Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd

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Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis - Conrad Shepherd


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wegwerfende Handbewegung. „Lassen wir das. Ich habe heute nicht meinen freundlichen Tag.”

      „Ich kann Sie beruhigen”, sagte ich.

      „Ach, ja?”

      „Wir sind keineswegs auf uns allein gestellt, sondern können uns auf ein Team von Fachleuten stützen, das aber nicht unbedingt am Ort der Ermittlungen anwesend sein muss, um unserer Arbeit trotzdem wesentliche Impulse zu geben.”

      „Ja, das ist wohl die blumige Umschreibung für die Tatsache, dass man uns in Berlin offenbar mit unserem Mist alleine lässt. Nichts für ungut und Ihre Unterstützung weiß ich auch sehr zu schätzen, aber… ”

      „Aber was?”

      Maik Ladberger stemmte die Arme in die Hüften und blieb stehen. „Etwas mehr Engagement der BKA-Zentrale hätte ich mir schon gewünscht, muss ich sagen. Hier bricht schließlich sehr wahrscheinlich in Kürze ein Bandenkrieg los, wie er nur alle paar Jahrzehnte mal vorkommt.”

      „Sie können sicher sein, dass man sich in Berlin der Brisanz der Lage voll und ganz bewusst ist”, erklärte ich.

      „Na, da bin ich ja beruhigt… Denn wenn hier die Kacke am dampfen ist, kann es gut sein, dass die Sache aus dem Ruder läuft. Schließlich hat unser Fall mit einer anderen Sache zu tun, die sich vor einigen Jahren ereignet hat.”

      Rudi und ich waren zwar erst am Morgen von Kriminaldirektor Hoch, unserem Chef, mit den groben Einzelheiten des Falles vertraut gemacht worden.

      Im Großen und Ganzen ging es darum, dass Kokain-Süchtigen pulverförmiges Heroin verkauft worden war. Pulverisiertes Heroin anstelle von Kokain zu schnupfen war ein ziemlich sicheres Todesurteil. Das Problem war nur, dass die Konsumenten das nicht ohne weiteres unterscheiden konnten.

      Hauptkommissar Ladbergers Theorie war, dass ortsfremde Drogenbanden sich in Frankfurt breitmachen wollten und durch solche Maßnahmen den Markt verunsichern und neu aufmischen wollten.

      Vor ein paar Jahren hatte andernorts ebenfalls eine Reihe von Todesfällen durch Heroin-Pulver gegeben und es gab den Verdacht, dass beide Serien zusammenhingen.

      „Ausgerechnet hier in Frankfurt musste sich Jack Kerimov niederlassen, nachdem er seine Zeit abgesessen und sich obendrein in der Drogenszene unmöglich gemacht hat”, kam Maik Ladberger ziemlich schnell zum Kern seiner Theorie. „Glauben Sie mir, Kerimov will hier was Großes aufziehen und dafür geht er über Leichen.”

      „Mag ja sein”, gab ich zurück.

      „Das würde jedenfalls erklären, wieso jemand Heroin als Kokain verkauft, obwohl ersteres dreimal so teuer ist. Das macht nämlich nur dann Sinn, wenn man annimmt, dass es dem Urheber dieses Wahnsinns auf diesen Verlust nicht ankommt. Jemand, der einfach nur den Markt in Angst und Schrecken versetzen will, sodass die Junkies ihren angestammten Dealern nicht mehr vertrauen. Verstehen Sie, was ich meine, Kriminalinspektor Kubinke?”

      „Nennen Sie mich ruhig Harry”, sagte ich. „Wir werden in der nächsten Zeit viel miteinander zu tun haben, nehme ich an.”

      Normalerweise bin ich nicht unbedingt dafür, sofort ein allzu vertrautes Verhältnis zu suchen. Seit Rudi und ich nicht mehr einfache Kriminalhauptkommissare waren, sondern man uns zu Kriminalinspektoren des BKA befördert hatte, hatte sich auch das Verhältnis zu den Kollegen geändert. Früher waren wir größtenteils von vertrauten Personen umgeben gewesen, mit denen wir jahrelang zusammengearbeitet hatten und bei denen man wusste, dass man sich auf sie verlassen konnte. In unserer neuen Zuständigkeit mussten wir immer wieder mit anderen Kollegen zusammenarbeiten - und manchmal waren die sogar Teil des Problems, um das wir uns kümmern mussten.

      Aber in diesem Fall hatte ich das Gefühl, irgendwie das Eis brechen zu müssen. Auch wenn es Maik Ladbergers Initiative zu verdanken gewesen war, die BKA-Zentrale in Berlin einzuschalten, weil er offenbar frühzeitig die übergeordnete Dimension des Falles erkannt hatte, schien Ladberger Vorbehalte gegen uns zu haben.

      Allerdings sollten wir schon sehr bald merken, dass wir da keineswegs Ausnahmen darstellten.

      Maik Ladberger hatte offenbar Vorbehalte gegenüber fast jedermann und seine schlechte Laune schien chronisch zu sein. Mit ihm zusammenzuarbeiten, stellte für Kollegen sicherlich erhöhte Anforderungen an die eigene psychische Stabilität. Aber das hieß nicht, dass er ein schlechter Polizist war, ganz im Gegenteil. Er schien einen sehr sicheren Blick für die Lage zu haben, die sich in Frankfurt zusammenbraute. Und wenn jemand dafür sorgte, dass frühzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen werden konnten, um eine Eskalation zu verhindern, dann war das auf jeden Fall begrüßenswert.

      „Ich denke, ich bleibe für Sie vorerst lieber Hauptkommissar Ladberger”, wies mein Gegenüber das Verbrüderungsangebot allerdings schroff zurück.

      „Ganz, wie Sie wünschen“, gab ich zurück.

      Wir gingen zu Ladbergers Wagen. Er fuhr einen Geländewagen, der auf den Straßen von Frankfurt irgendwie etwas deplatziert wirkte.

      Mehrere Beulen und Kratzer sprachen für einen eher rustikalen Fahrstil. Wir verstauten unser Gepäck. Ich setzte mich neben Ladberger auf den Beifahrersitz. Rudi zögerte noch, ehe er einstieg. Sein Blick war auf das Display seines Smartphones gerichtet und er wirkte ziemlich konzentriert dabei.

      „Wir könnten auf dem Weg zum Präsidium bei den Angehörigen des letzten Opfers vorbeifahren, diesem Friedhelm Nöllemeyer.“

      „Meiner Ansicht nach ist das Zeitverschwendung“, sagte Ladberger.

      „Und meiner Ansicht nach ist es niemals Zeitverschwendung sich den Hinterbliebenen eines Opfers zu widmen“, gab Rudi etwas irritiert zurück.

      „Und ich denke, wir sollten uns um Irfan Kerimov und seine Machenschaften kümmern. Aber Sie sind die Kriminalinspektoren. Nicht ich.“

      „Sie denken, dass es keine gezielte Auswahl der Opfer gab?“, mischte ich mich ein.

      „Genau so ist es“, nickte Ladberger. „Ich dachte, wir wären uns darüber einig, dass hier einfach nur die Konsumentenszene der Kokser verunsichert werden soll, so dass am Ende niemand mehr seinem angestammten Dealer traut und den etablierten Mitspielern in diesem unappetitlichen Spiel das Geschäft versaut werden soll.“

      „Wir wissen nicht, ob es wirklich so ist.“

      „Und die Sache damals in Hamburg? Wieso sind Sie überhaupt hier, wenn Sie den Zusammenhang nicht sehen.“

      „Nun mal ganz ruhig“, sagte ich und wusste eigentlich schon in dem Moment, in dem ich das ausgesprochen hatte, dass ich nicht den richtigen Ton getroffen hatte, um Ladberger zu besänftigen. „Die Tatsache, dass es in Hamburg eine ähnliche Serie von Todesfällen...“

      „Morden!“, korrigierte mich Maik Ladberger. „Es waren Morde, nicht einfach Todesfälle.“

      „Wie auch immer, wir sollten in alle Richtungen ermitteln“, erklärte ich. „Und abgesehen davon wüsste ich gerne mehr über das letzte Opfer. Denn bislang können wir noch keineswegs ausschließen, dass bei dieser Serie die Opfer nicht doch bewusst ausgesucht wurden.“

      Ladberger atmete tief durch. „Okay, ich fahre Sie hin“, sagte er. „Aber klären Sie bitte vorher telefonisch, ob überhaupt jemand zuhause ist, damit wir da nicht umsonst auftauchen.“

      „Kein Problem“, sagte Rudi.

      6

      Die Fahrt zu den Nöllemeyers dauerte etwas länger als Rudi abgenommen hatte. Das lag in erster Linie an den Verkehrsverhältnissen und einer Baustelle.

      Die Adresse gehörte zu einem Haus in zentraler Lage. Frau Janina Nöllemeyer empfing uns mit einem Säugling auf dem Arm.

      „Dies sind Harry Kubinke und Rudi Meier - zwei Kriminalinspektoren des BKA, die Ihnen gerne ein paar Fragen stellen würden, Frau Nöllemeyer“, stellte Ladberger uns vor.

      „Kommen


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