Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher


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mir eben anders überlegt«, erklärte Florian.

      Doch Babette ging schnurstracks auf den Tisch zu.

      »Ach, hallo«, sagte sie. »Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?«

      »Aber natürlich«, antwortete Adrian Heller lächelnd. »Schönen Frauen kann ich keinen Wunsch abschlagen.«

      »Besten Dank«, sagte Florian, sichtlich verärgert. »Aber ich denke, wir gehen wieder. Kommst du, Babette?«

      Sie drehte sich zu ihm und schüttelte den Kopf.

      »Was ist denn los?« fragte sie. »Wieso willst du auf einmal nicht mehr?«

      Florian antwortete nicht und biß sich auf die Lippe. Allerdings ahnte sie den Grund für seinen Sinneswandel.

      »Also, setz dich!« raunte sie ihm zu. »Wir brauchen ja nicht lange zu bleiben.«

      Endlich gab er nach und rückte ihr den Stuhl zurecht.

      »Ein herrlicher Abend, was?« sagte Adrian. »Haben Sie Ihre Wanderung von heute morgen gut überstanden?«

      »Danke, es war alles halb so wild«, antwortete sie.

      »Was möchten Sie trinken? Ich darf Sie doch einladen?«

      »Ich bin durchaus in der Lage, unsere Getränke selbst zu bezahlen«, fuhr Florian dazwischen, den es maßlos ärgerte, daß dieser arrogante Kerl ihn wie Luft behandelte und ausschließlich Babette ansah, wenn er redete.

      Der Lehrerin war es peinlich. Sie sah Florian an und schüttelte unmerklich den Kopf. Adrian überging die Spitze und winkte der Bedienung.

      »Den Chablis kann ich sehr empfehlen«, sagte er.

      »Ich ziehe ein Bier vor«, entgegnete Florian und sah Babette an. »Was möchtest du trinken?«

      Sie bestellte ein Mineralwasser und bereute es, Florian nachgegeben zu haben. Wäre sie statt dessen gleich schlafen gegangen, wäre es nicht zu dieser peinlichen Situation gekommen.

      Adrian Heller schien indes darüber hinwegzusehen, daß der andere am Tisch nicht gut auf ihn zu sprechen war.

      Allerdings gehörte es zu seinem Plan, Florian Unger in Rage zu bringen…

      Er prostete ihnen zu, als die Getränke gebracht worden waren.

      »Wie gefällt Ihnen denn nun unser Urlaubsort?« fragte er und bezog diesmal Florian in die Frage mit ein, indem er ihn direkt ansprach.

      Der Chemiker hatte einen Schluck getrunken. Der erste Ärger war verraucht, oder zumindest wollte er sich Mühe geben, ihn zu unterdrücken, um nicht den ganzen Abend zu verderben.

      »Es ist wirklich sehr schön hier«, antwortete er. »Allerdings haben wir erst wenig von dem gesehen, was St. Johann so alles zu bieten hat. Aber am Donnerstag machen wir eine Bergtour. Das wird bestimmt ein Erlebnis.«

      »Tatsächlich?« fragte Adrian. »Da haben Sie aber Glück, noch einen Bergführer gefunden zu haben. Wie ich hörte, sind die alle schon längst ausgebucht.«

      »Wir haben auch einen ganz besonderen Bergführer«, sagte Babette. »Wir steigen nämlich mit dem hiesigen Pfarrer auf.«

      »Ach, wirklich?«

      Der Börsenmakler lachte. »Ein Pfarrer, der als Bergführer arbeitet! Gibt es das denn überhaupt?«

      »Pfarrer Trenker ist eigentlich kein Bergführer«, erklärte Florian. »Er kennt sich nur da oben sehr gut aus, weil er schon seit seiner Jugend aufsteigt, und manchmal nimmt er eben Leute mit auf seine Touren.«

      »Ich verstehe«, nickte Adrian.

      »Haben Sie kein Interesse daran?« fragte Babette.

      »Ach, ich weiß gar nicht«, antwortete er. »Wenn ich ehrlich sein soll, ich habe überhaupt noch nicht darüber nachgedacht.«

      Er blickte sie nachdenklich an.

      »Allerdings«, setzte Adrian hinzu, »wenn ich so überlege… Warum eigentlich nicht?«

      Florian Unger hielt unwillkürlich die Luft an.

      Wollte Babette den Schnösel etwa einladen, die Bergtour mitzumachen?

      Die Lehrerin blickte ihn kurz an. Sie ahnte wohl, was in ihm vorging. Für einen Moment hatte sie wirklich gedacht, Adrian genau diesen Vorschlag zu machen. Doch jetzt biß sie sich auf die Zunge.

      »Was machen wir denn morgen?« fragte sie Florian. »Hast du von diesem See gelesen, in dem man so herrlich baden kann?«

      Er nickte. »Hast du Lust hinzufahren?«

      »Ich glaub’ schon«, antwortete sie. »Ich hab’ mir ja extra einen neuen Badeanzug gekauft. Wäre doch schade, wenn er unbenutzt bliebe.«

      »Da haben Sie recht«, sagte Adrian. »Besonders bei dieser Figur.«

      Florian mußte an sich halten, um nicht aufzuspringen. Der Kerl schien nicht davor zurückzuschrecken, mit Babette zu flirten, obwohl sie in Begleitung war.

      In seiner Begleitung!

      »Gut«, sagte er schnell, »dann fahren wir morgen nach dem Frühstück los. Abends müssen wir ja zeitig schlafen gehen, damit wir für die Tour fit genug sind.«

      Bei diesen Worten hatte er demonstrativ seinen Arm um Babette gelegt.

      Adrian quittierte diese Geste wieder mit einem spöttischen Lächeln.

      »Wie wär’s«, wandte er sich an die Lehrerin, »wollen wir zum Abschluß noch ein Glas Champagner trinken? Ich möchte nämlich gerne vorschlagen, daß wir das umständliche ›Sie‹ weglassen und uns einfach duzen.«

      Babette zuckte die Schultern.

      »Jetzt noch Champagner?« fragte sie zweifelnd.

      »Ach, kommen Sie. Bisher haben Sie ja nur Mineralwasser getrunken. Was meinen Sie, Florian, vertragen wir noch ein Gläschen?«

      Dem Angesprochenen blieb nichts anderes übrig, als zu nicken, wollte er nicht als Spielverderber dastehen. Adrian bestellte drei Gläser und flirtete dabei mit der Bedienung.

      Die meisten anderen Gäste waren inzwischen gegangen, und es war deutlich zu sehen, daß das junge Madl gern Feierabend gemacht hätte.

      »Bringen Sie mir gleich die Rechnung mit«, sagte er.

      Der Champagner kam, und Florian schüttelte innerlich den Kopf, als er sah, welch ein großzügiges Trinkgeld der ›Angeber‹ der Bedienung in die Hand drückte.

      »Was bekommen Sie von mir?« fragte er das Madl.

      »Oh, das ist alles schon erledigt«, lautete die Antwort. »Der Herr hat alles bezahlt.«

      Adrian spitzte die Lippen und schaute Florian irgendwie triumphierend an.

      »Dann Prost«, sagte er und hob das Glas. »Ich heiße Adrian.«

      Sie tranken, und Florian mußte zugeben, daß der Champagner hervorragend schmeckte. Aber mit etwas anderem hätte sich Adrian Heller wohl auch nicht zufriedengegeben.

      Bei ihm mußte alles nur vom Besten sein. Angefangen beim Champagner über die Kleidung, bis hin zu dem teuren Auto, das er fuhr.

      »So, und nun kommt das Schönste«, sagte der Börsenmakler und wischte sich über die Lippen. »Der Brüderschaftskuß.«

      Natürlich hatte er dabei Babette angesehen, die unsicher zu Florian blickte. Der erwiderte den Blick mit versteinerter Miene. Es war nur allzu deutlich, daß er mit dem Kuß überhaupt nicht einverstanden war.

      Aber gerade diese Haltung erweckte Babettes Unwillen.

      Himmel, was war denn schon dabei?

      Jeden Tag wurden überall auf der Welt harmlose Küsse dieser Art ausgeteilt!

      Sie lächelte Adrian an und ließ sich von ihm küssen.


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