Chinesische Medizin gegen Krebs. Georg Weidinger
Читать онлайн книгу.Heilung gute Geister, die einem beistanden. Wie auch immer unser Arzt Ihnen die Wirkung erklären würde, die Erklärung sagt nichts über die Methode aus, die einfach wirkt, sondern nur etwas darüber, wie er es schafft, eine Erklärung zu haben, mit der er extrapolieren kann.
Auf den Punkt gebracht: Wichtig ist, dass eine Behandlung funktioniert und dass ich eine Erklärung dafür habe, damit ich das Wissen auch bei anderen Erkrankungen anwenden kann.
Wenn westliche Ärzte eine Behandlung aus einem anderen Kulturkreis ablehnen, dann meist bereits deshalb, weil die Erklärung dazu für sie vollkommen «absurd» oder «esoterisch» oder «schwachsinnig» klingt, sie sich dadurch aber die Möglichkeit verbauen, eine weitere wirksame Therapie für ihre Patienten zur Verfügung zu haben.
Denken Sie an meine Freundin mit der Allergie: Nicht die Erkrankung muss sich an die Diagnostik anpassen, sondern die Diagnostik an die Erkrankung. Und wenn es nicht mehr passt, wenn die Diagnostik nichts ergibt, braucht diese eine Weiterentwicklung.
ALSO, wenn wir als chinesische und westliche Ärzte irgendwo auf dieser Welt eine SOLCHE Zunge sehen, was machen wir?
ALLES, damit diese Zunge wieder so aussieht:
Als Schulmediziner denken Sie jetzt vielleicht: «Na, dann gebe ich ihm ein Antipilzmittel, wie zum Beispiel ein Daktarin®-Gel. Dann ist der Pilz von der Zunge weg und die Zunge sieht gleich wunderschön aus.» Gute Idee, aber sobald Sie das Daktarin-Gel wieder absetzen, ist auch der dicke Zungenbelag wieder da! Das, was die Schulmedizin «Pilz auf der Zunge» nennt, ist bei uns chinesisch «feuchte Hitze» und ein Symptom der «müden Mitte». Wenn ich diese nicht heile, bleibt das Symptom da beziehungsweise kehrt wieder.
Na, dann denken Sie vielleicht: «Gut, dann gebe ich gute Bakterien für den Darm, Probiotika, dann wird der Verdauungsapparat stärker und der Zungenbelag besser.» Vollkommen richtig, DOCH sobald Sie mit dem Probiotikum aufhören, kehrt der dicke Zungenbelag wieder. Die großartigen Bakterien sind wirklich großartig, werden aber nicht freiwillig in einem Darm bleiben, in dem sie sich nicht wohlfühlen, in dem das Milieu für sie nicht optimal ist. Also wenn Sie das Milieu des Darmes nicht ändern, werden die Darmbakterien einfach wieder ausgeschieden und nicht bleiben. Chinesisch sind alle Darmbakterien (das Mikrobiom, wie wir heute sagen) Teil unserer Mitte, unseres Verdauungsapparates. Lieb sein zur Mitte bedeutet auch, das Bett der Bakterien im Darm zu machen, damit diese sich dort wohlfühlen und die richtigen und wichtigen Mikroorganismen bei uns bleiben.
Jetzt denken Sie vielleicht: «Gut, dann putze ich einfach die Zunge mit dem Zungenschaber. Dann sieht sie doch wunderbar aus!» Kosmetisch ist das eine gute Idee. Das Problem ist nur, dass es überall im Körper so aussieht wie auf der Zunge. Überall der Dreck und der Schleim! Bringt also nicht viel.
Tatsächlich können Sie den Zungenbelag auch durch einen modernen Protonenpumpenhemmer (einen sogenannten Säurehemmer) reduzieren, welcher die Säureproduktion des Magens hemmt und die gesamten Schleimhäute des Magen-Darmtraktes trockenlegt. Kurzfristig eine gute Idee, doch langfristig schwächen Sie dadurch den Magen und unterm Strich damit wieder die Mitte, weil ein dauerhaft geschwächter Magen wieder die gesamte Mitte schwächt.
Und daher der Nachsatz:
Wir müssen ALLES tun, damit diese Zunge wieder so aussieht und auch dauerhaft so bleibt, und das schaffen wir aus meiner Erfahrung nur «chinesisch».
Dazu ist es wichtig, auf das Wissen der Chinesen zurückzugreifen und, wie ich es gerne formuliere, lieb zu sein zur Mitte. Damit ist einmal der erste Schritt auf dem Weg Richtung Gesundheit gesetzt. Woher wir das wissen? Weil unser Arzt aus obigem Beispiel all seine Erfahrungen in ein Buch geschrieben hat, so wie unzählige weitere Ärzte in China der letzten 2 500 Jahre. Und auch wenn viele dieser Werke verlorengegangen sind, wie auch das unseres Arztes, haben Ärzte der jeweiligen Zeit es gelesen und auch wieder darüber geschrieben. Was uns heute an Literatur aus dem China der letzten fast 2 500 Jahre zur Verfügung steht, ist ein großes Wissen aus unendlich vielen Erfahrungsberichten mit kulturell geprägten Erklärungen, die unter anderem alle zu diesem Ergebnis kommen: DER SCHLEIM MUSS WEG! DIE BLUTSTAGNATION MUSS WEG! BLOCKADEN IM UND UM DEN KÖRPER MÜSSEN WEG!
Meine persönliche Erfahrung mit der Chinesischen Medizin nach Jahren des anfänglichen Zweifelns: Mach einfach, was die Chinesen (also die alten chinesischen Meister) sagen, auch wenn du es nicht verstehst!
In diesem Buch gebe ich daher immer auch die chinesische Diagnostik des Pulses und der Zunge an, wenn es für das Verständnis und die exakte Diagnose von Bedeutung ist. Ich spreche gerne von der Integrativen Chinesischen Medizin (ICM), womit ich die Kombination aus beiden Welten meine: einerseits aus dem Wissen der westlichen Welt mit ihrem naturwissenschaftlichen Denken, ihren Laborwerten und bildgebenden Verfahren, um den Körper genauer ansehen und besser verstehen zu können und Therapien wie Impfungen und Antibiotika und Cortison und Chemotherapeutika; andererseits aus dem Wissen der chinesischen Welt, das weitläufig unter dem Produktnamen Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) zusammengefasst wird, mit den Erkenntnissen der alten chinesischen Medizinmeister und dem Wissen aus den überlieferten Meisterwerken der letzten zwei Jahrtausende. Vereinfacht nenne ich das dann Chinesische Medizin. Wir sagen auch, dass in der Chinesischen Medizin alle Verfahren der Untersuchung erlaubt sind, die mir der Patient gestattet. Wenn er also ein Röntgen und ein Labor möchte, dann her damit, dann sollte aber auch eine Puls- und eine Zungendiagnostik gemacht werden. Auch brauchen wir zur Verlaufskontrolle der Entwicklung einer Erkrankung Laborwerte wie Tumormarker oder bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Szintigraphie. Ganz wichtig: Wir wollen eine Medizin für unsere Patienten, die gut wirkt und keine Kollateralschäden macht! In der westlichen Medizin haben wir oft sehr stark wirkende Therapieformen, die man dann mit den sanften Methoden der Chinesischen Medizin kombinieren kann, um deutlich weniger Nebenwirkungen alias Kollateralschäden zu erhalten. Und allen ist geholfen …
Wir verwenden die Chinesische Medizin also nicht STATT der westlichen Schulmedizin, sondern IN KOMBINATION mit dieser. In Therapiephasen, in denen keine westliche Therapie stattfindet, kann es sein, dass die Chinesische Medizin die einzige Therapie ist, zum Beispiel zwischen Chemotherapiezyklen oder nach einer abgeschlossenen Krebstherapie. Das ist der Sinn der Komplementärmedizin: Dem Patienten die bestmögliche Therapie zukommen zu lassen, und dafür steht nicht nur unsere gewohnte Schulmedizin zur Verfügung.
Gesundheit
Aus obiger Geschichte können Sie nun verstehen, dass wir in der Chinesischen Medizin Gesundheit durch Puls und Zunge definieren können.
So sieht eine gesunde Zunge aus (abgesehen von den roten Punkten an der Spitze für ein bisschen Herz-Hitze und leichten Eindellungen am Rand für noch normale Feuchtigkeit ...)
Und so die Darstellung eines gesunden Pulses:
Eine genaue Erklärung dazu finden Sie in Puls-Zungenbüchern beziehungsweise in meinem Buch «Die chinesische Hausapotheke» (Goldmann Verlag).
Heißt das automatisch, dass jemand, der so eine Zunge und so einen Puls hat, wirklich gesund ist?
Dazu eine Geschichte aus meiner Praxis: Vor Jahren hat mich einmal ein Galeriebesitzer, Herr X, gebeten, einen Hausbesuch bei ihm zu machen. Es wäre für ihn auf Grund seiner Erkrankung zu beschwerlich, in meine Praxis zu kommen. Ich sagte zu und lernte einen fröhlichen, offenen, interessierten, sehr sympathischen Menschen in seiner Wohnung kennen, welcher an den Rollstuhl gefesselt war und weder Arme noch Beine bewegen konnte. Seine Frau bat mich, am Esszimmertisch Platz zu nehmen und servierte uns Tee. Herr X stellte mir seine Erkrankung als eine spezielle