Krisenfest. Aaron Koenig

Читать онлайн книгу.

Krisenfest - Aaron Koenig


Скачать книгу
gar nicht in Kredite umsetzen. Das Erzeugen neuen Geldes aus dem Nichts hat daher nicht den gewünschten positiven Effekt. Die oben erwähnten Zombie-Unternehmen kommen immer schwerer an neue Kredite, wodurch sie insolvent zu werden drohen.

      Hinzu kommt, dass die Politiker nach der Finanzkrise von 2008 eine Fülle neuer Regulierungsvorschriften erlassen haben, die höhere Kosten zur Folge haben. Viele Mitarbeiter in Banken und Finanzunternehmen arbeiten nicht produktiv, sondern sind nur dazu da, gesetzliche Vorschriften zu erfüllen, deren Wirkung fragwürdig ist. Ihr wichtigster Effekt ist die Verhinderung von Wettbewerb, denn nur wenige Start-ups im Finanzsektor können sich die hohen Kosten dieser Überregulierung leisten.

      Die Banken stecken in einem Dilemma: Wenn die Zinsen weiterhin so niedrig bleiben, können sie auf Dauer kein Geld mit ihrem Kerngeschäft, der Kreditvergabe, machen. Doch wenn die Zentralbanken die Zinsen anheben, bekommen die Geschäftsbanken ebenfalls Probleme. Viele Kredite haben sie zu einem niedrigen Festzins vergeben, der für mehrere Jahre garantiert ist. Finanziert haben sie diese in der Regel über kurzfristige Kredite, was nicht sehr vernünftig, aber gängige Praxis ist. Steigen die Zinsen, können Banken in die Verlustzone schlittern – und zwar dann, wenn die Zinsen, die der Kreditnehmer zahlt, geringer sind als die nunmehr erhöhten Kreditkosten der Banken. Sollten die Zinsen nach Ablauf einer beispielsweise zehnjährigen Zinsbindung wieder ein normales Maß erreichen, würde sich die Zinsbelastung des Häuslebauers plötzlich drastisch erhöhen. Vermutlich würde so mancher Kreditnehmer dann zahlungsunfähig, was ebenfalls keine gute Nachricht für die Banken wäre.

      Von der Banken- zur Staatskrise

      Wenn Zombie-Unternehmen keine Kredite mehr bekommen, müssen sie in die Insolvenz gehen. Eigentlich wäre das ein natürlicher und sogar gesunder Vorgang, doch wenn auf einen Schlag viele Unternehmen pleitegehen, die es eigentlich längst nicht mehr hätte geben sollen, häufen sich die Probleme. Wenn Kredite ausfallen, halten die Banken nur noch die Sicherheiten, die die Unternehmen dafür hinterlegt haben, etwa Immobilien oder Wertpapiere. Die Banken werden dann versuchen, diese Sicherheiten zu verkaufen, um wenigstens etwas Geld aus dem missglückten Kreditgeschäft zu erhalten. Doch wenn viele Unternehmen auf einmal insolvent gehen, werden viele Banken gleichzeitig versuchen, die Sicherheiten auf den Markt zu werfen, was logischerweise dazu führt, dass deren Preise fallen.

      In so einer negativen Preisspirale kommt auch der Interbankenmarkt zum Stillstand. Die Banken leihen einander dann kein Geld mehr. Viele Banken werden pleitegehen und versuchen, vom Staat mit Steuermitteln gerettet zu werden, weil sie „systemrelevant“ seien, wie wir es in der letzten Finanzkrise erlebt haben. Doch anders als 2008 sind viele Staaten inzwischen so hoch verschuldet, dass sie keine neuen Anleihen mehr ausgeben können, um sich noch weiter zu verschulden. Ihre Steuereinnahmen reichen nicht aus, um deren Zinsen und Tilgung zu bedienen. Kaum jemand würde neue Anleihen eines Staates kaufen, dem man nicht zutraut, seine Schulden bedienen zu können. Zusätzlich steigen durch das schwindende Vertrauen der Anleger die Zinsen auf Anleihen aus der Vergangenheit. All diese Faktoren führen dazu, dass Staatsbankrotte unvermeidlich werden.

      Bisher haben wir Staatsbankrotte nur in einzelnen Fällen erlebt, etwa in Argentinien oder dem Libanon. Wenn jedoch viele Staaten auf einmal bankrottgehen, werden auch die Mittel der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds knapp, die in solchen Situationen normalerweise eingreifen. In der Eurozone kommt hinzu, dass auch die noch als solide geltenden Staaten wie Deutschland, Finnland oder die Niederlande mit in die Insolvenz gerissen werden, da sie für die Schulden der anderen Eurostaaten mithaften. Die Regierungen können sich dann nur noch durch Enteignungen der Bürger und Unternehmen finanzieren.

      Die Coronapanik

      Die weltweite Panik über die Ausbreitung von SARS-CoV-2, umgangssprachlich „Coronavirus“ genannt, hat die Wahrscheinlichkeit einer großen Wirtschaftskrise nochmals erhöht. Die Diskussion darüber, wie gefährlich oder ungefährlich dieses Virus tatsächlich ist und was man tun sollte, um seine Verbreitung einzudämmen, überlasse ich lieber den Experten. Die Meinungen dazu gehen ja weit auseinander. Auch an Spekulationen, dass die Viruspanik künstlich inszeniert sei, um einen Schuldigen für eine ohnehin unvermeidliche Krise zu finden, möchte ich mich nicht beteiligen.

      Was man jedoch ohne Zweifel feststellen kann: Die Maßnahmen vieler Regierungen, die auf die Virusgefahr mit Ausgangssperren, Grenzschließungen, dem Verbot von Kultur- und Sportveranstaltungen und der Sperrung von Restaurants, Cafés und Geschäften reagierten, haben die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen gefährdet. Eigentlich gesunde Unternehmen sind pleitegegangen, weil sie nicht genug Rücklagen hatten, um ihre Verluste während des staatlich verordneten Shutdowns zu überbrücken. Wer konnte auch mit so etwas rechnen? Freiberuflern ist ein großer Teil ihrer Einnahmen weggebrochen. Größere Unternehmen haben auf Kurzarbeit umgestellt oder Mitarbeiter entlassen.

image

      Um angeschlagene Unternehmen zu retten und in Not geratene Menschen zu unterstützen, haben viele Regierungen gigantische finanzielle Hilfsprogramme aufgesetzt. Das ist verständlich, wird aber langfristig gravierende Folgen für das Finanzsystem haben, die wahrscheinlich sehr viel schädlicher sein werden als das Virus selbst. Die Europäische Zentralbank kauft im Rahmen ihres Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) für 750 Milliarden Euro Staatsanleihen, sprich, sie schafft neues Geld aus dem Nichts und leiht es den Regierungen zum Nulltarif.19 Die USA pumpen zwei Billionen neu generierter US-Dollar in die Wirtschaft.20 Die ohnehin schon hohe Staatsverschuldung der USA wird dadurch noch einmal massiv zunehmen. Es sollte klar sein, was diese Maßnahmen für alle Besitzer von Euro oder US-Dollar bedeuten: Ihr Einkommen und ihre Ersparnisse werden weniger wert, denn es ist unvermeidlich, dass durch eine solche Aufblähung der Geldmenge die Preise steigen und die Kaufkraft des Geldes sinkt.

      Die USA können sich eine solch gigantische Verschuldung nur deshalb leisten, weil der Dollar die Weltwährung ist. Ein Großteil des internationalen Handels läuft darüber. Saudi-Arabien und die anderen OPEC-Staaten lassen sich ihr Öl ausschließlich in US-Dollar bezahlen. Die Nachfrage nach Geld, das die US Federal Reserve aus dem Nichts schöpfen kann, ist also für die absehbare Zukunft garantiert. Alle anderen Regierungen haben diesen Luxus nicht. Die meisten Eurostaaten sind bereits so stark verschuldet, dass große Rettungspakete eigentlich außerhalb ihrer Möglichkeiten liegen. Viele Entwicklungsländer trifft es noch härter, denn ihre Staatsschulden sind oft in US-Dollar denominiert. Bevor die Regierungen Menschen verhungern lassen, verschulden sie sich vermutlich trotzdem. Weitere Staatsbankrotte sind also vorprogrammiert.

      An welcher Stelle das auf Schulden basierende Finanzsystem zuerst kollabiert, ob das Coronavirus oder der Euro der Auslöser sein wird, ob die China-Blase platzt oder ob reihenweise Banken pleitegehen, deren Geschäftsmodell sich wegen der Negativzinsen nicht mehr lohnt, kann niemand genau vorhersagen. Vielleicht geschieht auch alles gleichzeitig. Es wäre jedenfalls höchst unvernünftig, sich nicht gegen einen großen Crash zu wappnen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.


Скачать книгу