Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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klang Clemettis Stimme.

      „Vance ist verschwunden!“

      „Wie konnte das passieren? Er ist doch bewacht worden?!“

      „Keine Ahnung, Boß, aber er muß noch auf dem Gelände sein! Wir suchen bereits nach ihm!“

      „Worum ich auch gebeten haben möchte“, brüllte Clemetti gereizt. „Kann man sich denn auf keinen Menschen verlassen? Habe ich denn nur Flaschen in meinem Laden?“

      Seine Hände zitterten leicht, als er sich eine Zigarette anzündete. Er prüfte seinen 38er, entsicherte ihn und legte ihn griffbereit auf den Couchtisch. Dann öffnete er die Bar und griff nach einer Scotchflasche. Hastig öffnete er sie und füllte sich ein Glas. Gierig trank er es leer und schüttelte sich.

      Vance war also verschwunden. Hatte er Lunte gerochen? Trieb er sich wirklich noch auf dem Gelände herum? Wartete Vance nur darauf, zum Angriff überzugehen?

      Vance war nicht zu unterschätzen. Gerade Paul Vance nicht. Clemetti brach der Schweiß aus. Er fühlte sich plötzlich elend und schwach in den Beinen. Er hatte das dumpfe Gefühl, dieses mörderische Spiel überreizt zu haben.

      Und Schuld an diesen Fehlschlägen trugen nur diese beiden Schnüffler Rander und Parker. Daran war überhaupt nicht zu zweifeln. Ihr Erscheinen hatte seine ganzen Pläne durcheinandergebracht.

      Clemetti spürte, daß der Schweißausbruch sich verstärkte. Ihm wurde jetzt sogar übel. Er verdrehte die Augen, taumelte zurück und ließ sich kraftlos in einen Sessel fallen. Dann befiel ihn so etwas wie eine leichte Ohnmacht.

      *

      Als Clemetti wieder zu sich kam, brauchte er fast eine ganze Minute, um sich über seine Lage klarzuwerden. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Doch dann hörte er Hartleys Stimme und wußte, daß er nicht träumte.

      „Wer hat nun wen hereingelegt, he?“ höhnte Hartley.

      Clemetti strich sich über die schweißnasse Stirn und setzte sich hoch. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die kühle Kellerwand und sah sich in der Runde um.

      Vertraute Gesichter gab es zu sehen.

      Da waren Crane und der letzte der Hartley-Männer. Da war Hartley selbst, der eine Zigarette rauchte. Da waren einige seiner Männer vom Ranch-Stammpersonal. Und alle befanden sie sich in einem niedrigen, fensterlosen Keller unterhalb der Erde. Eine schwere Tür, beiderseitig mit Blech beschlagen, hielt sie fest. Ein Entwischen war unmöglich.

      „Wer … wer hat mich … hier … Clemetti brach ab und räusperte sich die belegte Kehle frei. „Wer hat mich hier ’runtergeschafft, Hartley?“

      „Unser gemeinsamer Freund Vance“, antwortete Hartley. „Er war noch gerissener als Sie und ich zusammen! Sie wissen doch hoffentlich, was das bedeutet, wie? Er hat bestimmt keine Hemmungen, uns alle über die Klinge springen zu lassen.“

      „Mir … wurde schlecht“, erinnerte sich Clemetti, „ich hatte einen Scotch getrunken und plötzlich war es aus mit mir!“

      „Kunststück, weil Vance den Scotch bestimmt präpariert hatte.“ Hartley gab sich erstaunlich heiter. Vielleicht freute er sich, daß nun auch Clemetti hereingefallen war. „So was ist Vance ja durchaus zuzutrauen.“

      „Wo steckt Vance jetzt?“ wollte Clemetti wissen und stand auf.

      „Keine Ahnung. Vielleicht fängt er den Rest Ihrer Leute ein, Clemetti. Ein Vance läßt sich auf kein Risiko ein, das dürften wir inzwischen wissen!“

      „Er … er kann uns doch nicht alle umbringen“, jammerte Clemetti.

      „Und ob er kann, Clemetti! Was hatten denn Sie vor, he? War das denn nicht auch Ihr Plan?“

      Clemetti schwieg und starrte zu Boden. Er wußte, daß er auf der ganzen Linie verspielt hatte.

      „Sollten wir nicht die Tür rammen?“ schaltete Crane sich in die kurzweilige Unterhaltung ein, „schließlich haben wir es ja nur mit Vance zu tun!“

      „Versuchen können wir’s ja!“ Hartley war nicht sonderlich begeistert. „Viel verspreche ich mir aber nicht davon, Crane! Sie hätten eben früher auf passen müssen.“

      „Ich?! Jetzt reicht es mir aber, Hartley!“

      „Wie reden Sie denn mit mir?“

      „Wie Sie’s verdienen, Sie Trottel“, schimpfte Crane los und pfiff darauf, daß er mit seinem sonst so gefürchteten Boß sprach. „Wer hat uns denn das alles eingebrockt? Sie haben den Hals ja nicht voll genug bekommen!“

      „Noch ein Wort, und ich vergesse mich“, drohte Hartley. Er hätte es besser nicht gesagt. Sein letzter Muskelmann vergaß sich tatsächlich und verabreichte seinem Boß ein paar harte Magenhaken.

      „Darauf habe ich schon immer gewartet“, sagte der Mann und nickte Crane zu. „Und von diesem Idioten habe ich mir bisher alles gefallen lassen!“

      Die Clemetti-Männer fühlten sich animiert.

      Sie beschäftigten sich nun kurz und schmerzvoll mit ihrem Boß. Clemetti saß nach wenigen Sekunden schluchzend auf dem kühlen Zementboden und fingerte nach den schmerzenden Stellen. Die beiden Groß-Bosse Hartley und Clemetti erlebten so etwas wie eine Meuterei. Und sie konnten nichts dagegen tun.

      Anschließend prügelten sich die Muskelmänner untereinander. Sie mußten sich einfach betätigen, sonst wären sie wohl an ihrem eigenen Zorn erstickt. Nach weiteren Minuten saßen alle Männer stöhnend auf dem Boden und schnappten ausgepumpt nach Luft. Sie hatten sich gegenseitig fertiggemacht.

      Crane alarmierte dann die übrigen Männer.

      „Da … da!“ schrie er plötzlich und deutete mit ausgestreckter Hand auf das Schlüsselloch. „Vance vergiftet uns! Jetzt ist alles verloren!“

      Er hatte keineswegs falsch gesehen.

      Durch das Schlüsselloch wallte ein gelblichweißer Nebel. Er wurde begleitet von einem giftigen Zischen.

      *

      Paul Vance stand am Parktor und verbeugte sich andeutungsweise, als ein gewisses hochbeiniges Monstrum sich näherte. Der Wagen hielt an, ein gewisser Mike Rander stieg aus und lachte Vance freundlich zu.

      „Alles in Ordnung, Parker?“ erkundigte Rander sich dann.

      „Ich bin glücklich, Sir, Ihre Frage positiv beantworten zu können“, gab Josuah Parker zurück. „Die beiden Bosse Hartley und Clemetti sowie alle übrigen Mitarbeiter befinden sich seit einer halben Stunde hinter Schloß und Riegel!“

      „Erstklassige Arbeit“, lobte Rander lächelnd. „Mit Ihrer Maske scheint es demnach geklappt zu haben, wie?“

      „Weder Mr. Clemetti noch Mr. Hartley schöpften Verdacht“, berichtete der Butler in seiner würdevoll gemessenen Art. „Von den engsten Mitarbeitern Clemettis sogar ganz zu schweigen!“

      „Sie sollten den Beruf wechseln und im Fernsehen als Verwandlungskünstler auftreten.“

      „Nur dann, Sir, wenn sich dort ein Kriminalfall lösen läßt. Darf ich nach Mr. Vance fragen?“

      „Vance, Freddy, Ronny und Ray, Steve und Clive sitzen bereits in Polizeizellen“, berichtete Rander lächelnd. „Die ersten Geständnisse sind bereits abgelegt worden. Vance kann es noch immer nicht begreifen, daß er seine Kleidung ablegen mußte. Die übrigen Ganoven sind froh, daß sie nicht weiter in der Wüste herumirren müssen. Sie faseln alle von Blasrohrpfeilen, aber ich habe mir nicht die Zeit genommen, der Polizei alles zu erklären. Die Behörden glauben vorerst an Fiebervorstellungen.“

      „Wogegen ich wirklich nichts einzuwenden hätte, Sir! Wenn Sie gestatten, führe ich Sie jetzt zu Mr. Hartley und Clemetti.“

      Parker stieg zu Rander in das hochbeinige Monstrum und ließ sich hinüber zum Ranchhaus fahren. Anschließend kümmerten Herr und Butler sich um die beiden anderen Gangsterbosse.


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