerst ihr. Die Kleine kann noch etwas auf die Rippen gebrauchen, damit ihr ein paar ordentliche Titten wachsen.«

      Feuer schoss mir ins Gesicht. Mein Magen verwandelte sich zu Blei. Nicht nur wegen des schamlosen Scherzes, zeitgleich fühlte ich auch, wie sein Fuß an meinem Bein entlangstreifte und sich unter mein Kleid drängte. Erschrocken zog ich meinen Stuhl zurück. Sein warnender Blick jedoch zwang mich dazu, so zu tun, als hätte ich mich verschluckt.

      Vater und Mutter bemerkten mal wieder nichts. Sie erörterten stattdessen die Konsistenz der Dosenerbsen. Doch sie wussten Bescheid. Letztes Jahr hatte sich Eduard betrunken in mein Zimmer geschlichen und mich gewaltsam entjungfert. Zuerst waren meine Eltern aufgebracht gewesen, aber nur einen Tag später meinten sie zu mir, ich hätte es selbst provoziert. Ich glaubte es ihnen sogar und schämte mich. Meine Mutter nannte mich eine kleine Hure und Vater drohte damals, mich ins Heim zu stecken, wenn ich es jemandem erzählen würde. Sie hatten es geschafft, mich emotional so einzuschüchtern, dass ich wirklich die Schuld an mir selber fand. Dass Onkel Eduard dann öfter zu Besuch kam, wenn die Eltern Geld brauchten und er sich in der Nacht in mein Zimmer verirrte, blieb ein unausgesprochenes Geheimnis.

      Nur einmal war mir etwas darüber herausgerutscht. Wir hatten gefeiert und auch ich hatte schon einige Biere intus, als ich es meinen Eltern vorwarf. Vater hatte mir daraufhin die Nase gebrochen und Mutter hatte geweint und gemeint, ich würde nur lügen, um sie zu verletzen.

      Während Vater herzlos ein Stück Fleisch auf meinen Teller klatschte, knurrte er mich an:

      »Hock nicht bloß blöd rum, hol Bier aus dem Keller!«

      Ich fuhr hoch. Wenn mein Vater so launisch war, würde ihn auch das Haus voller Gäste nicht abschrecken, mir eine Backpfeife zu geben. Nervös strich ich mein Kleid glatt. Ich war nicht gewohnt, Kleider zu tragen. Normal nahm ich mit Pulli und Jeans vorlieb, aber meine Mutter bestand wie jedes Jahr darauf, dass ich mich an Weihnachten wie ein Mädchen anzog. So lief ich in den Flur und machte mich auf den Weg zum Keller. Ich war noch nicht mal auf der Treppe, als ich Schritte hinter mir hörte. Es war Eduard.

      »Ich helfe dir, dann geht es schneller. Das Essen soll ja nicht kalt werden.«

      Mein Magen zog sich zusammen. Obwohl das Licht nur diffus leuchtete, konnte ich seine Augen glänzen sehen. Dennoch hoffte ich, dass er, solange die Großeltern da waren, die Finger von mir lassen würde. Ich beeilte mich, die Stufen hinunterzukommen, bückte mich nach dem Bierkasten und ... Schon war Eduard hinter mir. Grob umklammerte er mich.

      »Mmh!«, grunzte er, während seine Finger über meine Brüste glitten und er seine Hüfte eng an meine presste, »wie wäre es, wenn wir die Nachspeise einfach vor dem Essen genießen?«

      Mir war, als wollte sich mein Magen umdrehen.

      »Lass mich los!«, wimmerte ich ängstlich.

      »Ich denke schon den ganzen Tag an dich. Los, machen wir einen Quickie! Ich bin schon ganz scharf und die da oben bekommen es doch nicht mit«, brummte er. Seine Hand wanderte an meinem Schenkel entlang und suchte sich seinen Weg in den Slip.

      »Nein, bitte nicht!«, jammerte ich. Zu sehr hatte ich gehofft, er wäre nachher zu betrunken und würde im Wohnzimmer bei der Feier einschlafen. Diesmal wollte ich in der Nacht heimlich weglaufen. Gierig umspielten seine Finger meine Klitoris. Ich fühlte eine Beule in seiner Hose, die mir an den Hintern drückte. Er keuchte:

      »Los, bück dich tiefer!«

      Ich zerrte seine widerlichen Klauen von mir und wollte mich an ihm vorbeizwängen.

      »Lass


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