G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 1 – Western - G.F. Barner


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hier passiert ist, ehe er meinen Brief erhält. Es ist mir gleich, was er macht, es ist mir gleich.

      Es war ihm nicht gleich, aber er war nicht bereit, nachzugeben. Wenn es sein mußte, konnte er genauso dickköpfig sein wie der alte James C. Burton.

      »Clancy?«

      Clancy hob den Kopf. Floyd stand vor ihm, den Hut in der Hand.

      »Clancy, kommst du uns mal besuchen? Meine Mutter und meine Schwester – und mich?«

      »Sicher«, sagte er leise. »Sicher besuche ich euch, Floyd. Warum fragst du das, he?«

      Floyd sah ihn unsicher an.

      »Es ist doch vorbei«, murmelte er »Du wirst nach Hause gehen zu deinem Vater. Und dann ist alles anders. Sicher vergißt du es schnell, das Jail, die Zelle, die Lava...«

      »Nein«, antwortete Clancy düster. »Ich werde nichts vergessen, nichts, Floyd. Wir werden bleiben, was wir waren. Freunde in Ketten.«

      Clancy Burton schloß die Augen. Er wußte, er würde noch davon träumen, wenn er alt war. Manche Dinge vergaß ein Mann nie. Nie die Schellen, nie den Gleichschritt und niemals das Klirren der Ketten bei jedem Schritt. Und auch nie den Freund, der mit ihm diesen bitteren Weg gegangen war.

      *

      Das Mädchen sah hoch, als der Mann vor dem Haus anhielt. Sie war blond, schlank und braunäugig. Ihre Hände waren voller Seifenschaum. Und sie wischte sie hastig an der Schürze ab, ehe sie das Waschfaß verließ und den alten weißhaarigen Mann fragend ansah.

      Der Mann saß auf einem mittelmäßigen Pferd, das einen fleckigen alten Sattel trug. Er war groß, der Fremde, hielt sich etwas gebeugt und hatte einen abgeschabten Anzug am Leib.

      »Hallo«, sagte der alte Mann schnaufend. »Das ist doch hier die Ranch der Crossils, wie? Ich hörte, Sie verkaufen hier Pferde, Miß? Kann man hereinkommen?«

      »Sicher«, erwiderte sie freundlich. »Sie werden etwas warten müssen, Mister. Meine Eltern sind in der Stadt, mein Bruder ist mit Clancy auf der Weide. In zwei Stunden sind sie bestimmt hier. Kommen Sie nur herein. Möchten Sie einen Kaffee, Mister?«

      Er nickte, er humpelte etwas und reckte sich, ein alter Mann, der müde war. Man sah es ihm an. In der Küche setzte er sich bescheiden auf die saubere Bank und sah sich um. Er lächelte etwas, als sie fragte, wie viele Pferde er denn kaufen wollte. Dann unterhielten sie sich. Sie gab ihm Antwort auf seine Fragen nach diesem Land, nach ihren Leuten, der Arbeit, den Pferden und dem Essen, das leise vor sich hin auf dem Herd hinten kochte.

      »Grüner Kohl«, sagte sie. »Es ist der letzte vom Winter. Man kocht ihn am besten vier Stunden – und ganz langsam. Wir nehmen immer geräuchertes Fleisch in den Kohl.«

      »Ja«, murmelte er. »So kochte ihn meine Mutter immer. Das ist lange her, ich hab’s fast vergessen, Miß Crossils. Ob ich wohl eine Portion bekommen kann? Nachher, meine ich, wenn Ihre Leute alle hier sind. Danke für den Kaffee. Ich komme mit hinaus. Ich setze mich auf die Bank und sehe zu, wie Sie waschen.«

      Er folgte ihr, setzte sich draußen auf das Holz und sah ihr zu.

      Das ist ein netter alter Mann, dachte sie. Er redet so klug und freundlich...

      Sie merkte nicht, wie die Zeit verging. Sie merkte auch nicht, daß sie ihm fast alles erzählte, was sie bewegte. Er lächelte ab und zu. Er lächelte auch, als ihre Eltern kamen und er mit ihrem Vater über den Ankauf von drei Pferden verhandelte. Wenig später traf ihr Bruder ein. Joe sagte, Clancy wollte noch zum Creek und nachsehen, ob sich ein paar Fische in die Reuse verirrt hätten.

      Sie aßen schon, als der Hufschlag draußen tackte und June Crossils hinauslief.

      Der alte, freundliche Mister im abgeschabten Anzug sagte gerade, das wäre das feinste Essen für ihn seit vierzig Jahren. Er sah auf den Teller hinab, als Clancy hereinkam und stehenblieb.

      »Hallo, Clancy«, brummte Samuel Crossils. »Donner, vier Fische. Ziemlich große, was?«

      Clancy sagte gar nichts. Er hielt das Netz mit den Fischen in der Hand und starrte nur auf das weiße Haar des Alten am Tisch.

      »Das ist Mr. Brown, Clancy«, meinte Samuel Crossils. »Er will drei Pferde kaufen. Clancy...«

      »Mr. Brown«, sagte Clancy. »So, das ist Mr. Brown. Drei Pferde wollen Sie kaufen. Was noch, Mr. Brown? Mit Geld kaufst du doch alles, wenn du willst. Aber hier.. .«

      »Leg die Fische weg, setz dich hin und nimm deinen Teller«, knurrte Mr. Brown scharf, so daß sie alle zusammenfuhren. Das war nicht mehr die freundliche, sanfte Stimme. Das kam hart, scharf und grimmig. »Ein gutes Essen soll man nicht stehenlassen, verstanden? Das ist wirklich ein feines Essen. Ich will das jede Woche einmal haben, hörst du? Sie kann kochen, waschen und Socken stopfen, und sie gibt einem kluge und verständige Antworten. Meist findet man nur einen Teil davon bei den Frauen heutzutage.

      Elisha Conroy könnte nicht die Hälfte davon. Sie ist eine dumme Kuh gegen dieses Mädchen. Ich war ein verdammter, elender Narr, dich jemals mit ihr verheiraten zu wollen. Setz dich hin, zum Teufel. Stellt euch vorher mal nebeneinander! Ich will sehen, wie ihr in der Größe zueinander paßt. Ah, nun los, Tochter, stell dich schon neben ihn!«

      Sie starrten ihn an und saßen steif am Tisch.

      »Na, was ist noch?« brummelte er. Er lachte plötzlich leise, aber doch etwas grimmig. »Weiße Haare bekommt man wegen diesem Schurken da in der Tür. Auf so einem alten Klepper muß ich reiten, meinen ältesten Anzug anziehen, der überall kneift, ich – James C. Burton. Yeah, was der kann, dieser Rod Clancy, das kann sein Vater schon lange, verstanden? Sehe mir immer die Leute an, mit denen ich etwas zu tun haben will, so ist das. Bitte um Entschuldigung, Miß Crossils.«

      »Clancy«, flüsterte June und war bleich wie dieWäsche draußen auf der Leine. »Clancy, ist das – ist das...«

      »Das ist mein Vater«, sagte Clancy Burton. »Ich hätte es wissen müssen. Er kennt noch einige Tricks mehr als ich.Wo hast du deinen Wagen?«

      »Bei den Reegans.«

      »Wo hast du ihn?«

      »Der hört schlecht«, kicherte der Alte. »Bei Floyd Reegan. Nette Menschen. Feine alte Mutter hat er. Der verrückte Kerl sagt doch zu mir, er wäre auch für dich gestorben. So einen Mann wie dich gäbe es nur einmal, sagt er zu mir. Ehe wir hier wegfahren, will ich mir diesen elenden Lavabruch noch ansehen und diesen O’Mallon besuchen. Schreibt der Mensch mir einen Brief! Habe nie im Leben einen so saugroben Brief von jemand bekommen. Fragt mich dieser Mensch, ob ich überhaupt wüßte, was für einen Sohn ich hätte. Nun, stellt euch mal nebeneinander! Gut so, mächtig in Ordnung. Dein Freund Floyd kann bei uns arbeiten, seine Mutter und Schwester auch. Und diesen Crossils hier kannst du genug Rinder kaufen. Und sie kommt mit. Sie kocht wie meine gute Mutter, deine Großmutter, Junge.«

      Clancy sah ihn an und schluckte. Der Vergleich mit seiner Mutter war das höchste Lob, das James C. Burton jemals vergeben konnte. Er wußte, es war jetzt entschieden.

      Er würde nicht mehr der Sohn sein, der jeden Befehl auszuführen hatte. Floyd würde auf die Ranch kommen und sicher eines Tages der Vormann sein... Vormann und etwas mehr, weil sie etwas verband. Niemand würde sie sehen, wenn sie nebeneinander standen. Und doch würde sie immer da sein – die Kette aus jener gemeinsam durchlebten Hölle, die Freunde für ein ganzes Leben geschaffen hatte – Freunde in Ketten!

Cover Hölle am Rio Bravo

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