H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells

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H. G. Wells – Gesammelte Werke - Herbert George Wells


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Zei­chen des Tier­krei­ses; ich zeig­te ihr den Mars, einen klei­nen Licht­punkt, der sich him­mel­wärts be­weg­te, und auf den so vie­le Te­le­sko­pe ge­rich­tet wa­ren.

      Es war eine war­me Nacht. Auf un­se­rem Heim­weg zog eine Ge­sell­schaft Aus­flüg­ler aus Chert­sey oder Is­le­worth sin­gend und mu­si­zie­rend an uns vor­über. Aus den Fens­tern der obe­ren Stock­wer­ke der Häu­ser schim­mer­ten Lich­ter und die Leu­te gin­gen zu Bett. Vom Bahn­hof in der Fer­ne schol­len Töne sich ver­schie­ben­der Züge her­über, ein Klir­ren und Pol­tern von der Ent­fer­nung fast zur Me­lo­die ge­sänf­tigt. Mei­ne Frau mach­te mich auf den Glanz der ro­ten, grü­nen und gel­ben Si­gnal­lich­ter auf­merk­sam, die wie in ei­nem Netz­werk ge­gen den Ho­ri­zont hin­gen. So si­cher schi­en al­les, so ru­hig.

      1 Als In­fu­so­ri­en (la­tei­nisch In­fu­so­ria), In­fu­si­ons­tier­chen oder Auf­guss­tier­chen be­zeich­net man klei­ne, sich z.B. im Auf­guss von pflanz­li­chem Ma­te­ri­al ent­wi­ckeln­de Tier­chen (z.B. Fla­gel­la­ten, Wim­per­tier­chen, Amö­ben). <<<

      2 Ge­meint sind eng­li­sche Mei­len, de­ren eine 1,61 km gleich­kommt. <<<

      3 Theo­rie des 18. Jahr­hun­derts zur Ent­ste­hung des Son­nen­sys­tems aus ei­nem Son­nen­ne­bel. <<<

      4 Gio­van­ni Vir­gi­nio Schia­pa­rel­li (1835-1910 in Mai­land) war ein ita­lie­ni­scher Astro­nom. Nach ihm wur­de ein Mars-Lan­der der Eu­ro­päi­schen Wel­trau­m­or­ga­ni­sa­ti­on (ESA) be­nannt, der 2016 al­ler­dings bei der Lan­dung auf dem Mars zer­schell­te. <<<

      5 Das Lick-Ob­ser­va­to­ri­um ist ein astro­no­mi­sches Ob­ser­va­to­ri­um, das von der Uni­ver­si­ty of Ca­li­for­nia be­trie­ben wird. Es be­fin­det sich in ei­ner Höhe von 1300 Me­tern auf dem Gip­fel des Mount Ha­mil­ton, nahe der Stadt San Jose, Ka­li­for­ni­en. <<<

      6 Hen­ri Jo­seph Ana­sta­se Per­ro­tin (19.12.1845–29.02.1904) war ein fran­zö­si­scher Astro­nom. <<<

      II. Der fallende Stern

      Dann kam die Nacht des ers­ten fal­len­den Sterns. Er war früh am Mor­gen ge­se­hen wor­den, wie er über Win­che­s­ter hin ost­wärts schoss, eine Flam­men­li­nie, hoch in der At­mo­sphä­re. Hun­der­te müs­sen ihn ge­se­hen und für eine ge­wöhn­li­che Stern­schnup­pe ge­hal­ten ha­ben. Al­bin be­schrieb ihn und er­wähn­te, wie er einen grün­li­chen Strich hin­ter sich ließ, der ei­ni­ge Se­kun­den noch glüh­te. Den­ning, un­se­re größ­te Au­to­ri­tät für Me­teo­ri­ten, stell­te fest, dass die Höhe sei­ner ers­ten Er­schei­nung un­ge­fähr 90 oder 100 Mei­len be­trug. Er glaub­te, dass er un­ge­fähr 100 Mei­len öst­lich von ihm zur Erde ge­fal­len sei.

      Ich be­fand mich da­mals ge­ra­de zu Hau­se, und schrieb in mei­nem Stu­dier­zim­mer. Und ob­wohl mei­ne Flü­gel­fens­ter ge­gen Ot­ters­haw blick­ten und die Vor­hän­ge auf­ge­zo­gen wa­ren (in je­nen Ta­gen lieb­te ich es, den nächt­li­chen Him­mel zu be­trach­ten), sah ich doch nichts da­von. Und doch muss die­ses selt­sams­te al­ler Din­ge, das je aus frem­den Sphä­ren auf die Erde fiel, ge­ra­de nie­der­ge­gan­gen sein, wäh­rend ich dort saß. Und hät­te ich auf­ge­blickt, wäh­rend es vor­beiflog, hät­te es mir nicht ent­ge­hen kön­nen. Man­che von den Leu­ten, die es sa­hen, be­haup­ten, dass sein Flug von ei­nem zi­schen­den Geräusch be­glei­tet war. Ich selbst ver­nahm nichts. Vie­le Leu­te in Berks­hi­re, Sur­rey und Midd­le­sex müs­sen es fal­len ge­se­hen ha­ben, dach­ten aber höchs­tens, dass wie­der ein Me­teo­rit ge­fal­len sei. Nie­mand scheint sich in je­ner Nacht die Mühe ge­nom­men zu ha­ben, nach der ge­fal­le­nen Mas­se zu su­chen.

      Sehr früh am Mor­gen des nächs­ten Ta­ges er­hob sich der arme Ogil­vy, der die Stern­schnup­pe ge­se­hen hat­te. Er war über­zeugt, dass ir­gend­wo auf der Ge­mein­de­wei­de zwi­schen Hor­sell, Ot­ters­haw und Wo­king ein Me­teo­rit lie­gen muss­te, und ging fort in der Ab­sicht, ihn zu su­chen. Wirk­lich fand er ihn, bald nach der Däm­me­rung, und nicht weit von den Sand­gru­ben. Durch den Ein­bruch des Pro­jek­tils war eine un­ge­heu­re Höh­lung ent­stan­den. Sand und Kie­sel wa­ren mit großer Wucht in je­der Rich­tung der Hei­de zer­sto­ben und hat­ten Hau­fen ge­bil­det, die an­dert­halb Mei­len weit sicht­bar wa­ren. Öst­lich stand das Hei­de­kraut in Feu­er, und ein dün­ner, blau­er Rauch stieg in der Däm­me­rung auf.

      Er blieb am Ran­de der Höh­le ste­hen, die der Kör­per sich selbst ge­gra­ben hat­te, und starr­te die selt­sa­me Er­schei­nung an, vor al­lem ver­blüfft über das Un­ge­wöhn­li­che der Ge­stalt und Far­be. Der Ge­dan­ke an et­was wie eine Ab­sicht in sei­nem Er­schei­nen däm­mer­te schon da­mals lei­se in ihm auf. Der frü­he Mor­gen war wun­der­bar still, und die Son­ne, die ge­ra­de auf die Fich­ten ge­gen Wey­bridge zu schi­en, war schon warm. Er er­in­ner­te sich nicht, an je­nem Mor­gen Vö­gel ge­hört zu ha­ben, kein Lüft­chen reg­te sich. Der ein­zi­ge Laut wa­ren die schwa­chen Be­we­gun­gen aus dem In­nern des glim­men­den Zy­lin­ders.

      Ganz al­lein war er auf der Hei­de. Da be­merk­te er, un­will­kür­lich zu­rück­schre­ckend, plötz­lich, wie ein Stück der grau­en Schla­cke, der aschen­ar­ti­gen Krus­te, die den Me­teo­rit be­deck­te, sich von der kreis­run­den Kan­te des En­des los­lös­te. Sie fiel in Flo­cken ab und er­goss sich auf den Sand. Ein großes Stück sprang so plötz­lich ab und fiel mit ei­nem so schar­fen Klang zur Erde, dass sein Herz fast still­stand.

      Eine Mi­nu­te lang konn­te er es kaum fas­sen, was das zu be­deu­ten hat­te. Und ob­wohl die Hit­ze über­mä­ßig groß war, klet­ter­te er in die Höh­le hin­ab dicht an den Klum­pen her­an, um ihn nä­her zu be­trach­ten. Selbst dann noch glaub­te er, dass die­se Ab­schä­lung sich durch die Ab­küh­lung des Kör­pers er­klä­ren las­se. Was aber mit die­ser An­nah­me sich nicht ver­ei­nen ließ, war die Tat­sa­che, dass die Asche nur von dem Ende des Zy­lin­ders ab­fiel.

      Da be­merk­te er, dass der kreis­för­mi­ge Schluss­teil des Zy­lin­ders sich sehr lang­sam um sei­ne Ach­se dreh­te. Es war eine so all­mäh­li­che


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