Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman - Günter Dönges


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den Fels hineingetrieben und mannshoch war.

      Es roch nach überwarmer, feuchter Luft, nach Muffigkeit und nach Schweiß und irgendwie auch nach Panik und Angst, obwohl dies eigentlich nicht möglich war.

      Parker schritt würdevoll durch diesen Felskorridor und hörte plötzlich Stimmen, Schreie und Rufe.

      Er erreichte eine Bohlentür, die nur angelehnt war. Und er erblickte, was sein Blut fast zum Gerinnen brachte …

      »Hoffentlich kommen wir noch zurecht«, sagte Rander, der neben Sorensen im Wagen saß. Das zivil aussehende Polizeifahrzeug hatte sich unter Sirenengeheul bis in die Nähe des Seitentals vorgekämpft, die Sirene jetzt aber abgeschaltet. Nachdem Bannister, Dave, Joe, Ben und Clay außer Gefecht gesetzt worden waren, nachdem Tuscon im Krankenhaus lag und die Dame Mary bereits im Untersuchungsgefängnis saß, nachdem die Lage sich also geklärt hatte, sollte Wesson das »Spielaus« erleben.

      »Seit wann trauen Sie Ihrem Butler nicht mehr zu, sich durchzusetzen?« wollte Sorensen lächelnd wissen. »Ich wette, er hat bereits alles geklärt, wenn wir auftauchen.«

      »Ich lasse mich überraschen«, sagte Rander und sah sich nach den anderen beiden Zivilwagen um, die folgten und die mit Kriminalbeamten vollbesetzt waren…

      Das Kellergewölbe war niedrig und rundbogenartig ausgemauert. An den nackten, rohen Steinwänden befanden sich Gitterkäfige, die es einem Menschen gerade gestatten sich aufzurichten. In diesen Eisenkäfigen hockten junge Mädchen, deren Aussehen mehr als verzweifelt war.

      Ihre Kleidung war mehr als spärlich. Sie bestand aus zerfetzten Stücken, die sich bereits in ihre Bestandteile aufgelöst hatten.

      Vor einer Art Quaderwand stand eine junge Frau, deren Hals in einem Rundeisen stak, das sie knapp an der Wand festhielt. Dieses Mädchen war identisch mit Hazel Sharon, doch dies sah Parker erst auf den zweiten Blick.

      Wesson stand wie ein Dompteur oder mittelalterlicher Foltermeister vor den Käfigen und rauchte eine Zigarette.

      »Ruhe!« rief er gerade, »oder soll ich euch die Wasserrationen entziehen?«

      Augenblicklich herrschte Stille.

      »Na, also«, meinte Wesson, der seine Rolle sichtlich genoß und psychisch mit Sicherheit krank sein mußte, »ich weiß doch, wie ich euch behandeln muß, meine Häschen. Also, wir schließen den Betrieb hier. Die ganze Geschichte ist zu gefährlich geworden!«

      »Und was geschieht mit uns?« rief Hazel Sharon mutig.

      »Ja, was wohl? Zurück in die menschliche Gesellschaft kann ich euch nicht mehr lassen. Eine von euch wird bestimmt reden. Früher oder später. Und dann bin ich geliefert. Ich weiß etwas Besseres, meine Häschen!«

      Totenstille.

      »Ich werde euch hier einschließen und die Lüftung stoppen«, redete Wesson weiter, »es dauert nicht lange, meine Häschen, und wir werden nie wieder etwas von euch hören!«

      Parker hob seinen Regenschirm und visierte Wesson an. Er durfte und wollte es auf keinen Kampf ankommen lassen. Bei einem Feuergefecht hätten diese jungen Frauen verletzt werden können.

      Wesson zuckte plötzlich zusammen und starrte auf seinen linken Oberschenkel. Dann zog er fast behutsam den bunt gefiederten Pfeil aus dem Muskelgewebe und warf ihn resigniert zu Boden.

      Parker hatte einen Blasrohrpfeil der starken Sorte gewählt, damit Wesson nicht noch im letzten Moment eine große Dummheit begehen konnte. Eine Dummheit übrigens, die er tatsächlich begehen wollte, wie sich zeigte.

      Er griff nach seiner Schulterhalfter und zog eine Waffe hervor. Doch die Bewegungen waren nicht mehr koordiniert, sie wurden langsam und verloren sich. Polternd landete die Waffe auf dem Steinboden. Wesson rutschte in sich zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen.

      Parker hörte das Luftholen der gefangenen Damen. Er wußte im vorhinein, welch ein Stimmengewirr jetzt anheben mußte. Also trat er schnell vor die Käfige, lüftete seine schwarze Melone und sagte höflich, wie es seiner Art entsprach: »Ich erlaube mir, Ihnen, meine Damen, einen ausgesprochen schönen Abend zu wünschen, zumal ich die erfreuliche Mitteilung machen kann, daß Sie hiermit Ihre Freiheit zurückgewonnen haben. Wenn Sie erlauben, werde ich Ihnen nähere Erläuterungen zu dieser neuen Situation geben.«

      Sie hätten es ihm bestimmt erlaubt, aber mit ihrer Fassung war es vorbei.

      Die Lautstärke, die sich jetzt erhob, veranlaßte den Butler, schleunigst das Weite zu suchen. Er wollte vorerst nicht stören …

      »Wir haben alle Filme und Aufnahmen sicherstellen können«, sagte Lieutenant Sorensen einen Tag später, als er von Rander und Parker in seinem Büro besucht wurde. »Die Damen können sicher sein, daß niemals etwas an die Öffentlichkeit kommen wird. Nach dem Prozeß werden die Aufnahmen und Negative vernichtet.«

      »Erfreulich!« meinte Rander, »aber mehr interessiert mich, was Wesson und Tuscon ausgesagt haben. Sie haben doch schon geredet, oder?«

      »Selbst Tuscon, dem es den Umständen entsprechend recht gutgeht«, redete Sorensen weiter, »tja, wo soll ich anfangen. Wesson wurde von Tuscon angeheuert und finanziert, Pornoaufnahmen herzustellen. Und zwar für den inländischen und ausländischen Markt. Zuerst hat man’s mit Profimädchen getan. Aber diese Aufnahmen kamen laut Wesson nicht besonders gut an. Tuscon hatte Schließlich die Idee, ahnungslose Mädchen zu kidnappen und sie als Modelle zu verwenden. Und zwar für Bilderserien und Filmaufnahmen. Er hatte so etwas wie eine Vertriebsorganisation aufgezogen und seine kommenden Kunden waren von den Probeaufnahmen geradezu begeistert. Diese anständigen Mädchen boten nämlich die mißhandelte Unschuld, die man erwartete. Wesson und Mary – übrigens seine Stiefschwester – produzierten, was das Zeug hielt.«

      »Und die ›Schlangenbrut‹, Sorensen?« Rander sah den Polizeilieutenant erwartungsvoll an.

      »Diese Bande war von Tuscon aufgezogen worden, um ahnungslose Mädchen einzufangen. Wie’s gemacht wurde, haben wir ja gesehen. Man gaukelte ihnen etwas von Probeaufnahmen vor und brachte sie auf Umwegen in die Gewölbe von Wesson. Hier wurden sie in diese scheußlichen Käfige gesperrt und festgehalten, bis man sie für Aufnahmen holte. Sie wurden gefügig gemacht durch Wasserentzug und Drogen, die letzten Einzelheiten werden wir ja noch erfahren.«

      »Demnach dürfte ich besagte Stimmen, von denen ich sprach, durch die Entlüftungsschächte im Garten gehört haben«, sagte Parker.

      »Sehr richtig.« Sorensen nickte. »Die Gewölbe sind nicht von Wesson angelegt worden. Er übernahm sie von seinem Vorgänger, einem skurrilen Chemiker und Erfinder, der sich bei seinen Experimenten selbst in die Luft blies. Von Wesson stammt nur der Lift mit dieser Patentschaltung.«

      »Ohne die wir dieses Gewölbe nicht gefunden hätten. Wenigstens nicht so schnell«, sagte Rander und nickte seinem Butler lächelnd zu, »Ihre Nase, Parker, sollten Sie sich vergolden lassen!«

      »Hatte Mister Wesson möglicherweise noch weitere Pläne, Sir?« wandte Parker sich schnell an Sorensen. Lob machte ihn sichtlich verlegen.

      »Wie Wesson zugibt, sollten später kleine Spielfilme gedreht werden. Welcher Art, kann man sich ja leicht ausrechnen. Ich bin davon überzeugt, daß er geistig krank ist. Auf so etwas kommt ein normaler Mensch überhaupt nicht.«

      »Und wer hat nun Teddy Colman ermordet?« fragte der junge Anwalt.

      »Laut Wesson, der seine Geständnisse nur so herunterrasselte, die beiden Gangster Dave Dee und Joe Hinds. Sie nahmen Colmans Spur auf, als er sich bei Freunden Geld für seine weitere Flucht leihen wollte. Sie täuschten einen Verkehrsunfall vor und sorgten so dafür, daß er nicht mehr reden konnte.«

      »Tja, das wär’s dann wohl gewesen«, meinte Anwalt Rander. »Sobald Sie alle Details zusammenhaben, Sorensen, sollten Sie uns eine Kopie Ihres Gerichts zuschicken.«

      »Sie müssen wirklich schon zurück nach Chikago?«

      »Läßt sich nicht anders machen, Sorensen. Sie wissen, ich habe noch einen kleinen Nebenberuf als


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