Internetlinguistik. Konstanze Marx
Читать онлайн книгу.sollen nicht in die zu untersuchende Datengrundlage einfließen. Sie helfen lediglich dabei, Wissen über die jeweilige Plattform und typische Prozesse zu etablieren.
1.4.6 Auch Umwege führen zu digitalen Daten
Es gibt sprachwissenschaftliche Fragestellungen, die zwar digitale Interaktionsphänomene aufgreifen, für deren Untersuchung dennoch auf keinem der oben skizzierten Wege Daten in zufriedenstellender Menge und Qualität online erhoben werden können. Gerade Belege für sehr persönliche, emotionale Kommunikation sind kaum zugänglich, weil sie in geschützten Bereichen des WWW stattfindet oder auch auf Sozialen-Netzwerk-Seiten für Fremde verborgen bleibt. Liegt das Forschungsinteresse in diesem Bereich, gelingt die Datenerhebung oft nur mit Hilfe der Datenurheber*innen, die erreicht und persönlich angesprochen werden müssen, deren Vertrauen gewonnen werden muss. Der erste Schritt zur Kontaktaufnahme können FlyerFlyer sein. Diese sollten die folgenden Fragen beantworten:
Worum geht es?
Wie heißt die Studie?
Welches Ziel hat sie?
Wer führt die Studie durch?
In welchem Zeitraum findet sie statt?
Welche Daten werden erhoben und bleiben sie anonym?
Welche Anforderungen müssen Studienteilnehmer erfüllen?
Wird die Teilnahme vergütet?
Können die Ergebnisse eingesehen werden und wann?
Eine ansprechende Gestaltung lässt sich beispielsweise mit Anwendungen wie istudio-Publisher oder dem Microsoft Publisher problemlos vornehmen.
Attraktiv sind natürlich auch kurze Videosequenzen, in denen das Forschungsvorhaben verständlich skizziert wird. Ein schönes Beispiel hierfür ist der Erklärfilm für die Datengewinnung zum Aufbau der MoCoDa2. Er kann nicht nur auf der Seite db.mocoda2.de eingesehen werden, sondern auch auf Vimeo (https://vimeo.com/268035169), was dazu beiträgt, dass ein größerer Kreis potenzieller Datenspender*innen erreicht werden kann.
Je nach Fragestellung können auch Gespräche vor Ort und/oder Vorträge zum Forschungsprojekt Möglichkeiten sein, Personen zu erreichen, die sprachliche Belege (sogenannte Datenspenden) zu Forschungszwecken zur Verfügung stellen würden.
Sie möchten eine Hausarbeit zum Thema „Das Naddel-Prinzip – Schluss per SMS. Sprachliche Strategien zum Beenden von Beziehungen über Kurzbotschaften“ schreiben. Bei Ihrer Recherche im Internet haben Sie zwar zahlreiche Berichte über das Phänomen gefunden, aber nur einen sprachlichen Beleg, der von Nadja Abdel Farrag stammt: „Ich habe dich gern, aber ich habe es mir noch mal überlegt. Es geht nicht. Ich wünsche dir alles Gute“. Gestalten Sie einen Flyer, um Personen zu finden, die Erfahrungen mit diesem Thema gemacht haben und bereit sind, sprachliche Belege zur Verfügung zu stellen.
1.5 In der Bibliographie soll es dann so aussehen
1.5.1 Die Online-Publikation im Literaturverzeichnis
Es gibt diverse Möglichkeiten, ein Literaturverzeichnis zu erstellen. Manche nutzen eine Software wie Zotero, Citavi, EndNote oder Mendeley. Andere erstellen das Literaturverzeichnis „per Hand“ oftmals erst im Anschluss an den kreativen Schreibprozess. Früher oder später steht jedoch jede*r einem Problem gegenüber: In welcher Form sind Internetquellen ins Literaturverzeichnis aufzunehmen?
Zumeist führen die heterogene Beschaffenheit der Quellen und der vermeintliche Mangel an Standards dazu, dass jede*r Schreiber*in individuelle Lösungen für die Aufnahme in das Literaturverzeichnis findet. Runkehl/Siever (2000: 640) sprechen gar von einem „Ratespiel“ und setzen mit ihrem „Electronic StyleGuide“ Maßstäbe.
Ziel dieses Abschnitts ist es, Probleme, die sich beim Zitieren von Internetquellen ergeben können, zu beschreiben und Muster für Einträge ins Literaturverzeichnis vorzuschlagen. Dabei orientieren wir uns im Wesentlichen an den Vorgaben von Jens Runkehl und Torsten Siever und nehmen dort Anpassungen vor, wo es die technologische Entwicklung in der vergangenen Dekade notwendig macht.
Welche Angaben muss ein bibliographischer Eintrag für Online-Publikationen enthalten?
Als obligatorische Bestandteile eines jeden Eintrags in das Literaturverzeichnis einer wissenschaftlichen Arbeit kennen wir bisher
bei Monographien: Autor*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Titel der Publikation, Verlagsort und Verlag;
bei Zeitschriftenartikeln: Autor*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Titel des Aufsatzes, Titel der Zeitschrift, Jahrgang/Ausgabennummer, Seitenzahlen;
bei Sammelbänden: Autor*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Titel des Beitrags, Herausgeber*in(nen)-Name(n), Verweis auf Herausgeberschaft (Hrsg./Hg./Hgg./ed./eds.), Erscheinungsjahr, Titel des Sammelbandes, Verlagsort, Verlag, Seitenzahlen.
Diese Angaben müssen um Informationen ergänzt werden, die der Plattform, auf der sie erscheinen, gerecht werden. Bibliographische Einträge sollten im WWW mühelos auffindbar und überprüfbar und so konstituiert sein, dass sie leicht verständlich und dennoch nicht überfrachtet erscheinen (siehe die fünf Prinzipien von Walker/Taylor 1998, zitiert und kommentiert bei Runkehl/Siever 32001: 44 f.).
Generell kann gesagt werden, dass auf Verweise wie „online verfügbar (unter)“, „Online-Publikation“, „unter“, „im WWW erhältlich“ usw. innerhalb der bibliographischen Angabe verzichtet werden kann, weil allein durch das Aufführen eines URLs augenscheinlich wird, dass der Text online verfügbar ist (oder war).
In der einen oder anderen Veröffentlichung kann man analog zu den bibliographischen Einträgen von Zeitschriftenartikeln ein „In“ vor der URL-Angabe lesen. Genaugenommen ist das jedoch unpassend, weil niemand etwas in einer Webseite liest, sondern eher auf. Um hier Verwirrung zu vermeiden, empfehlen wir, bei bibliographischen Angaben von im Netz veröffentlichter Literatur sowohl auf das „In:“ als auch auf das „Auf:“ vor der URL zu