Angriff der Tapferkeit. Морган Райс
Читать онлайн книгу.fuhr herum und schrie: „CONVAL!“
Conval stand wie eingefroren da, die Augen zu einem Starren weit aufgerissen, als er zusah, wie das Schwert in seinen Körper drang, sein Herz traf und sein Blut überall hin spritzte.
Durs stand da und starrte mit ebenso überraschtem Blick zurück.
Conval fiel auf die Knie und das Blut schoss schwallweise aus seiner Brust. Thor musste mitansehen, wie Conval, sein Waffenbruder, den er liebte wie einen leiblichen Bruder, zu Boden sank und starb. Um Thors Leben zu retten.
Durs stand über ihm, sah zu Boden und schien schockiert über das, was er gerade getan hatte.
Thor schoss vor, um Durs zu töten – doch Conven kam ihm zuvor. Convals Zwillingsbruder stürzte sich auf Durs, holte mit dem Schwert weit aus und schlug ihm mit einem langen Schwung den Kopf ab. Durs Körper sackte leblos zu Boden.
Thor stand da und fühlte sich hohl, erdrückt von Schuld. Es war eine Fehleinschätzung zu viel gewesen. Wenn er Durs nicht befreit hätte, wäre Conval womöglich noch am Leben.
Da der Kreis nun gebrochen war, bat sich den feindlichen Kriegern die Gelegenheit für den finalen Angriff. Sie stürmten in den offenen Kreis und Thor fühlte, wie ihn ein Kriegshammer zwischen die Schulterblätter traf; die Wucht des Schlages schickte ihn mit dem Gesicht voraus zu Boden.
Noch bevor er sich wieder aufrappeln konnte, fühlte er einen Fuß auf seinem Rücken, ein feindlicher Krieger griff ihn bei den Haaren und drückte ihm einen Dolch an den Hals.
„Verabschiede dich, mein Junge!“, sagte er.
Thor schloss die Augen und fühlte, wie er in eine andere Welt versetzt wurde.
Bitte Gott, betete er still. Erlaube mir, diesen Tag zu überleben. Gib mir die Stärke, diese Männer zu besiegen; an einem anderen Tag, an einem anderen Ort, mit Ehre zu sterben. Lange genug zu leben, um dieses Tode zu rächen. Um Gwendolyn noch ein einziges Mal wiederzusehen.
Während er dalag und beobachtete, wie sich der Dolch auf ihn herabsenkte, fühlte er, wie die Zeit langsamer wurde und fast stehen blieb. Er spürte eine plötzliche Welle von Hitze, die durch seine Beine, seinen Oberkörper und seine Arme bis in seine Hände und seine Fingerspitzen wogte, ein Prickeln, so intensiv, dass er nicht einmal mehr seine Hand zur Faust schließen konnte. Eine unglaubliche Energie war bereit, aus ihm herauszubrechen.
Thor fuhr herum, fühlte eine neue Kraft in sich, und hob seine Hand gegen seinen Angreifer. Eine Kugel weißen Lichts schoss aus seiner Hand hervor und ihre Wucht ließ den Angreifer von ihm weg und weit über das Schlachtfeld fliegen, wo er mehrere andere Krieger umwarf.
Thor stand berstend vor Energie da und zielte mit seinen Händen auf die feindlichen Krieger. Während er das tat, traten weitere Kugeln weißen Lichts aus seinen Handflächen hervor und hinterließen Schneisen der Verwüstung, so schnell und so intensiv, dass binnen weniger Minuten alle Angreifer in Haufen tot auf dem Schlachtfeld lagen. Als wieder Ruhe einkehrte, nahm Thor Bestand auf. Er, Reece, O’Connor, Elden, und Conven waren am Leben. Neben ihm erfreuten sich Krohn und Indra bester Gesundheit, auch wenn Krohn deutlich erschöpft und außer Atem war. Alle Krieger des Empire, die sie angegriffen hatten, waren tot – ebenso wie Durs. Zu seinen Füssen lag Conval, ebenfalls tot.
Auch Dross hatte es nicht überlebt, aus seinem Herzen ragte das Schwert eines Empire-Kriegers.
Der einzige der drei Verräter, der noch am Leben war, war Drake. Er lag stöhnend auf dem Boden und in seinem Bauch klaffte eine Dolchwunde. Thor ging zu ihm hinüber, als Reece, O’Connor und Elden ihn grob hochzerrten. Er wimmerte vor Schmerzen und war kaum bei Bewusstsein, dennoch grinste er sie unverschämt an.
„Du hättest uns von Anfang an töten sollen“, zischte er und Blut tropfte aus seinem Mund. Er musste husten. „Du bist schon immer schrecklich naiv gewesen. Einfach dumm.“
Thors Gesicht wurde rot und er wurde nur noch wütender auf sich, dafür, dass er ihnen je vertraut hatte. Er kochte vor Wut, am meisten darüber, dass seine Naivität Conval das Leben gekostet hatte.
„Ich werde dich ein einziges Mal fragen“, knurrte Thor. „Antworte mir wahrheitsgemäß und ich werde dich am Leben lassen. Lüge mich an und du wirst deinen Brüdern folgen. Du hast die Wahl.“
Drake hustete mehrmals.
„Wo ist das Schwert?“, fragte Thor. „Und diesmal will ich die Wahrheit hören.“
Drake musste immer wieder husten, bevor er schließlich seinen Kopf heben konnte. Er blickte auf und sah Thor mit hasserfülltem Blick in die Augen.
„Im Nimmersee.”
Thor sah zunächst die anderen, dann Drake verwirrt an.
„Der Nimmersee?“
„Das ist ein bodenloser See“, mischte sich Indra ein und trat vor. „Auf der anderen Seite der Großen Wüste. Es ist der tiefste See, den man sich vorstellen kann.“
Thor sah Drake grimmig an.
„Warum?“, wollte er wissen.
Drake hustete erneut. Er wurde schwächer.
„Auf Befehl von Gareth“, keuchte er. „Er wollte, dass wir es irgendwo loswerden, von wo es nie wieder in den Ring zurückkehren würde.“
„Aber warum?“, hakte Thor nach. „Warum wollte er das Schwert zerstören?“
Drake sah ihm in die Augen.
„Wenn er es nicht führen konnte“, sagte Drake, „dann sollte es keiner tun.“
Thor sah ihn lange an und war sich schließlich sicher, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
„Dann haben wir nicht viel Zeit“, sagte Thor und wandte sich um, um zu gehen.
Drake schüttelte den Kopf.
„Ihr werdet es niemals rechtzeitig schaffen.“
„Wir denken nicht wie du“, antwortete er. „Wir leben nicht, um uns selbst zu retten. Wir leben für die Ehre, für unseren Kodex. Und wir werden gehen, wo immer uns das hinführt.“
„Siehst du nicht, wo eure Ehre euch hingeführt hat?“, sagte Drake. „Selbst mit deiner Ehre bist du ein Narr, so wie die anderen. Ehre ist wertlos.“
Thor sah ihn grimmig an. Er konnte kaum glauben, dass er im selben Haus wie er groß geworden war, dass er seine gesamte Kindheit mit einem Monster wie ihm verbracht hatte. Thors Handknöchel wurden weiß, als er seinen Schwertknauf umklammerte und sich nichts sehnlicher wünschte, als ihn zu töten. Drakes Blick folgte seiner Hand.
„Tu es“, sagte er. „Töte mich. Bringe es ein für alle Mal zu einem Ende.“
Thor sah ihn lange an und hätte es nur zu gerne getan. Doch er hatte Drake sein Wort gegeben, dass er ihn nicht töten würde, wenn er die Wahrheit sagte. Und Thor stand zu seinem Wort.
„Das werde ich nicht tun“, sagte Thor schließlich. „So sehr du es auch verdient haben magst. Du wirst nicht durch meine Hand sterben, denn dann wäre ich nicht besser als du.“
Als Thor sich umdrehte, stürzte Conven mit einem lauten Schrei vor.
„Für meinen Bruder!“
Bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte, hob er sein Schwert und stieß es durch Drakes Herz. Verzweifelte Wut und Trauer waren in Convens Augen zu sehen, als er Drake in einer tödlichen Umarmung hielt und zusah, wie dessen Körper tot zu Boden fiel.
Thor sah auf ihn herab und wusste, dass der Tod durch seine Hand zumindest ein geringer Trost für Conven sein würde. Für sie alle. Doch es war zumindest etwas.
Thor ließ den Blick über die riesige Wüste vor ihnen schweifen und wusste, dass das Schwert irgendwo am anderen Ende war. Es schien, als würde eine ganze Welt zwischen ihnen und dem Schwert liegen.
Gerade als sie dachten, dass sie am Ende ihrer Reise angekommen waren, mussten sie feststellen, dass sie noch nicht einmal begonnen hatte.
KAPITEL DREI
Erec