G.F. Barner Staffel 4 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 4 – Western - G.F. Barner


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– die Sprache der Hände – jetzt wußte er, wer gekommen war.

      »Gut«, keuchte Concho. »Sie wissen, wer wir sind. Wir haben die Garnison in Cerralvo alarmiert – aber wir kamen zu spät. Bleiben Sie ruhig – ganz ruhig. Wir müssen Sie unbemerkt hinausbringen, ehe die Juaristas stürmen. Und wenn es das letzte wäre, was Garcia tun könnte – aber er würde Sie beide töten. Sie müssen hinaus. Bleiben Sie ganz ruhig, Señorita Isabel…«

      Er beugte sich über das Mädchen, schnitt ihr die Fesseln durch, nahm ihr den Knebel aus dem Mund. Sein Blick traf ihren Arm. Brandstellen… Zigarrenglut… Garcia!

      Das Mädchen lag ganz still, nur ihre Augen ließen den Mann nicht los. Die Erinnerung war längst gekommen. Sie hatte ihn, beleuchtet vom Schein der Lagerfeuer draußen, hereinhuschen sehen. Das Gesicht… sie hatte es nie vergessen. Damals war sie fünfzehn Jahre alt gewesen, als ihre Mutter noch lebte und die Fiesta gefeiert wurde. Es war immer ein großes Fest, wenn auf der Hazienda Loma Bonita die Herrin Geburtstag hatte. Eine Fiesta-Feuer draußen, lachende, singende Menschen, die Klänge der Musiker aus Cerralvo…

      Der Mann, dachte Isabel de Fiorentes, Concho Hurst… damals… sie waren gekommen, alle Nachbarn, weil es so üblich war. Darunter die Verwandten der Hursts, die Familie seiner Mutter. Reiche Leute, angesehene Leute, die eine Hazienda hier hatten.

      »Mr. Hurst… Mr. Hurst…«

      Concho sah auf sie herab, ein Lächeln um den schmalen Mund.

      »Ich sagte doch, ich käme wieder…«

      Er flüsterte nur, er lächelte.

      »Concho Hurst…«

      Die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie weinte lautlos, spürte den Schmerz kaum am Arm.

      »Ganz ruhig«, zischte er. Seine Hand war da, strich über ihr Gesicht. »Ganz ruhig, ich bringe Sie fort – in Sicherheit!«

      Die Hand war schon wieder fort, der Mann huschte zu dem Bett hinüber, das Messer blinkte. »Mattare… was ist?«

      Die Hände redeten.

      »Gut – paß auf, Mattare!«

      »Señor… Señor Hurst…«

      »Nicht anstrengen – nicht reden, Don Sebastiano!«

      »Señor Hurst«, flüsterte der Alte. »Ich bin verwundet… meine Hüfte… Schulter… Ich kann nicht gehen!«

      »Wir werden Sie hinausschaffen, keine Sorge, Don Sebastiano. Nicht aufregen – ganz ruhig bleiben!«

      »Señor Hurst – retten Sie meine Tochter… ich bin alt und müde… Meine Tochter, mein Kind…«

      »Sie beide!«

      Das war alles, was er sagte. Unten klirrte es, etwas schurrte metallisch. Mattare stieß einen jener Kehllaute aus, drehte sich um, seine Hände sprachen.

      Mit einem Riesensatz flog Concho an das Fenster. Er sah den Mann kommen, einen großen Mann, den Colt an der Seite, das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren neben ihm. Feuerschein beleuchtete sie – beschien das Gesicht des Mannes.

      Wo, dachte Concho, wo habe ich das Gesicht schon mal gesehen? Ich habe es gesehen, aber wo?

      Mattare stieß ihn an, beugte sich über den alten Haziendero. Unten kamen die beiden Männer, jeder ein Bündel Waffen auf den Armen, aus dem Haus. Sie gingen über den Hof.

      »Mattare – schaffst du es?«

      Die Handbewegung sagte alles – der Indianer zog Don Sebastiano hoch, drehte ihn um, legte ihn auf den Rücken.

      »Miß… Señorita, kommen Sie!« Concho hob sie hoch, nahm sie auf die Arme.

      »Concho Hurst…«

      »Ja«, sagte er leise und trug sie schon durch den Gang zur Treppe. »Ja, ich habe immer an die Fiesta gedacht. Es war der schönste Tag meines Lebens, ehe das große Sterben drüben begann. Halten Sie sich nur fest…«

      Er hat daran gedacht… der schönste Tag seines Lebens… Jetzt trug er sie auf seinen Armen die Treppe hinab. Mattare lief mit dem alten Mann zur Hintertür, stieß sie auf. Hinaus, nur hinaus.

      Concho stürmte ihm nach, hörte irgendwo die Stimme jenes Mädchens mit der Leinenjacke, den Patronengurten und dem tödlichen Revolver im Hof, ehe er durch die Hintertür war. ­Isabel klammerte sich jäh fester an ihn und begann zu zittern. Auch sie hörte die Stimme.

      »Oh, diese Teufelin. Sie ist eine Teufelin! Oh, dios, sie ist eine Teufelin!«

      »Keine Angst, diese Teufelin wird nicht mehr lange leben, Isabel!«

      »Sie ist furchtbar. Sie sagte, sie würde mich den Bravados überlassen und zusehen, sie sagte… oh, dios, was sie alles sagte…!«

      Er lief schon mit ihr über die Terrasse, rannte dann quer durch den Garten auf die Mauer zu.

      »Wer hat das mit Ihrem Arm getan, Isabel?«

      »Garcia… er glaubte nicht, daß wir nicht mehr Geld im Haus hatten. Vater sollten gestehen…«

      »Garcia«, knirschte Concho. »Garcia… Isabel, wer ist der Amerikaner bei Garcia – wer ist dieser Mann?«

      »Sie nennen ihn Louis. Mehr weiß ich nicht, Louis.«

      »Louis«, murmelte Concho Hurst. »Louis… Louis… Louis Charlton! Der Steckbrief in Fort McIntosh!«

      Jetzt wußte er, wer der Mann war. Dann erreichten sie die Mauer. Don Sebastiano sank herunter, das Mädchen lehnte bleich an den Steinen.

      Der Indianer brauchte nicht mehr auf die Mauer. Dort tauchten plötzlich Hände auf, Köpfe… Juaristas neben Texanern.

      »Schnell, helft ihnen herüber!« zischte Concho. »Dann kommt, kommt, wir müssen sie überraschen, ehe sie merken, daß ihre Geiseln verschwunden sind, schnell doch…«

      Er hob Isabel hoch, sah Arme nach ihr greifen. Ihr Blick suchte ihn noch einmal, dann war sie verschwunden. Auch den alten Haziendero schafften sie über die Mauer. Dann kamen die Juaristas, die Texaner tauchten auf, hatten Revolver bekommen. Immer mehr fielen über die Mauer – zwanzig, dreißig, vierzig Mann… immer mehr…

      »Vorwärts!«

      Ehe sie noch loslaufen konnten, drang der Schrei zu ihnen. Ein hoher, schriller und entsetzter Schrei gellte durch das Haus!

      Maddalena Garcia, dachte Concho – es ist diese Teufelin! Sie ist im Haus, sie hat das Zimmer leer gefunden…

      Und dann stürzte er vorwärts!

      *

      Sie drehte den Schlüssel um und stand im Gang.

      Dieses hochmütige, kastilische Gesindel, dachte sie. Ich werde bei ihnen bleiben, und wenn wir verlieren sollten, dann bringe ich sie und mich um. Dieses stolze, verfluchte Pack, wir sollten sie…

      Dann riß sie die Tür auf. Sie wollte den alten Don Sebastiano sehen, die Angst der Tochter schüren.

      »Na, ihr…«

      Ihre Stimme brach, ihre Augen weiteten sich jäh. Das Bett… der Lichtschein… ein leeres Bett, Stricke am Boden – niemand auf der Chaiselongue… das Zimmer… leer!

      Die Angst schnellte in ihr hoch.

      Sie schrie.

      »Louis… Louis!«

      Sie schrie seinen Namen. Dann flog sie herum, raste wie eine Furie durch den Gang an das Endfenster. Von hier aus konnte sie den Kellereingang am Seitenflügel sehen. Vier, fünf Sätze tat sie an der Treppe vorbei, dann sah sie nach unten.

      Dort unten lag einer zwischen Balken im Kellereingang – lang ganz still auf dem Rücken… tot!

      Plötzlich lief sie, sie stürzte zur Treppe, raste die Stufen hinunter, den Colt erhoben.

      Louis


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