Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Dieser nächtliche Eindringling kam schlagartig und ohne jeden Übergang wieder zu sich.

      Sein Kurzschlaf hatte genau dreieinhalb Minuten gedauert.

      »Ein gewisser Kopfschmerz wird mit Sicherheit in den kommenden Stunden vergangen sein«, tröstete Parker seinen nächtlichen Gast, der sich aufgesetzt hatte und den Butler völlig überrascht musterte.

      »S… S… Sie!?« stammelte er dann leicht verwirrt.

      »In der Tat«, erklärte Parker, »ich kann Ihre Enttäuschung verstehen. Sie waren sicher der Meinung, meine bescheidene Wenigkeit sei mittels zweier Schrotladungen ins Jenseits befördert worden, nicht wahr?«

      Der nächtliche Gast nickte unwillkürlich, bis er merkte, daß er sich gehenließ. Augenblicklich stoppte er seine Bewegungen und rieb sich dann vorsichtig den Hinterkopf.

      »Ich war so frei, mich durch ein Double vertreten zu lassen«, führte der Butler höflich weiter aus, »eine von mir angekleidete Gummipuppe mit entsprechender Gasfüllung, die durch einen Zeitschalter zur Mauerbesteigung freigelassen wurde …«

      »Ich – ich weiß überhaupt nicht, wovon …«

      »Natürlich sind Sie ahnungslos«, bestätigte Parker milde, »natürlich wissen Sie nicht, wovon ich im Augenblick rede. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden bald alles begreifen! Und was den Minisender in Ihrer Hand betrifft, so fanden Sie ihn selbstverständlich rein zufällig.«

      Der Mann sah verblüfft in seine Hand, die natürlich leer war. Parker hatte diesen Minisender längst an sich genommen und zu seinem Beutegut erklärt.

      Der nächtliche Gast war für den Butler übrigens kein Unbekannter. Es handelte sich um den Unrasierten, dessen Bartstoppeln noch gewachsen waren. Dieser Pfleger erinnerte sich ebenfalls und hatte das Gefühl, etwas für seine Freiheit tun zu müssen.

      Er sprang unvermittelt auf, was ihm trotz seiner Stämmigkeit sehr schnell gelang. Doch er hatte die Rechnung ohne einen gewissen Josuah Parker gemacht, der sich stets einiges einfallen ließ.

      Der Mann stand noch nicht ganz auf seinen Beinen, als er auch schon wieder auf dem Hosenboden saß. Der Pfleger aus dem Nervensanatorium hatte im Eifer völlig übersehen, daß sein rechtes Fußgelenk mit einem soliden Strick am Bettpfosten befestigt worden war. Und dieser Strick erwies sich jetzt als ausgesprochen hinderlich.

      »Sie sollten sich wie ein erwachsener Mensch benehmen«, sagte Parker mißbilligend.

      »Lassen Sie mich gehen«, reagierte der Pfleger gereizt und knotete den Strick von seinem Fußgelenk los.

      »Aber selbstverständlich«, meinte Parker entgegenkommend, »versäumen Sie auf keinen Fall, Dr. Waterson die herzlichsten Grüße auszurichten.«

      »Waterson?«

      »Ihr Hörvermögen ist erstaunlich gut entwickelt«, gab der Butler würdevoll zurück.

      »Was hat Waterson mit dem hier zu tun?« fragte der Mann und richtete sich vorsichtig auf. Er hatte den Strick endlich losgeknüpft.

      »Fragen Sie mich das bitte nicht«, erwiderte Parker gemessen. »Mir scheint, daß Sie dafür kompetenter sind.«

      »Sie – Sie wollen mich tatsächlich gehenlassen?« Der Pfleger konnte es nicht glauben.

      »Der Rückweg über die Remise steht Ihnen frei. Nachträglich meinen Dank für Ihr Erscheinen. Ich hoffte, daß sich irgendeine offizielle Person aus dem Sanatorium zeigen würde.«

      »Wieso?«

      »Weil ich von der Annahme ausging, daß man möglicherweise einen Minisender installiert hatte. Was stimmte, wie sich erfreulicherweise zeigte.«

      »Und – und was wollen Sie jetzt tun?«

      »Über diesen speziellen Punkt werde ich ausgiebig nachdenken müssen«, gestand Parker, »nach der Sprechweise des Volkes soll man bekanntlich niemals etwas überstürzen. Auch Ihnen empfehle ich diese Weisheit, falls Sie auf dem schnellsten Weg zurück in das Sanatorium zu gehen beabsichtigen!«

      Der Pfleger mit dem Stoppelbart sah den Butler zweifelnd und unsicher an.

      »Ich könnte mir nämlich vorstellen, daß Sie unter Umständen nicht mehr sonderlich lange leben werden«, schloß Parker seine Ermahnungen, »ein Herzversagen wird Ihnen ja wohl bekannt sein. Wie im Fall Michael Moberly!«

      *

      »Sie ließen ihn tatsächlich gehen?« fragte Rander eine Viertelstunde später, nachdem der Butler ihn aus dem Schlaf geweckt hatte. Auch Sue, die den Butler oft schneller verstand als Mike Rander, wirkte irritiert. Die Sekretärin trug einen leichten Morgenmantel, der ihre ausgeprägten und sympathischen Formen wirkungsvoll unterstrich.

      »Gewiß, Sir. Er wäre hier in der Pension nur lästig gewesen, wie ich bemerken möchte. Zudem wollte ich dem Herrn die Zeit und Möglichkeit einräumen, sich seine speziellen Gedanken zu machen, was seine Rückkehr in das Sanatorium betrifft.«

      »Muß der Mann sich erschreckt haben, als Sie plötzlich hinter ihm standen«, sagte Sue und schmunzelte.

      »Das Leben ist voller Überraschungen«, stellte der Butler fest.

      »Woher wußten Sie eigentlich von den beiden Schrotschüssen?« erkundigte sich Rander, »normalerweise hätten Sie die doch gar nicht hören können. Das Sanatorium ist doch viel zu weit entfernt von hier!«

      »Auch ich war so frei, mich eines Minisenders zu bedienen«, gestand Parker offen, »als die beiden Schüsse fielen, nachdem laut meiner Uhr das Double an der Mauer hochgestiegen war, rechnete ich mit dem nächtlichen Besuch. Ich ging von der Voraussetzung aus, daß man das Corpus delicti aus meinem Zimmer bergen wollte.«

      »Und woher wußten Sie wieder von diesem Minisender?« schaltete Sue Weston sich lächelnd ein.

      »Durch die beiden Schüsse, die mir sagten, daß man unser Gespräch belauscht hatte. In diesem Gespräch hatte ich absichtlich eine genaue Zeit genannt, um die Bewegungen der Gegenseite besser kontrollieren zu können.«

      »Sie sind ganz schön abgefeimt«, sagte Rander lachend, »aber es hat sich wieder mal gelohnt!«

      »Darf ich Ihre Bemerkung dahingehend interpretieren, Sir, daß Sie jetzt an einen Mord glauben, was den Tod des Michael Moberly betrifft?«

      »Also schön«, meinte Rander und war plötzlich sehr ernst, »lassen Sie die Puppen tanzen, Parker! Sie haben freie Hand. Dieser Waterson scheint jede Menge Dreck am Stecken zu haben.«

      Sue Weston kam nicht mehr dazu, ihrerseits etwas zu sagen. Das hing mit einer Eierhandgranate zusammen, die durch das Fenster geflogen kam, nachdem sie das Glas durchschlagen hatte.

      *

      »Oh …!« sagte Josuah Parker nur und sah hinunter auf den eiförmigen Sprengkörper, der offensichtlich echt war.

      Sue Weston hatte sich an die Brust von Rander geflüchtet.

      Rander handelte sofort und warf sich zusammen mit Sue hinter einen der beiden leichten Sessel.

      Es war eine Frage von Sekundenbruchteilen, bis der Sprengkörper explodierte.

      Josuah Parker löste das anstehende Problem auf seine Art und Weise, also souverän.

      Fast gelassen griff er nach seinem Universal-Regenschirm und senkte den bleigefütterten Bambusgriff nach unten. Dann benutzte er seinen Schirm als Golfschläger, nahm erst mal genau Maß und produzierte dann einen Treibschlag, der selbst einen Vollprofi in Erstaunen versetzt hätte.

      Die Eierhandgranate wurde voll erwischt und begab sich auf ihre Flugbahn.

      Sie zischte durch die zerbrochene Fensterscheibe hinaus in die frische Nachtluft und war nicht mehr zu sehen.

      Dafür hingegen war sie gut zu hören.

      Noch mitten in der Flugbahn platzte sie auseinander,


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